Niklaus Manuel
Vom Papst und seiner Priesterschaft

[Titel]

[29] Ein Faßnacht spyl, so zů Bern uff

der Herren Faßnacht in dem M.D.XXII. jar, von burgers sünen offentlich gemacht ist, Darinn die warheyt in schimpffs wyß vom Babst v siner priesterschafft gemeldet wirt.

[29][31]

[Stücktext]

Des ersten trůg man ein toten in einem boum, in gestalt in ze vergraben. Und sass der bapst da in grossem gepracht mit allem hofgesind, pfaffen und kriegslüten, hoch und nider stands. Und stůnd aber Petrus und Paulus wit hinden, sahend zů mit vil verwundrens. Ouch warend da edel, leien, bettler und ander. Und es giengend aber zwen leidmann nach der bar, die klagtend den toten. Und do die bar für die pfeffisch rott ward nider gestellt, do fiengend die leidlüt an ir klag, des ersten also.

LEIDMANN.
AUGUSTIN VORSCHOPF.
Erbarm sin gott und all chör der engel,
Dass unser vetter Bonenstengel
So jung mit tod abgangen ist!
O barmherziger Jesu Christ!
LEIDMANN.
CASPAR WITWENROGEN.
Kein kosten sol uns beduren daran,
Wo wir münch und priester mögend han,
Und solt es kosten hundert kronen,
So wellend wir inen erlich lonen;
Damit man mög die seel erlösen
Vom fegfür und von allem bösen,
Darvon man doch so grüwlich redt.
Darumb ich im gern helfen wett.
SIGRIST.
VÄLTIN STICKEL.
Heer kilchherr, gend mir 's botenbrot!
Es ist ein vast richer meier tot,
Den hat man gebracht mit grossem weinen.
[31]
KILCHHERR.
HERR RUPRECHT MEEHER.
Es ist recht, hettind wir noch einen!
Der bschüsst nüt, kämind noch vil!
Der tod ist uns pfaffen ein eben spil,
Je me, je besser; kämind noch zehen!
SIGRIST.
Bi gott, ich liess es ouch gern beschehen!
Ich wil lieber den toten lüten,
Dann dass ich solt hacken oder rüten.
Die toten gend gůt spis und lon:
Sollend sie mit glüt in himmel kon,
So ist das gelt wol angeleit,
Wenn sie der ton in himmel treit.
KILCHHERR.
Lucas schribt nit vil darvon,
Dass gott durch den gloggenton
Werde bewegt, sin gnad ze geben,
Es sye im tod oder leben.
Es bringt aber uns die fisch in die rüschen,
Barben, hecht, fornen, sahnen und gross trüschen,
Die mögend wir vom opfer koufen.
Es fröwt mich bass, dann kindlin toufen.
PFAFFENMÄTZ.
ANASTASIA FUCHSÖRLI.
Herr, bis gelobt, es wil uns wol ergan,
Da werdend wir aber me zins han!
Die richen toten gend gůten lon;
[32] Mir wirt zum minsten ein rock darvon,
Der můss sin wiss, schwarz, grüen und brun
Und unden drum ein gäler zun.
TISCHDIENER.
GÖRG FRÜESUMMER.
Benedicite ir lieben herren!
Ir mögend aber wol frölich zeren!
Da lit ein vogel der's vermag,
Der ist gefallen in den schlag;
Pfrüend und jarzit hat er gestift,
Das ein grosse nutzung trifft,
Und eb ir den werdend verzeren,
So wirt üch gott ein bessern bescheren.
PAPST.
ENTCHRISTELO.
Der tod ist mir ein gůt wiltbrät,
Dardurch mine diener und mine rät
Mögend füeren hohen gebracht
In allem wollust tag und nacht;
Diewil wir's habend gebracht dahin,
Dass man nit anderst ist im sinn,
Dann dass ich also gwaltig si,
Wiewol ich leb in büebery,
Noch mög ich die seel in himel lupfen,
Dardurch ich menchen vogel rupfen.
Ouch wänend sie, ich heb den gwalt,
In die hell zů binden, wer mir gefalt.
Das sind alles gůt griff uf der gigen.
Lůgend ir nun, dass ir gschickt syen
Und predgend allweg das geistlich recht!
So sind wir herren und die leien knecht;
Und tragend herzů bi der schwere,
Das sunst alles verderbt wäre,
Wo ir das euangelium seitind
[33] Und nach sim inhalt recht usleitind.
Dann das lert nienen opferen noch geben,
Allein in armůt und einvalt leben.
Sölte es nach euangelischer wis zůgan,
Wir möchtind vast kum ein eslin han,
So wir sunst hoch gehalten werden.
Ich rit allmal mit tusend pferden,
Ein cardinal mit zwei drü hundert,
Wiewol es die leien übel wundert.
Ich zwing sie aber durch den ban
Und sprich, der tüfel müesst sie han,
Wo sie ein wort darwider redtind.
Und wenn wir nummen selber wettind,
So wärind wir herren der ganzen welt;
Dann uns vallt zů rent, gült und bargelt
Us der armen blůtenden schweiss,
Der nit anders verstat noch weiss,
Dann dass ich sye gwaltiger gott,
Und müessind halten mine gebot;
Des ir mit mir gross wollust hend.
Wenn wir es nummen behalten wend,
So sind wir fri und sicher lüt
Und gend uf erd keim leien nüt,
Weder reis, kost, zoll, stür, noch ander beschwerd,
Dann wiewasser und salz, dri haselnuss wert,
Und ist keim volk uf ertrich bass.
Darzů hilft vast wol der ablass,
Schafft, dass man schücht bůss zů tragen;
Vom fegfür ist grüwlich ze sagen,
Dass man das gmein volk mög erschrecken.
Das hilft gar wol den schalk verdecken.
Und wer gern well leben fri
In wollust und aller büebery,
[34] Der behelfe sich mines rechten,
So bedarf üch niemand widerfechten.
Ir stelind, roubind, tüegind, was ir wend,
So bedörfend doch die leien nit ir hend
An üch legen mit irem gewalt.
Wann man nun dise gewonheit bhalt!
Und strafend und plagend wir all welt
Umb alle narung, gůt, gold und gelt!
Darzů so helfend uns die toten,
Dass wir die leien mögen beschroten.
CARDINAL.
ANSHELM VON HOCHMŮT.
Wann mir nit wär mit toten wol,
So läg nit mencher acker voll,
So durch mich und min gesellen,
Die stets nach kriegen stellen,
Sind erschlagen und erschossen.
Des hab ich mechtig wol genossen,
Dass ich so gern sach christenblůt,
Darumb trag ich ein roten hůt,
Und hab darvon gross nutz und ouch eren,
Järlich zwenzig tusend florin zů verzeren.
Kan ich es gefüegen, ich wil bass dran,
Ich můss noch zwei gůte bistum han.
BISCHOF.
CRYSOSTOMUS WOLFSMAGEN.
Wir bischof hand ein gůte sach,
Darumb sind wir an gelt nit schwach;
Darzů hilft uns das bäpstlich recht,
Die sach wär sunst nit halb so schlecht,
Und wurdind nit vil siden tragen,
Ouch nit gross gůt vertůn mit jagen,
[35] Zů keiner zit im harnesch riten;
Ich wär ouch nit ein houptman in striten.
Stüend es als bi anfang der kilchen,
Ich trüeg villicht grob tůch und zwilchen;
Do wurdend wir als hirten geacht,
Ietz sind wir zů fürsten gemacht.
Darzů so bin ich noch ein hirt.
Ja wenn? so man die schaf beschirt.
Die hirten sind ouch underscheiden,
Die schaf müessend mich weiden
In allem můtwil und libslust;
Sie müessend's tůn, ich friss sie sust,
Und milch sie, dass sie kum könnend gan,
Ietz mit ablass, denn mit dem ban.
Si dörfend sunst keins wolfs, denn min,
Ich kan wol hirt und ouch wolf sin.
Dank hab der bapst, von dem ich's han,
In sinem glouben wil ich stan,
Bis in tod beschirm ich sin gbot,
Er ist mir recht ein gůter gott.
Dass er den pfaffen die ee verbüt
On grund heiliger gschrift, das schadt mir nüt.
So mögend sie nit künscheit halten,
Vast wenig der jungen noch der alten;
Wiewol sie sind gottes wort verkünder,
So sitzend sie doch als offen sünder,
Daran sich ergert alle welt.
Was liegt mir dran? es bringt mir gelt.
Ich lass inen es nach, warumb des nit?
So er mir vier rin'sch guldin git
Järlich, so sih ich durch die finger,
So halt ich fürsten stat dest ringer.
Gebirt denn die mätz ouch kind dem pfaffen,
[36] So mag ich min nutz witer schaffen.
Sich zů, was bringt es nutz und gewins
Der hoden – wie heisst? der bodenzins:
Zwei tusend guldin treit es ein jar,
Kumpt mir von pfaffenhůren har.
Wärind pfaffen und hůren frumm,
So wurd mir nit ein haller drum.
Soltend die pfaffen eewiber nen,
Das wurd nit speck in die bratwürst gen.
Also bin ich ein fürst und geistlicher hirt,
Ja frilich zů gůtem tütsch ein hůrenwirt,
Darfür wend mich die puren han.
Die selben tůn ich all in ban.
VICARI.
JOANNES FABLER.
Mich truckt der schůch an beden füessen,
Ich hab kurzlich erliden müessen
Von den puren und groben freflen leien,
Dass sie mich ganz ein andren reien
Hand wellen leren us der gschrift.
Die trucker hand sie all vergift.
Sie hand das euangelium gfressen
Und sind ietz mit dem Paulo besessen.
Die bibel hand sie gar durchsůcht,
Sie sind verwegen und verrůcht;
Sie schühend weder aach noch ban
Und wend sich nit erschrecken lan.
Ich wond, ich hett ouch hirn im houpt,
Man hat mir ouch vor ziten gloubt,
[37] Wenn ich das bäpstlich recht allegiert,
Und mine wort hoflichen beziert.
Sie hand an mir nüt überhupft
Und mir den gyren gnaw berupft.
[38] Ich sagt von frömbden inslen und landen,
[39] Darmit hab ich mich understanden,
Zů behalten minem bischof noch
Sin gwalt und macht und wirde hoch,
Den langen bruch vil hundert jar.
Das hand sie mir verachtet gar.
Kein concilium gilt nüt me,
Das tůt mir so angst und we.
Sie erbietend sich zů disputieren,
Durch heilige gschrift zů arguieren,
Und sind doch grob schlecht hantwerkslüt,
Die machend unser sach zů nüt.
Sie hend mir gebürstet, des ich mein,
Und alls mit heiliger gschrift allein;
Darneben ouch mich gfatzt, umbgetriben,
Ich ward noch nie so wol usgeriben
In der badstuben, noch darneben,
Und hab doch gůte trinkgelt geben!
PROBST.
FRIDRICH GITSACK.
Hochwirdiger fürst und gnädiger herr,
[40] Sind handvest und gestattend nimmermer,
Dass man anders predge und sag:
Denn dass der bapst allein vermag,
Die seel in die hell und himmel ze bringen,
Darmit man die leien möge zwingen,
Was ir redend, singend und sagen,
Dass sie das bi straf ewiger plagen
Müessind halten und glouben stät,
Als wärind's Christi gebot und rät;
Darmit wir mögind herrlich prangen.
Es ist vor ziten wol angefangen,
Denn alles, das wider uns was,
Das hand die bäpst erlütret bass,
Krümpt und gebogen uf unseren weg,
Das sunst im widerspil stets läg.
Es stat noch wol von gottes gnaden!
Tůnd wir uns nur nit selber schaden
Und stets in sölichem bruch beharren,
So machend wir die leien zů narren.
DECHAN.
SEBASTIAN SCHINDDENBUREN.
Ich blib darbi, diewil ich leb,
Gott geb, wo das euangelium kleb.
Was gat's mich an, was Christus seit,
So es mir nit ein haller treit?
Solt ich mich des benüegen lan,
