An Gretchen

Jüngst, als unsere Mädchen, zur Fastnacht beide verkleidet,
Im Halbdunkel sich scheu erst an der Türe gezeigt,
Dann sich die Blonde als Schäferin dir, mir aber die kleine
Mohrin mit Lachen zumal warf in den offenen Arm,
Und du, Liebste, von fern mein Gefühl nicht ahnend, ins Ohr mir
(Der ich verblüfft dasaß) flüstertest »lobe sie doch« – –:
O wie gedacht ich der Zeit, da diese nicht waren, undwir uns
Beide noch fremd, ja du selber noch hießest ein Kind.
Einst und jetzt im Wechsel – ein fliegender Blitz der Gedanken
Machte mich stumm, und hoch wallte vor Freuden mein Herz.

Notes
Entstanden 1864, Erstdruck 1867.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Mörike, Eduard. An Gretchen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4263-C