[207] [243]Daniel Casper von Lohenstein
Sophonisbe
Trauerspiel

[243]

[Widmung]

Dem Hoch- und Wolgebohrnen


Herren


Herren Frantz


Freyherren von Nesselrode /


Und der freyen Standes-Herrschafft


Drachenberg / Herren zu Stein /


Ehrenstein / Herten und Praußnitz &c. &c. Der


Röm. Käyfserl. Majest. würcklichen Cämmerern /


Chur-Fürstl. Cöllnischen Erb-Marschall /


Geheimen Rathe / Fürstlichem Bergischen


Erb-Cämmerern / wie auch Statthaltern


im Vest Recklingshausen.


Meinem Genädigen Herren.


Nimm dieses Trauerspiel zum Opfer von mir an /

Du ander Cyneas und Nestor unser Zeiten /

Nachdem mein Armuth dir nichts bessers liefern kan;

Vergnügt sich doch selbst Gott an schlechten Kleinigkeiten.

Zudem / dein hoher Geist hält selbst von Musen viel /

Und regt mit eigner Hand des Föbus Seiten-Spiel.

Ihr Nymfen umb die Lipp' und den beliebten Rhein /

[244]

Die ihr vor Freude hüpfft / wenn euer Orpheus spielet /

Müßt auf den Oder-Strom nicht eyfersichtig seyn /

Wenn dieser seinen Geist und Regung in sich fühlet.

Sind doch zehn Jahre schon vom Leben abgemeyht;

Seitdem er ihm und uns die Leyer hat geweiht.

Seitdem ihm Schießen vergnügter / als Corinth

Alciden hat das Recht der Bürger angetragen,

So viel umb unsern Strand gelehrte Schwanen sind /

Die hört man ingesammt viel seines Ruhmes sagen.

Was ihm nun wird gewehrt durch meine schwache Hand /

Ist ein geringer Zinß für unser Vaterland.

Ich liefer nur ein Spiel. Jedoch welch Cato mag

Nur immer ernsthaft seyn / und alle Spiele schelten?

Die Weißheit bildet sich nicht stets auf einen Schlag;

Ja Tugend muß oft selbst nur in der Larve gelten.

Wer Schertz und Ernst vermischt / und mit der Klugheit spielt /

Hat oftermals zu erst den rechten Zweck erzielt.

Ist der Natur ihr Werck nicht selbst ein stetig Spiel?

Der Sterne / Lauf beschämt den Klang der füssen Seiten.

Der Thier-Kreiß steckt so wol der Sonne nicht ein Ziel /

Als er ihr Lusthauß ist / darinnen sich zu breiten.

Bald küßt sie Fisch und Krebs / bald Bock und Wassermann /

Henckt Widdern Tulipen / dem Löwen Eeren an.

Bald scheint der Mohnde rund / bald sätzt er Hörner auf /

Bald ist er Silber-weiß / bald röthet er die Flecken /

Bald richtet er nach Sud / bald Nordwerts seinen Lauf /

Heckt in den Muscheln Perln / und Purper in den Schnecken.

Bald schwellet er das Meer / bald träncket er das Land;

Sein Wesen und sein Thun ist Spiel und Unbestand.

Auch hat die Luft ihr Spiel mit Sternen / die vergehn;

Mit Dünsten / die sie hat aus Thal und See gezogen.

Apellens Pinsel mahlt nichts in der Welt so schön /

Als Titans Rosen-Hand die feuchten Regenbogen.

Was stellen Wolcken nicht für Bilder an den Tag?

Ihr Spiel und Zeit-Vertrieb ist Blitz und Donnerschlag.

Was treibt der Wind für Spiel nicht mit der wilden Flutt?

Der Sturm mit Well und Meer / und diese mit den Schiffen?

[245]

So daß der Abgrund selbst bald seinen Schlund aufthut;

Bald muß des Himmels Dach von Saltz und Schaume trieffen.

Es wechselt Flutt und Epp / und bald verschlingt die See /

Was sie vor alter Zeit hob prächtig in die Höh.

Dort überschüttet sie mit Perlen ihre Schoos;

Hier spielt sie Agstein ab / und kurtzweilt mit Korallen.

Wer schätzt die Wasser-Künst in Brunnen nicht für groß?

Wem liebkost nicht ihr Spiel / wenn sie von Bergen fallen /

Durch Klippen brechen durch / wenn sie mit Ertzt und Glutt

Verschwistern ihren Schnee / vermählen ihre Flutt?

Wie spielt nicht die Natur auf Erden? Nicht ein Blatt

Des einen Baumes gleicht des andern Laub und Rinden.

Kein Vogel ist / der nicht gantz andre Federn hat;

Was ist für Unterscheid in Früchten nicht zu finden?

Was sind für Bildungen nicht Steinen eingedrückt?

Mit wie viel Farben sind die Blumen nicht geschmückt?

Ein Nacht-Wurm spielt so schön als Gold und Flamme nicht /

Kein Zevxes kan nicht nach der Raupe Rücken mahlen.

Beschämt ein Kefer doch der Edelsteine Licht;

Wiewol auch diese spieln mit Blitz und Sonnen-Strahlen.

Kurtz: die Natur hat nie nichts an das Licht gebracht /

Sie hat mit selbigem ihr auch ein Spiel gemacht.

Der wilden Thiere Thun ist nichts nicht als ein Spiel;

Der Wallfisch lässet sich das Meerschwein nicht beschämen /

Er spielt / wie dieses stets mit Menschen spielen wil.

Was pflegt für Spiel nicht Aff und Eichhorn fürzunehmen?

Der Elefant hats Spiel so wol als Gemsen lieb;

Der Bien und Ameis Müh ist nur ihr Zeit-Vertrieb.

Für allen aber ist der Mensch ein Spiel der Zeit.

Das Glücke spielt mit ihm / und er mit allen Sachen.

So bald der Himmel uns das Tagelicht verleiht /

Pflegt Amm und Mutter ihr aus ihm ein Spiel zu machen.

So bald man ihm nicht mehr die Armen windelt ein /

Muß Tocken-Spiel sein Thun / die Wieg ein Schauplatz seyn.

Er lernt mit Spielen gehn / wenn ihm ein hölzern Pferd /

Ein Gängelwagen dient zur Kurtzweil und zur Stütze.

Der Wolfs-Zahn wird ihm auch zum Spiele mehr gewehrt /

[246]

Als daß er ihm soll seyn zum Zähne-Hecken nütze.

Man bringt mit Kurtzweil ihm das erste Lallen bey /

Und zeugt ihm: daß ein Spiel sein gantzes Leben sey.

Des Menschen Spiel nimmt auch stets mit dem Alter zu /

Der Ball / die Küglichen / geseiffte Wasser-Blasen /

Der Triebe-Kugel Schertz / mit samt der blinden Kuh /

Das Springen übern Hutt / das Schauen durch die Glasen /

Ist ein unschuldig Spiel / ja selbst der Einfalt Kind /

Dem böse Lust und List nicht eingemischet sind.

Das erste Trauerspiel / das ihm Verdruß erweckt /

Hegt das verhaßte Hauß / das man die Schule nennet /

Wo Kunst und Tugend ihm ein weites Ziel aussteckt /

Wol dem! der hier mit Lust und hurtig darnach rennet!

Denn der erreicht es nicht / der ihm zur Zentner-Last

Der Weißheit Lehren macht / sie spielende nicht fasst.

Der Kegel / Karte / Brett und Würffel höher hält /

Als das so süsse Spiel der holden Castalinnen;

Der mit der theuren Zeit verspielet Seel und Geld /

Und ohne Frucht das Oel des Lebens läßt verrinnen.

Das Spiel der Schule weist vergnüglicher uns an;

Wie ieder in der Welt vernünftig spielen kan.

Wiewol auch derer viel / die ihnen bilden ein:

Daß sie das beste Spiel gefaßter Künste machen;

Daß sie der Weißheit Hertz / der Klugheit Meister seyn /

Mit ihrer Gauckeley sind würdig zu verlachen.

Wer niemals thöricht spielt / die Klugheit oft verstellt /

Aus Thorheit Vortheil macht / ist Meister in der Welt.

Was für ein blindes Spiel fängt aber mit uns an

Der Jugend erster Trieb / ihr wallendes Geblütte?

Die Lust / die man mit Fug auch Marter nennen kan /

Verrücket die Vernunft / verstellet das Gemütte.

Man stellt kein Schauspiel auf / daß nicht die Raserey /

Der Liebe Meisterin / im gantzen Spiele sey.

Denn diese Närrin macht ihr alle Larven für;

Sie wandelt sich in Hund / in Aff / in Fuchs / in Pfauen.

Die Wollust ist die Cirz' / und auch ein Abgott ihr /

Doch pflegt ihr leicht für dem / was sie geküßt / zu grauen.

Ja unter allen ist kein lächerlicher Spiel /

[247]

Als wenn ein Sauer-Topf und Graubarth buhlen wil.

Der Ehrgeitz folgt der Lieb auf hohen Steltzen nach /

Und ängstiget die Welt mit bluttgen Trauer-Spielen.

Sie hält für Zeit-Vertrieb Raub / Morden / Band und Ach /

Wenn sie ihr Absehn nur des Herrschens kan erzielen;

Der Krieg / dem doch der Tod stets aus den Augen sieht /

Ist selber in ein Spiel sich zu verstelln bemüht.

Wer Lieb und Ehrsucht wil aufs grimmste spielen sehn /

Betrachte Masaniß' und Sophonisbens Thaten;

Sie zeucht die Mutter aus / das Glücksspiel zu verdrehn /

Und wil ihr eigen Kind auf glimmen Rösten braten;

Vermina wird ein Weib / sie ein geharnschter Mann /

Weil keines unvermummt sein Spiel vollenden kan.

Die für den Ehmann itzt aus Liebe sterben wil /

Hat in zwey Stunden sein' und ihrer Hold vergessen.

Und Masanissens Brunst ist nur ein Gauckelspiel /

Wenn er der / die er früh für Liebe meint zu fressen /

Den Abend tödtlich Gift als ein Geschencke schickt /

Und / der erst Buhler war / als Hencker sie erdrückt.

So spielet die Begierd und Ehrgeitz in der Welt!

Alleine sucht man nicht selbst Ehrsucht aus den Spielen?

Wie prangt ein Fechter nicht / wenn er den Sieg erhält /

Und todtschlägt nur zur Lust / nicht Gall und Zorn zu kühlen?

Ja / wer sich nicht zu Rom in hohen Würden schaut /

Dem kan die Aufsicht nicht der Spiele sein vertraut.

Man legt den Spielen Recht und grosse Freyheit bey /

Der Schauplatz prangt von Gold und Helffenbein und Seide.

Ja Nero selber spielt und läßt es Edlen frey /

Ein Rathsherr mag sehn zu in eines Bürgers Kleide.

Wer bey den Griechen nie in Spielen hat gesiegt /

Der hat kein Ehren-Ampt ie zu verwalten kriegt.

Kein Gastmahl kan zu Rom sein prächtig angestellt /

Ob Erde / Meer und Luft hierzu ihr Vieh gleich schlachten /

Wenn Menschen-Leichen ihm nicht werden zugesellt /

Und nicht der Fechter Blutt besudelt ihre Trachten.

Doch spielt die Wollust nicht nur / wenn sie essen wil /

[248]

Gebrauchet doch der Geist den Hunger für ein Spiel.

Man duldet Durst und Frost / laufft durch das wüste Meer /

Verspielet selber sich umb nichts nicht zu gewinnen /

Hohlt aus zwey Indien unnütze Waren her /

Und Steine / daß wir uns zum Spiele putzen können /

Indem die Eitelkeit der Hoffart Pflaumen streicht /

Verschwendungen die Hand / der Wollust Zunder reicht.

Das Rathhauß selber ist der Eitelkeiten Sitz /

Auf dem die Boßheit sich vermummet mit Gesätzen.

Man schärfft mehr auf Betrug als Rechte seinen Witz /

Und der / der uns steht bey / strebt selbst nach unsern Schätzen.

Man mittet fremden Zorn umb ein geringes Geld /

Das der Gerechtigkeit vielmal die Wage hält.

Kein Leben aber stellt mehr Spiel und Schauplatz dar /

Als derer / die den Hof fürs Element erkohren.

Wer heute mehr als Fürst / des Königs Schoos-Kind war /

Hat gegen Abende schon Würd und Gunst verlohren.

Gold / Purper / Lorber-Krantz verfällt in Staub und Grauß /

Man sticht die Augen gar des Keysers Vater aus.

Des Hofes Schau-Gerüst ist auswerts zwar Rubin /

Man spielt wie Diamant / trägt kostbar Wurm-Gespinste.

Gelüstet aber dich den Vorhang weg zu ziehn /

Ist dis Gepränge nichts / als Schmüncke / Nebel / Dünste.

Oft ist ein madicht Leib in Purper eingehüllt /

Und weniger als Nichts / was Ohr und Augen füllt.

Doch spielt bey Hofe nicht nur Glück und Eitelkeit /

Wenn sie wie Bäll und Wind die albern Menschen handeln.

Die Laster sind verlarvt hier in der Tugend Kleid;

Und Raupen sieht man sich in Seiden-Würmer wandeln.

Die Heucheley flößt Gift für Milch und Honig ein /

Verläumbdung aber wirfft die Unschuld übers Bein.

Dein Beyspiel aber hat / Mecænas / uns gelehrt:

Daß auch der Hof Gestirn und solche Lichter leide;

Die's Glücke nicht verrückt / kein Finsternüs versehrt /

Daß Tugend unbefleckt besteh in Würd und Seide;

Daß Höfligkeit nicht steck aufrichtge Seelen an /

[249]

Daß Spiel und Weißheit sich gar schicklich paaren kan.

Die Mosel und die Maaß / der Ister und der Rhein /

Die Waal / der Friedens-Platz / wird auch der Nachwelt sagen /

Ein Redner deines Ruhms / der Klugheit Zeuge seyn;

Was zu gemeiner Ruh du Guttes beygetragen;

Wie klug und tapfer du die Bothschafft fürgestellt;

Umb Deutschland dich verdient / und umb die halbe Welt.

Zwey Dinge sind in dir / O Nestor! Wunders werth;

Daß Klugheit sich in dir mit Redligkeit vermählet /

Daß sie sich mit Betrug nie zu verhülln begehrt;

Daß Vorsicht ohne Falsch nie ihren Zweck verfehlet.

Da Arglist insgemein itzt Staats-verständig heist /

Und schlimm zu spielen sich die gantze Welt befleist.

Was wunderts aber uns? daß sich der Mensch verstellt /

Unmenschliche Begierd und wilde Regung fühlet?

Furcht / Hofnung / Freude / Zorn für schöne Larven hält?

Nachdem man auch so gar mit Gott und Andacht spielet /

Den heilgen Gottes-Dienst zu einer Kurtzweil macht;

Beym Opfer Täntze hegt / und zum Gebete lacht.

Wenn Elis Jupitern sehr hoch verehren wil /

So muß gantz Griechenland ihm fechten / rennen / ringen /

Sein allergröstes Fest ist ein Olympisch Spiel;

Apollo wird verehrt im Pythischen mit Springen.

Rom hat dem Pluto gar den Schauplatz eingeweiht /

Dianens Feyer ist der Fechter Grausamkeit.

Des Bachchus Heiligthum und des Neptun Altar

War in der Rennebahn aufs prächtigste gebauet.

Weil beyder Gottes-Dienst so Lauf als Schauspiel war;

Und dieser Aufsicht ward meist Priestern anvertrauet?

Wenn auch die grimme Pest die Römer überfiel /

Versöhnete man Gott durch ein kurtzweilig Spiel.

Nicht anders ward Mercur von Gallien verehrt;

Pan von Arcadien / Saturnus von den Mohren.

Wie itzt die Herrschenssucht noch bluttig spielen lehrt /

Wie manches Reich durch Schein der Andacht geht verlohren /

Wie man mit Eyden spielt / mit Gottes-Dienste schertzt /

Hat Ilium erfahrn / und Deutschland nicht verschmertzt.


[250]

Wie nun der Sterblichen ihr gantzer Lebens-Lauf

Sich in der Kindheit pflegt mit Spielen anzufangen /

So hört das Leben auch mit eitel Spielen auf.

Wie Rom denselben Tag mit Spielen hat begangen /

An dem August gebohrn; so wird mit Spiel und Pracht

Auch der Entleibten Leib in sein Begräbnüs bracht.