So wurde ich nit feisst backen han.
Was han ich mit dem euangeli ze schaffen?
Es ist doch ganz und gar wider uns pfaffen,
Als es ouch was bi Christus leben;
Darumb ward er Pilato geben,
Dass er wider die priester was.
Des bapsts satzung gevalt mir vil bass.
[41] Was bedarf ich der bibel und propheten?
Hette ich ein bůch von Elslin und Greten!
Doctor Murnar parfůsser ist
Mir ein gůter euangelist,
Der schribt Gouchmatt von minem wesen;
So ist Esopus mir ouch hüpsch ze lesen,
Die billich bi einandren soltend sin.
Ja, wo nit wär der bischoffen gwünn.
Wenn ich das bäpstlich recht verstan
Und warlich eelüt scheiden kan:
Was wott ich mee? es ist nit not.
Ich blib darbi bis in den tod,
Dass der bapst sye gott uf erden
Und wir durch in selig mögind werden,
Oder verdampt, wie es im gevalt,
Dann er hat allen göttlichen gwalt.
PFARRHERR.
MATTERN WETTERLEICH.
O heiliger vater, nun hilf und rat,
Damit wir blibind bi unserem stat!
Wer, herr, wer, es tet nie so not,
Dann sunst wär uns weger der tod!
Die leien merkend unseren list.
Wo du nit unser helfer bist,
So gat uns ab an allen dingen,
Dann sie wend selb der geschrift zůtringen.
[42] Der tüfel nein die truckergesellen,
Die alle ding in tütsch stellen,
Das alt und nüw testament!
Ach wärind sie halb verbrent!
Ein ieder pur, der lesen kan,
Der gwünt's eim schlechten pfaffen an.
Wir hand in des bapsts rechten gelesen
Und in Aristotelis wesen,
Thoma, Scoto und anders mer,
Der alten schůler und schriber ler:
So kummend sie mit Christus worten,
Zeigend an, wo, wie, an welchen orten,
Und bringend da so starke stuck,
Werfend all doctores zůruck.
Unser kunst die hilft nit me,
Paulus tůt uns liden we
Mit sinen tief gegründten epistlen,
Die schmöckend mir glich wie grob distlen.
Wo man nit mag mit banbriefen schaffen,
Dass sie nit tüegind wider uns pfaffen,
So helf uns gott, so sind wir grech:
Drumb lůgend, wie man das versech!
PFAFFENMÄTZ.
LUCIA SCHNÄBELI.
Der bapst wär mir wol ein recht gůter man,
Aber der bischof wil ein hüt ufhan.
Dem můss min herr ietz alle jar
[43] Legen vier gůt rin'sch guldin dar,
Darumb, dass wir bi einandren sind.
Wenn ich denn ouch mach ein kind,
So hat er aber sinen nutz darvon.
Ich bin dem bischof nun oft wol kon
Und hab in genützt wol zehen jar
Me, dann fünfzig rin'sch guldin bar.
Vor bin ich lang im frowenhus gesin
Zů Strassburg, da niden an dem Rin;
Doch gwan min hůrenwirt nit so vil
An uns allen, das ich glouben wil,
Als ich dem, bischof hab müessen geben.
Ach gott, möchte ich den tag erleben,
Dass der bissschaf nit wäre min wirt!
Es ist das grösst, das mich ietz irrt.
Mir wäre sunst in allweg wol,
Denn, dass ich im ouch zinsen sol.
Ich wond, ich wött den hůrenwirt schühen
Und zů einem erberen priester flühen:
So ist es zwo hosen von eim tůch.
Darumb ich im dick gar übel flůch.
CAPLAN.
ULRICH NUSSBLŮST.
Ach gott, wie ist es doch ein ding,
Dass man uns priester wigt so ring,
Dass man ouch wider uns reden darf!
Die leien sind ietz so geschwind und scharf
Und wend all euangelium lesen.
Das rimpt sich nit zů unserem wesen.
Sie zeigend uns im Paulo an,
[44] Wie dass wir söllind eewiber han.
So ich denn sprich und meinen: nein,
Der priester söl sin künsch und rein,
So sprechend sie, es wäre gůt!
Sie lassind's nach dem, der es tůt.
Die aber nit künsch bliben wend
Und die gnad von gott nit hend,
Die sitzend in hůren und bůben gestalt.
Darumb söl man uns zwingen mit gwalt,
Dass wir uns der offnen sünd verschämind
Und ouch als sie eeliche wiber nemind.
Da hüetend vor, dann kumpt es darzů,
So hand wir, als ich fürcht, niemer růw.
Vil weger ist's, wir sigind fri
Und bruchind unsere büebery,
So hend wir alle tag ein nüwe,
Uf dass, so bald es uns gerüwe,
Dass eine wirt ungeschaffen, alt,
Oder uns sunst nit mer gevalt:
So schickend wir sie us dem hus.
Die friheit wäre denn gar us;
Wo wir müesstind eewiber han,
So müesstind wir gebunden stan.
APT.
ADAM NIEMERGNŮG.
Ach gott, wie wil es uns ergan!
Man kouft kein ablass, schücht kein ban,
Das opfer facht ouch an ze schwinden,
Ouch kan ich ietz kein buren finden,
Der da welle mess und jarzit stiften.
Sie hand all euangelisch gschriften
Jetzimd in unseren tütschen landen,
Es wirt den puren alles zů handen.
[45] Sie sind ganz nienen me wie vor.
Wenn ich sie schon wisen in chor,
Sie söllind da den ablass lösen,
So sprechend sie, besunder die bösen:
Ir pfaffen hend den ablass versetzt,
Und uns leien lang darmit geschetzt!
Wend ir in nit lösen, so sind doran!
Und gend uns also spitze hölzli dran.
»Den armen gehört das almüsen,«
Darmit grift der pur in bůsen
Und zücht herus das testament,
Den spruch Christi er schnell fürwendt:
»Gend's umbsunst, ir hand es vergeben!«
Sunst ander stark sprüch darneben:
»Vergeblich dienend sie mir mit menschen gsetzen,«
Und wend unser örden ganz nüt me schetzen.
Sie sprechend: ir münch sparend den aten!
Gott hat's weder gheissen noch geraten,
Dass ir söllind in die klöster gan
Und daselbst gůt vol ful leben han,
Und sich da mesten wie die schwin.
Wenn klöster wärind nützlich gsin,
Gott der hett sie ouch gestift;
Ir hend kein grund in der gschrift.
Ir mestsüw, was bedarf man üwer?
Vast us! man geb üch nit ein sprüwer!
Das gend sie uns zů antwort an allen enden.
Dass gott die verflüecht truckery müess schenden!
PRIOR.
ALEXANDER RELLING.
Herr apt, der tüfel ist im spil,
Dass man uns nüt me opfren wil.
[46] Ich sag an der kanzlen, was ich well,
Vom fegfür oder von der hell,
Und lüg, dass mir der schweiss usgat,
Wie das im Arnold gschriben stat:
Es ist verloren, sie gend nüt drum.
Wo ich im wirtshus zů inen kum,
So hebend sie an zů arguwieren;
Wil ich denn mit inen disputieren
Das, so unseren nutz antrifft,
So sprechend s': erzeig's mit gschrift,
Und namlich die recht biblisch si
Und nit mit röm'scher büebery!
Sprich ich: es můss ein römischer aplass sin,
So spricht der pur frefenlich, er schisse drin!
So sprich ich denn: pur, du bist ietz im ban!
So spricht der pur: ich wüschti den ars dran,
An römschen ablass und ban allbed!
Ich mein, dass der tüfel us im red.
Wil ich denn die gschrift verkrümmen,
So sprechend sie: pfaff, denk sin nümmen,
Wir verstund uns ouch uf üwer verbiegen!
Und heissend mich denn frevenlichen liegen.
Ich darf schier nümmen zů inen gan,
Ich sorg bi gott, sie schlahind mich dran.
THOMAN ONBODEN.
SCHAFFNER.
Ich weiss nit, was drus wil werden.
Herr apt, ir ritend mit zwölf pferden,
So hend ir siben hüpscher kind,
[47] Die alle unerzogen sind.
Wend ir die dem adel glichen,
Und die puren nit wend wichen
Von irem sinn, den sie ietz hend,
Dass sie uns mit me witers gend,
Denn bloss, so vil sie schuldig sind:
Herr apt, so kratzend üch im grind!
Denn ich weiss nit me hus zů han,
Sol es in die harr also bestan.
Wir hand zwölf priester im convent
Und hand von aller gült und rent
Nit me denn siben tosend kronen,
Und denn korn, haber, erbs und bonen,
Win, höw, schwin, schaf, küe und rind.
Herr apt, lůgend, wie arm wir sind!
Wenn man uns sunst nit täglich git,
Wie wend wir denn hus halten mit?
Ich hab's gerechnet und gestellt in zal
Alle nutzung ganz uf 's gnöwist überal,
An geld und gůt und was wir hand,
Durch min zifer ich's alles fin fand.
Ich bitt gott, dass ich nümmer zů gnaden kumm,
Ja bracht es eins hallers me in einer summ,
Rübis und stübis, butzen und stil,
Zů gemeinen jaren villicht als vil,
Als achtzehen tusent guldin wert;
Es ist mir billich ein gross beschwerd.
Sol aplass, romfart und das abgan,
So wil ich ein andren hus lon han.
QUESTIONIERER.
BONAVENTURA GILER.
O we, o we mir armen questionierer!
Ach, ich armer und unwerder terminierer!
[48] Ich hab nun gesamlet schier zwenzig jar
An käs, ziger, würst, hammen und allerlei war;
Ietz sind die puren anders gelert:
Dass gott vil mer darmit werd geert,
So man es gibt armen nottürftigen lüten,
Sunders die da nit mögend hacken oder rüten.
Vor ziten wurdend mir geben grosse fůder,
Dann ich bin mins ordens unser frowen brůder,
Also nant ich mich in einem dorf erst gester.
Do sprach der pur: gesell, du hast ein riche schwester!
Gang hin zů ir, heiss dir ouch geben!
Ich hab arm nachpuren da neben,
Den wil ich geben und teilen mit;
Du magst wol werken, wenn du sunst wit!
Fast us! fast us! du fule merchen!
Ler ouch in 's tüfels namen werchen,
Das wirt dir nun fürhin das best,
Wir hand dich nun lang gnůg gemest;
Du magst den feissten buch schier kum ertragen,
Man solt dich mit růten zum land us jagen!
Das geschicht mir ietz an manchem ort.
Vor, do gab man mir die besten wort,
Korn, gelt, käs, fleisch, was ich wott;
[49] Ach min barmherziger gott,
Wie sol ich mine kind erneren?
Sol ich fürhin ein hantwerk leren?
Ich bin ein armer fuler alter gesell,
Ist aber das nit ein vast gross ungefell?
Ich hab den quest umb hundert guldin kouft,
Aber bi dem gschrei, das ietz under'n puren louft,
So felt es mir wol umb ein puren schů.
Vor kam ich allweg richlich wol zů,
Und hat ein hüerli, wol usgebutzt,
Mit siden, samet fri ufgemutzt,
Und trat mir wie ein gräfin her,
Als ob s' von gůtem adel wär;
Darzů vier kind, hübsch jung knaben,
Die werkens ouch nit gewonet haben,
Also hab ich ouch wib und kind,
Hus, hof, ross, küe, kelber und rind,
Das gwan ich alles an dem bettelquest.
Da hielt ich ouch gross triumph und fest
Mit spilen, prassen, bůlen, schlemmen,
Aber die puren wend mich zemmen;
Sie hand mir schon passborten geben,
Wend nit der alten gwonheit geleben.
Ich schreib sie vor ziten in min brůderschaft
Und überredt sie, es hette vast gůt kraft,
Und bestreich sie mit eim rossknüw herumb
Und sprach, es wär sant Gabriels heltumb;
Schankt inen ouch helgli, die kont ich malen,
Die můstend sie dann tür gnůg bezalen,
