[41] Das Auge Gottes

Einst träumte mir das Auge Gottes,
und Grausen überfiel mich.
Entschürzt, entzaubert lag die Welt vor ihm,
entwirrt, entblößt, bis in den letzten Winkel
entheimlicht, nüchtern, reiz- und rätsellos.
Nichts log ihm mehr.
Der ahnungsvolle Rauch,
den wir in Qual und Wonne Leben nennen,
zerflatterte vor ihm, ward kalte Klarheit,
Durchsichtigkeit, notwendige Verknüpfung.
Die Blitz' und Donner der Gefühl' und Triebe,
des Unbewußten herrlich jäher Sturm –
Verhältnisse von Zahlen.
Und mich fror.
Graunvolle Ahnung grenzenloser Öde
befiel mich.
Und ich wünschte mir den Tod.

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TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Ich und die Welt. Das Auge Gottes. Das Auge Gottes. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3DAE-4