Ja Rom hat gar den Tod selbst in ein Spiel verkehrt /

Wenn Knechte durch Gefecht aufopfern Blutt und Leben /

Wo durch die Glutt der Leib der Keyser wird verzehrt /

Und wenn der Rath dem Volck ein Mahl und Spiel wil geben.

Doch hat Acastus schon Begräbnüs-Spiel erdacht /

Und Theseus in den Schwung die Trauer-Lust gebracht.

Der blinde Simson bringt sich spielend in das Grab;

Und unsre kurtze Zeit ist nichts als ein Gerichte.

Ein Spiel / in dem bald der tritt auf / bald jener ab;

Mit Thränen fängt es an / mit Weinen wirds zu nichte.

Ja nach dem Tode pflegt mit uns die Zeit zu spieln /

Wenn Fäule / Mad' und Wurm in unsern Leichen wühln.

Ein Spiel ist übrig noch / das Ruhm und Nachwelt hält

Den Todten / die ihr Spiel des Lebens wol vollendet.

Wenn man ihr ertzten Bild in einen Schauplatz stellt /

Sie zu verewigen der Berge Marck verschwendet;

Wenn Cimon nach Athen des Theseus Beine bringt /

Und Sophocles sein Lob in Trauer-Spielen singt;

Wenn sich Themistocles selbst nicht zu spielen schämt /

Und seine Tapferkeit auf Schau-Gerüsten preiset.

Der Vorwelt Tugend wird nicht besser eingesämt

Der Jugend / als wenn man ihr ein schön Beyspiel weiset;

Denn kein Porphyren Bild / kein Alabastern Grab

Mahlt / wie Euripides / die alten Helden ab.

Wer kein Empfinden hat / wird durch ein Spiel geregt;

Wil Alexandern nicht so Aug als Hertz zerflüssen?

Dem Pheræ niemals hat sein eisern Hertz bewegt /

Wenn er Polixenen soll sehn ihr Blutt vergüssen.

Wenn der / der nichts nicht fühlt / sich über Pein beschwert /

Als Hecuba für Leid in einen Hund sich kehrt.

Was wendete nicht Rom auf Schauspiel' und Athen?

[251]

Wiewol hat sie bedacht Lycurgus in Gesätzen?

Das Bild des Aeschylus hieß er zur Schaue stehn;

Den Sieg des Sophocles ließ er in Marmel etzen.

Kein Krieg in Griechenland der kostete so viel /

Als Aristophanens sein Frosch- und Wolcken-Spiel.

Zwar Sophonisben fehlt so Glantz als Kostbarkeit;

Doch Nesselrodens Ruhm kan sie so schätzbar machen:

Daß ihr Gedächtnüs wird bestehn für Neid und Zeit;

Und dis mein Trauerspiel wird der Verläumbder lachen.

Denn seine Tugend wird der Nachwelt Beyspiel seyn;

Europa sich ihm selbst zum Schau-Platz weihen ein.

Inhalt

[252] Innhalt
Der ersten Abhandlung.

(1) König Masanissa weiset für der belagerten Haupt-Stadt in Numidien / Cyrtha / in seinem Zelte denen Abgesandten der Königin Sophonisbe den gefangenen König Syphax in Band und Eisen / sie bedreuende: daß / da sich die Stadt nicht Augenblicks ergeben würde / er ihm den Kopf abschlagen lassen wolte. Worvon aber Syphax unerschrocken die Seinigen abmahnet. Masanissa heißt hierauf den Himilco und Micipsa der Königin ihres Königes Nothstand eröfnen /und behält als eine Geissel den Hiempsal an statt des in die Stadt abgesendeten Bomilcars bey sich. (2) Hierauf beredet Masanissa den Hiempsal durch Erzehlung des Syphax böser Thaten: Daß er ihm die Stadt Cyrtha zu übergeben verspricht. (3) Als Sophonisbe im Tempel kniende den Verlust der Schlacht beklaget / kommet ihr aus der Schlacht entkommene Stief-Sohn Vermina / und erzehlet: Daß er nicht wisse: Wo der König hinkommen. (4) Hierüber aber kommen Himilco und Micipsa und berichten sie: Daß Masanissa den König Syphax gefangen habe / und dafern sich Cyrtha nicht ergebe / ihm den Tod dreue. Wordurch Sophonisbe sich anfangs zu tödten / her nach Cyrtha aufzugeben / endlich alles euserste zu erleiden entschleust / und ihr Helm und Harnisch anlegen läst. (5) Hingegen muß Vermina / umb fähig zu seyn dem Mohnden zu opfern / der Sophonisbe Weiber-Kleider anziehen. Sophonisbe läßt hierauf ihre zwey Söhne / den Adherbal und Hierba loossen / welcher unter ihnen geopfert werden sol für den Wolstand des Reiches / und als Hierba gewinnet / wird er zwar von Sophonisben nach erbärmlichen Abschiede in die glüenden Armen des Abgotts gelegt / aber von dem hierzukommenden und sich durch Bestechung der Wache geflüchteten Syphax weggerissen / Er von allen / von ihm Vermina frolockend so bewillkommet / und verordnet: Daß statt des Hierba zwey gefangene [253] Römer aufgeopfert werden. Endlich schweren Adherbal und Hierba für dem Altare der Römer Todfeinde zu ersterben. (6) Im Reyen wirft die Zwytracht unter die Menschlichen Gemütts-Regungen einen güldenen Apfel / welcher von der Seele der Sophonisben der Rache als Uberwinderin zuerkennet wird.

Der andern Abhandlung.

(1) Der bluttige Himilco berichtet dem Syphax und der Sophonisbe: Daß Hiempsal durch Verrätherey die Stadt dem Feinde eröfnet; Micipsa: Daß der Feind schon in die Burg eindringe; worauf Syphax den Vermina sich Römisch verkleiden und ieden fliehen heisset. (2) Masanissa dringet mit den Seinigen in die Burg / nimmet den Syphax gefangen / Sophonisbe nebst ihren Söhnen Adherbal und Hierba fället ihm zun Füssen / bittend und erlangend: Daß sie nicht in der Römer Hände gegeben werden sollen. (3) Masanissens Gemüths-Regungen werden von inbrünstiger Liebe gegen Sophonisben überwunden / worauf er den Syphax im Kercker zu ermorden schlüßig wird. (4) Syphax bejammert im Kercker seine Fessel und wil sich verzweifelnde tödten / hierzu kommet die in einen Römischen Kriegs-Knecht verkleidete Sophonisbe und windet ihm das so Messer aus / entdecket sich ihm / zeucht ihn aus den Banden / verwechselt mit ihm die Kleider / lässet sich für ihn in die Fessel schlüssen / und erweget bey sich des Masanissens nachdenckliche Worte. (5) Masanissa kommet hierüber in den Kercker / und als er Sophonißben / Sie für den Syphax haltende / umbbringen wil / entblösset sie ihre Brüste / darüber er erstaunet / den Dolch fallen lässet / und nachdem sie ihm eröfnet: daß sie / den Syphax zu erlösen / sich an seine Stelle hätte einschlüssen lassen; offenbaret er ihr fseine heftige Liebe / worauf sie beyde den Schluß machen einander alsobald zu ehlichen. (6) Im Reyen besieget die Liebe Himmel / Hölle / Erde / Meer / Jupiter / Pluto / Hercules und Jason / die Regiersucht / die Grausamkeit /die Tugend; und bildet im güldenen Flüsse des Jasons die glückseelige Vermählung des Unüberwündlichsten Keysers Leopolds und der Durchlauchtigsten Infantin aus Spanien für.

[254] Der dritten Abhandlung.

(1) Bomilcar und Manastabal bemühen sich vergebens / Masanissen von der Heyrath der Sophonisbe abzuhalten. (2) Masanissa und Sophonisbe werden einander vermählet / Bogudes aber siehet aus denen der Astarte geopferten Tauben: Daß dieser Ehstand nicht werde beständig seyn. (3) Lelius dringet mit einer Menge Römer in Tempel / und wil dem Masanissa Sophonisben wegreissen / darüber sie nach Wortwechselung beyderseits zun Waffen kommen /aber endlich durch den Bomilcar vereinbaret werden. Lelius aber entrüstet sich wieder über Aufopferung des Torquatus. (4) Als Bogudes sich weigert auf Befehl des Lelius die drey gefangenen Mohren zu opfern / erbeut sich dis selbst Sophonisbe zu thun; Als sie aber einem die Brust eröfnet / ihn aufzuschneiden /wird sie gewahr: Daß dieser Gefangene der verkleidete Syphax sey / darüber sie für Schrecken das Messer fallen lässet / welches Syphax aufhebet / und darmit Sophonisben wegen ihrer Untreu erstechen wil. Woran ihn anfangs Masanissa verhindert / Sophonisbe aber ihn durch beweglich Zureden in die Verzweiffelung: Daß er sich selbst ermorden wil / bringet. (5) Im Reyen mahlet die Eyversucht der Einbildung allerhand seltzame Bländungen des Ehbruchs für; und ob die Vernunft zwar ihr darthut: Daß dieses alles blaue Dünste seyn / so überredet sie doch die Narrheit stets eines andern / biß die Verzweifelung der Eyversucht Strick und Messer / sich zu erhencken und zu erstechen / darreichet.

Der vierdten Abhandlung.

(1) Lelius erzehlet dem Scipio den Sieg der Schlacht /und die Eroberung Cyrthens / und übergiebet ihm den gefangenen Syphax; Welcher dem Scipio sein Ungelück und die Heyrath Masanissens mit Sophonisben eröfnet. (2) Masanissa bewillkommt den Scipio /übergiebet ihm die gefangenen Numidier / wie auch Zepter und Krone des eroberten Reichs Numidien /Scipio aber stellet Zepter und Krone ihm wieder zu. (3) Scipio verweiset Masanissen ernstlich seine unbesonnene Heyrath / und bringet ihn zum Erkäntnüs seines Fehlers. (4) In Masanissens Hertze kämpfen Liebe und Vernunft heftig / endlich [255] entschleust er sich doch / Sophonisben fahren zu lassen. (5) Masanissa wird noch immer von der Begierde beunruhiget / endlich schickt er durch Disalcen der Sophonisben ein Glaß voll Gift / sie dardurch seinem Versprechen nach aus der Römer Händen zu erretten. (6) Im Reyen wird Herkules auf dem Scheidewege von der Wollust mit allerhand Scheinbarkeiten auf ihren Pfad gelocket / von der Tugend aber zurücke behalten / welche /nachdem sie entdecket: Daß unter dem Goldstücke der Wollust Lumpen / Unflatt / Seuchen und Aas verstecket liegen / ihr goldenes Unterkleid nach weggeworffenem schlechten Oberkleide entdecket / und den Herkules den Thron der Ehren besteigen läßt / welcher aber selbten dem Geiste Keyser Leopolds abtritt.

Der fünften Abhandlung.

(1) Der Dido Geist verkündigt Sophonisben ihren und Carthagens Untergang / eröfnet ferner: Wie des Masanissens Nachkommen in Numidien nicht lange blühen / die Gothen und Wenden / hernach die Saracenen und Araber Africa und Spanien einnehmen / diese aber von Ferdinanden dem andern / Philippen dem Ertzhertzoge / Carln dem fünften / Philippen dem andern / und endlich Keyser Leopolden werden beilegt /und nach und nach vertrieben werden. (2) Sophonisbe wird hierüber gantz verzweifelnd / und wil / umb das besagte Joch der Römer zu verhütten / nebst ihren zweyen Söhnen sich in den Tempel der Sonnen verbrennen / wird aber von der Pristerin verhindert. (3) Hierüber bringet ihr Disalces Masanissens Gift-Glaß / welches sie freudig annimmt und alleine beklaget: Daß sie zum andern mal so thöricht geheyrathet habe. (4) Himilco und Micipsa bemühen sich vergebens / Sophonisben zu überreden: Daß sie Masanissens Gift nicht trincken solle. Denn nachdem sie von ihnen / ihren Kindern / und dem Frauenzimmer beweglichen Abschied genommen / ihren Kindern sie zur Rache ermahnende zwey Schwerdter umbgegürtet / trincket sie / und zwar der Römer Dienstbarkeit zu entkommen / auch ihren Kindern das Gift zu / worauf sie drey in einander verschrencket todt zur Erde fallen; Himilco und Micipsa reiben [256] einander selber auf. (5) Masanissa kommt hierzu seinen ersten Schluß bereuende gelauffen; nachdem er aber Sophonisben schon todt findet / wil er nach ihrer kläglichen Bejammerung ihm selbst das Schwerd in Leib stossen. (6) Scipio aber eilet darzu / läßt ihm das Schwerdt auswinden / und beruhigt ihn endlich durch bewegliche Zuredung; Verstattet Masanissen die Sophonisbe nach seinem Belieben zu begraben / schicket den Lelium mit dem gefangenen Syphax nach Rom / und setzet Masanissen des Syphax Krone auf. (7) Die vier Monarchien bemühen sich im Reyen mit denen von ihnen beilegten Theilen der Welt / den von dem Verhängnüsse aufgesetzten Lorber-Krantz zu gewinnen /selbter aber wird von denen vier Theilen der Welt /fürnemlich durch Beyhülffe des neu erfundenen America / dem Hause Oesterreich aufgesetzet.

[257]

Personen

Personen des Trauerspiels.

    • Sophonisbe

    • Masanissa

    • Syphax

    • Scipio

    • Vermina

    • Lælius

    • Amilcar

    • Juba

    • Adherbal,
    • Hierba, Sophonisbens Söhne.

    • Hiempsal

    • Himilco

    • Micipsa

    • Bomilcar,
    • Manastabel,
    • Disalces, des Masanissa Vertraute.

    • Bogudes, ein Priester.

    • Torquatus,
    • Flaminius, zwey gefangene Römer.

    • Orithia

    • Hippolite

    • Menalippe

    • Elenisse

    • Mamercus

    • Elagabal, eine Priesterin.

    • Der Dido Geist.

    • Tychæus

    • Ein Menge Römischer Kriegs-Obersten und Soldaten.

    • Königl. Frauenzimmer.

    • Ein Theil Numidischer Fürsten und Hauptleute.

    • Eine Menge Masanisische Soldaten.

    • 12. Cupidines.

    • [258] Reyen der Zwytracht / Liebe / des Haßes / der Freude / des Schreckens / der Begierde / des Neides / die Furcht / Sophonisbens Seele.

    • Reyen der Liebe / des Himmels / der Regiersucht unter der Person des Jupiters. Des Abgrunds / der Grausamkeit unter der Person des Pluto. Der Erde / der Tugend unter der Person des Hercules. Des Wassers / der Ehre unter der Person des Jason.

    • Reyen der Eyfersucht / der Vernunfft / des Neides / der Narrheit / der Verzweifelung samt der Schönheit und Einbildung / welche mit ihren Bildungen stumm fürgestellt werden.

    • Reyen des Hercules, der Wollust und Tugend / Keysers Leopolds Geist.

    • Reyen des Verhängnüsses / der vier Monarchien.
    • [259]

1. Akt

Die erste Abhandlung.

Der Schauplatz stellet für des Königs Masinissa Zelt.
Masinissa. Bomilcar. Hiempsal. Himilco. Micipsa. Syphax. Eine Menge Römischer Soldaten.