Glich wie man die jungen kind geschweigt.
[50] Der possen han ich inen vil erzeigt.
Aber es ist us der win umb zwen!
Die puren lassent's nit me beschen.
JUNG MÜNCH.
HUPRECHT IRRIG.
Der tüfel hat mich in die kutten gesteckt,
Die mir doch so angstlich liden übel schmeckt,
Und kan doch nit mit fůg entrünnen,
Wiewol ich tag und nacht druf sinnen,
Wie ich der regel ledig wurde;
Dann es ist mir ein schwere burde.
Wie kan gott angnem sin min gsang?
Ich schlaf, ich wach, ich stand, ich gang,
So gdenk ich stets zum kloster us,
Glich wie ein gefangne mus
Wider us der fallen gedenkt.
Ja, můt und sinn ist mir bekrenkt.
Blib ich mit unwillen darin,
So hat das zwar ein kurzen sinn,
Dass ich des tüfels marterer bin.
Tůn ich dann eins und loufen hin
Us der kutten und wird ein lei,
So wirt mir aber ein wild gschrei:
Ich sig ein bůb, ein schelm, verrůcht,
Und wird von minen obern gesůcht,
Gefangen und in kerker geleit.
Da hilft mich nit, was Christus seit,
Die bibel und alle zwölfboten.
Der tüfel mag min billich spotten!
Also wirt min junges leben
Übel gemartret vergeben.
Verflůcht sigind alle die,
[51] Die rat und tat gabend ie,
Dass ich in disen orden kam!
We mir, dass ich in ie annam!
DIE NONN.
SALOME FLADENBITZ.
Die bettler tůnd uns grossen schaden.
Sunst füerind wir vil me zůn baden,
Wenn man uns gäb, das inen wirt.
So sind die lüt so gar verirt.
Sie wänend gott zů dienen daran,
Nun weist doch das ouch schier iederman,
Dass uns der bapst gross friheit git;
Wer uns sin hab ouch teilet mit,
Dass der gross gnad und aplass hat.
Der gott zů Rom an Christus statt
Hat geben ablass tusend jar
Us siner röm'schen kisten har
Allen denen, die uns ouch gebend
Und siner satzungen nach gelebend.
Wo hat er ie ablass usgeteilt
Dem, der einen armen kranken heilt,
Spist arm hungrig, wib und man,
Leit dem nackenden kleider an,
Den gefangnen tröst, den türstigen trenkt?
Der ablass ist uns in den klösteren gschenkt.
Wenn es nit wäre sünd und schad,
So hett der bettler ouch röm'sch gnad.
Der bapst hat uns die friheit geschenkt
Und ein bligin sigel daran gehenkt,
So hend wir im tusend pfund gschoben
Umb den kutzen uf dem kloben.
[52]
NOLBRŮDER.
HILARIUS GLISSNER.
Es tribt mich bald von minem wesen,
Wenn die puren die gschrift ouch lesen.
Ich hab mich beholfen lang darmit,
Der antwort, die Christus heiter git:
»Verlass din wib, kind, was du hast!
So du das tůst und mir nachgast,
So wirstu ganz volkummen sin.«
Das tet ich dar in sölchem schin,
Als hette ich gross gůt verlan
Und wett friwillig armůt han.
Denn sölt man mir durch gotts lob geben,
Dass ich rüewig und ful möcht leben,
Darmit ich nit müest zů acker gan,
Oder sunst gross arbeit han.
So hand es die puren ietz nit darfür.
Wenn ich eim puren kumm für die tür
Oder sunst eim schlechten hantwerksman,
Der wil den spruch Christi ouch verstan
Und wil ouch miner meinung spotten,
Spricht: Christus der hat nit geboten,
[53] Dass der darumb söl müessig gan,
Der wib, kind und gůt well verlan;
Ich söl ouch werken als ander lüt,
Ich sye doch stark und dörf sin wol nüt,
Des bettlens und der glichsnery;
Und dass sölichs Christus meinung si,
Dass, der wib, kind und gůt verlat,
Ob er sie schon stets bi im hat,
Der nit durch gůt, wib noch fründ
Wette tůn ein einige sünd,
Dardurch im gotts hilf möcht entgan,
Das heisst recht wib und kind verlan.
Ich sorg, sie bringind mich uf die füess,
Dass ich fürhin ouch vast werken müess.
BEGIN.
ELSLI TRIBZŮ.
Ich fröw mich, dass ich kuplen kan,
Sunst wurt's mir liden übel gan;
Das han ich meisterlich und wol gelert
Und mich nun lange zit mit ernert.
Sit dass mine tutten anfiengend hangen
Wie ein lerer sack an einer stangen,
Do fieng sich an min hut zů rümpfen,
[54] Und wott man nit me mit mir schimpfen.
Do gieng ich in das beginen hus,
Min alter gwerb trůg nüt me us.
Do legt ich an kutten und schappren,
Doch schickt ich mich vast wol mit klappren,
Bi kranken lüten kond ich wol,
Man gab mir gelt und fullt mich voll.
Dann ich můss vil wins trunken han,
Sechs mass gewinnend mir nit vil an.
Uf libfäll, sibend, trissigst und jarzit
Do was mir noch me kein mil wegs zů wit,
Ich schickt mich dar, schücht weder schne noch regen.
Ouch kan ich mencherlei gbet und segen,
Daran die menschen glouben hand.
Eb man das rütet us dem land,
So bin ich tod und langest vergraben,
Des sich die pfaffen übel gehaben.
Da geb ich nit ein schnellen drum,
Ich sorge nit, wie ich ushin kumm.
LANTFARER.
HANS SCHÖLMENBEIN.
Gott geb dem leben schier den ritten!
Die puren lond sich wol vast bitten
In sant Jacobs und Michels namen,
Jost, Anna und die allsamen.
Wenn ich mich schon vast übel ghan,
So tůnd sie eins und spottend min dran:
Warumb ich nit daheimen blib
Und ouch min gwerb und hantwerk trib,
Sie wellend nit für mich arbeit han
Und mich für ein junkeren began!
Nun hab ich mich lang darmit ernert
Und keinerlei arbeit gelert,
[55] Dann bettlen, gilen, scharpf schwätzen
Und gan in bösen hudlen und fätzen,
Als ob ich die lüt erbarmen söl,
Eb man mir dest me geben wel.
Des hab ich mencherlei angfangen,
Ich bin ietz fünfzehen jar gangen
Allwegen uf sant Jacobs strass;
Aber als ich mich bedunken lass,
So mag ich mich des nit erneren,
Die puren wend mich werken leren.
DER FROMM ARM KRANK HUSMAN BLÄSI SAMPSTAG.
Dass gott erbarm in sinem tron!
Wo ist Christus ler ietz hinkon,
Die allzit uf die liebe zeigt,
Dass man dem armen sig geneigt,
Zů hilf ze kummen in sinen nöten?
Der hunger wil mich schier gar töten
Und mine kind und arme trouwen!
Das ellend můss ich stets anschouwen,
Dass man den pfaffen git all tag;
Ich gloub, es sig von gott ein plag.
Gross fürsten, edel burger, vast rich
Die bettlend stets und eben glich,
Als hettind s' nit eins hallers wert,
Und ritend doch so hohe pferd.
Sie hand gross pfrüenden, rent und gült,
Sind nach allem wollust erfüllt:
Mund was magst, herz was wit?
[56] Noch hat der sack kein boden nit.
Ouch buwet man klöster, tůt lüt darin,
Die sunst wöl möchtind rieh gnůg sin,
Stark relling, jung, frisch und gsund;
Die armen lasst man gan wie hund,
Die billicher dardurch wurdend gespist.
Also ist man nun durch pfaffen verwist,
Dass man des armen ganz hat vergessen.
Der git hat münch und nonnen besessen,
Dass ir sack kein boden hat,
Des manch arm mensch nackend gat.
Erbarm dich, du süesser Jesu Christ,
Sit du doch selbs hie arm gewesen bist!
Lass uns in armůt nit verzagen!
Du hast all unser sünd getragen,
Uf dass wir wurdind ewig rich.
Es gilt mir schier ietz eben glich.
Es ist doch hie nit lang ze leben,
Demnach wirt uns der himmel geben.
So werdend wir bi Lazaro sitzen;
Die richen dört in 's tüfels hitzen.
Bapst, bischof, gross herren und äbt,
Die hie allzit hand wol gelebt,
Die werdend bi dem richen man
In der hell ir wonung han.
Ich gloub den worten Christi vest,
Das tröst mich uf das allerbest:
»Das rich der himlen ist der armen.«
Der welle sich über uns erbarmen!
EDELMAN.
HANS ULRICH VON HANENKRON.
Ir beschornen gsellen, machend gůt geschirr!
Lůgend nummen, dass üch kein unmůt irr!
[57] Ir hand doch rent und gült genůg,
So sind ir sicher vor dem pflůg,
Und wirt üch denocht korn und win,
Kumpt üch on alle arbeit in
Von matten, ackern, holz und reben,
Alle frücht, der man sol geleben.
Ir sind wol sicher alle zit,
Kein wetter üch nüt ze schaffen git,
Es welle haglen, schnyen, regnen;
Dass üch's der tüfel müesse gesegnen!
Ich heiss Hans Ulrich von Hanenkron,
Ir hand aber rent und gült darvon,
Ir hend den nutz und ich den namen.
Der tüfel neme üch allsamen!
Mine vordren warend grafen und fryen,
Als rich, als etliche herzogen syen,
Und wurdend überredt von üch pfaffen,
Sie köntind vor gott nüt bessers schaffen,
Denn dass sie das ir nach irem leben
Den pfaffen und den münchen geben;
Und gabend des iren vil dahin.
Nun so ich ouch erwachsen bin,
So hab ich zehen lebendiger kind,
Die gůt edel und blůtlichen arm sind;
Sol ich sie nun in klöster zwingen?
Wenn ich sie denn schon hinin bringen,
So můss ich sorgen tag und nacht,
Ich habe den tüfel frölich gemacht,
Dass er minen werde trüwlich lachen.
Ich sich wol, wie die anderen machen.
Sölte ich sie dem tüfel also verkoufen,
Ich wurde mir selbs das har usroufen,
Und wurdind villichter kinder darus,
[58] Wie man sie ouch findt im hůrenhus;
Als leider geschieht an menchen orten.
Also ir pfaffen, mit kurzen worten:
Es ist ein jamer und ein plag,
Dass man üch das vertragen mag.
Es mag die lenge nümmen sin.
Ja ir sind des tüfels möstschwin,
Und wend doch heissen gnädig fürsten!
Wir müessend üch einmal recht bürsten!
Ich dörfte des gůts minen kinden wol,
Wenn ich sie nun bald versorgen sol,
Das ir mim vater hand aberlogen,
Mit valschen listen an üch gezogen,
Uf dass es komme üch glissneren zů.
Es felt wol umb ein puren schů,
Dass ir sie in den himmel bringend
Mit üwerem wolfsgesang, das ir singend.
Ir gedenkend weder an gott noch sine helgen,
Üwere gemüet stond zů hůren und belgen.
Ich gloub, üch wäre vil weger ze schwigen.
Singend: »gůt hensli uf der schiterbigen,«
So ir nit bessern andacht hend!
Dass üch der donder in gitsack schend
Mit der gesalbten beschornen sekt!
Ir hend die lüt mit dem fegfür erschreckt,
Das hat üch fürstengůt zůbracht,
Ir hand's us üwrem git erdacht;
Ir hand uns mit dem fegfür geschunden.
In was heiliger gschrift hand ir's erfunden?
Es hat doch der heilig prophet verkündt:
»So bald du ersünfzest über din sünd,
So wil ir gott niemer gedenken.«
Was darf es denn sölicher listiger renken?
[59] Welcher ist so frisch und frum
Und zeigt mir heilig gschrift drum?
Denn wil ich's glouben und sunst ganz nüt.
Also beschissend ir land und lüt.
Wir edlen mögend's nit me erliden,
Wir müessend üch den kabis beschniden.

