Bei Nacht

1773.


Willkommen, frohe Nacht, die du
Den schönsten Tag vollendest,
Und der Erinnrung süße Ruh
Nach Taumelfreuden sendest!
Wisch' aller Augen Thränen ab,
Die noch im Dunkel fließen!
Laß jedes Glück, das mich umgab,
Mich noch einmal genießen!
Ihr Augen, die ihr heller mir,
Als diese Sterne, lachtet,
Die ich mit süßerer Begier,
Als diesen Mond, betrachtet!
Die ihr, wie dieser Silberschein,
Ihr Freuden, mich umwalltet!
Ihr Lieder, die ihr süß und rein,
Wie Abendflöten, schalltet!
Du reine Seele, die du mich
Durch Engelskuß beglücktest,
Und mehr, wie diese Stille, mich
Zu meinem Gott entzücktest!
[207]
Komm, meine Liebe, senke dich
Zu mir im Traum' hernieder!
Komm, süße Liebe, küsse mich
So süß noch einmal wieder!
Ach Gott! Sie schlummert; laß sie ganz
Dein Wohlgefallen fühlen!
Laß es, wie Morgenwolkenglanz,
Um ihre Seele spielen!
Singt, Engel, den Gesang ihr vor,
Der ihr dereinst erschallet,
Wann sie zu Gottes Thron empor,
Wie stille Flammen, wallet!
Zeigt mich in frommen Träumen ihr,
Wie ich hier dankend kniee;
Daß immer ihre Seele mir
In reiner Liebe glühe!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Miller, Johann Martin. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Bei Nacht. Bei Nacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-385B-6