MASINISSA.
Die Schuld schwermt umb Verterb / wie Mutten umb das Licht /
Der stellt ihm's Fallbrett selbst / wer Eyd und Bündnüs bricht.
So stürtzt sich Sophonisb' / und Syphax geht verlohren /
Weil sie den Frieden-bruch gezeuget / Er gebohren.
Nun mögt ihr selber euch an Fingern rechnen aus:
Ob ihrs umb uns verdient: daß wir uns euer Haus /
Das in der Flamme kracht / zu leschen solln bemühen /
Und die bedrängte Stadt aus Brand und Blutte ziehen.
Der Bienen Stachel ist zugleich ihr Honig-Rohr.
Doch saugt ein Leidender aus Rache noch was mehr
Als Zucker in sein Hertz. Denn nichts kan süsser schmecken /
Als / was den Eyver kühlt. Kein Thau erfrischt die Schnecken /
Wie die Beleidigten der Feinde Blutt erkwickt.
Mit diesem Labsal hat der Himmel mich beglückt.
Europa schläget ihm die Fessel ab der Mohren.
Sicilien ist weg / Hispanien verlohren.
Ja Hannibal ist selbst umbgarnet und verwebt /
Schaut: daß an unser Faust des Hanno Blutt noch klebt / 1
Die Flott ist in die Luft geschwefelt aufgefahren /
[260] Das Lager Asdrubals / des Syphax freche Schaaren
Hat brennend Schilf vertilgt. 2 Und was dort Flamm und Schwerdt
Den Feinden übrig ließ / hat itzt mein Arm verzehrt.
Die Funcken stieben selbst schon auf Carthagens Zinnen.
Jedoch kan treuer Rath noch euren Trotz gewinnen /
Macht Schad und Zeit euch klug / so sol die Gnade gehn
So Rach als Schärffe für. Dis / wo uns offen stehn
Stadt / Schlösser und Palast. Wollt ihr denn Trotz uns sprechen
Bis eure Mauern wir zermalmen und zerbrechen /
Sol auch kein Kind verschont im Mutterleibe sein.
HIEMPSAL.
Man jagt mit Wortten Furcht nur feigen Hasen ein /
Das rauhe Jägerhorn schreckt Gemsen / keine Leuen /
Die Welle keinen Fels; uns kein erhitztes Dreuen.
Der Fürst urtheile selbst: ob eine solche Stadt /
Die dreyssig tausend Mann ins Feld zu ftellen hat / 3
Von Männern / die ein Hertz in ihrem Busem fühlen /
Sich ohne Meineyd laß ins Feindes Hände spielen?
Fürs Haupt des Reiches muß den letzten Tropffen Blutt
Aufsätzen jedes Glied.
MASINISSA.
Hat euer Helden-Muth
Bey letzter Ohnmacht erst in Greis der schwachen Mauern
So enge sich versperrt? Wo euch die Haut sol schauern /
Die Glieder solln erstarrn / beschaut den Rubricat /
Wie sich sein Strom geschwellt von euren Leichen hat /
Wie er durch euer Blutt die weisse See der Mohren
Zum rothen Meere macht. Wie bald ging nicht verlohren
Das nie besigte Haupt und Wunder Syracus? 4
Und neu Carthago fiel 5 / als Scipio den Fus
Kaum an ihr Land gesätzt. Wie oft hat sich erschüttert
Für uns schon Utica? 6 Ja / nun Carthago zittert /
Was ists für Aberwitz: daß Cyrtha pocht und höhnt
Die / die's Verhängnis selbst mit Palm- und Lorbern krönt?
Was hofft ihr für Entsatz / euch aus der Noth zu winden?
HIMILCO.
Kan Er der Götter Hülf und ihre Hände binden?
MASINISSA.
Die Götter stehen uns nicht ohne Mittel bey.
MICIPSA.
Glaubt: daß die Spinnenweb ein eisern Bollwerck sey /
Wenn Götter helffen wolln / der Himmel uns beschirmen.
Die / eure Armen nicht / sinds / die mit Regen / Stürmen
[261] Für Hannibals Gewalt 7 / der fünfmal hat geblitzt /
Daß Rom und Reich erbebt / hat's Capitol beschützt.
Es naget Hannibal noch itzt an Welschlands Kerne /
Saugt an der Römer Brust.
MASINISSA.
Er siehet schon von ferne
Im Spiegel / und an euch / wie sein Carthago brennt /
Nachdem er Capua verspielt hat / und Tarent. 8
Des Brüdern bluttig Haupt mit seinen Thränen netzet /
In Welschlands Winckel steckt umbgarnet und besetzet.
Und der ist euer Trost.
HIMILCO.
Wir traun auf Gott / und Ihn.
MASINISSA.
Ein Straus meint so wie Ihr dem Jäger zu entfliehn /
Wenn er aus Furcht den Hals hat in ein Loch verstecket.
HIEMPSAL.
Carthagens Glücks-Fahn hat oft höher sich erstrecket /
Als Hannibal Natur und Alpen überstieg /
Bey Trebia / Ticin / und Tramisen durch Sieg
Die Adler niederschlug / bey Canna Rom erlegte;
Ja selbst Tarpejens Fels erschütternde bewegte.
MASINISSA.
Das Spiel ist itzt verkehrt.
MICIPSA.
Es kan noch einst geschehn.
MASINISSA.
Wenn man Carthago wird in Feuer krachen sehn?
HIMILCO.
Wenn noch ein Regulus 9 wird dort den Kopf zerstossen!
MASINISSA.
Wenn sich das Ameis-Nest auf Löwen wird erbossen?
HIEMPSAL.
Wenn Syphax in die Schlacht gantz Africa wird führn.
MASINISSA.
Wer? Syphax?
MICIPSA.
Syphax / ja!
MASINISSA.
Der kaum die Glieder rührn
In unsern Fesseln kan?
MICIPSA.
In Fesseln süsser Träume!
MASINISSA.
Daß man der Trotzigen hartneckisch Höhnen zäume!
Strackst führt den Syphax uns in Band und Eisen her.
HIMILCO.
Ach! ist dis glaubens werth? wil uns das Unglücks-Meer /
Und Rom die gantze Welt ersäuffen und verschwemmen?
Rom / dessen Siege Witz und Stärcke nicht kan hemmen /
Wenn Sonne / Staub / und Wind 10 uns gleich zu Hülf erscheint /
Ja Drach und Elefant Rom zu vertilgen meint.
MASINISSA.
Schaut! sol der Cyrthens Burg / und Byrsens Schlos erretten?
HIEMPSAL, HIMILCO UND MICIPSA.
Ihr Götter! träumet uns? trägt unser König Ketten /
Der schwer von Kronen war?
BOMILCAR.
Die durch Betrug und List
Er Masinissen stahl?
HIEMPSAL.
Ists möglich? daß ers ist?
[262] Der König / unser Fürst? den man läßt sclavisch schlüssen?
HIMILCO.
Laßt uns des Syphax Knie und Fus und Banden küssen.
BOMILCAR.
Fallt Masinissen dort / dem Sieger / unterm Fuß;
Der ist nicht Fusfalls werth / der selber knien muß.
SYPHAX.
Dis ist des Glückes Spiel. Ich habe noch für gestern
Mehr / als du itzt geprangt. Gewalt und Fall sind Schwestern.
So Ich als Cræsus kan dir ein schön Beyspiel sein:
Daß niemand für der Gruft sein Glück ihm darf beschrein.
Dis und ein Solon kan dich klüglich unterweisen:
Daß Sieger Fürstlich solln beilegte Fürsten speisen.
MASINISSA.
Wo du schnurstracks verschaffst: daß Cyrtha sich ergibt.
SYPHAX.
Dis schafft kein fallend Fürst / der seine Länder liebt.
MASINISSA.
Der nicht sein Volck mit sich verlangt in Grund zu reissen.
SYPHAX.
Wir werden nimmermehr sie knechtsche Zagheit heissen.
MASINISSA.
So sol dein bluttig Kopf bald auf den Pfal gedein.
SYPHAX.
Er wird mein Ehren-Mahl / dir nur ein Schandfleck seyn.
MASINISSA.
Stracks Kriegs-Knecht / laß das Beil des Trotzen Hals durchhauen.
SYPHAX.
Uns kan in dieser Nacht für keinem Tode grauen.
MASINISSA.
Fahrt fort!
MICIPSA.
Ach! grosser Fürst / ach! Er erwege doch:
Daß Seul' und Fürsten ja / die gleich verfallen / noch
Der Götter Bilder sind. Die That ist unerhöret.
MASINISSA.
Daß man den Frevler straft / der Kefer trotzen lehret?
HIEMPSAL.
Daß man umb Tapferkeit ein Fürstlich Haupt schlägt ab.
MASINISSA.
Das wenig Fürstliches auf Thron und Reich angab.
HIMILCO.
Wir wolln das euserste fürs Königs Heil vollstrecken.
SYPHAX.
Wolt ihr mit Untreu erst den alten Ruhm beflecken?
Den Hencker lassen euch Verzweiffeln jagen ein?
Wird / wenn gleich Cyrtha fällt / der Mörder milder sein?
Denn kan er nicht nur mir / auch euch den Kopf abschlagen.
Laßt uns behertzt und froh den letzten Schlag ertragen.
Es schafft mehr Ehre todt / als Sclave sein allhier.
Sagunt und Astapa 11 mahlt euch ein Beyspiel für:
Daß Tugend mit mehr Lust sich stürtzt in Flamm und Brände /
Als Römern sich ergeb und fall in Feindes Hände.
[263]
MICIPSA.
Ist unsern König denn zu retten gar kein Rath?
MASINISSA.
Schafft fort den Thörchten / bis er ausgeraset hat.
Wir wolln euch und der Stadt noch Gnad und Frist vergönnen
Bis ihr des Syphax Stand eröfnen werdet können.
Bomilcar sol nebst euch der Königin den Schluß
Vortragen / ihren hörn. Hiempsal aber muß
Als Geissel hier indes in unserm Läger leben.
Wo in drey Stunden sich nicht Stadt und Burg ergeben /
Solt ihr des Syphax Kopf gespißt am Pfale schaun.

Masinissa. Hiempsal.
MASINISSA.
Auf was vor Grund-Eis wil nun wol Hiempsal baun?
Hiempsal / welchem ich selbst wünsche besser Glücke /
Ja einen treuem Herrn; weil er ins Syphax Tücke
Nicht mit ist eingemischt. Bekweme dich der Zeit /
Vertraue mit der Stadt dich unser Tapferkeit /
So sol Hiempsal sein ein Auge Masinissen /
Und seine Tugend sich in höhern Würden wissen.
HIEMPSAL.
Der König muthe mir Verrätherey nicht zu!
MASINISSA.
Der übt kein Laster nicht / der's Vaterland in Ruh
Aus dem Verterben setzt; noch der / eh er ertrincket /
Ein frembdes Brett ergreift; und / wenn das Schiff versincket /
Ans Feindes Ufer schwimmt.
HIEMPSAL.
Man sol den Herren treu
Auch bis in Abgrund sein.
MASINISSA.
Ein Knecht wird los und frey /
So bald ein Herr vergeht und selbst mus Sclave werden.
HIEMPSAL.
Verräther müssen stets ein Greuel auf der Erden /
Ja dem selbst / der sie hegt / ein Dorn in Augen sein.
MASINISSA.
Nicht bilde dir von uns so schlimmen Undanck ein.
Du / leider! kennst nur nicht des Syphax grause Thaten;
Wie viel er Fürsten hat betrogen und verrathen /
Wie er der Römer Bund meineydisch hat verletzt /
Wie er verräthrisch mich des Reiches hat entsetzt.
Laß dir nur überhin die Schelmstück offenbaren.
Mein Vater Gala war 12 kaum aus der Welt gefahren /
Als durch des Syphax Gift mein älter Bruder schon
Desalces unterging. So bald sein zarter Sohn
[264] Capusa König wird / hetzt er zum Aufruhrs-Brande
Den Mezetulus auf: daß er mit höchster Schande
In seines Königs Blutt so Hand als Seele wäscht;
Mit des Desalces Frau die geile Brunst ausläscht /
Sie in sein Bette raubt; des Reiches Häupter schlachtet /
Den Printz Lucumacen auch aufzureiben trachtet /
Und sich in Thron zu spieln. Als aber unsre Faust
Gereitzt durch Schand und Mord / für den den Unthiern graust /
Mit König Bochars Hülff im väterlichen Reiche
Den Räuber überfiel / und mit beglücktem Streiche
Bey Tapsus Sieger ward; schickt Syphax wider mich
Ein starckes Läger aus; und als der Räuber sich
Zutrennt durch meinen Arm mus flüchten aus dem Lande /
Läßt Syphax Asdrubaln zu einem neuen Bande
Sich reitzen wider mich; bringt eilends auf den Fuß
Die Kräfte seines Reichs / so: daß ich anfangs muß
Auf Balbus Klippen flihn und dar vom Raube leben;
Doch mich bald vom Gebürg in offne Flucht begeben /
Ja / als bey Clupea selbst fünf ich kaum entkam /
Mich stürtzen in den Flus; aus dem ich zwar entschwam /
Doch Bocharn glauben lies: ich sey im Strom ersoffen /
Bis ich den schwachen Leib / den funffzehn Wunden troffen /
In einer Hole mir mit Kräutern ausgeheilt.
Daselbsten les' ich noch vom Heere / das zertheilt /
Kaum viertzig Reuter auf / zih ein neu Heer zusammen;
Ja treibe wie ein Wind des Krieges glimme Flammen
Bis an des Syphax Burg; nahm Hippons Felsen ein.
Der Himmel aber schien mein Todt-Feind selbst zu sein /
So Syphax als sein Sohn / der Fürst Vermina / führen
Zwey Läger auf mich an. Ich muß die Schlacht verlieren /
Und kan Verminen kaum durch schnellste Flucht entflihn /
Muß Trost-loos und versteckt zun Garamanten zihn;
Bis Syphax sich so weit läßt Asdrubaln bethören
Durch seiner Tochter Eh; 13 daß er sich zu versehren
Der Römer Bündnüs wagt. Drauf faßt ich Rath und Muth
Dem grossen Scipio zu opffern Hertz und Blutt;
[265] Der schon durch Wolthat mich vermocht hat zu bestreiten /
Als ich / sein Feind / gleich noch stand auf Carthagens Seiten /
Und er der Schwester Sohn Maßiven mir gab frey / 14
Doch ohne Lösegeld. So bald ich Rom steh bey /
Sinnt Syphax / wie er mir ein Bein könn unterschlagen /
Läßt seine Tochter mir mit meinem Reich antragen / 15
Und als mein Fuß nicht wil in Fall-Strick treten ein /
Besticht er einen Knecht mir Gifft zu thun in Wein.
Urtheil' Hiempsal nun: ob Syphax treuer Dienste /
Der Liebe würdig sey; ob nicht mit mehr Gewinste /
Mit mehrer Ehr und Ruhm man auf die Römer traut /
Durch welcher Beystand ihr mich itzt genesen schaut.
HIEMPSAL.
Mir grauset / ich gestehs / fürs Syphax schlimmen Tücken.
Allein –
MASINISSA.
Ein Kluger mus sich ins Verhängnüsu schicken /
Das leite dich / wie mich / durch deines Feindes Hand
Auf deiner Vorfahrn Thron.
HIEMPSAL.
Mehr als zu harter Stand /
Wo Treu / und Heil / und Furcht in einer Seele kämpfen!
MASINISSA.
Die Sonne der Vernunft mus solche Nebel dämpfen.
Entschleus behertzt / was Ruhm und Wohlfahrt samlet ein.
HIEMPSAL.
Es sey denn! Cyrtha sol noch heute deine sein.

Der Schauplatz stellet für einen Tempel.
Sophonisbe. Amilcar. Vermina. Juba. Das Königliche Frauenzimmer.
SOPHONISBE.
Ihr Schutz-Herrn Afrikens / ihr mehr als leichten Götter!
Trifft schon Numidien ein frisches Unglücks-Wetter?
Gibts Beelsamen nach / 16 läßts Adad aus der acht: 17
Daß Rom Carthagens Haupt und uns zu Mägden macht?
Mein Syphax ist aufs Haupt zum andern mal geschlagen. 18
Und Cyrtha wird berennt. Doch / was ists / daß wir klagen?
Die Trauer-Wolcken sind noch nicht von Keilen leer;
Es praust ein neuer Sturm von allen Ecken her.
Ihr Götter! denen wir uns hier zu Füssen legen /
Laßt unsre Säuftzer doch / die Thränen euch bewegen.
Kan euer feurig Zorn uns denn vorbey nicht gehn /
[266] So laßt den freyen Leib Schwerd / Pfal und Brand ausstehn /
So laßt den Donnerkeil so Brüst als Hertz zerfleischen /
So laßt der Glieder Oel auf glimmen Rösten kreischen /
So schenckt der Lächsenden Ertzt / Pech und Schwefel ein
Darf Sophonisbe nur der Römer Magd nicht sein!
VERMINA.
Daß Sie / Durchlauchtigste / der Himmel mög erhören!
SOPHONISBE.
Hilf Himmel! wie? mein Sohn?
VERMINA.
Der ewig sie wird ehren /
Und ihr zu Füssen legt sein von Blutt triffend Schwerd.
SOPHONISBE.
Mein Kind / der Himmel hat des Wunsches uns gewehrt /
Der dich uns wieder schenckt. Komm lasse dich uns küssen!
Wie / aber / seh ich Blutt von allen Gliedern flüssen?
VERMINA.
Theils das der Feind auf uns / theils das wir selbst verfpritzt.
SOPHONISBE.
Wo bleibt der König denn?
VERMINA.
Die Schlacht war so erhitzt /
Die Schaaren so vermengt: daß ich nicht wahrgenommen /
Wo der behertzte Fürst im Treffen hin sey kommen!
Ich / dem das lincke Horn vom Vater ward vertraut /
Gerieth aufs dritte Pferd; und stand / bis daß ich schaut
Jedweden in der Flucht. Ich bin mit Noth entronnen.
SOPHONISBE.
Ihr Götter / ich vergeh! ists gantze Heer zerronnen /
Der König noch nicht hier / so kan / ach leider! Er
Nicht ungetödtet sein?
AMILCAR.
Der Kummer ist zwar schwer /
Doch muß beym Unfall man noch stets ein bessers hoffen.
SOPHONISBE.
Die kan nichts hoffen mehr / die so viel Blitz getroffen.
Ach leider / wir sind hin!
VERMINA.
Der Flüchtgen gröstes Theil
Floh dem Gebürge zu.
AMILCAR.
Vermuthlich hat sein Heil
Der Fürst dort auch gesucht.
SOPHONISBE.
Ach nein! mein bebend Hertze
Sagt mir was ärgers wahr.
AMILCAR.
Sie halte Maas im Schmertze.
Die Götter schencken uns keinmal nicht Wermuth ein:
Daß nicht Grosmüttigkeit darein kan Zucker streun!