Des bapst gwardi houptman fieng an und redt, und demnach die andern gwardi knecht.
HOUPTMAN DER GWARDI.
JACOB GRIFSAN.
Dank hab das hirn, das ie erdacht,
Dass man den sinn in puren bracht,
Dass sie almůsen und opfer gend
Denen, so land und lüt innhend,
Und ersparend das an armen krüplen,
Blinden, lamen, torechten, düplen,
So nüt uf allem ertrich hend!
Die aber dem heiligen vater gend
Umb ablassbrief, friheit und bullen:
Die selben schaf gend gůte wullen.
Wo wöltind wir armen kriegslüt sunst bliben?
Sölte ich fürhin erst ein hantwerk triben,
So müest ich villicht in zwilchen gan;
Sunst trag ich samet, gold, siden an,
Desglichen dise mine gesellen.
Man wurd uns in ein pflůg stellen,
Zů acker gan, tröschen, mägen, höwen,
Das wurd mich liden übel fröwen!
HANS ZAN.
GWARDI KNECHT.
O aller helgister vater min!
Das ist doch ein selig mensch gsin,
Der dich hat bracht zů sölchem stat,
Den Petrus nie gesinnet hat.
[60] Herr, söitest du ein fischer sin,
So trunk ich wasser me denn win.
Darumb so behüet dir gott din gemüet,
Dass es all stund und wil nach kriegen wüet!
Denn söltestu nach friden stellen,
So wärind wir doch arm gesellen.
HEINE ANKENNAPF.
Der bapst ist mir ein grechter gott,
Er füegt wol für die armen rott;
Er weist wol, was eim kriegsmann gbrist,
So er selbs ouch ein kriesiman ist.
Er hat mir dri gůt pfrüenden geben,
Die sol ich nützen, diewil ich leben;
Die verdienen ich mit hallaparten,
Der kilchen darf ich nit vast warten.
Ich sing die siben zit bi dem win,
Ich kan ein gewaltiger chorherr sin
Und hab ein hüerlin an dem barren.
Die puren sind gross düppel und narren,
Dass sie mir geben zins und gült,
Da wirt hůren und büben gefüllt.
Sag an du hůr, wie gevallt es dir?
Ich meinen vast, als wol, als mir.
HŮR.
SIBILLA SCHILÖUGLI.
Wie könde mir das übel gevallen,
Ja uns hůren und bůben allen,
Dass üch der bapst vil pfrüenden git?
Das gevallt mir wol, warumb des nit?
Ich bin zů metti gůter dingen
Und hilfen dir non und vesper singen.
Ich sing: »ich weiss mir ein frye frow fischerin
Und die für über den Rin!«
[61] Das kan mir ein gůter kriegscher psalmen sin.
Den Benzenouwer sing ich für den hyms.
Und gibt man dir noch me pfrüenden, so nim s'!
Wir wend sie wol verschlemmen und demmen,
Hůren und bůben ze hilf nemmen!
BENEDICT LÖUWENZIGER.
Nun bin ich ouch lang nachin geloffen,
Dass ich noch stets allwegen hoffen,
Mir werde ouch ein pfrůnd oder dri,
Dass ich ein richer dorfpfaff si.
Ich mag ouch wol nüt destminder kriegen
Und schweren, dass sich der himmel möcht biegen,
Kriegen, töten, rouben und brennen,
Von einer schlacht zur anderen rennen,
Als ander kriegslüt ein wil hand getan.
Der bapst der mag mir's ouch wol nachlan.
DURS KALBSKOPF.
Ich bin ouch ein kriegsman, warumb des nit?
Ich bin der man und kan etwas darmit,
Einem herren ze dienen umb ein sold.
Dem bapst bin ich von grund mines herzen hold.
Ich stand hie, wie kriegisch ich well.
Und bin doch ein verrůchter gesell,
Nüt destminder bin ich chorherr zů Talbon,
[62] Da hab ich järlich zweihundert guldin von;
Da gat mir nit ein haller ab.
Darmit mag ich wol sin gůt knab.
Wenn ich min pfrůnd verdienen sol,
So tůn ich's gern und bedarf ir wol,
Denn můss das blůt zum himmel sprützen.
Den bapst möchte ich sunst gar nüt nützen.
Dem bapst, dem ist gar gůt ze dienen,
Sines glichen ist uf ertrich nienen;
Er nimpt ein bůben us dem stal
Und macht us im ein cardinal,
Wenn er sich wol in kriegen haltet
Und vilen christen die köpf zerspaltet.
Er ist ein kriegsmann, ein pfaff, ein gott,
Er füegt wol für die armen rott.
SCHRIBER.
POLICARPUS SCHABGNAW.
Der bapst der ist gott uf erden!
Mag im von mir kuntschaft werden
Und gar billichen, warumb des nit?
Natürliche neigung das selber git,
Wo eim gůtes und nutz beschicht,
Dass er gůtes wider vergicht,
Er sol's ouch dapfer mit im han.
Darumb wil ich den bapst nit lan,
Dann er hat feil vil dings umb gelt,
Das man nit findt in aller welt:
Den himmel, die ee, die hell, die eid,
Die sünd, die tugend und alle friheit.
Das bringt uns denn gelt zů bim hufen,
Da mag das unnütz völklin sufen!
Bli, wachs, schnüer, bapir, perment,
Das macht uns gůt gült und rent;
[63] Da werdend schriber gross bronosen.
Darumb söllend wir gar flissig losen,
Was der bapst welle von uns han.
Was gat uns denn Christus an
Und Petrus mit dem glatzeten grind,
Die beid arm bettler gewesen sind?

