Oberflächlichkeit

Denk nicht, das Leben sei ein Spiel!
Es meints gar ernst, ja, mehr als ernst.
Erforsche seinen Zweck, sein Ziel,
Damit du es begreifen lernst!
Du gehst behaglich hier spazieren,
Machst dirs so viel wie möglich leicht
Und glaubst was wunder zu verlieren,
Wenn sich ein Tag nicht folgsam zeigt.
Und brauchst du irgend welche Sorgen,
So muß die Erde sie dir borgen.
Du gehst auf einem weiten Moor,
Das du wohl fest und sicher nennst,
Nur weil du seinen Blumenflor
Nicht als zum Sumpf gehörig kennst.
Du sollst hinüber, sollst dich retten
Und bist verloren, bleibst du stehn;
Wirst du gehalten von den Kletten,
So sinkst du ein, mußt untergehn.
Und zieht dich das Verderben nieder,
So giebt es dich dann niemals wieder.
[355]
Denk nicht, das Leben sei ein Spiel;
Es ist die Rettung vor dem Tod,
Der Schritt um Schritt, bis an das Ziel
Stets unter deinen Füßen droht.
Du gehst darüber, täglich, stündlich
Und siehst es nicht, wie tief es ist;
Es ist ja grad so unergründlich,
Weil du so oberflächlich bist.
O, denke tiefer dich ins Leben,
Dann kanns für dich noch Rettung geben!
[356]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Oberflächlichkeit. Oberflächlichkeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2E35-9