Sophonisbe. Himilco. Micipsa. Vermina. Amilcar.
SOPHONISBE.
Kommt ihr / ihr treusten Zwey / von Masinissen wieder?
HIMILCO.
Wir kommen. Aber ach!
VERMINA.
Was zittern eure Glieder?
MICIPSA.
Voll Schrecken; doch erfreut: daß wir Verminen sehn!
[267]
SOPHONISBE.
Wo bleibt Hiempsal denn / ob ihm ein Leid geschehn?
HIMILCO.
Ach nein! das Unglück ist unmöglich auszusprechen.
AMILCAR.
Sagts. Ihr suchts ohne Frucht mit Wortten zu verbrechen.
MICIPSA.
Fürst Syphax.
SOPHONISBE.
Ich vergeh!
MICIPSA.
Ist in des Feindes Hand.
SOPHONISBE.
Tod?
HIMILCO.
Nein! Lebendig.
SOPHONISBE.
Ach! ist mein erbärmlich Stand /
Ist meines Elends Meer wol möglich zu ergründen?
AMILCAR.
Habt ihr gewissen Grund? oft meint ein Feind zu finden
Durch ein verfälscht Geschrey den Schlüssel in die Stadt /
Für die sein Arm zu schwach.
MICIPSA.
Der Feind / Ach leider! hat
Uns unsern König selbst gezeigt in Band und Eisen.
VERMINA.
Darf ihm der tolle Hund so knechtsche Schmach beweisen?
Laßt / weil ein Tropffen Blutt uns noch in Adern rinnt /
Verfechten Stadt und Burg. Wo ihr / wie ich / gesinnt /
Wolln wir geschwefelt eh mit dieser Burg auffliegen /
Eh Masinissens Faust ein Haar von uns sol kriegen.
HIMILCO.
Ich rühme Muth und Schlus; ich wil Gefährte sein.
Das Unglück aber schlägt uns unter noch ein Bein.
AMILCAR.
Eröfne / was uns drückt.
HIMILCO.
Der Feind hat hoch betheuert:
Daß / wo drey Stunden sie mit der Ergebung seyert /
Ihm Cyrtha nicht schleust auf / wir's Königs Kopf gespißt
Solln auf dem Pfale sehn.
SOPHONISBE.
Welch Drach und Tyger ist
Dem Masinissa gleich? Ihr Wolcken berstet / blitzet!
Brich Abgrund! wo der Hund / so rasend / so erhitzet
An unsre Seele setzt. Ohnmächtge Königin!
In was Verzweifelung fällt Sophonisbe hin?
Solln wir des Hauptes Haupt sehn auf dem Pfale stecken?
Sol solch ein Schaugericht uns Aug und Hertz beflecken?
Mag wol ein Greuel sein / der mehr durchs Hertze bricht?
Nein! Sophonisbe führt Thyestens Augen nicht!
Nein! Laßt uns vor den Dolch durch Hertz und Brüste stossen!
VERMINA.
Frau Mutter / laßt uns nicht mehr auf uns selbst erbossen /
Als auf des Feindes Brust. Man schärffe Witz und Schwerd:
Daß ihm der Donnerkeil selbst durch die Seele fährt!
SOPHONISBE.
Mein Kopf ist gantz verwirrt! die Augen gantz umbnebelt!
Läßt Sophonisbe zu: daß man den Eh-Schatz sebelt?
[268] Läßt Sophonisbe zu: daß man zur Magd sie macht?
Daß ihr mit Cyrtha seyd ins Römsche Joch gebracht?
Nein! Blutt-Hund rase fort! Du magst den Syphax schinden:
Dein Dreun und Greuel sol die Stad nicht überwinden;
Doch nein! Micipsa geh / eröfne Thor und Stadt. 19
Geh / trags dem Feinde für: daß er zur Magd mich hat;
Daß er uns mag nach Rom zum Siegs-Gepränge führen /
Wo nur mein Eh-Schatz nicht darf Hals und Kopf verlieren!
AMILCAR.
Auf was für Aberwitz verleitet sie der Schmertz?
Hat Sophonisbe mehr kein Asdrubalisch Hertz?
Wil sie dem Todt-Feind uns und sich in Rachen stürtzen?
Kan ihm der Hund so denn nicht auch den Geist verkürtzen?
Und ärger mit ihm spieln / wenn alles ist verspielt?
Kein Schluß kan sicher sein / der auf die Zagheit zielt.
SOPHONISBE.
Solln wir durch Trotz das Beil selbst auf den Eh-Schatz wetzen?
AMILCAR.
Solln wir durch Furcht das Beil uns selbst an Nacken setzen?
SOPHONISBE.
Die Demuth reißt das Schwerd Tyrannen aus der Faust.
VERMINA.
Wie / daß ihr itzt nicht mehr für Masinissen graust?
SOPHONISBE.
Mein Hertze schmeltzt für Lieb / und wünscht für ihm zu büssen.
AMILCAR.
Die Feinde dreun oft mehr / als sie hernach entschlüssen.
HIMILCO.
Wir sahn ans Syphax Hals bereit das Beil gesetzt.
VERMINA.
Doch hat es noch zur Zeit kein Haarbreit ihn verletzt.
MICIPSA.
Der Grim ist nicht verkühlt / der Schlag nur aufgeschoben.
AMILCAR.
Solch Aufschub machet lau auch rasend-tolles Toben.
SOPHONISBE.
Nicht / wo ein alter Feind durch Aufschub zielt auf Nutz.
VERMINA.
Großmüttigkeit schafft Ruhm / Furcht ist der Hasen Schutz.
SOPHONISBE.
Ach leider! Ihr fühlt nicht die ängstgen Hertzens-Bisse.
AMILCAR.
Gesätzt auch: daß der Feind den Syphax tödten liesse /
Was hätten wir und er mehr als bereit verlohrn?
Die Fürsten / denen ist der Purper angebohrn /
Sind ohne Zepter kranck / und mehr als todt in Ketten.
Verlangt der Fürst und Held das Leben ihm zu retten?
Mäßt unserm Könige nicht solche Kleinmuth bey:
Daß ihm der Hals nicht feil für Reich und Kinder sey.
HIMILCO.
Wahr ists; dis was man hier itzt auf die Wage leget /
Verdammet Syphax selbst; und heißt uns unbeweget
Für unsre Wolfahrt stehn; betheuernde: Sein Tod
Sey uns mehr kein Verlust / doch's Ende seiner Noth.
[269] Ja als der Feind nahm wahr; wie ihn kein Dreuen schreckte /
Wie hertzhafft er den Hals bis unters Richtbeil steckte /
Zoch selbst die Tyranney die steilen Hörner ein.
AMILCAR.
Auch unsre Tugend wird des Feindes Anstoß sein.
HIMILCO.
Bomilcar aber dringt auf Cyrthens Ubergabe.
SOPHONISBE.
Wol! nun ich diesen Schluß von meinem Syphax habe /
Liegt mir kein Centner mehr des Zweifels auf der Brust /
Und Sophonisbe schöpft auch aus dem Elend Lust.
Weil Athem meine Brüst / und Blutt die Adern schwellet /
Wolln wir den Degen führn / wenn Syphax zwölfmal fället.
Micipsa geh und schaff itzt bald Bomilcarn heim;
Der nicht mehr hörens werth. Des Feindes Honigseim
Flößt uns nur Spisglas ein; dem man mehr / wenn er dreuet /
Mag traun / als wenn er Asch auf glimme Kohlen streuet.
Auf! laßt der treuen Stadt zum Vorbild uns stelln für!
Legt uns den Harnisch an. Den Helm her! schneidet mir
Nun das unnütze Haar zu Seenen 20 auf die Bogen
Von Stirn und Scheutel ab. Welch Weib uns ist bewegen /
Welch unerschrocken Weib das Vaterland nicht haßt /
Sol nachthun / was ihr seht. Wir wolln des Krieges Last
Mit unverzagter Faust nebst euch / ihr Helden / tragen;
Der Stadt Beschirmer sein / den Feind in Ausfälln schlagen.
Lägt euch / ihr Liebsten / stracks auch Helm und Küras bey.
Der Himmel kan verleihn: daß Sophonisbe sey
Des Feindes Tomyris / ihr mehr als Amazonen;
Die dem Bluttdürstigen mit eignem Blutte lohnen.
Himilco nimm der Stadt statt des Hiempsals wahr /
Und rühm ihr unsern Schlus. Ihr / schafft für dis Altar
Stracks unsre Kinder her! Mein eigen Blutt bezeuge
Mit was für Liebes-Milch ich Reich und Völcker säuge.

Amilcar. Sophonisbe. Vermina. Adherbal. Hierba. Syphax. Bogudes der Priester. Torquatus, Flaminius, zwey gefangene Römer. Das Königliche Frauenzimmer / und darunter Orythia, Hippolite, Menalippe.
AMILCAR.
Unüberwindlich Zweig des grossen Asdrubal!
Behertzte Königin! die kein erschrecklich Knall
[270] Des Unglücks nicht erschreckt mit tausend Donnerwettern /
Die alle Welt verehrn / Carthago wird vergöttern;
Die Rom für Afrikens Penthasilea schilt.
Schutz-Göttin unsers Reichs / 21 ja Cyrthens Pallas-Bild! 22
Nun schöpf ich Luft und Muth! weil solch behertzt Entschlüssen
Mus vom Verhängnüsse / von unsern Göttern flüssen.
Nur Muth! die Königin wird uns Xanthippus sein
Die diesen Regulus wird Fässeln schlüssen ein; 23
Und lehrn: daß wenn man meint Carthago lieg im Staube /
Sein Drache Ruhm und Sieg der Römer Adlern raube. 24
SOPHONISBE.
Die Götter machen wahr dis / was mein Wunsch begehrt!
Kommt / gürtet umb den Leib hier meines Königs Schwerdt.
Vermina schmücke dich mit unserm Frauen-Kleide / 25
Die Andacht macht: daß sich ein Held mit unser Seide
Hier nicht verstellt und fleckt. Zeuch meinen Rock auch an;
Daß ich in Helden-Tracht dem Mohnden opfern kan / 26
Und du dis heilge Bild in Weiber-Kleidern ehren;
Weil sonst die Göttin nicht pflegt Betende zu hören.
Errette Kabar uns / 27 du Schutzstern dieser Stadt! 28
Baaltis höre mich / 29 weil man dir allzeit hat
Hochedles Menschen-Blutt und Kinder-Fleisch gewehret: 30
Daß es dein glüend Bild verbrennt hat und verzehret.
Schau / Göttin / gleich sich dir zwey meiner Kinder stelln.
Im Fall ihr schmeltzend Leib sol deine Flamm erhelln /
Eröfne deinen Heisch mit den gewohnten Strahlen.
Ja / ja! Ich sehe schon die Glutt sich röther mahlen.
Die Flamme krönt dein Haupt. Kommt her / ihr Kinder looßt /
Wer würdig unter euch sey auf den glimmen Roost
Als Opfer für das Heil des Vaterlands zu steigen.
Kommt! denn sie scheint euch schon die Armen zuzuneigen.
Durch solch ein Opfer hat auch Anobreta 31 schon
Die Kriegslast abgeweltzt von der Phönizer Thron /
Als sie ihr einigs Kind den Göttern hat gebraten.
Busir hat den Osir / 32 die Druiden Teutaten /
Und Creta den Saturn durch gleiches Blutt versöhnt /
Und Ammon Molochs Bild mit Solcher Glutt gekrönt / 33
Auch Sparta Menschen-Hertz' aufs Mars Altar geschlachtet.
ADHERBAL.
Wie seelig / der fürs Heil des Vaterlands verschmachtet!
[271] Frau Mutter / es bedarf hier keines Looses nicht.
Das Recht der Erstgeburth / das Hertze / das mir bricht
Für das gemeine Heil / bestimmen mir die Würde
Daß ich sols Opfer sein.
HIERBA.
Meinst du: daß ich für Bürde
Der Mutter Spruch nehm an? Ich habe so viel Muth
Als du / für unser Reich zu opfern Hertz und Blutt / 34
Den Stahl so auf mich selbst / als auff den Feind / zu schleiffen.
Hier steht der Glückstopf schon. Laß nach dem Preiß uns greiffen.
VERMINA.
Mein Blutt und Hertze wallt für Schmertz-vermählter Lust!
Der Kinder grosser Geist regt meine kalte Brust.
Die Götter wandeln euch / ihr Sternen / in zwey Sonnen!
HIERBA.
Glück zu! Hierba hat das Vorzugs-Recht gewonnen!
Frau Mutter nehmt von mir die irrdschen Kleider hin.
SOPHONISBE.
Sol ich / hilf Himmel! sein die bluttge Priesterin?
HIERBA.
Vermina gürte mir den Gürtel von den Lenden.
VERMINA.
So Gold als Tugend wird verklärt in Flamm' und Bränden.
HIERBA.
Amilcar sol umb mich die Opfer-Binde zihn.
AMILCAR.
Aus deiner Asche wird der Wolfahrt Phenix blühn.
VERMINA.
Numidien wird dich mit mehrern Lorbern krönen /
Wir mehr Altäre dir baun / als den zwey Philenen
Carthago wiedmete / 35 die in Cyrener Sand
Sich lebend ließen scharrn: wormit ihr Vaterland
Auf ihrer edlen Grufft ein ewigs Gräntzmal hette
Vergrösserter Gewalt. 36
ADHERBAL.
Mus Decius errette
Sich opfernde / sein Heer; hier ist mehr Helden-That
Bey Kindern / als jemals verübt ein Römer hat.
HIERBA.
Adherbal kröne mich mit Lorbern und Cypressen.
ADHERBAL.
Ich und die Nachwelt wird nicht deinen Ruhm vergessen.
HIERBA.
Nun lege / Mutter / mich der Baal in die Schoos. 37
SOPHONISBE.
Nimm diesen Kuß noch hin. Erschrecklich Hertzens-Stos!
Jedoch nur fort! das Heil des Reiches geht für Kinder.
Gott mache dich zum Stern und uns zum Uberwinder!
VERMINA.
Hilf Gott! was sprüt das Bild für grause Flammen aus.
Welch Blitz schlägt aufs Altar? Erbebt der Götter Haus?
Erschüttert sich die Erd? und wil der Grund verfallen?
SYPHAX.
Was habt ihr Thörchtes für: daß auch die Götter knallen
Auf euren Aberwitz? Wie? sol Hierbens Blutt
Hier schnödes Opfer sein? Weg mit ihm! dessen Muth
[272] Numidien zur Zeit in Freyheit sol versetzen.
Man mus bey solcher Noth mit andrem Blutte netzen
Der Götter glüend Bild. Ist sonst kein Opfer dar?
So Sonn und Monde wolln auf ihr umbflammt Altar
Zum Opfer Erstlinge von den Gefangnen haben. 38
Stracks / schafft ihr zwey hieher. Die werden süßre Gaben
Den grossen Göttern sein.
SOPHONISBE.
Ihr leichten Götter ihr!
Verzückt Grimm oder Gunst den grossen Vorsatz mir?
VERMINA.
O Blindheit der Vernunft / die nur hat Maulwurffs-Augen /
Wenn sie schon Luchs wil sein. Wir albern Götzen taugen
Nicht fürs Verhängnüsses umbwölckten Richterstul!
SOPHONISBE.
Ihr Götter? träumet mir? leb ich? hat mich der Pful
Der Todten schon umbschrenckt? ist Syphax dis? sein Schatten?
Der König? den die Feind' in Band und Eisen hatten?
SYPHAX.
Ich werde / liebster Schatz / ja wol dein Syphax sein.
SOPHONISBE.
Komm schleuß mein Schutz-Gott mich in Seel und Armen ein.
ADHERBAL.
Darf ich / Herr Vater / ihm Hand / Knie und Füsse küssen?
SYPHAX.
Laß / allerliebstes Kind / dich in mein Hertze schlüssen.
HIERBA.
Hier zeiget sich mein Gott / dem opfer ich mein Hertz.
SYPHAX.
Es kämpft in meiner Seel Angst / Zweifel / Freude / Schmertz.
VERMINA.
Mit was bezeug ich ihm / Herr Vater / meine Freude?
SYPHAX.
Ist dis mein Kind? mein Sohn? Vermin? in Weiber-Kleide?
VERMINA.
Ich fleh in dieser Tracht für ihn die Götter an.
SYPHAX.
Itzt sterb ich froh / nun ich nur dich umbarmen kan /
Die Seule meines Throns / mit dessen falschem Sterben 39
Die Feinde kitzeln sich / doch Ehren-Fahnen färben
Aus deinen Wunden dir; weil Feind und Laster doch
Nicht kan die Tugend schmehn.
SOPHONISBE.
Mein Schatz eröfne noch:
Wie er so glücklich sich der Fessel hat entbunden?
SYPHAX.
Zu was für Schlössern hat nicht Gold den Schlüssel funden?
Hierdurch hab ich erkauft der Mohren-Wache Treu.
SOPHONISBE.
In meinem Leibe wird Geist / Athem / Hertze neu /
Und sagt den Göttern Danck.
AMILCAR.
Ach! daß Carthago wüste
Des grossen Königs Heil / und unsre Freud' und Lüste!
VERMINA.
Der Priester führet zwey Gefangne gleich herein.
SYPHAX.
Recht! Gott und Andacht muß keinmal vergessen sein.
Den schlachte / Bogudes / dem Mohnden / den der Sonnen.
[273]
BOGUDES.
Durch Opfer wird gewis der Götter Hertz gewonnen.
Ziht die Gefangenen bis auf die Hembder aus.
TORQUATUS.
Verdammter Gottes-Dienst! verteufelt Götzen-Haus!
BOGUDES.
Man wird euch siedend Ertzt auf Brüst und Glieder speien /
Wo ihr das Heiligthumb meint fluchend zu entweihen. 40
Da ihr ein Wort noch sprecht / ersäuft euch Hellen-Kwal.
Laßt euch mit Meyen-Thau besprengen lieben mal.
Laßt euch Stirn / Augen / Mund aus diesem Weine waschen.
Nun laßt euchs Haupt bestreun mit dieser Todten-Aschen.
Schlüßt hintern Rücken Bein' und Armen in ein Band.
Werfft der Gefangnen Pfeil und Weyrauch in den Brand;
Daß Nabatheens Hartzt die heilge Glutt erfrische.
Nun hebt sie alle zwey auf die zwey Opfer-Tische.
Kehrt beyder Angefleht Astartens Bilde zu.
So scharffen Schnitt ich hier durch beyder Brüste thu /
So wolle Baal auch der Feinde Macht zertrennen.
Dis Hertze sol dir / Sonn / 41 und dis dir / Mohnde / brennen.
Nimm grosser Schutz-Gott an / was Andacht dir gewehrt /
Das Fleisch sey von der Glutt / der Feind von dir verzehrt.
Hier hastu / Derceto / zum Opffer ihr Gehirne; 42
Sey unsrem Feind ein bös' / uns ein geneigt Gestirne.
Wie dis erhitzte Beil durch beyder Hälse fährt /
So falle Rom und Feind auch durch der Mohren Schwerdt.
Daß man der Todten Köpf auf unsre Thürme stecke.
Der Feind für ihnen mehr als Gorgons Schild erschrecke.
SOPHONISBE.
Das Opfer ist vollbracht: Noch eines aber fehlt.
Ihr Kinder / die zur Rach uns das Verhängnüs wehlt;
Kommt laßt wie Hannibaln euch einen Eyd vorlesen; 43
Dafern ihr Rom gestürtzt / Carthago wünscht genesen.
ADHERBAL.
Wo uns in Adern steckt ein Tropffen Römisch Blutt /
Vertilg ihn und mein Hertz die ärgste Schwefel-Glutt!
BOGUDES.
Ihr müßts Altar anrührn 44 / aufs Schwerd die Finger legen.
HIERBA.
Ich fühl in meiner Brust sich Rach und Eyfer regen.
BOGUDES, ADHERBAL UND HIERBA.
Wir / unser Stamm / und Reich sei ewiglich verflucht /
Wo einer unter uns nicht Todfeind stirbt / und sucht
Der Römer Untergang / und Masinissens Ende.
Wir sagens eydlich zu euch Göttern in die Hände.