In disen worten kam ein post schnell har geritten, und dem selben nach ein ritter von Rodis mit grosser il rennende mit verhengtem zoum dem bapst zů.
POST.
JOST VELTBOT.
Heiliger vater und grösster herr!
Es kumpt ein botschaft über mer,
Die soltu ilents für dich lan,
Es trifft den heiligen glouben an!
BAPST.
So lassend uns in kummen her,
Er bringt one zwifel nüwe mär.
DER RITTER.
HERR ALBRECHT VON TRACKENFÜR zů dem houptman der gwarden.
Lieber houptman und gůter fründ,
Sid ir ein herr der gwardi sind,
So helfend mir ilends hinin!
Es wil vast vil daran gelegen sin,
Dass ich mich nit lang sumen müess
Und kömme für des heiligen vaters füess.
HOUPTMAN.
Sind mir gott wilkommen, lieber herr!
Ir sind one zwifel geritten verr.
[64] Ich wil üch helfen, so bald ich mag,
So tůnd ir üwere sach an tag.
HOUPTMAN
zum bapst.
Heiliger vater, es kumpt ein ritter,
Dem ist vast angst, er weinet bitter,
Schnell und bald lond in für üch,
Dass sich der handel nit verzüch!
BAPST.
Lassend uns herin den man!
Lond sehen, was ligt im an?
DER RITTER.
Aller heiligister vater und herr in gott!
Vor anfang miner befelch du das wüssen sott
Zů allen ziten ganz gůtwillig bereit
Unser aller willige gehorsamkeit!
Demnach min befelh und ernstlich bitt,
Darumb lass dich herr verdriessen nit:
Es entbietend diner heiligkeit
Iren grůss und dienst allzit bereit
Der öberest meister in unserem orden;
Und ouch alle, die ietz beleit sind worden
Zů Rodis von des Türken heer,
Hand mich gesent schnell über meer
Zů diner grossen heiligkeit,
Zů klagen jamer, not und leit.
Die zit sid mitten ougsten har –
Die dunkt uns lenger denn ein jar –
Hat uns der Türk die statt beleit,
[65] An lib und gůt fientlich abgeseit,
Und schüsst hinin tag und nacht.
Er lit mit der grösten macht
Vor der statt zů wasser und land,
Er stürmbt täglich mit gewerter hand;
Des ist ganz kein abelan.
Zweimal hunderttusend man
Hat er darvor in sinem gewalt
Und schüsst, dass türn und muren falt.
Fier tusend kuglen hat er hinin geschossen,
Die hand vil christenblůt vergossen.
Die kuglen sind den meren teil,
Wenn man sie misst mit einem seil,
Im zirkel zehen spannen wit.
Tag und nacht ist sturm und strit.
O herr, da beschicht grossen schaden!
Sie stond im blůt bis an die waden;
On underlass ist dise not,
Hunger, jamer, ellend und tod.
Von wib und kind da ist ein gschrei,
Dass eim sin herz im lib enzwei
Zů tusend malen möcht zerspringen!
O herr, der Türk der wirt sie zwingen!
Wo man sie nit bi zit entschüt,
[66] So blibt kein mensch bim leben nit,
Wib und kind, es můss alles dran.
Demnach so wirt es an Apulien gan,
Und für und für, wo man nit wert,
Bis dass er die christen gar umbkert.
Nun hastu dick gross gůt ingenommen,
Das an den Türkenzug solt kommen;
Das gib nun us, dann es ist zit!
Sid dass der merteil an dir lit
Und du Christi erbteil nüssest,
Ouch selb vil christenblůt vergüssest:
So soltu billich sin fornen dran,
Die christen nit zů grund lan gan!
All unser hoffnung lit an dir,
Drumb helger vater, hilf uns schier!
BAPST.
Zů diser zit so denk nur nit,
Dass ich Rodis ietzund entschüt!
Ich hab ietz wol anders zů schaffen,
Ich und ouch noch vil miner pfaffen,
Zů kriegen ietz mit minen christen.
Da dörfte ich sorg und aller listen,
Wie ich dem künig us Frankrich,
Den Venedigern ouch desglich
Möchte gewünnen ab ir land.
Darzů so läge mir wol zur hand
Ferräre und margrafschaft Urbin;
Möchte ich die selben nemen in,
Diewil der keiser kriegt im veld,
Darzů dörfte ich ietz selber gelt.
Ich hab das nächst vergangen jar
Gestreckt all min vermögen dar,
[67] Wie dass mir wurd Blesenz und Parmen.
Da hab ich gemacht gar vil der armen
Witwen, weisen, edel, burger, buren.
Wenn mich das christenblůt möchte beduren,
So hette ich's wol underwegen gelan
Und dem Türken ein widerstand getan,
Dass er in Ungeren nit gewunnen hett
So vil christenland und ouch bürg und stett.
Der keiser Karolus und ich sind ietz gesellen,
Wenn wir allbeid unser macht hettind wellen
Mit ganzem ernst legen daran
Und unsern züg an Türken lan,
Den wir hand gebrucht in christemblůt,
Zů Rodis wäre es ietz wol gůt!
Wir hettind den Türken wol vertriben,
Dass Rodis vor im wäre sicher bliben.
Aber nein, es gibt nit speck in die rüeben!
Wir müessend uns des allweg üeben,
Dass wir gewünnind land und lüt;
Sunst so schatzt man den bapst nüt
Und hielt man mich nit me für ein gott.
Ich hab mit aller miner rott
Mines eignen nutzes so vil ze schaffen,
Darzů min cardinäl, bischof und pfaffen,
Die all uf unseren nutz betrachtend:
Dass wir des dings gar wenig achtend,
Gott geb, wie es zů Rodis gang.
Ich hoff, es sye noch verr und lang,
Bis dass der Türk mit sinem heer
[68] Komme gen Rom und über meer.
Far hin, min lieber commentür,
Ich gebe dir nit ein haller ze stür!
RITTER.
Nun erbarm's gott in sinem tron!
Ach, dass ich in Rodis ie bin kon
Und ich die frommen ritter gůt
Ie hab erkennt, die ietz ir blůt
An Türken so lang vergossen hend,
Und doch ietz so jämerlich und ellend
Müessend sterben mit grosser pin!
Sie müessend gespisset, gebraten sin.
O christ vom himmel, sich nun an,
Die ritter hand ir best getan
Und gestritten, herr, durch dinen willen!
Ir ellend wil ietz gar niemands stillen.
Sie hand kein trost in aller welt,
Weder durch lüt, spis, hilf noch gelt;
Sie sind verlassen von iederman.
Ja bapst und keiser grifend an
Die christen selbs und tůnd derglich,
Als machtind s' gern den Türken rich,
Und hindrend ander fromm fürsten dran,
Dass ir keiner sin hilf schicken kan
Gen Rodis, noch an andre ort.
Mort, mort, mort, o ewigklichen mort!
Ach gott, wie magstu das jamer sehen!
O wie lang lastu das mort beschehen!
Erbarm dich gott durch din blůt
Über die frommen ritter gůt!
Empfach ir selen in dinen tron!
Alde, ich far ietz ouch darvon
[69] Gen Rodis, ob mir müglich ist,
Wil sterben als ein gůter christ.
Darzů verlich mir gott sin kraft!
O we der ellenden botschaft,
Die ich von Rom gen Rodis bring!
Ach gott, schöpfer aller ding,
Din volk wellist selber fristen!
In Rom sind wenig gůter christen.
DER RITTER
kert sich um und schlůg an sin brust und sprach wider sich.
O bapst, bapst, wie bistu so gar verirt!
Du bist ein wolf und nit ein hirt,
Dass du so ganz erblindet bist;
Du bist, ich gloub, der war antichrist!
Wo sind ir blůtshünd in roten hüeten?
Ir machend selbs wol christen zů blüeten.
Warumb beschirmend ir nit den christenglouben,
So ir doch täglich die ganzen welt berouben?
Wo ist nun das gross unsäglich gelt,
Das ir hand genon durch christenwelt?
Hůren und bůben hand es vertan,
Die christen lond ir zů schitren gan.
Die sünd der Sodomiten die ist hie
Ja so gross, als vor der straf gotts ie.
Was darf's vil kramanzen und langer red?
Du bapst und keiser Carolus, ir bed
Sind nit unschuldig an dem blůt,
Das ietz der Türk vergiessen tůt!
O bapst, bapst, fürchstu nit gott?
Dine roten hüet und bschorne rott
[70] Hand blůtig und roubwölfen zän!
Ir hettind gůt würstmacher gen,
So ir so gern im blůt umbgand,
Ein lust die lüt zů metzgen hand!
Das blůt, das ir vergossen hend,
Läg es ietz frisch an einem end,
Ir möchtend all darin ertrinken,
Ja schier gar nach ganz Rom versinken.
Meinstu drum, dass dich gott hie nit well strafen,
Sin göttlich grechtigkeit sig drum entschlafen?'
Fürwar, fürwar, es kumpt die stund,
Dass dich das schwert us sinem mund
Wirt zů boden richten gar
Mit diner schölmischen bůbenschar,
Wie das vom entchrist gschriben stat,
Sant Peter selbs wisgsagt hat.
Ja du und alle dine fründ:
Dass üch das hell'sch für anzünd!
DER TÜRK.
SCHUPI MASSGAN.
Ir christen, was sind ir für lüt!
Üwer ding sol doch minder denn nüt
Und werdend allen fölkern zů spott.
Zů Rom hand ir ein besundren gott,
Dem gebend ir gelt glich wie sprüwer.
Nun sehend zů, er spottet üwer.
Wo hilft er üch in üweren nöten?
Ja er lasst üch wol selb ertöten;
Darumb ist üwer billich zů spotten.
Von Ungerland ist üch dick entboten,
Do wir das land gewunnen hand.
[71] Pfuch laster und ewige schand!
Rodis hand wir ietz ouch gewunnen,
So ist Naplis noch nit entrunnen;
Demnach gen Rom wirt unser reis.
Also so wirt der erdenkreis.
In kurzer zit uns gar zů hand.
Wir habend schon der christen land
Dri teil von üwerem glouben genommen,
Der fierteil wirt bald nacher kommen.
DOCTOR LUPOLT PREDICANT.
O we der ellenden sachen!
Wie mag ich frölichen lachen,
So ich sich den bapst unseren junkern zart
Dahar faren in so grosser hoffart
Und wie sorglich es zů Rhodis stat.
Das selb im leider wenig zů herzen gat.
Ich reden es uf die trüwe min:
Er ist nit wirdig, dass er möge sin
Der allerminst süwhirt in diser welt,
So er begert zů haben land, lüt und gelt,
Das zů bringen under sinen zwang.
Ich hoff, es söl nit wären lang,
Aller anhang in sinem orden
Werdend bald daran müessen erworgen;
Dann sin wesen ist wider Christus ler.
Wer ist aber so frisch gewesen bisher,
Der im hab bedörfen reden drin?
Hat nit der müessen gebannet sin?
Darzů hie uf diser erden
Für einen ketzer gehalten werden?
[72] Des bischofs dreck us essich essen,
Sin seckel suber und rein wäschen
Von aller siner barschaft gar,
Dass im ist bliben weder hut noch har:
Dise schindery kompt vom bapst us Rom.
Ir frommen landlüt, wüssend ir nit darvon?
PUR.
NICKLI ZETTMIST.
Nachpur, gott geb dem bapst den rangen!
Es ist mir übel mit im gangen.
Ich hatt ein wenig wider in geredt,
Dass mich unser kilchherr in den ban tet.
Und eben in den selbigen tagen
Hort ich von eim grossen ablass sagen,
Der wär zů Bern in der statt.
Darumb ich min husfrouw bat,
Dass sie mir helfen wett umb gelt;
Denn mich tucht, alle welt
Welte gen Bern hinin loufen
Und des bapsts ablass koufen.
Sie sprach: die kindbette hat mich ganz eröst,
Doch hab ich ein guldin us eiern gelöst,
Den wil ich dir geben uf min sterben,
Dass du doch nit also müessist verderben
In des bapsts banden,
Aller welt ze schanden.
Von rechter fröuden ich da ufsprang,
Gen Bern ich in die kilchen vast trang;
Da hort ich orgelen und wol singen,
Und fieng an, mit macht fürhin ze tringen
In unser frowen capelen dört vor,
Die stat uf der rechten siten am chor.
Ich fieng glich an von andacht schwitzen.
[73] Da sach ich ein alten münch sitzen,
Und an der siten neben im stan
Gar ein finen wolgelerten man,
Meister Heini Wölfli ist er genant.
Nachpur Růfli, ist er dir wol bekant?
Ich halt in für ein geschickten gesellen.
Der fieng an, dem münch min sach ze erzellen.
Ich knüwet nider an der selben statt,
Gar trüwlich ich den ablasskrämer bat,
Dass er mir wette ablass geben
Über min armes sündigs leben.
Und wolt ich han darumb ein brief,
So můsst ich grifen in seckel tief
Und můsst im gen ein guldin rot.
Ich hette sinen bass dörfen umb brot.
[74] Ich macht mich heim ungessen und -trunken,
Ich wäre schier im veld nider gesunken;
Ich hatt schier weder vernunft noch aten;
Ich wond fürwar, gott hette mich beraten.
Do mir min husfrow entgegen lief,
Knüwetend wir beide für den brief,
Betetend beide mit nassen trähen.
Ich wond, ich hette gott selber gesehen,
Bis dass ich vernam, es sölte nüt.
Des ward ich bericht durch witzig lüt.
Do ward ich ganz von zorn entrüft,
Und han den ars an brief gewüst.
Nachpur Růfli, ich můss dir's klagen,
Es lit mir noch in minem magen!
PUR.
RŮFLI PFLEGEL.
Ja ich han sie warlich wol gesehn,
Sie predgetend beid, die selben zween.
Ich sach, dass der graw münch uf dem altar sass
Und meister Heinrich Wölfli neben im was;
Und was der münch redt in latin,
Das kond meister Heinrich so fin
In tütsch dartůn, so glat und lieplich sagen,
Grad als wettind sie beid den Cůntzen jagen;
Und wurfend die puren in unserem gricht
So vil gelts in 's becki, es war überricht,
Es klinglet stets den ganzen tag
Und vielend gůt vögel in den schlag.
Do fieng man an koufen und verkoufen,
Ich wond, sie wöltend einandren roufen,
Eins gab man dings, das ander bar,
Von sant Michel über ein jar
Oder zů zweien zilen bezalt man die brief.
[75] Ich meint, es wäre uf den tag nit so tief
In armer spinnerin trog verborgen,
Man sůcht es herfür am selben morgen.
Das wäret nun ein gar lange zit.
Ich gedacht, ist dann der tüfel im git?
Ach, was ist doch das für ein leben!
Sie gabend nieman nüt vergeben.
Do was ein trucken und ein treng!
Doch macht ich mins teils nieman zů eng,
Aber mine nachpuren hattend kein rů,
Sie trungend tüfelichen darzů;
Sie wondend, sie söltind den himel koufen
Und von stund an all einsmals hinin loufen;
Desglich ouch ander puren sust.
Ich lachet, dass mir ein furz entwust.
Ich dacht, do ich die ablasskremer sach,
Dem gůten frommen Jesus trüwlich nach,
Wie er zů Jerusalem in tempel gieng,
Da so vil schaf, kelber und tuben hieng,
Die man solt opfren nach dem gsatz,
Wechselbenk und ander koufmanschatz;
Wie er sie treib mit geislen us
Und sprach: es ist mins vaters hus,
Das machend ir zur mördergrůben!
Wett gott, dass er zů disen bůben
Grad ietz in dise kilchen käm
Und ouch ein gůte geislen näm
Und schlüeg die schelmen über die lende!
Dass üch der tüfel uf ein hufen schende
Ja mit dem jarmerkt in der kilchen!
Ich sprach zů mengem: bis gottwilchen!
Bistu ietz im himel gsin
Oder witt du erst darin?
[76] Mich dunkt uf min jüngste fart,
Du hettist das gelt wol erspart!
Ich hort, dass der münch offenlich redt,
Dass er all Berner erlösen wett;
Die gestorben vor vil tusend jaren waren,
Die söltind grad all von stund an zů himel faren.
Ich was fro, dass er mich nit ouch faren hiess
Und dass er mich noch den tag hieniden liess,
Dann ich hatt mine schů noch nit gewüst
Und was sunst ouch vast übel gerüst.
PUR.
DER AMMAN VON HANFDORF.
Lieben frommen und trüwen lantlüt,
Der selben sach der denkend nüt!
Das gelt ist hin an galgen kon,
Werdend nur noch witzig darvon!
Aber der wirt billich ein grosser böswicht geschetzt,
Der den röm'schen ablass so tür hat verpfendt und versetzt.
Wüsstend wir doch, wie tür er stat,
Dass der doch sich nit lösen lat!
Ich komme, war ich well uf aller welt,
So ist der römisch ablass versetzt umb gelt,
Es sye uf wasser oder uf erden;
[77] Der ablass kan nienan gelöst werden.
Es ist kein kilchli nit so klein,
So alt, wüest, růssig noch unrein,
Dass man den ablass möge fryen,
Denn dass sie stond und all tag schryen:
Lösend den ablass! lösend den ablass!
Und kam einer zů hinderst in Naplas
Uf aller diser witen erden,
Der ablass mag nit gelöst werden.
Wenn nimpt s' ein end, die schindery?
Ich mein, dass da kein boden si.
Gott geb, er werde gelöst oder nit,
Gib ich ein pfennig, dass mich der ritt schitt!
Ich wil in nit underston ze lösen,
Wir wend das unser sunst wol vertösen.
PUR.
HEINI FILZHŮT.
Man hat nun gelöst ein lange zit,
Sechs hundert jaren velt es nit wit;
Noch ist der ablass stets versetzt.
Ich hab in noch nie anders geschetzt,
Denn grad wie ein kutzen vor der hütten.
Ich liess sie den jarritt schütten!
Wenn ich an römischen ablass gloub,
So sagend, Heine Filzhůt sye toub.
Lond pfaffen reden, was und wie sie wend,
Ja wenn wir sunst armen huslüten gend,
Unseren nachpuren, deren vast vil sind
Arm, ellend und krank und hand ouch kind:
Das gevalt am allerhöchsten gott,
Es sind ouch sine gheiss und gebot.
Christus, do er uf ertrich was,
Do tet und hielt er alles das,
[78] Das gott hat geboten nach dem gsatz;
Aber sunst ander götzpfaffen geschwatz
Und ire gebot, die sie selbs erdachtend
Und us iren eignen köpfen brachtend,
Darmit sie bruchtend vast grossen pracht:
Die hat er ruch gestraft, fri veracht.
Gott geb, sie gebietind und bannind, was sie wend,
Wo sie nit claren grund darum helger gschrift hend,
So sind wir nit schuldig, dass wir's halten,
Verachtend's fri, lond gott darumb walten.
Sprechend sie dann, es sye in concilien geboten,
Ja so mag man der närrischen antwort wol spotten.
Sie gründend daruf allermeist,
Sie ratind denn im heiligen geist,
Und sye alles gerecht, was sie machen;
Der närrischen antwurt můss ich lachen.
Das stinkt und ist ein fuler braten.
Us was geists hand sie do geraten,
[79] Do man die sach ganz zeletst erfůr,
Und machet ein bapst, das was ein hůr
Und machet ein kind bi einem man,
Welcher geist hat das getan?
Der lieplich geist der wisheit,
Der die süw in 's wasser reit!
Der heilig geist was wit darvon.
Nun lůg, wie bestond sie so fin und schon
Bi irem heilgen geist mit eren?
Sie machtend ein hůr zů einem herren
Und solt der allerheiligost sin.
Ach gott, wie rimt sich doch das so fin!
Die hůr ward bapst Johannes genennt.
Noch wend sie reden fri unverschempt,
Der bapst der sye, wie er well,
Ein hůr, ein bůb, verrůchter gesell,
Ein blůthund, tyrann und wüetrich grimm,
So stand die christenlich kilch uf im;
Und můss das glouben iederman.
Da wurde sie ein ful pfulment han!
Wär sie nit bass uf Christum gebuwen,
Ich wurde dem pfulment nit wol truwen,
Ich sorg übel, es gieng in kurzer frist,
Wie Sodoma, Gomorrha geschehen ist.
Darumb so lond sie sin, der sie sind,
Werdend sie uns denn schon glich vast find
Und tůnd uns in iren valschen ban,
Das hand sie doch Christo selber getan!
Ir sind nüt destminder christen,
Gend ir schon nit gelt in ir kisten,
Christus brüeder, gottes kind,
Tůnd ir, das ir schuldig sind.
[80]
PUR.
AMMAN VON MARASCHWIL.
Gevatter amman, ir redend als ein biderman.
Sölte man den ietzigen pfaffen das alles nachlan,
Das sie erdenkend us iren stolzen eintönigen grinden,
Sie wurdend uns die hut über die oren ab schinden.
Aber weltliche herrschaft, die můss man han,
Das zeiget uns Christus an menchen orten an;
Weltliche oberkeit kumpt von gott herab,
Als Christus Pilato zů antwurt gab:
»Du hettist kein gwalt über min leben,
Er wäre dir denn von oben herab geben.«
So hat er ouch geben zins und zoll;
Das hör ich im euangelio wol,
Do Christus Petrum selber hiess,
Dass er sin züg in das wasser liess
Und bracht ein fisch an das land,
Da er das gelt innen fand,
Und gab der herrschaft zoll gůtwillig,
Ich mag nit wüssen, wie vil schillig.
Ich kan aber noch nienen vernen,
Dass er den pfaffen gelt hab gen.
Darumb, truwen lieben landlüt,
Das lond üch ganz bekümmeren nüt,
Dass üch die pfaffen heftig tůnd tröwen!
Ir sönd üch des trösten und fröwen,
Dass gottes sun, unser lieber herr Jesus Christ,
Den armen hirten des ersten verkündet ist,
Nit den bischofen, priesteren, phariseien,
Besunder uns puren und schlechten leien.
Noch eins tet gott, das schetz ich hoch,
Dass er Joseph selb fürher zoch
Und wott sin reinigste můter han
Vermehlet Joseph, dem zimberman,
[81] Wiewol er arm, nit priester, noch edel was.
Was grosser eer ist aber uns puren das!
Sin apostlen warend schlecht einfalt lüt,
Schlecht arm fischer, man kant sie schier nüt,
Die sitzend bi im in sinem tron.
Da wend wir, ob gott wil, ouch hin kon!
Wir bedörfend darzů kein ablassbrief.
Wie menger sitzt in der hellen tief,
Der vil gelts umb ablass hat geben;
Sie stechend minenthalb all darneben!
PUR.
ZENZ KLEPFGEISEL.
Es kan mich nit gnůg wunder nen,
Wer inen das in sinn hab gen,
Den schinderlug und valsch erdichten,
Ein sölchen ablassmerkt ufrichten.
Sie gend den ablass bim lot, bim pfund,
Es ist ein büebery im erzgrund!
Eim für ein krützer oder für ein kronen,
Und wenn einer sins seckels nit wet schonen,
Sie geben im für hundert tusend dukaten.
Denn went er, der lieb gott hab in wol beraten,
So hand in tusend tüfel beschissen.
Das heisst gůt schölmenbossen gerissen!
BATT SÜWSCHMER.
Gvatter Zenz, das han ich ouch dick gedacht.
Wenn man den römischen ablass bracht,
So wunderet mich, wie inen das gott vertrüeg,
Dass sie nit der hagel von stund an da schlüeg,
Dass sie die gůttat Jesu, unsers erlösers,
So frevenlich verkouftend und tatend bösers,
Denn hettind sie still heimlich und verholen
Das gelt us unsern secklen gestolen.
[82] Man solt die ablasskrämer all ertrenken!
Sie stůndend wie kouflütknecht bi den benken,
Grad glich, als ob gott ein grempler wär,
Und verkouft eim für ein krützer schmer,
Dem andern kümich und blawen faden,
Schwebelhölzli, fulen käs voll maden,
Brisriemen, haselnuss und brandtenwin,
Fenkel, suren senf ouch im häfelin;
Glich, als gott ein grempler si.
Es ist im grund ein büebery!

