[44] Der Gärtner

Ich seh' ihn täglich schalten
von meiner Trambahnfahrt,
den irren Tolstoi-Alten
mit weißem Haar und Bart.
Er recht mit seinem Rechen
das dürre Laub zuhauf,
er kann den Spaten stechen,
als grüb' ein Grab er auf.
Er kehrt auf den Beeten den Mist um,
wann Winterfröste drohn,
er denkt an Jesum Christum,
der Erde tiefen Sohn.
Er war dereinst ein Großer
und tat der Erde weh;
jetzt ist er Gärtner bloßer
im Kurhaus Halensee.
[45]
Er steht auf seinen Spaten
gelehnt und murmelt leis;
er kann der Welt entraten,
er weiß, was niemand weiß.
Er streut den Vögeln Futter,
kennt all die Pflänzlein zart.
Die große Erdenmutter
sein Ein und Alles ward.
Er kehrt auf den Beeten den Mist um,
wann Winterfröste drohn.
Er denkt an Jesum Christum,
der Mutter tiefen Sohn.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Melencolia. 4.. Der Gärtner. Der Gärtner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3D91-F