[274] Reyen

Darinnen die Zwytracht. Liebe. Haß. Freude. Schrecken. Begierde. Neid. Furcht. Die Seele der Sophonisbe.
DIE ZWYTRACHT.
Kommt / schaut / wie hier der Helle Priesterin /
Des Himmels Furcht / die Königin der Erden /
Des Abgrunds Kind / der Länder Henckerin;
Durch welche Welt und Himmel zwistig werden /
Durch die Sagunth und Troja kam in Brand /
Die auf Carthago Rom / auf Rom den Syphax hetzet /
Wirft einen güldnen Apfel aus der Hand /
Der Stärcksten unter euch sey er hier aufgesetzet.
DIE LIEBE.
Kein Streit ist noth; ob mir der Preiß gehört /
Weil tausendfacher Sieg mir Kron und Zeugnüs gibt /
Pygmalions sein Bild 45 und Beyspiel lehrt:
Daß Lieb auch Helffenbein beseelt macht und verliebt.
DIE RACHE.
Was Liebe rühmt / hat Rache längst verübt.
Des Cadmus Saate kan dir meine Macht bewehrn:
Daß Todesbein oft meinen Trieb ausübt;
Daß ich kan Drachenzähn in Mörderhauffen kehrn.
DER HAß.
Im Menschen ist der Haß der gröste Trieb /
Der Teufels-Larven stets für Engel-Augen hält.
Welch Unmensch hat sonst nicht den Vater lieb?
Doch schaut: wie dort ein Sohn für ihm in Ohnmacht fällt.
DIE RACHE.
Die Ohnmacht ist der Rache Kinderspiel /
Es raast in eignes Fleisch die bluttbegierge Hand.
Schaut: wie der Grimm Medeens dort sich kühl'.
Wie sie der Kinder Haupt selbst schmetter an die Wand.
[275]
DIE FREUDE.
Die Rach erstickt von blossem Eyfer nicht /
Wie wenn mein starcker Trieb Geblütt und Hertze schwellt.
Der Mutter Hertz und Lebens-Glas zerbricht / 46
Wenn sie der Sohn umbarmt / den sie erschlagen hält.
DIE RACHE.
Die Rache raubt Vernunft und Sinnen weg;
Daß Ajax einen Stier für den Ulyß ersticht. 47
Ja schaut: wie er sein Schwerdt selbst in sich steck /
Als in Atridens Blutt er sich kan kühlen nicht.
DIE BEGIERDE.
Nichts ist so starck / als der Begierde Brand;
Sie opfert Seel und Leib für Würde / Gold und Lust /
Wenn sie gewinnt beym Satyr Oberhand /
Umbarmt er Flamm und Tod 48 für eines Schwanen Brust.
DIE RACHE.
Die Rache schont noch minder ihrer Haut.
Wenn Astapa sich nicht der Römer mehr erwehrt / 49
Siht man: daß sie ihr selbst den Holtzstos baut /
Die Stadt stürtzt in die Glutt / und Leib und Gutt verzehrt.
DAS SCHRECKEN.
Das Schrecken kehrt den Menschen gar in Stein.
Als Phœbens Hirsch itzt sol Iphigenia zahln /
Nimmt solch ein Schmertz den Agamemnon ein:
Daß kein Timantes kan sein todtes Antlitz mahln. 50
DIE RACHE.
Schaut: wo mein Grimm hin Sophonisben reißt?
Sie opfert selbst ihr Kind. Kan grimmers was geschehn?
Ja ich tag' aus der Gruft Achillens Geist:
Daß er Polyxenen ihm kan geschlachtet sehn. 51
[276]
DER NEID.
Kein wüttend Hund / kein Molch / kein Scorpion
Ist / der mehr giftig sich als meine Faust beweist.
Denn sie verstimmt des Orpheus süssen Thon;
Daß ihn der Bachchen Grimm in tausend Stücke reißt. 52
DIE RACHE.
Aus Basilißk- und Drachen-Augen fährt
Kein solch vergiftet Blitz / als wenn mein Eyfer kreischt.
Actæon wird durch mich in Hirsch verkehrt /
Und meiner Hunde Grimm ists / der ihn so zerfleischt.
DIE FURCHT.
Die Furcht läscht aus der Seele selbst ihr Licht.
Daß Daphne wird ein Baum / die Syrinx schilficht Rohr.
Andromedens gebräuntes Angefleht
Wird Perlen-weiß / so bald der Wallfisch schwimmt empor.
DIE RACHE.
Mein Werckzeug ist auch Drach und Crocodil /
Der Juno Schlangen zihn Alciden in den Streit;
Ja mir tantzt nach / wenn ich in Reyen wil /
Furcht / Freude / Schrecken / Haß / Begierde / Liebe / Neid.
DIE SEELE DER SOPHONISBE.
Ja! alle die beherbergt meine Brust /
Seit mein verletzter Geist für Rach und Eyfer glühet.
Die Liebe schöpft an meinen Kindern Lust /
Wenn sie die Mordlust sich in ihnen wittern siehet.
Ich hasse Rom / und fürchte seine Macht.
Mich tröstet Syphaxs Flucht / ich meide's Feindes Glücke.
Mich schreckt die schon zweymal verlohrne Schlacht.
Nimm / Rache / dir den Preiß. Doch Blitz zerbrich die Stricke!

2. Akt

[277] Die andre Abhandlung.

Der Schauplatz stellet für den innern Platz des Königlichen Palasts.
Sophonisbe. Syphax. Vermina. Juba. Himilco. Micipsa. Orythia. Elenisse. Menalippe. Ein Theil der Numidischen Fürsten und Hauptleute.

SOPHONISBE.
So ist / hilf Himmel! schon die Stadt ins Feindes Hand?
HIMILCO.
Ja leider! wir sind hin!
SYPHAX.
Erbärmlich Unbestand /
Des Glückes! das mit uns spielt / als mit Wasserblasen.
SOPHONISBE.
Ach! wie wird nicht der Feind auf uns und Cyrtha rasen!
VERMINA.
Sags: wie im Augenblick die Stadt erobert sey?
HIMILCO.
Wir falln durch eignes Schwerd / und durch Verrätherey.
Hiempsals Meyneyd hat die Festung aufgebrochen /
Nachdem er güldne Berg uns Thörchten hat versprochen /
Uns Albern und der Stadt betheuernd weiß gemacht:
Er habe Frieden uns von Masinissen bracht.
SOPHONISBE.
Verteufelt-falscher Hund! sind solcher Heuchler Motten
Aus zartem Wurm-Gespünst und Purper nicht zu rotten?
HIMILCO.
Als nun das frohe Volck von Posten sich verliert /
Ja viel der Vorwitz gar ins Feindes Läger führt /
Das voller Jauchtzen bebt / mit Freuden-Feuern gläntzet /
In dem jedwedes Fahn ein grüner Oelzweig kräntzet /
Nimmt unversehns der Feind mit einer schwachen Schaar /
Die selbst Hiempsal führt / das Thor ein / die Gefahr
Hieß mich und andre zwar zur Gegenwehr uns schicken.
Doch bald siht man auf uns die gantze Macht losdrücken;
Und als Mandrestal fällt / Hiarba bleibet todt /
Ich diese Wunden kriegt / fleucht alles: daß mit Noth
Ich auf die Burg entkam.
SYPHAX.
Ich seh es: das Verhängnüs
Bestellt Numidien und uns das Leichbegängnüs!
Auch Hannibal hat schon Carthagens Fall erkennt. 53
JUBA.
Ach! Fürst / die Burg ist schon mit Feinden rings umbrennt.
Ja die Besatzung läßt Thor / Mauern / Waffen fahren /
Springt über zu dem Feind! Es sind von allen Schaaren
Nicht hundert / welche treu in Königs Diensten stehn.
VERMINA.
Laßt uns dem Feinde noch behertzt entgegen gehn.
[278]
SOPHONISBE.
Ja! wir wolln biß in Todt mit euch in Kampfplatz zihen.
SYPHAX.
Umbsonst! Ach könte nur Vermina noch entfliehen!
An dem des Reiches Heil / Carthagens Hofnung liegt;
Mein Trost / wenn alles sonst verspielt ist und besiegt.
VERMINA.
Wie? und sol ich allein durch Flucht und Furcht mir rathen? 54
SYPHAX.
Zeuch an ein Römisch Kleid; und mische den Soldaten
Dich als ein Kriegs-Knecht ein. Der Feind wird / wenn nur ich
Gefangen / sich so sehr bekümmern nicht umb dich.
Auch ihr / ihr Freunde / fliht / wo ihr entkommen könnet:
Weil Syphax / nun das Schiff zerberstet / jeden gönnet:
Daß er ein Brett ergreift / und Tod und Ach entschwimmt.
VERMINA.
Herr Vater / einen Kuß dem / der nun Abschied nimmt;
Die Götter wollen euch mit besserm Glücke segnen!
HIMILCO.
Wir wolln stehn aus was euch / Durchlauchste / wird begegnen!
MICIPSA.
Fürst Masinissa selbst bricht nebst des Heeres Kraft
Schon durch das Burg-Thor ein.
SOPHONISBE.
Laßt was der Himmel schafft /
Was das Verhängnüs schickt / behertzt thun und erfüllen.
Geduld verzuckert auch die Wermuth-bittren Pillen.