Demnach kamend allerlei kriegslüt von frömbden landen zů ross und fůss, begertend dienst von dem heiligen vater; der ward inen mit erlicher besoldung zůgseit.
HOUPTMAN DER STRADIOTEN.
FRANCISCO GRISTELVA.
Wo sind ir kriegslüt, bischöf und pfaffen?
Ob ir üweren nutz wol wend schaffen,
So nemmend ouch mine gesellschaft an,
Ir müessend doch blůtvergiesser stets han!
Der hab ich ietz drihundert hie,
Die sind in zehen jaren nie
Anders gelegen, denn zů feld.
Ir kriegschen pfaffen, gend uns gelt,
So wend wir üch helfen kriegen,
Dass sich der himel möchte biegen!
HOUPTMAN DER ITALIANER.
AMBROSI DE VALMACA.
Herr, der bapst, ich bin har zů dir kommen,
Dann ich hab wol von dir vernommen,
[83] Dass du ein fryer kriegsman syest
Und uns ouch vor dem tüfel fryest;
Dann wo dich der tüfel nit förchte besunder,
So wäre es doch fürwar nit ein gross wunder,
Eb dass morn der tag früe an himel käm,
Dass der tüfel dich und all din hofgesind näm!
Ich hab dir gedienet vor langen jaren,
Desmals, do wir an dem ostertag waren
Zů Ravenna an dem grossen strit.
Da hattend wir zwar vast übel zit
Zů Rümmelen, Piscoien und ummadumb.
Darumb ich ietz ouch zů dir kumb.
Ouch was ich an der Venediger schlacht,
Da ward ouch menger toter christ gemacht.
Ich wil aber drin schlahen, wie es gehört,
Bis dass vil land und lüt werdend zerstört.
HOUPTMAN DER EIDGNOSSEN.
LUDWIG WILDVOGEL.
Aller heiligster vater, ich ziehen dahar
Und bringen ouch mit mir ein hüpsche schar
Gar gůter, redlicher, frummer Eidgnossen,
Die sind diner heligkeit ouch gar wol erschossen;
Hand vil durch diner vorderen willen erlitten,
Vor langen ziten gar mannlichen gestritten.
Wilt du uns nun besolden wol,
Wie man nach kriegsrecht billich sol,
So wend wir dienen frommklich und recht,
Wie erlich und redlich Eidgnossen knecht.
[84]
HOUPTMAN DER LANTSKNECHT.
GRAF DIETRICH VON TIERWOLFEN.
Gůten morgen, ir gottspriester und ir tempelknecht!
Gott geb, ir habind denn glich ja letz oder recht,
So wil ich's trüwlich mit üch han
Und solt der boden undergan.
Ich hab sechshundert gůter lantsknecht,
Die zů dem hader sind gůt und recht;
Es sind die rechten gůten alten kriegskatzen,
Sie könnend schlahen, stechen, bissen und kratzen,
Mit knebelbärten, wild zerschnitten,
Und hand in kriegen vil erlitten.
Sid nun ir pfaffen krieg wend füeren
Und das christenblůt mit rüeren:
Wo ir uns wol bezalen wellen,
So wil ich üch mit minen gsellen
Dienen, dass der boden kracht!
Botz hirn, botz marter, kraft und macht!
Wir wend dapfer und frölich wagen die hüt
Als die frommen tütschen und erlich kriegslüt!
HOUPTMAN DER REISIGEN.
Hoscha, ir kriegslüt und beschornen gsellen!
Wend ir mich mit miner gesellschaft bestellen,
Wend ir uns besoldung gen,
So hab ich fierhundert glen;
So wend wir ziehen an üwer fiend,
Dass wib und kleine kind mort schryend.
Wir hand ein lust und fröud darzů,
Uns ist nit wol mit frid und rů.
BAPST.
Lieben kriegslüt, sind gott wilkommen!
Üwer red han ich wol vernommen
Und sag üch zů dienst jar und tag;
[85] Das ist ganz min gmüet und anschlag
Zů kriegen, blůtvergiessen und fechten,
Darumb so darf ich wol vil knechten.
Ich wird üch schicken ein kardinal,
Der üch all mustre und bezal,
Und gib üch da min paner und zeichen.
Wir wend, ob gott wil, gůt büten reichen.
Gand hin, füllend üch recht wol mit win
Und machend gůt gschirr, ärtig und fin!
Es můss noch einer bezalen, der nit dran sint,
Etwan ein armer pur, der die schů mit widen bindt.

