Idylle

Wilhelm und Lieschen.


1773.


L. Willst du, Wilhelm, so setzen wir uns hier am Holunderbaum? Ich rieche seine Blüte so gern; du doch auch?

W. Ja, Lieschen, was du gerne hast, das hab' ich auch; das weißt du ja.
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L. Aber sage, warum grüßtest du mich heute nicht, als ich aufs Feld ging?
W. Weil mein Vater bei mir stand; du weißt ja, wie er ist.

L. Das ist traurig, daß er das nicht leiden kann, wenn wir einander gut sind! Ja, wenn ich reicher wäre –

W. Laß uns von was anderm reden, Lieschen! Du bist doch mein, es mag auch kosten, was es will!
L. Guter Wilhelm! – Sieh, was ist am Himmel dort so hell?
W. Der Mond, denk' ich, wird bald aufgehn.

L. Ja, wahrhaftig! Siehe, da kömmt er schon, und ist so freundlich! Sei doch auch freundlich, lieber Wilhelm!

W. Bin ich's nicht, Lieschen? – Küß mich doch einmal!
L. Ei, da glänzt er dir im Auge! Das ist schön!

W. Auch in deinem, liebes Lieschen, wenn du seitwärts siehst. – Aber, deines ist so hell; ich denke gar, du weinest?

L. Ja, lieber Wilhelm! Es ist mir so schwer ums Herz! – Horch! was geht da unten?
W. Es ist mein Vater! Komm, laß uns schnell ins Gebüsch!

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TextGrid Repository (2012). Miller, Johann Martin. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Idylle. Idylle. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-37C2-4