Siehst du wohl, das kommt davon

(24. März 1907.)


In der Eilenriede ein Wirtshaus steht,
So mancher dran vorübergeht,
Der Wirt, der nahm die besten
Plätze und reservierte sie
Den weinverzehrenden Gästen.
Herr Wirt hatt' aber manchen Gast,
Dem hatte dieses nicht gepaßt;
Er sprach in seiner Gemeinheit:
»Nun geh' ich ganz woanders hin;
Ich flötje auf die Feinheit.«
Herr Wirt hatt' auch ein Portemonnä,
Sah er das an, so ward ihm weh';
Er ging zum Magistrate
Und sprach: »Ich möcht' entbunden sein!«
Worauf man das auch tate.
Nun kam ein anderer Wirt dahin,
Dem wurde ziemlich mies zu Sinn,
Als er tagtäglich merkte,
Wie man bei ihm vorüberging
Und sich woanders stärkte.
Er stiefelte zum Magistrat
Und sprach: »Nun schaffet einmal Rat!«
Da ließ man nun demselben
Ein großes, grünes Mordsplakat,
Wo sich der Weg zwillt, wölben.
Jetzt läuft kein Mensch mehr dort vorbei,
Ein jeder wird von weitem scheu,
Biegt rechts ab oder zur Linken,
Um, wo er es bisher gewohnt,
Sein Bitterbier zu trinken.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Siehst du wohl, das kommt davon. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2108-2