Demnach do kam sant Peter und Paulus hinden herfür und fand ein cortisanen, bi dem stůnd Petrus lang und sach den bapst an mit ougenspieglen und
sunst, und kunt in nit verwundren, wer der wäre, der so mit grossem volk, richtum und bracht uf der menschen achslen getragen ward; fraget zůletst den cortisanen.

Lieber priester, sag mir an,
Was mag doch das sin für ein man?
Ist er ein Türk, oder ist er ein heid,
Dass man in so hoch uf den achslen treit,
Oder hat er sunst gar kein fůss,
Dass man in also tragen můss?
CORTISAN.
VIRGILIUS LÜTENSTERN.
Sidmal und du selb Petrus bist,
Weistu denn nit wol, wer er ist,
Das sol mich billich wunder nen.
Doch wil ich in zů erkennen gen:
Der mann, den man da also hoch treit,
Ist der gröst in der christenheit,
Er ist ein bapst zů Rom und witer me
Künig in Sicilien und Trinacrie,
[86] Herr der inselen Sardinen herum,
Corsia, das land Biuarium,
Thusca, herzog ouch zů Spollet,
Benesin er ouch mit gwalt in het
Und markgrafschaft Ancon, Masca, Sabin,
Trebarie, Rom, Andiol sind sin;
Campanien, vil land am meer und grosse stett,
Banonien, Verrer, Beneuent er ouch hett,
Perus, Auion, Castell die gůte statt,
Tudert und anders, das er sunst me hat.
Darzů ist er uf erd ein gott;
Das du vorus wol wüssen sott,
So er doch din statthalter ist
Und der allerheiligst Christ.
PETRUS.
Das sind mir frömbd und ungehört sachen!
Wie könd ich doch ein statthalter machen
Über sölich land und lüt?
Ich hatt doch uf ertrich nüt.
Woher kommend im die richen land
Zů sinem gwalt und grossen stand?
Ich weiss ouch nit gar wol darvon,
Ob ich ie gen Rom si kon.
Bin ich in sölchem gebracht da gesessen,
So hab ich sin doch warlichen ganz vergessen.
CORTISAN.
Alles, das er tůt und lat,
Land und lüt und was er hat,
[87] Das wirt von im fri unverschempt
Sant Peters erbteil allweg genempt.
PETRUS.
Da wirt die warheit wüest verderbt!
Wie könd er's han von mir ererbt?
Ich hatt doch weder gůt noch gelt,
So bin ich vor hie in der welt
Ein schlechter armer vischer gsin;
Der stett noch land ward nie keins min.
CORTISAN.
Ach Peter, du bist nit recht daran,
Du möchtist sin wol vergessen han!
Es ist über fierzehen hundert jar,
Und seit ich noch me, so redt' ich war,
Dass du zů Rom gewesen bist,
Als in der kroneck geschriben ist;
Die ist gemacht durch witzig lüt.
Du weist schier von alter nüt.
PETRUS.
Ich weiss wol, was ich ie hab tan,
Wie könd ich das vergessen han?
Ich weiss min sach wol, wie und wenn.
Das ist ein gesell, den ich nit kenn.
Er treit von gold ein drifalt kron,
Die ist mir uf min houpt nie kon.
Ich bekennen weder in noch sin gsind
Und weiss bi minem eid nit, wer sie sind.
CORTISAN.
Peter, du solt wissen, dass er ist
Der aller grossmechtigeste christ;
[88] All künig, fürsten in christenlanden,
Die stond in sinem gebot und banden.
Der keiser ist der obrist in der welt,
Dem zůgehört tribut, schatz und gelt,
Und ist vil grosser eren wert:
Der můss in fürchten wie ein schwert.
Der bapst hat die krönen in gewalt,
Er gibt sie dem keiser, ob es im gefalt.
Wenn er sie denn von im erbitt,
So gibt er im sie dennocht nit,
Er wirt für in nider knüwen müessen
Und im den bapst erst mit den füessen
Die kron lon setzen uf sin keiserlich houpt.
Doch ward Maximilian vom bapst erloubt,
Dass er die kron in tütschem land empfieng,
Das zwar on gross gelt und bitt nit zůgieng;
Můsst ouch vorhin brief und sigel schriben,
Den bapst bi sinem gwalt lassen bliben,
Und im die kron us grossen gnaden
Wär geschickt, des bapsts friheit on schaden.
Peter, du solt das warlich wüssen,
Dass im all fürsten die füess küssen.
Er hat ouch sölich macht und gwalt,
Dass er gebütet, was im gefalt;
Er macht gsatz und ordnet gebot,
Do man nit findt, dass sie ie gott
Gefordret hab und geboten zů halten.
Ja er spricht, er söl an gotts statt walten,
Und wer im welle reden drin,
Der müesse ewig des tüfels sin.
Und wer nit haltet sin gebot,
Dem wäre vil wäger, dass er gott
Und alle sine gebot verschatzt,
[89] Denn dass er bräch das bäpstlich gsatzt.
Doch wer im gelt gibt und des vil,
Der kouft von im wol, was er wil.
Den himmel gibt er ouch ze koufen.
Sine krämer in allem land umbloufen
Und gebend brief und sigel drum,
Dass man von mund zů himel kumm.
Die seelen mag er us dem fegfür nen,
Gott gebe, wie gott sin urteil habe gen,
So grift er drin, wie es im gefalt.
Ich sag dir, Peter, er hat den gwalt,
Dass er ein mag dem tüfel geben,
Ob es im gefalt und ist im eben.
Hüet dich, Peter, und red im nit darin,
Wiltu anders ouch nit in dem ban sin!
PETRUS.
Herr behüet, herr behüet, ist das war,
Dass er sich darfür usgeben getar
Und sich ein gott uf erden schetzt?
Ich hab in warlich nit gesetzt.
Das ist doch freflen wider gott!
Ich was ein schlechter armer zwölfbot;
Gott hat mir grosse sünd vergeben.
Und mich erwelt in ewigs leben
Durch das verdienen Jesu Christ,
On welches nüt sälig wirt, noch ist.
Einiger gott und gewaltiger herr,
Der gibt den himmel und sunst niemand mer,
Der wirt belonen gůts und bös;
[90] Gloub nit, dass man's mit gelt ablös!
Wer im recht gloubt und sine bot halt,
Der vörcht keins bapsts noch menschen gwalt;
Sin blůt, das für uns ist worden vergossen,
Ligt zů Rom nit in der kisten beschlossen,
Noch niemand hat's im gwalt uf erden.
Wer gnaden begert, dem mag sie werden.
Wie mag ouch der der allerheiligost sin,
Der fürchten můss die ewig hellisch pin!
Der irdischen gött sind vil in der hell.
Er ist fürwar ein grossmechtiger gsell!
Kein zwölfbot noch euangelist
Me denn heilig genennet ist:
So er denn erst der allerheiligost heisst
Und in darumb niemand ze strafen weisst,
So ist er doch in allweg glich wie gott!
Pfi dich, pfi dich, sünd, schand, laster und spott!
CORTISAN.
Peter, ich darf dir schier nüt me sagen.
Du hast dem Malchus sin or abgeschlagen:
Du möchtist mir min grind zerspalten,
Den wil ich lieber ganz behalten!
Ich kumm dir nit so wir in die hären.
Was gemeinst du mit dem fischerberen?
Ich wond, du söltist zween schlüssel han
Und uns allsamen in den himmel lan.
PETRUS.
Die schlüssel zum himmel hab ich nit allein,
Christus gab sie allen christen gmein.
Aber mit fischen hab ich mich begangen,
Demnach hab ich die menschen gefangen
Und us dem wasser der finsternuss
[91] Bracht in des lebendigen brunnen fluss.
So vacht der mit den drien bapstskronen
Die menschen ietz mit grossen kartonen,
Mit schwerten, hallaparten und spiessen,
Durch jamer, angst, not und blůtvergiessen;
Bringt s' us des euangeliums fluss
In sin stinkende finsternuss,
Füert sie zů der hellischen rott.
Das blůt das schrit rach zů gott;
Wie ich vom entchrist züget hab,
E dass ich minen geist ufgab.
Er sol sich nit nennen nach minem namen,
Wir rimend uns gar nüt zůsamen.
PETRUS
zů Paulo.
Paulus, lieber brůder, was bedunkt dich?
Das pfeffli da wil überreden mich,
Der gross keiser, den man so hoch treit,
In sölchem hochmůt und richeit,
Der hab sin gewalt, richtumb und zier
Als grund und boden ererbt von mir,
Ich hab in zů einem statthalter gemacht.
Hab ich nun söliche hoffart und gebracht,
Das verwundret hoch min sinn und gemüet.
Ich bitt dich durch Christum, unsers herren güet,
Sag an, was du haltest darvon!
Es ist mir in min sinn nie kon.
Ich hab gelebt nach Christus ler
Und mein, es find sich nimmermer,
Dass ich hab wellen sin der gröst.
Dann hoffart ist das allerböst,
Wie uns Christus am letsten wolt leren,
Wir söltind nit sin als weltlich herren,
[92] Do er uns lieblich lernet und tröft,
Sprach: welcher under üch ist der gröst,
Der diene den andren allen samen!
Des wir ouch bi im exempel namen,
Bi sinen worten und werken süess:
Er wůsch uns armen sündern die füess,
Der doch was warer gott und herr,
Des gewalt sich endet nimmermer.
So er das selbig hat geton,
Wie dörft denn ich mich underston
Der obrist under den christen zů sin?
Min brůder Paulus, wie rimt sich das so fin,
Dass ich mich den aller obristen sölt schetzen
Und denn erst ein sölichen statthalter setzen,
Ein sölichen ganz gottlosen man!
Ich gloub nit, dass ich es hab getan.
PAULUS.
Fürwar, ich bekenn in ouch ganz nüt,
Weder in noch alle sine lüt.
Doch so bekennt man in erstlich darbi,
Ob er warlichen din statthalter si:
Tůt er die werk, die du hast tan,
So möchte man im vil nachlan;
Dass er das wort gotts fri verkündt,
Schücht nit daran figend noch fründ;
Bekert er ouch die juden und heiden
Und alle, die von Christo sind gescheiden,
Weidet er die schaf Christi vergeben
Und setzt für sie sin seel, lib und leben,
Sůcht er kein eer in diser welt,
Hat er kein lust zů gold und gelt,
Lidet er armůt und grosse verschmecht,
[93] Und ob man in schon ganz in tod durächt;
Ist er ein diener einer ganzen gemein,
Hat er sunst kein hoffnung, dann in gott allein,
Und ist sin wonung merteils bi den armen,
Wenn in ouch alle menschen ganz erbarmen,
Ist er ganz fridlichen und nieman schad,
Haltet er die gebot gottes stif und grad
Und darzů alle sine rät: –
Ja, wenn er das allssamen tät,
So wettend wir erst fragen, wer er wär,
Und eb im sin gwalt von gott käm her!
PETRUS.
Er hat kein predig nie getan,
So säch er ouch kein armen an;
Bi den schafen lasst er sich nit finden,
Er welle sie denn fressen oder schinden.
Er dienet nit der ganzen gemein,
Er wil, dass im alle welt allein
Gehorsam sye in sim gebot,
Er will gefürchtet sin wie gott.
Er durchächtet selbs das christenblůt
Mit grossem kriegen, das er tůt,
Wol me denn Nero und Tacianus,
Ouch lebt er in allem überfluss.
Er wil ouch nit sin veracht,
Sunder füert den höchsten pracht;
Nüt gitigers lebt uf aller erden,
Denn im kan nimmer gůtes gnůg werden;
Nüt ungehorsamers lebt ietz zůmal,
Er lidet ganz kein straf überal;
Er lebt nach allen sinem lust,
Da ist kein mangel, noch kein brust.
[94] Wer wider in redt, tůt oder gedenkt,
Dem wirt es umb kein sach nit geschenkt;
Er verflůcht in in abgrund der hell.
Paule, also ist er ein gesell!
PAULUS.
So er denn nit predget und lert
Und die menschen zů Christo bekert,
Ist rich, wollustig und můtwillig bekleit,
Und lebt so gottlos, als du mir hast geseit,
Und ist ein regierer weltlichs brachts,
(So wandlet er doch finster und nachts,
Nit nach dem liecht und Christus ler)
Wil sin ein regierender herr,
Vergüsst des christenblůts so vil:
So brucht er doch grad das widerspil,
Das Christus uns selb hat gelert und geboten.
Darumb so ist sinen billichen ze spotten,
So er sich rüemt ein statthalter Christe
Und brucht aber grad des tüfels liste.
Wir wend nüt mit im ze schaffen han.
Gott der ist der, der das alles wol kan
Zů siner zit bringen an den tag,
Der herr, der alle ding wol vermag.
PETRUS.
On zwifel brucht er das widerspil,
Als ich dich bass berichten wil.
Christus ist darumb für uns gestorben,
Dass er uns heil und gnad hat erworben
Und dass wir möchtind ewig leben;
Darumb hat er sich in tod geben,
Uf dass er uns erlösen möcht us nöten.
So lat der blůtswolf vil tusend töten
[95] In schlachten, stürmen und scharmützen,
Die er sol schirmen und beschützen.
Das hat er tan on alle zal,
Uf einen tag zum dickeren mal
Ertötet menig tusent man,
Dass er gross richtumb möchte han.
Vil seelen werdend da ermört;
Da werdend wib und kind zerstört,
Die in dem krieg kummend umb.
Das tůt der schlang allein darumb,
Dass er in wollust möge leben
Und im alles ertrich werde ergeben,
Und wil darzů den namen han,
Er habe es alles an gotts statt getan.
Doch gott, der kein früemess verschlaft,
Der lasst die gottsschmach nit ungestraft!
DER BAPST
zů sim volk.
Wolan, woluf, wir wend in rat,
Zů lůgen, wie wir unsern stat
Enthaltend und ouch witer merind
Und wie wir aller welt erwerind,
Dass niemand uns dörf reden drin!
Wir wend allein geförchtet sin,
Dass wir unseren nutz nit übergaffen!
Was habend wir zů Rodis zů schaffen?
Gott geb, wie inen der Türk sträl oder nisse,
Wie er die christen brate oder spisse;
Diewil wir anders ze schaffen hand,
Damit wir eroberind noch me land.
Wir müessend verordnen unser heer,
Houptlüt, reisig und derglichen mer,
Meister zů dem geschütz und knecht zů fůss
[96] Und sunst vil anders, das man haben můss;
Provision für fich und lüt,
Dass man da werd manglen nüt,
Denn dass man ziech mit fröuden dran.
Wir werdend glücks den hufen han!
Der summer tringt her mit dem glenz.
Ouch sol man ietz schnell und angents
Ein ablass schicken in tütsche land,
Darmit uns komme gelts gnůg zur hand,
Dass darmit der krieg besoldet werd
On römisch beladung und beschwerd.
CARDINAL.
KILIANUS WÜETRICH.
Hellischer vater, das sol beschehen!
Wir wend den krieg wol in mass ansehen,
Ja, dass das blůt gen himel sprütz.
Von herzen hör ich gern das gschütz
Und gar vil lieber, dann vesper singen,
Ietz facht min herz an in fröuden springen.
HOUPTMAN ZUM GSCHÜTZ.
DIONISIUS BÄRENMILCH.
Heiloser vater, üwer gschütz und munition
Ist alls versehen zů dem aller besten, fin und schon,
An pulver und gestein ist ganz kein gebrust.
Es hat's ietz zůmal kein fürst mit sölichem lust.
Reisig hand ir fierhundert geschwader
Und alles, das da dienet zum hader,
Das ist alles da zum aller besten.
Nun wend wir dran von fryen esten!

