Die Zufriedenheit

(1776.)


Was frag' ich viel nach Geld und Gut,
Wenn ich zufrieden bin!
Giebt Gott mir nur gesundes Blut,
So hab' ich frohen Sinn,
Und sing' aus dankbarem Gemüt
Mein Morgen- und mein Abendlied.
[273]
So mancher schwimmt im Überfluß,
Hat Haus und Hof und Geld;
Und ist doch immer voll Verdruß,
Und freut sich nicht der Welt.
Je mehr er hat, je mehr er will;
Nie schweigen seine Klagen still.
Da heißt die Welt ein Jammerthal,
Und deucht mir doch so schön;
Hat Freuden ohne Maß und Zahl,
Läßt keinen leer ausgehn.
Das Käferlein und Vögelein
Darf sich ja auch des Maien freun.
Und uns zuliebe schmücken ja
Sich Wiese, Berg und Wald;
Und Vögel singen fern und nah,
Daß alles wiederhallt. –
Bei'r Arbeit singt die Lerch' uns zu,
Die Nachtigall bei'r süßen Ruh'.
Und wenn die goldne Sonn' aufgeht,
Und golden wird die Welt,
Und alles in der Blüte steht,
Und Ähren trägt das Feld:
Dann denk' ich, alle diese Pracht
Hat Gott zu meiner Lust gemacht.
Dann preis' ich Gott, und lobe Gott,
Und schweb' in hohem Mut;
Und denk', es ist ein lieber Gott,
Und meint's mit Menschen gut;
Drum will ich immer dankbar sein,
Und mich ob seiner Güte freun!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Miller, Johann Martin. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Die Zufriedenheit. Die Zufriedenheit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-384D-6