Masinissa. Syphax. Sophonisbe. Bomilcar. Juba. Himilco. Micipsa. Adherbal. Hierba. Manastabel. Das Frauenzimmer. Eine Menge Masinissischer Soldaten.
MASINISSA.
Trifft den Entlauffenen mit seinem Schwarme man
In diesem Kefichte vergifter Schlangen an?
Stracks! daß man ingesammt sie in die Ketten schlüsse.
SYPHAX.
Dein Schimmer spiegel sich in meinem Finsternüsse.
MASINISSA.
Dein Meineyd stürtzt dich selbst. Wer Göttern Eyde bricht /
Verdient bey Sterblichen Gunst und Erbarmung nicht.
Laßt Bein und Armen ihm in enge Fässel schrauben.
SYPHAX.
Wil man die Händ uns nicht zum minsten frey erlauben?
Gerechte Götter! Ach!
MASINISSA.
Ja wol! sie sind gerecht;
Dein Beyspiel lehrts; denn der wird itzt der Straffe Knecht
In dem die Boßheit herrscht.
SYPHAX.
Du wirst der Götter Rache
Noch allzu zeitlich fühln. Du eben bist der Drache /
[279] Der Africa verschlingt; und seine Freyheit legt
Den Römern unters Joch; der eine Wölfin hegt 55
In seiner eignen Schos / die ihn bald selbst wird fressen.
BOMILCAR.
Gefangne reden nicht mit Siegern so vermessen.
SYPHAX.
Verletzt die Wahrheit so der Heuchler zartes Ohr?
BOMILCAR.
Du selbst hast hin und her gewancket wie ein Rohr.
SYPHAX.
Ich nie ins Vaterland ein frembdes Volck geführet.
MASINISSA.
Was nützt euch: daß ihr hier so Wortt' als Zeit verlieret?
Stracks führt den Syphax hin / schlüßt ihn in Kercker ein.
SYPHAX.
Des Syphax Geist wird frey auch in den Banden sein.
MASINISSA.
Bomilcar / laß alsbald rings-umb die Burg verwachen:
Daß niemand / wer der sey / sich auf die Flucht kan machen;
Sucht nebst Verminen auf die stoltze Königin /
Die diesen Brand gebohrn. Die schleppt in Kercker hin!
SOPHONISBE.
Durchlauchtigst-grosser Fürst; Großmächtger Uberwinder /
Erbarm dich deiner Magd und ihrer armen Kinder;
Die sich fußfällig dir zu deinen Füssen legt.
MASINISSA.
Was? ist dis eine Magd / die Helm und Harnisch trägt?
SOPHONISBE.
Ja! es ist Sophonisb' / ein Haß der leichten Götter /
Ein Ball des falschen Glücks / ein Ziel der Unglücks-Wetter;
Vor eine Königin / itzt deine schlechte Magd;
Der das Verhängnüs hat sonst allen Trost versagt /
Als diesen: daß sie fällt in Masanissens Hände;
Daß mein gescheutert Schiff an einen Felsen lende /
Auf dem der Tugenden stern-heller Pharos steht.
Vergib mir: daß ein Weib so ferne sich vergeht /
Die deine Sclavin ist: daß sie dein Knie anrühret /
Daß sie zu Fuffe fällt dem Herren / welcher führet
Im Köcher Gnad und Tod / Gewalt auf Hals und Haupt.
Wo deine Siegs-Hand mir zu küssen ist erlaubt /
Wo ein gefangen Weib darf Sieger etwas bitten /
Ich Mohrin auf dein Knie darf reine Thränen schütten /
So fleh ich durch den Glantz der Krone / die dich schmückt /
Bey aller Götter Gunst / die dir den Sieg zuschickt /
So fleh ich dich beym Ruhm und Nahmen der Numiden /
Das du und Syphax bist / nicht umb geneigten Frieden /
Umb Leben / Kron und Reich / nicht umb die Freyheit an.
[280] Nein! Sophonisbe stirbt begierig / wo sie kan.
Die Kräntze / die uns ziern / sind Pfeile voller Spitzen / 56
Die uns durchs Hertze fahrn / und unser Haupt zerritzen.
Das Elend nagt an uns / das Glücke macht uns blind /
Da Mohren doch berühmt sonst von vier Augen sind. 57
Das Reich war mir nur Last / die Krone trug nur Dörner;
Drumb schätzt ich alles diß nur für gemahlte Körner /
Darmit das Glück uns streut / und ins Verterben lockt.
Der Himmel ist zu schwartz / das Glücke zu verstockt:
Daß ich mir noch hiervon was süsses träumen lasse.
Ich schwere / grosser Fürst: daß ich mit Lust erblasse.
Mich stinckt das Aloe des sauern Lebens an /
Das das Verhängnüs selbst mir nicht verzuckern kan /
Weil ja kein Kürbskern mag Granaten-Aepfel zeugen.
MASINISSA.
Auf! schönste Königin / sie darf kein Knie hier beugen.
Sie melde: was sie drückt. Was hat sie zu befehln?
SOPHONISBE.
Ihr Götter! kan ich wol für Hertzens-Lust erzehln
Das bange Seelen-Ach! Mein Fürst / der Römer Ketten
Beängstigen mein Hertz. 58 Kan mich der Fürst erretten
Aus dieser Stoltzen Schimpff / und solcher Wölffe Klau / 59
Erlang ich Wunsch und Heil. Daß ich des Syphax Frau /
Der deines Bluttes ist / so lange bin gewesen /
Daß ich so wol als du in Africa genesen /
Senckt meiner Seele Trost und Hofnungs-Ancker ein:
Du könnst so grimmig nicht als frembde Römer sein.
Ist aber diese Macht dir / grosser Fürst / verschnitten /
So lasse dich mich Magd / mich Sclavin doch erbitten;
So treib dis schöne Schwerdt (ich schmecke schon die Lust!)
Durch meiner Kinder Leib in Sophonisbens Brust.
Bringt uns die Kinder her; hier durch fußfällig Flehen
Sich strenger Dienstbarkeit der Römer auszudrehen.
Ist auch der Wunsch umbsonst; so wil als Priesterin
Ich dir ihr spritzend Blutt zum Opfer liefern hin.
MASINISSA.
Durchlauchste Sophonisb' / ich fühle deine Schmertzen.
Das Gift fleust dir in Mund / und würckt in meinem Hertzen.
Jedoch / sie schöpffe Luft und gebe sich zur Ruh.
Oft wirft der Sturm in Port. Mein Licht / ich sag ihr zu /
[281] Hier hat sie Treu und Hand / ihr billiges Begehren.
SOPHONISBE.
Ihr Götter! was werd ich / als Freuden-schwangre Zehren /
Mein Schutz-Gott / dir zum Danck und Opfer gelten ab?
Mein Antlitz / das zur Zeit dem Syphax Anmuth gab /
Vermag nur Thränen noch; und meine schnellen Brüste /
Die vor zwey Köcher warn / und Brunnen süsser Lüste /
Sind nur von Seuftzern reich. Die Seele / die kaum kan
Noch recheln / zündet ihm der Andacht Weyrauch an.
Ja! laß auch dich nunmehr anbethen die zwey Knaben.
Verschmehe / so wie Gott / nicht die geringen Gaben.
Das Hertze / nicht ihr Preiß gibt Opfern ihren Werth.
Geht / liebsten Kinder / fallt dem Sieger in das Schwerdt.
ADHERBAL.
Großmächtger Herr und Fürst! Wir fallen ihm zu Füssen /
Verpflichten ewig uns zu Sclaven Masanissen.
Er spann uns Aermste nur nicht in der Römer Joch.
HIERBA.
Wir wünschen uns den Todt und tausend Martern noch /
Wir wolln fürs Henckers Klotz mit frohem Lachen knien;
Wir wolln in Löwenhöln / in Drachen-Nester ziehen /
Wo uns der Fürst nur nicht nach Rom als Sclaven schickt.
MASINISSA.
Ihr edlen Fürsten / auf! Aus diesen Knospen blickt
Die Trefligkeit des Stamms / die Würde künftger Früchte.
Durchlauchste / sie entwölck ihr himmlisches Gesichte;
Manastabal nimm ihr und ihrer Treuen wahr.
Die Stille folgt auf Sturm / Erkwickung nach Gefahr.

Masinissa.

Ach! aber Ach! bin ich Besigter oder Sieger?
Den Jäger zwar erlegt oft ein gehetzter Tyger /
Nicht aber ein schwach Reh. Und Sophonisbe schlägt
In Band und Eisen mich! wir siegen! und sie trägt
Die Lorber-Kräntze weg! wir schneiden / und fühln Schmertzen!
Wir herrschen in der Burg / sie aber uns im Hertzen!
Wir sind Herr dieses Reichs / sie Hencker unser Lust!
Tyrann in unser Seel / und Natter in der Brust!
Gleicht Sophonisbe sich der zaubernden Medeen?
Sol ich der Creuse Brand / des Creon Ach ausstehen? 60
[282] Steckt sie durch blossen Blick wie Basilisken an?
Werd ich geäschert ein / eh ich den Zunder kan
So grosser Flammen sehn? Ich loder! ich verbrenne!
Mein Abgott / Sophonisb'! Auf! Fürstin / ich erkenne
Für den Gefangenen / für deinen Sclaven mich!
Wie / Masinissa / was beginst du? geh in dich!
Sol diese Spinne dir anmuthgen Honig geben?
Sol dieser Seidenwurm dir ein Begräbnüs weben?
Stürtzst du vorsetzlich dich wie Mutten in die Glutt?
Kennst du die Schlange nicht noch Asdrubals sein Blutt /
Die Gift nur athmet aus / ja nichts als Sterben hauchet?
Die Flamme / durch die itzt Numidien verrauchet?
Der Molch / der's Syphax Brust durch Ehrgeitz neckt und stach /
Bis er vom Reich uns sties / der Römer Bündnüs brach?
Und Masinissa wil sich gatten mit den Drachen /
Umbarmen diesen Wurm / mit Nattern Freundschaft machen?
Schleuß diese Zauberin in ein Gefängnüs ein;
Stoß sie aus Schoos und Brust. Nein! Masinissa / nein!
Der Ehrgeitz bländet dich / du rennst in schnöden Schrancken /
Die Rach und Eyfer setzt; du frevelst mit Gedancken /
Wenn du des Syphax Schuld auf ihre Schultern lägst;
Die Unschuld mit Verdacht- und Neides-Peitschen schlägst.
Gesetzt: daß sie auf Rom verbittert ihn verhetzet;
Welch Lamm erbost sich nicht auf den / der es verletzet?
Die Schneck / ein Kefer spreust auf jeden / der sie neckt /
Die schwachen Hörner aus. Dis / Sophonisbe / steckt
Mich mehr mit Flammen an: daß deine Schönheits-Strahlen
Nicht tumme Steine sind und Perlen-leere Schalen:
Daß du von Asdrubaln dem Helden stammest her /
Der neu Carthago baut' / 61 ein Herr war zweyer Meer' /
Und stets voll Tapferkeit zum Kampffe war gegürtet; 62
Daß deine Lilgenbrust Alcidens Hertz bewirthet;
Daß Blitz beseelt dein Aug und Anmuth die Gestalt.
Ich brenn! Ach! aber / ach! mein Hertze wird mir kalt /
Wenn es an Rom gedenckt / an Scipions Gesichte.
Geschwinde Brunst gebiehrt der Reue saure Früchte.
Wie würd es / Masaniß / umb Reich und Zepter stehn?
[283] Ach ja! es läßt sich nicht in jeden Tempel gehn
Mit unverschloßner Lipp und aufgelöster Stimme.
Und Masanissa darf nicht sagen: daß er glimme;
Mus legen / wenn er dich / o Sonne / betet an /
Den Finger auf den Mund. 63 Doch nein! solch Feuer kan
Verscharrt nicht unter Asch erstickter Furcht verliegen.
Rom mag erbittert sein / mein Zepter Anstos kriegen /
Die Gunst in Haß sich kehrn / mein Zepter / Glück und Land /
Mein Lebens-Faden hengt in Sophonisbens Hand;
Mein Puls schlägt / wie in ihr / mein Hertz in ihren Brüsten!
Wird aber Syphax nicht noch unsern süssen Lüsten
Schälsichtig ihrer Gunst und Lieb am Wege stehn?
Nein! Syphax sol schnurstracks durch diese Faust vergehn!

Der Schauplatz bildet ab einen Kercker.
Syphax. Sophonisbe.
SYPHAX.
Ist der Verlust des Reichs / Rachgötter / euch zu wenig?
So sol Numidiens gekröntes Haupt und König /
Der Schutz-Herr Afrikens in dieses Kerckers Nacht
Vermodern und verfauln? lernt / die ihr euch die Pracht
Des Purpers bländen laßt / aufs Zepters Rohrstab stützet:
Daß der in Banden heut und auf den Pfälen sitzet
Der gestern Cræsus war. Ach! was war Syphax nicht?
Ein Stern in Mohren-Land; itzt ein verloschen Licht;
Der Völcker Schiedes-Mann / 64 ein Richter grosser Herren;
Itzt ein verdammter Knecht; den man wie Sclaven sperren
In schwere Fässel läßt. Rom und Carthago war
Umb meine Gunst bemüht; der Helden gröstes Paar /
Der Römer Scipio und Asdrubal der Mohren /
Bedienten meine Hand / liebkosten meinen Ohren /
Bewarben auf einmal umb meine Freundschafft sich.
Ach! daß ich / Scipio / du Unglücks-Vogel / dich
Mit der ergrimmten Faust zu tödten nicht gewaget /
Als du und Asdrubal in einem Bette laget? 65
[284] Drumb / Syphax / rüste dich / ersetze / was versehn!
Es ist so schrecklich nicht den grausen Tod ansehn /
Als in der Finsternüs kaum Maulwurfs-Augen haben.
Auf! ruste dich ins Hertz dis Messer zu vergraben!
SOPHONISBE.
Halt Syphax!
SYPHAX.
Steht uns auch zu sterben nicht mehr frey?
SOPHONISBE.
Nicht übe wider dich selbst grimme Tyranney.
SYPHAX.
Ach! hett ich dis beginnt schon in der zarten Jugend!
SOPHONISBE.
Bey Unglück Ungeduld ist Zagheit / keine Tugend.
SYPHAX.
Sol ich in steter Furcht noch für mehr Schimpffe stehn?
SOPHONISBE.
Die Sonne kan nach Blitz noch schön zu Golde gehn.
SYPHAX.
Ich hoffe nun nichts mehr von Menschen oder Göttern.
SOPHONISBE.
Dir blickt ein Sonnenstrahl schon nach so grausen Wettern.
SYPHAX.
Ein Sonnenstrahl? von wem?
SOPHONISBE.
Von Mir.
SYPHAX.
Ach! falsches Liecht!
Elende Sonne! gib mirs Messer!
SOPHONISBE.
Kennst du nicht
Mehr deine Sophonisb'?
SYPHAX.
Ihr Götter!
SOPHONISBE.
Deine Sonne /
Die diese Nacht durchstrahlt / des Kerckers Angst in Wonne /
Die Band' in Freyhek kehrt.
SYPHAX.
Wie? Syphax träumet dir?
Höhnt ein Gespenste dich?
SOPHONISBE.
Mein Fürst / nein! glaube mir.
Die Sorge für dein Heil führt mich zu deinen Ketten.
SYPHAX.
Kommt Sophonisbens Geist hieher?
SOPHONISBE.
Ich dich zu retten.
SYPHAX.
Ich höre meinen Schatz / schau aber einen Mann.
SOPHONISBE.
Schau: in was Treu und Noth sich nicht vermummen kan!
SYPHAX.
Wie? ist / mein Engel / sie ein Römisch Kriegs-Knecht worden?
SOPHONISBE.
Die Liebe / liebstes Haupt / ist aus des Proteus Orden /
Die sich zu allen macht / nimbt jede Farb an sich
Wie ein Chamæleon. Die hat / mein Engel / mich
Auch in dis Kleid versteckt / dir Hülf und Rath zu bringen.
SYPHAX.
Was kan aus der Gefahr für Hülffe mir entspringen?
SOPHONISBE.
Verwechsele mit mir nur Augenblicks dein Kleid.
SYPHAX.
Ach / Ausbund wahrer Treu!
SOPHONISBE.
Verspiele keine Zeit.
Der Wächter Aufsicht läßt uns nicht viel Wesens machen.
SYPHAX.
Wil sie mich denn befreyn / sich opfern diesen Drachen?
SOPHONISBE.
Beförder deine Flucht. Ich weiß auch mir schon Rath.
SYPHAX.
Wer schleußt die Fessel mir auf?
SOPHONISBE.
Sophonisbe hat
[285] Schon Schlüssel.
SYPHAX.
Kan mein Geist die Treue noch begreiffen?
Jedoch / ich wil auf mich die Hencker lassen schleiffen
Schwerdt / Hacken / Spisse / Beil / die Augen-Lieder mir
Wegschneiden / und mich stelln gerader Sonnen für /
Ich wil mehr Pein stehn aus / als Regulus ertragen / 66
Eh als mein Frey-sein dich sol in die Fessel schlagen.
SOPHONISBE.
Das letzte kan / mein Schatz / durchaus nicht anders sein.
SYPHAX.
Ich wil eh sterben!
SOPHONISBE.
Schleuß / mein Engel / mich nur ein /
Versichert: daß hierdurch mein Heil eröffnet werde.
SYPHAX.
Ach! was drückt meinen Geist für Wehmuth und Beschwerde!
SOPHONISBE.
Geh unerschrocken fort! es wird kein Mensch dich nicht
Rechtfertigen. Ja / weil dein Mund gutt Römisch spricht
Wirst du dich auf den Fall wol zu verreden wissen.
SYPHAX.
Laß dich / mein Trost / noch einst zu gutter letzte küssen!
SOPHONISBE.
Die Götter leiten dich! der Himmel sey dein Schutz!
Wie aber? schafft auch dis dir / Sophonisbe / Nutz?
Die Ketten schwirrn umb mich; doch in den leisen Ohren
Klingt Masanissens Wort; sein Schall ist unverlohren!
Er fühle meinen Schmertz. Wer dieses Fühlen hat /
Kan unverliebt nicht sein. Mein Syphax / was für Rath?
Wenn Masanissens Hand uns Liebes-Körner streute?
Dörft ich / mein Engel / dich wol setzen auf die Seite?
Nein / Sophonisbe / nein! der Himmel straft und haßt
Den Meineyd / der bald dis / bald jenes Bild umbfaßt.
Wie würd uns Syphax nicht verfluchen und verdammen?
Ja würde Masaniß uns mit sammt unsern Flammen
Nach einst-gebüster Lust nicht als ein Gift verspein?
Weil Laster nach der That uns selbst bald Eckel sein.
Jedoch / was widerstehn wir leitenden Gestirnen?
Mein Syphax / pflegen doch die Götter nicht zu zürnen:
Daß heute man dis Bild / ein anders morgen ehrt.
Ja / was ist / das die Zeit uns nicht ersinnen lehrt?
Der Witz mus aus der Noth ihm eine Tugend machen.
Er hält auch mich und's Reich schon für verlohrne Sachen /
Der Sophonisben nicht mit Rechte fluchen kan /
[286] Die seine Ketten bricht und ihr an Hals legt an;
Die Ketten / durch die ich selbst traue Masinissen /
Als Zeichen meiner Treu ins Liebes-Garn zu schlüssen.