Der oberst houptman, regierer des kriegs, Rümyus Blůtturst, cardinal de sancte unfrid.

Heiliger vater, ich far dahin!
Und wüssend, dass ich vast frölich bin
[97] Us ursach, dass ich üch dienen sol,
Eb gott wil, als ich hoffen, vast wol.
Dann wir sind stark achtzig tusend man,
Die ich schon ietz gemustret han,
Zů ross ich fünfhundert glenen find,
Das alles wol gerüst kürisser sind;
Zum andren tusend ertschier wol beritten,
Alles uf Burgunsch und Naplitaner sitten;
Darzů viertusend lichte pferd.
Hend acht, wie das ein völkli werd!
Und sunst zů fůss wird ich han
Zwenzig tusent tütscher man;
Under fünf und zwenzig tusent nüt
Welschs fůssknecht, allerlei gesamlet lüt,
Acht und drissig grosser schwerer kartonen,
Die warlich weder lüt noch muren schonen;
Zwo und zwenzig schlangen ouch darneben,
Die sich gar wol zum striten geben,
Vagkunen, halb schlangen, hackenbüchsen gnůg.
So hab ich ouch bestellt us dem veldpflůg
Achthundert puren mit schuflen zum gschütz,
Die sind darzů vast noturftig und nütz,
Die můss man zů dem heerzüg haben,
Splanaden machen, schanzen ze graben.
Provision, gelt und aller dingen
Sol uns kein mangel schaden bringen!
So wil ich lib und gůt daran binden,
Ir sönd ein trüwen diener finden;
Des hab ich mich fri frölich verwegen.
Hin varen wir ietz in dinem segen!

[98] Do gab im der bapst den segen und fůr das volk und alles dahin bis an den doctor, der redt zůletst.
DOCTOR LÜTPOLD SCHÜCHNIT.
Ach herr Jesus Christ, du gröste gab,
Du bist uns geschenkt vom himmel herab,
Dass du die all hast selig gemacht,
Die dich bisher darfür hand geacht!
Wer dich gloubt und dine gebot halt,
Der valt nit in des tüfels gewalt
Durch menschenler und ire gebot,
Welcher nit sůcht ein anderen gott,
Denn vater, sun und heligen geist.
Du bist, der unseren bresten weist,
Und hast das selbs ervaren in menschlicher natur,
Hast ouch erlitten hunger, durst und kelte sur,
Desglichen ouch des argen tüfels list,
Von dem du ouch angefochten bist!
Desglich die welt hat dich durchächt,
Damit du uns zů eren brächt.
Ach du tröstlicher und süesser Jesu Christ,
Sid du unser erlöser und schöpfer bist,
Ouch unser brůder, recht fleisch und blůt,
Ach lieber herr, mach uns ouch gůt,
Dardurch wir den vater mit dir mögind erben
Und uns nit lassen valschlich verderben
Der menschen gedicht und valsche weg,
Und was uns desglichen in ougen läg!
Du hast uns doch so trüwlich gelert,
Herzlich gewarnet, emsig gewert
Vor valschen propheten und menschen gift;
Das nit clar ganz glichförmig ist der gschrift,
Nit anzenemen, denn stracks fürgon
In dinem wort, das du hast verlan;
[99] Als du hast getan in menschlichem leben,
In allen sachen allweg antwort geben:
Es stat im gesatz und den propheten geschriben!
Dardurch hastu ouch den valschen tüfel vertriben,
Desglichen ouch aller gelerten mund,
Dass dich gar niemants überwinden kund.
Hilf, dass wir alle menschenler fri verachtind
Und fürhin allein din göttlich wort betrachtind,
Ganz nüt uf uns armen menschen han,
Allein uns frölich uf dich verlan!
Dann allein in dir sind volkommen alle tugend,
Durch die (und nüt anders) wir selig werden mügend.
Dann wir sind alle in sünden geboren.
Darumb sind wir all ewig verloren,
Wir sind und tůnd nüt anders denn sünd;
Aber du herr, du bist allein der fründ,
Der uns gnad umb gott erwarb,
Do din lib am krütz recht starb!
Du bist der priester und das opfer bede,
Gott geb, was des bapsts satzung darwider rede!
Das opfer wäret in ewigkeit,
Wiewol man dich noch all tag feil treit
Und leider ganz letz handlet mit.
Des lass uns, herr, engelten nit
Und hilf uns, dass uf aller diser erd
Das war euangelium gepredget werd
Und ouch christenlich und wol angenommen!
Dann es ist nun lange zit darzů kommen,
Dass man's grad hat wie ein märlin zellt,
Demnach grad in ein winkel gestellt
Und des bapsts ablassbrief und ban
Den menschen strenglich für gehan.
Und so sie nit funden in der heiligen gschrift,
[100] Das iren git, hoffart und nutz anbetrifft,
Namend sie die heiden denn zů zügen,
Damit sie am kanzel möchtind lügen.
Des ward Aristoteles hoch gebrisen,
Darmit sie vast ir sachen bewisen.
Herr Jesus, verlieh din göttliche gnad darzů,
Dass man nun fürhin ganz recht euangelisch tů!
Dann ich gloub dinen worten gestracks.
Wette gott, ich könd mit einer acks
Die bäpstlichen recht eins streichs zerschiten!
Das hiess recht wider den Türken striten,
Und die subtilen schůlerleren
Alle im schisshus umbher keren!
Es ist ein nüwer sündfluss gewesen,
Dass wir die narry ie hand gelesen.
Vergib uns herr durch din hoche güete,
Hilf, dass sich fürhin iederman hüete
Vor dem, den man so hoch har treit!
Ich hab im mins teils gar abgeseit.
Du hast uns zůgesagt vergebung der sünd
Und dass wir durch dich sigend des vaters fründ;
Nun bist du ewig, warhaft und frumm,
Ich darf weder brief noch sigel drum;
Du haltest, was du zů hast geseit,
So der schantlich lügt, den man da treit
Oder füert in dem vergulten schlitten.
Du bist nit nie, denn einmal geritten
Uf einem armen einfalten tier,
Glichet sich einem esel schier;
Darzů so was er ouch nit din.
Din kronen die ist dörnin gsin
Und ward von aller welt verschetzt.
Min hoffnung ist in dich gesetzt

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TextGrid Repository (2012). Manuel, Niklaus. Dramen. Vom Papst und seiner Priesterschaft. Vom Papst und seiner Priesterschaft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2A01-C