[34] Sonnenuntergang

Am Untersaum
des Wolkenvorhangs
hängt der Sonne
purpurne Kugel.
Langsam zieht ihn
die goldene Last
zur Erde nieder,
bis die bunten Falten
das rotaufzuckende Grau
des Meeres berühren.
Ausgerollt ist
der gewaltige Vorhang.
Der tiefblaue Grund,
unten mit leuchtenden Farben
breit gedeckt,
bricht darüber
in mächtiger Fläche hervor,
karg mit verrötenden
Wolkenguirlanden durchrankt
und mit silbernen Sternchen
glitzernd durchsät.
Aus schimmernden Punkten
schau ich das Bild
einer ruhenden Sphinx
kunstvoll gestickt.
[35]
Eine Ankerkugel,
liegt die Sonne im Meer.
Das eintauchende Tuch,
schwer von der Nässe,
dehnt sich hinein in die Flut.
Die Farben blassen,
mählig verwaschen.
Und bald strahlt
vom Himmel zur Erde
nur noch
der tiefe, satte Ton
blauschwarzer Seide.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. In Phanta's Schloss. Sonnenuntergang. Sonnenuntergang. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3B97-4