Begegnung

Mich führte durch den Tannenwald
Ein stiller Pfad, ein tief verschneiter,
Da, ohne daß ein Huf gehallt,
Erblickt ich plötzlich einen Reiter.
Nicht zugewandt, nicht abgewandt,
Kam er, den Mantel umgeschlagen,
Mir deuchte, daß ich ihn gekannt
In alten, längst verschollnen Tagen.
Der jungen Augen wilde Kraft,
Des Mundes Trotz und herbes Schweigen,
Ein Zug von Traum und Leidenschaft
Berührte mich so tief und eigen.
Sein Rößlein zog auf weißer Bahn
Vorbei mit ungehörten Hufen.
Mich faßt's mit Lust und Grauen an,
Ihm Gruß und Namen nachzurufen.
Doch keinen Namen hab ich dann
Als meinen eigenen gefunden,
Da Roß und Reiter schon im Tann
Und hinterm Schneegeflock verschwunden.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 2. Stunde. Begegnung. Begegnung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-36A2-3