Masinissa. Sophonisbe.
MASINISSA.
Was schwermet Syphax noch in dieser Einsamkeit?
Was zanckt er mit sich selbst? Verräther / itzt ists Zeit:
Daß deine Herschens-sucht so Gift als Geist ausblase;
Daß Masanissens Stahl in deinen Därmern rase /
Den du / Friedbrüchiger / des Reiches hast entsetzt.
Was seuftzt? was murmelt er? laßt hören / was er schwätzt?
SOPHONISBE.
Ja! Masinissa / ja! vollstrecke deine Rache!
Du hast nicht schlechten Grund / ich eine böse Sache.
MASINISSA.
Reitzt der Verzweifelte mich selbst zum straffen an?
SOPHONISBE.
Weil / ausser durch den Tod / ich nicht genesen kan.
MASINISSA.
Weil du dich selbst verdammst und deine böse Lüste /
So kriege Tod und Stich.
SOPHONISBE.
Ja stoß durch diese Brüste!
MASINISSA.
Huf Himmel! ich erstarr!
SOPHONISBE.
Wie? daß der Dolch entfällt?
MASINISSA.
Wie? hat der Syphax sich in eine Frau verstellt?
Laß uns die Wunder-Werck was eigen doch betrachten!
SOPHONISBE.
Wil Masanissa nicht mich Sophonisbe schlachten?
MASINISSA.
Ihr Götter! bin ich noch bey Witze? träumet mir?
Ist Sophonisbe dis? ist Syphax nicht mehr hier?
SOPHONISBE.
Sie ist es / grosser Fürst / sie kniet für Masanissen.
MASINISSA.
Ließ mein Manastabel sie in den Kercker schlüssen?
Der Schwefel sol sein Lohn / die Faust sein Hencker sein!
SOPHONISBE.
Nein! meine Treu schleust mich in diesen Fesseln ein.
MASINISSA.
Die Treue? leg uns aus dein seltzam Ebentheuer.
SOPHONISBE.
Welch Ertzt zerschmeltzet nicht durch heisses Liebes-Feuer?
MASINISSA.
Es dünckt mich / was du sagst / ein leer- und blosser Traum.
SOPHONISBE.
Verzeihe / grosser Fürst. Ich darf mein Laster kaum
Eröfnen.
MASINISSA.
Sags / was ists? was nennst du dein Verbrechen?
SOPHONISBE.
Die Zunge stammelt mir / wenn ich es aus wil sprechen.
MASINISSA.
So starrt der Mund für dem / was Hertz und Hand vollbracht?
SOPHONISBE.
Ich hab aus dieser Kluft den Syphax loos gemacht.
MASINISSA.
Und sie hat sich für ihn in Ketten schrauben lassen?
SOPHONISBE.
So ists! weil ich für ihn mir wünsche zu erblassen.
[287] Großmächtger Herr und Fürst! verzücke nicht den Stich;
Bepurper diese Brust. Nimm für den Syphax mich
Zu deinem Opfer an. Ich weiß: daß mein Beginnen
Halsbrüchig Laster sey. Ich werde viel gewinnen /
Wenn deine blöde Magd / die für dir säuftzend kniet /
Und nach dem Tode girrt / durch deine Faust sich siht
Durch keinen Römer falln.
MASINISSA.
Durchlauchste Sophonisbe /
Machstu die Fabel wahr von der getreuen Thisbe?
O Demant-feste Treu! O Liebe / die für ihr
Kein gleiches Beyspiel hat! die Tugend wigt in dir
Noch deine Schönheit weg. Was starrst du / Masanisse?
Läst du die Göttin noch umbarmen deine Füsse?
Brich der Andromede verdammten Stahl entzwey!
Verschweig ihr länger nicht: daß Sophonisbe sey
Des Masinissa Sonn / Aug-Apffel / Göttin / Engel;
Er tiefster Sclav und Knecht.
SOPHONISBE.
Ich kenne meine Mängel.
Entweihe deinen Mund durch ekeln Lobspruch nicht.
MASINISSA.
Ich fange Flamm und Glutt von deiner Tugend Licht.
Ich brenne / durch den Blitz der Schönheit angezündet!
Wie bald wird nicht beilegt / der mehrmals überwindet?
Wie fällt in Fässel der / der sie löst andern auf!
Schau: wie der Liebe Blitz durch Pfeil-geschwinden Lauf
Den Grimm wie Wachs zerschmeltzt / des Siegers eisicht Hertze
Wie Schwefel zündet an; wie der Begierden Kertze
Des Hasses Rauch zertreibt! wie Masanissa brennt;
Der dich die Siegerin / sich den Besiegten nennt!
SOPHONISBE.
Verfinster deinen Glantz nicht in so düstrer Höle.
Die ersten Regungen in einer zarten Seele
Sind keine Wolcken nicht / nur leichter Hägerauch /
Den Sonn und Witz bald tilgt. Und er / mein Fürst / wird auch /
Eh als es Mittag wird / mit klärern Augen sehen.
MASINISSA.
Nein! meine Flammen wird Vernunft und Zeit aufwehen!
Ich habe dieser Glutt zwar Anfangs widerstrebt;
Doch ich floh wie ein Reh / in dem der Pfeil schon klebt.
Ich wolte mit Gewalt die Augen von dir kehren;
Doch ich empfand: daß sie von Arth der Adler weren /
Du ihr schön Sonnenradt. Ja hette meine Pein
[288] Mir Ruh und Schlaff vergönnt / würd es ein Traum zu sein
Mich düncken! aber ach! ich brenn und werde brennen!
Das Epheu läßt sich nicht gantz von der Staude trennen /
Ich nicht beseelt von dir! Ja / ausser dir bin ich
Todt. Denn ich habe ja kein ander Hertz als dich.
Mein Abgott / Sophonisb'; Ich falle dir zu Fusse;
Ach! kühle meinen Brand mit einem feichten Kusse!
Geuß in mein siedend Hertz zwey Tropfen reiner Gunst.
Wie wird mir? Himmel hilf! kreucht durch so heisse Brunst
Das Eis des Todes uns und Ohnmacht in das Hertze?
Mein Lebens-Wachs zerrinnt / weil meine Liebes-Kertze
Mit allzu grosser Glutt das Adern-Oel greift an.
Ach! daß sich nicht die Seel in dich verwandeln kan!
SOPHONISBE.
Mein Fürst / mein Augen-Trost; zwar meine Seele schwimmet
In diesen Flammen auch / worvon dein Hertze glimmet:
Der Himmel aber spricht uns diesen Brand nicht gutt /
Entzeucht den Ampeln's Oel / geust Wasser auf die Glutt.
MASINISSA.
Welch Unmensch mag so schwartz dir Stern und Himmel mahlen?
SOPHONISBE.
Mein Auge wirft mit Fug nur auf den Syphax Strahlen.
MASINISSA.
Der flüchtge Syphax ist dir ein verlohrnes Ziel?
SOPHONISBE.
Ich blieb sein Eh-Gemahl / als gleich sein Glücke siel.
MASINISSA.
Die Stratonice freyt noch bey Selevcus Leben. 67
SOPHONISBE.
Selevcus hat mit Willn dem Sohne sie gegeben.
MASINISSA.
Auch Syphax kan nun nicht mehr eyfersichtig sein.
SOPHONISBE.
Das Unglück äschert nicht der Liebe Pfeiler ein.
MASINISSA.
Hat Asdrubal mich dir zum Bräutgam doch erwehlet. 68
SOPHONISBE.
Carthago aber hat mich ihm / nicht dir vermählet.
MASINISSA.
Zernichtet Kaccabe 69 mit Fug der Eltern Schluß?
SOPHONISBE.
Das Vaterland geht für / dem alles weichen muß.
MASINISSA.
Das Kriegs-Recht scheidet sie / und schenckt sie meinen Händen.
SOPHONISBE.
Wil er umb meine Gunst sein gantzes Heil verschwenden?
MASINISSA.
Wahrhafte Liebe scheut ein scheles Auge nicht.
SOPHONISBE.
Er weiß / mein Fürst / was Rom für strenges Urtheil spricht.
MASINISSA.
Hat Rom im Lieben uns Gesätze vorzuschreiben?
SOPHONISBE.
Ich werde Scipions Gefangne sollen bleiben.
[289]
MASINISSA.
Nimmt Cyrtha Scipio / nicht Masinissa ein?
SOPHONISBE.
Die grösten Fürsten solln der Römer Werckzeug sein.
MASINISSA.
Ich bin Roms Sclave nicht / es heißt mich Bunds-Genossen.
SOPHONISBE.
Sie wolln stets erndten ein / wo andre gleich gegossen.
MASINISSA.
Dich Sophonisbe nicht / weil Masinissa lebt.
SOPHONISBE.
Ich sorge: daß mir dis den Sterbekittel webt!
MASINISSA.
Ich wil den Bund mit Rom / eh als den Eyd dir brechen.
SOPHONISBE.
Ich darf / mein Schutz-Gott / dir nun nicht mehr widersprechen.
Die Flamme läßt in mir sich länger nicht verhöln.
Laß einen heissen Kuß den todten Mund beseeln.
Denn Küssen ist der Kern / die Seele ja der Liebe.
Itzt folgt nach Thränen Lust / und Sonnenschein aufs Trübe.
Ich bin aus mir entzückt / ersäuft von Glück und Lust!
Ich opfere mein Hertz und wiedme meine Brust
Zum Tempel.
MASINISSA.
Himmel hilf! wil sie in Ohnmacht fallen?
SOPHONISBE.
Laß Labsal saugen mich aus deinen Mund-Korallen.
MASINISSA.
Streut zweyer Sonnen Nacht der Thränen Thau von sich?
SOPHONISBE.
Mein Brand zerschmeltzt die Seel und fleucht aus mir in dich!
MASINISSA.
Und meine lächst nach dir! Ich sincke für dir nieder!
Ich gebe dir dein Reich mit meiner Seele wieder.
Das Einhorn lägt sein Horn / das Zepter seiner Macht /
So in der Frauen Schoos. 70 Laß uns / mein Licht / bedacht
Stracks auf die Hochzeit sein / und aus dem Kercker gehen.
Vollzogner Heyrath kan Rom schwerer wiederstehen.

[290] Der Schauplatz bildet ab den Tempel.

Reyen

Der Liebe / des Himmels / der Regiersucht unter der Person des Jupiters; des Abgrunds / der Grausamkeit unter der Person des Pluto; der Erde /der Tugend / unter der Person des Hercules; des Wassers / der Ehre / unter der Person des Jason.
DIE LIEBE.
Der Zirckel der Natur umbschrenckt
Nicht mein Altar / nicht meines Tempels Zinnen /
In einem meiner Finger henckt:
Daß euer Leben euch die Parcen spinnen.
Kommt nun / Hell / Erde / Himmel / Meer /
Kommt streut mir opfernd Weyrauch her.
DER HIMMEL.
Du bist mein Kind / die Götter opfern mir;
Der Donner kämpft für meines Zepters Würde.
Was zückst du denn dich meiner Gottheit für?
Dein Tempel ist für meinem eine Hürde.
DIE LIEBE.
Eh als der Himmel stand / war ich.
Er buhlt der Welt liebäugelnde von ferne /
Und schmückt mit tausend Augen sich.
Sein Kleid und Antlitz sind verliebte Sterne /
Beer / Ochs / Orion / Adler / Schwan 71
Zeigt meine Macht / sein Feuer an.
DER HIMMEL.
Auf rüste dich Regiersucht für mich aus!
Laß Jupiter dein Zepter nicht verachten.
Schlag / was dein Reich trotzt / durch den Blitz in Graus!
Laß diese Kinder mir zum Opfer schlachten.
[291]
DIE LIEBE.
Für mir muß Jupiter selbst knien / 72
Ein Guckuck sein / ein güldner Regen werden.
Reißt Kinder ihm den Mantel hin;
Weißt: daß er sey ein Satyr auf der Erden.
Brecht ihm die Donner-Keil entzwey / 73
Lehrt: daß mein Pfeil ihr Meister sey.
DIE HELLE.
Wer Jupitern und Kronen gleich besigt /
Läßt doch den Pful der Hellen unversehret.
Die Lieb erstickt / ihr Anmuths-Reitz erliegt /
Wo man nur Ach und Ketten schwirren höret.
DIE LIEBE.
Auch bis zur Helle dringt mein Strahl. 74
Mein Pfeil steckt noch in Ariadnens Brüsten /
Und Didons Geist fühlt Liebes-Kwal.
Dringt Orpheus nicht gereitzt von süssen Lüsten 75
In Abgrund zur Eurydice
Und Theseus zur Proserpine?
DIE HELLE.
Auff! Grausamkeit / die meine Nacht verwahrt!
Auff! Pluto / auf! bewafne dich mit Flammen.
Beweis' allhier / wie Rach und Grimm gebahrt.
Zertreib den Schwarm der Kinder stracks vonsammen.
DIE LIEBE.
Die Grausamkeit wird für mir bleich.
Ein Polifem erstarrt für Galatheen. 76
Selbst Pluto läst sein finster Reich / 77
Gereitzt durch Brunst der Ceres Tochter stehen.
Geht / Kinder / schleppt ihn fürs Altar /
Reicht mir der Hellen Schlüssel dar. 78
[292]
DIE ERDE.
Wenn in der Glutt gleich Hell und Himmel kracht;
Nehrt meine Schoß doch Seelen ohne Flammen.
Leucatens Fels vertilgt der Liebe Macht / 79
Silemnus Bach theilt Seel und Brunst von sammen. 80
DIE LIEBE.
Durch mich wird Cyrth- und Troja Graus.
Die Erd ist in den Himmel selbst verliebet /
Sie schmückt im Frühling sich schön aus /
Nur: daß sie ihm geschwängert Anmuth giebet.
Der Tyger Grimm / der Schlangen Gift
Verraucht / wenn sie mein Liebreitz trifft.
DIE ERDE.
Alcides auf! greif diesen Drachen an!
Der Tugend weicht jedwedes Ungeheuer.
Wer Hell und Neid / und Löwen tödten kan /
Bleibt unversehrt wie Salamand'r im Feuer. 81
DIE LIEBE.
Die Tugend wird mein glüend Brand.
Geht / Kinder / reißt die Keule weg dem Riesen / 82
Gebt ihm den Rocken in die Hand.
Nun spinne / wie dirs Omphale gewiesen!
Ja Oeta sol ein Leichen-Stein
Und meine Glutt dein Holtzstos sein.
DAS WASSER.
Das Wasser läscht / fängt aber keine Glutt.
Wie sol nun's Meer dir heisses Opfer bringen?
Selbst Phaethon kühlt sich in meiner Flutt. 83
Und Syrinx kan bey mir dem Pan entspringen.
DIE LIEBE.
Die Lieb hatt' ihre Wieg in dir.
Jedweder Fisch / jedwede Schnecke brennet.
[293] Neptun wird rasende für mir:
Daß er der Ceres wie ein Pferd nachrennet. 84
Ja des verliebten Alpheus Bach 85
Kreucht durchs Meer Arethusen nach.
DAS MEER.
Auf! Jason / auf! hier ist mein Drey-Zancks-Stab.
Spritz aus hierdurch die Brände der Begierde.
Denn Ehr und Ruhm gewinnt der Wollust ab;
Das güldne Flüs 86 ist deiner Seele Zierde.
DIE LIEBE.
Die Lieb hat dirs zuwege bracht /
Medeens Brust muß vor mein Pfeil zertrennen.
Geht / prüft / ihr Kinder / meine Macht /
Versucht ob nicht der Drey-zancks-Stab kan brennen.
Kommt nun / Hell / Himmel / Erde / Meer /
Kommt streut mir opfernd Weyrauch her!
JUPITER, PLUTO, ALCIDES, JASON, HIMMEL, ABGRUND, ERDE UND WASSER.
Wir legen uns fußfällig fürs Altar.
Wir opfern mit den Nahmen unsre Hertzen.
Der Wörtter Brand macht selbst das Feuer wahr /
Schaut: wie sie sich erhelln von ihren Kertzen.
DIE LIEBE.
Schaut: wie ein Theil als Sternen glüht.
Ihr Kinder / geht / ziert euch mit ihren Flammen;
Weil ja ihr Schimmer ferner siht /
[294] Ihr setzet zwar die Wörtter itzt zusammen;
Die Nachwelt aber wird schaun an;
Was reine Liebe würcken kan.

