In der Schonung

Rings ist es kahl und leer geworden,
Die Bäume stehn gespenstisch da,
Die Krähe krächzt zu den Akkorden
Des nassen Winds ihr heis'res Krah.
Ich schick das Auge auf die Suche:
An keinem Zweig ein dürres Blatt.
Nur eine einz'ge junge Buche
Den braunen Schmuck behalten hat.
Doch ihrer nackten Schwestern Äste –
Von kalten Sturms Tendenz erfaßt –
Zerpeitschen ihr die Jugendreste,
Und Blatt um Blatt entstiebt dem Ast.
Bewahr dir aus den Kindertagen
Ein welk gewordenes Ideal,
Es wird die kalte Welt dich fragen:
»Warum bist du nicht auch so kahl?«
Sie wird zerpflücken und bemäkeln
Dir deinen Rest von Poesie,
Und deine Träume dir verekeln,
Bis nackt und kahl du auch wie sie.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. In der Schonung. In der Schonung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2154-7