[5] [9]Träume

Hirt Ahasver

Ich träumte jüngst, mir träumte, daß ich träumte,
daß ich geträumt, geträumt zu haben hätt',
wie Ahasver mit zweimal sieben Kühen,
den sieben magern und den sieben fetten,
im Mondschein übers Moor gewandert wär',
worüber selbst ein später Weg mich wies.
»Ei guten Abend, Meister Ahasver,« –
begrüßt ich keck ihn, daß ein magres Tier
erschreckt zur Seite setzte, – »Was ist das?
Ihr treibt die vierzehn Kühe durch die Welt?«
Verächtlich schoß des Alten Blick nach mir,
und zornig murmelnd zog er einer fetten
den lauten Stecken übers Hinterteil.
Heidi! wie sich die Rinderbeine regten,
die magern immer flink voran, dahinter
mit schwipp und schwapp der Hängebäuche Trott;
bis Fern' und Dämmrung endlich sie verschlang,
und nur des Hirten wehnder Weißbart noch
ein Weilchen aus den Weiten schimmerte ...
Doch mir verschob sich alles nun. Und weiter
flog hin und her das Webeschiff des Traums.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Auf vielen Wegen. Träume. Hirt Ahasver. Hirt Ahasver. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3FF6-A