Des Römschen Reiches Jupiter
Wird überm Meer Europens Perl ihm holen.
Der Teutschen Hercules und Herr
Hat Omphalen sein Hertze schon befohlen.
Die grosse Keyserin und Braut
Wird kurtzweiln mit der Löwen-Haut.

Es wird ein edler gülden Flüß 87
Als Phasis hat / der Strom Manzanar hegen.
Der Jason / der von Argos stieß /
Wird selbst so denn sein güldnes Flüß anlegen
Dem Löwen / der / O güldne Zeit!
Dem güldnen wieder fleh verfreyt.
HIMMEL, ABGRUND, ERDE, WASSER, JUPITER, PLUTO, ALCIDES UND JASON.
Wir falln zu Fuß / uns opfernd eurer Hold;
Der Himmel halt euch in stets-grüne Blüthe
Durchlauchtigster / Großmächtger Leopold
Durchlauchtigste / Großmächtge Margarite.

3. Akt

Die dritte Abhandlung.

Masinissa. Bomilcar. Manastabel.

BOMILCAR.
So wil der König nicht von seiner Meinung weichen?
MASINISSA.
Die Heyrath sol gleich itzt hier ihren Zweck erreichen.
MANASTABEL.
Ein geher Sprung und Schluß gerathen selten wol.
MASINISSA.
Was steht hier für ein Felß / an dem ich scheutern sol?
BOMILCAR.
Er kan sich / grosser Fürst / an Syphax Falle spiegeln.
MASINISSA.
Er fiel / weil er zu hoch stieg mit den Hochmuths-Flügeln.
MANASTABEL.
Als Sophonisbe vor zum Hochmuth ihn trieb an.
MASINISSA.
Sag ob ein Icarus die Sonne schelten kan?
BOMILCAR.
Sie ist ein bluttig Stern / ein Irrwisch / ein Comete.
[295]
MASINISSA.
Daß für der Lästerung dein Antlitz sich erröthe!
MANASTABEL.
Uns nöthigt Treu und Eyd zu sorgen für sein Heil.
MASINISSA.
An Masinissens hat auch Sophonisbe Theil.
BOMILCAR.
Die mit der Mutter-Milch Carthagens Gift gesogen?
MASINISSA.
Sind für Carthago wir nicht selbst ins Feld gezogen? 88
MANASTABEL.
Warumb denn: daß der Fürst zun Römern übertrat? 89
MASINISSA.
Ihr werft mit schlimmen Recht auf sie die Schuld der Stadt.
BOMILCAR.
Die Wespen dieses Nests sind einer Art und Tücke.
MASINISSA.
Ich halts: daß sie ein Zweig aus Barchens Stamm 90 / für Glücke.
MANASTABEL.
Der Eyben schöner Baum gibt giftgen Schatten ab.
MASINISSA.
Sagst: was für Bubenstück' ie Sophonisb' angab?
BOMILCAR.
Sie nam den Syphax ein / der Römer Bund zu brechen.
MASINISSA.
Sucht eine Mücke doch am Feinde sich zu rechen.
MANASTABEL.
Sie wird auch ihm solch Gift stets blasen in sein Ohr.
MASINISSA.
Ich weiß: wie weit mit Bitt ein Weib sol kommen vor.
BOMILCAR.
Wie wird dis Scipio / und Lælius empfinden?
MASINISSA.
Solln wir als König uns die Hände lassen binden?
MANASTABEL.
Er ist ihr Bunds-Genoß / Sie ihr geschworner Feind.
MASANISSA.
Durch diesen Heyraths-Schluß wird sie der Römer Freind.
BOMILCAR.
Sie kan ihr Vaterland nicht aus der Seele bannen.
MASANISSA.
Rom wird auf Byrsa nicht 91 stets seinen Bogen spannen.
MANASTABEL.
Rom wird / bis Kaccabe vertilget sey / nicht ruhn.
MASANISSA.
Dis lässet leichter sich ihm setzen für / als thun.
BOMILCAR.
Die besten Flügel sind schon Kaccaben verschnitten.
MASANISSA.
Die gröste Stadt der Welt hat wenig noch gelitten. 92
MANASTABEL.
Man merckt: daß ihr es schon an Volck und Bürgern fehlt.
MASANISSA.
Die siebenhundert mahl zu tausenden sie zählt. 93
BOMILCAR.
Die Besten sind erlegt. Ihr Schatz ist auch erschöpffet.
MASANISSA.
Die aus gantz Africa Gold wie aus Brunnen zöpffet? 94
MANASTABEL.
Der auch gantz Africa wie einer Aegel flucht.
MASANISSA.
Bey welcher wider Rom der Erdkreiß Hülffe sucht.
BOMILCAR.
Wo denckt der Fürst hinaus? wil er von Rom sich scheiden?
MASANISSA.
Nicht / wo die Freyheit nur wird keinen Schiffbruch leiden.
MANASTABEL.
Verträuligkeit verblüht / wo schon solch Argwohn käumt.
MASANISSA.
Ich habe dem Verdacht kein Haarbreit noch enträumt.
BOMILCAR.
Ach! möcht ihn doch dis Weib auf keinen Abweg leiten!
[296]
MASINISSA.
Wer feste steht / wie wir / kan nicht gefährlich gleiten.
MANASTABEL.
Der Liebreitz ist ein Fisch / der auch durch Anrührn lahmt.
MASINISSA.
Ihr Spinnen / die ihr Gift auf reinste Lielgen sämt /
Seyd albern Mohren gleich 95 / die nicht den Nutz erkennen
Der Sonne / sondern sie / weil sie sie pflegt zu brennen /
Mit Schmach und Fluch anspein. Ja euer blödes Licht
Erkiest den Schatten nur / die Sonnen selber nicht /
Nicht Sophonisbens Glantz / nur ihre schlechte Flecken;
Die Zeit / Vernunft / und Witz kan abthun und verdecken.
Das lang erwogne Werck muß nun vollzogen sein.
Drumb wage keiner sich mir mehr zu reden ein.

Sophonisbe. Masanissa. Bogudes. Bomilcar. Manastabel. Himilco. Micipsa. Adherbal. Hierba. Der Königin Frauenzimmer. Zwölff nackte Cupidines.
SOPHONISBE.
Ist dis die güldne Nacht / die jeden Tag beschämet?
Auf die Dianens Horn den Thau als Perlen sämet;
Der Himmel sie verliebt mit tausend Ampeln schmückt;
Da das Verhängnüs uns mit holderm Strahl anblickt /
Als da das Tage-Licht zu erst uns angelachet?
Als du / Numidien / mir's erstemal gemachet
Das grosse Hochzeit-Fest? Es fasset meine Brust /
Mein Haupt die Liebes-Brunst / mein Hertze kaum die Lust /
Ich werd aus mir entzückt / nun ich mit Masinissen
Ein ewig-festes Band der Heyrath sol beschlüssen.
MASINISSA.
Die Zunge wird durchs Band der Liebe mir gehemmt /
Die Seele von der See der Freuden überschwemmt!
Ihr grossen Götter helfft! helfft! segnet unsre Flammen!
Knipft und schrenckt mit der Hand die Hertzen auch zusammen!
BOGUDES.
Der Himmel segne selbst dis unser Heyligthum!
Befestig euer Heil / beförder euern Ruhm!
Laßt uns Astarthen nun / die Nacht und Tag anleuchtet /
Die jede Seel ansteckt und doch die Welt befeuchtet /
Durch Myrten-Zweig' erhelln ihr ewigs Brand-Altar. 96
Reicht mir / ihr Kinder / nun Sabeens Weyrauch dar.
Streut Rosen rings umbher / spielt mit verstreuten Nüssen.
[297] Laßt uns ins Feuer nun den Saft von Trauben gissen.
Macht einen von Zibeth und Ambra süssen Rauch.
Sprengt die geweyhte Flutt durch euren Myrthen-Strauch
Auf der Verliebten Haupt. Laßt uns mit dieser Lantze
Der Braut ihr Haar zertheiln; und mit dem Rosen-Krantze
Beblümen beyder Stirn / die Locken hüllen ein
In dieses Schleyers Gold / und ihnen Heil zuschrein!
ALLE.
Gib / Göttin / Masiniß- und Sophonisben Glücke!
Daß sie kein schwartzer Stern / kein giftig Aug anblicke!
BOGUDES.
Reicht beyd einander hin den Trau-Ring / dessen Stahl
Beständiger nicht sey / als des Gelückes Strahl!
Reicht den Verliebten nun das Wasser und die Flammen.
Schrenckt die geflochtnen Hand itzt noch einmal zusammen.
Ich schnell Ihr / Sophonisb' / itzt Strick und Gürtel zu / 97
Die Masinissens Hand bey der verlangten Ruh
Im Bette lösen sol. Die gantze Schaar wird müssen
Nun für der beyden Heil der Liebe falln zu Füssen:
Ihr Nympfen müßt ringsher verliebte Blumen streun.
Schlüßt / Kinder / sie in Kreiß von eitel Fackeln ein.
ALLE.
Gib / Göttin / Sophonisb- und Masinissen Glücke!
Daß sie kein schwartzer Stern / kein giftig Aug anblicke!
BOGUDES.
Macht mir ihr Kinder drey Schnee-weiße Tauben loos /
Und lägt zum Opfer sie der Göttin in die Schoos.
Ach! Delephat / die du von Saltz und See gezeiget / 98
Doch älter solst als Ammon sein / 99
Hilf glücklich uns dis Paar einweihn!
Sey beyder Seelen Lieb und Bündnüsse geneiget!
Beschencke sie mit so viel Fruchtbarkeit / 100
Als deine Gunst dem Schopffen-Vieh verleiht!
Salambo / streue den verliebten Beyden
Auf Bett und Tisch das schärfste Saltz der Freuden / 101
Das unser Leben uns / wie Saltz die Speifsen / würtzt!
Laß Seel und Mund den Liebes-Zucker schmecken /
Den Priapus sie aber nicht erschrecken /
Befiehl: daß beyden er die Zeit mit Lachen kürtzt. 102
[298] Du Himmels-Königin / Lust-schaffende Mylitte / 103
Nim an den Opfer-Teig / er zeugt dein eigen Bild /
Das West-Phœnicien 104 verehrt für seinen Schild /
Sey der Verlobten Schirm / gewehr uns unser Bitte!
Astarthe / Sonne dieser Erden / 105
Die als kein Atlas nicht / die Kugel dieser Welt 106
Auf ihren Achseln hält;
Durch die die Tage schön / die Nächte lichte werden;
Die du der Hertzen Königin /
Schutz-Göttin der Phœnizer stets bist blieben /
Nim von mir dis dein Opfer hin /
Beseelige der zwey Verliebten Lieben!
Laß dieser reinen Tauben Blutt /
Woraus mein Arm das Eingeweyde reisset /
Und in die dir geweyhte Flammen schmeisset /
Versöhnen deine heilge Glutt /
Laß deiner Hold und Anmuths süsse Kertzen
Mit Lust erfülln die hier vermählten Hertzen!
ALLE.
Gib / Göttin / Sophonisb- und Masinissen Glücke!
Daß sie kein schwartzer Stern / kein giftig Aug anblicke!
BOGUDES.
Wie? wil die eine Taub erst sich entzihn der Glutt? 107
Laß uns das Eingeweid erforschen: ob es gutt /
Ob dieser Liebe Band der Göttin wol gefalle?
Ihr Götter! aber Ach! fehlt doch hier gar die Galle!
Die Leber liegt nicht recht / und ist geschrumpfen ein:
In diesem aber ist das Hertze gar zu klein.
Ja auch die Flamme wil nicht rein und lodernd brennen.
Gewiß / ein Zufall wird bald diesen Ehstand trennen.
SOPHONISBE.
Ihr Götter reiner Eh / steht allzumal uns bey!
Daß dieser Sonnenschein kein schädlich Blitz uns sey!
Ach! aber / wie erstarrn mir die Eiskalten Glieder!
Das Hertze kocht und bebt / ich sinck in Ohnmacht nieder!

C. Lælius nebst einer Menge Römischer Soldaten. Und alle Personen in vorigen Auftritte.
LÆLIUS.
Hilf Himmel! seh ich recht? ists Bländwerck? oder wahr?
Daß Masanissa kniet für Dercetens Altar /
[299] Und Sophonisben ihm vermeinet zu vermählen?
MASINISSA.
Läßt unsre Heyrath sich wol unter Wunder zehlen?
LÆLIUS.
Rom giebet nimmermehr: daß dis geschehe / zu.
MASINISSA.
Wie? wenn es schon geschehn? sol auch ich / was ich thu /
Nach deiner Richtschnur thun / und Rom umbs Jawort bitten?
LÆLIUS.
In Sachen / die mit Rom den theuren Bund zerrütten.
MASINISSA.
Was reißt für einen Punct mein Heyraths-Schluß entzwey?
LÆLIUS.
Jedweden: daß er ihm legt unsre Feindin bey. 108
MASINISSA.
Die ist nicht Feindin mehr / die Masinissa nimmet.
LÆLIUS.
Sie ist zum Siegs-Gepräng uns Römern schon bestimmet.
MASINISSA.
Sol Sophonisbe nicht des Siegers Beute sein?
LÆLIUS.
Du nimmst Numidien mit Römschen Armen ein.
MASINISSA.
Die Hauptstadt Cyrtha fällt durch Masanissens Degen.
LÆLIUS.
Muß Scipio nicht vor den Asdrubal erlegen?
MASINISSA.
Durch diesen Arm gerieth sein Läger in den Brand.
LÆLIUS.
Das Haupt war Scipio / du seine blosse Hand.
MASINISSA.
Wo kämpfte Scipio / als Syphax ward gefangen?
LÆLIUS.
Sol Lælius kein Theil von dieser Beut empfangen?
MASINISSA.
Du schreibst itzt alles auch des Heeres Haupte bey.
LÆLIUS.
Meinst du; daß Lælius dein Knecht gewesen sey?
MASINISSA.
Meinst du: daß Masaniß euch / wie ein Sclave diene?
LÆLIUS.
Mich wundert: daß er sich so viel auf Rom erkühne.
MASINISSA.
Auf Rom / dem ich das Thor in Africa schloß auf.
LÆLIUS.
Welch Riegel hat gehemmt der Römschen Waffen Lauf?
MASINISSA.
Der Mohren Siege fahrn selbst auf dem Sonnen-Wagen.
LÆLIUS.
So könt ihr mehr als Rom von Sieg und Thaten sagen?
MASANISSA.
Wir sind Phönicier; Tsor unser Vaterland 109 /
Vom grosen Chna gezeugt; 110 durch Sud und Ost bekant.
Wie weit der Schatten reicht / der Erdkreiß Sternen schauet /
Hat unser Mast gefahrn / und unsre Hand gebauet. 111
Wir gaben die Gesetz und Bau-Kunst aller Welt. 112
Wir haben euch gelehrt / wie man das Kriegs-Volck stellt /
Wie man die Hand zur Zung / und's Auge macht zu Ohren /
Durch die erfundne Schrifft; die Weißheit ist gebohren
Bey uns / und nach Athen und Memphis überbracht.
Die ersten Schiffe sind von unser Axt gemacht /
Die Rechen-Kunst entsprang aus unserem Gehirne /
Wir segelten zu erst nach Leitung der Gestirne /
[300] Die Seulen Hercules 113 / wo er geruhet hat /
Warn in der Erde Ring ins grosse Meer ein Pfad /
Bis in das rothe Meer umb Africa zu schiffen. 114
Wir suchten Thule auf. Des Hanno Schiffe lieffen
Bis in der Sonnen Bett in eine neue Welt / 115
Die Kaccabe noch itzt für ein Geheimnüs hält /
Und endlich ihr und uns für einen Freyheits-Hafen /
Wenns Ammon ja verhengt: daß Rom die Welt zu Sclaven /
Und unser Land / aus dem Rom allen Weitzen kriegt / 116
Zur Wüsten machen sol. Jedoch der Würffel liegt
Zum Spiel noch auf dem Tisch und unsre Köcher stecken
Voll Pfeile / die die Luft wie Wolcken überdecken. 117
Wormit Numidien nicht wird die Römer fehln /
Wenn Fürsten man schreibt für / wem sie sich solln vermähln.
Euch lehrt schon Regulus: daß Hoffart für dem Falle /
Trotz für der Kleinmuth kommt.
LÆLIUS.
Nicht lasse Lieb und Galle /
Die Feinde der Vernunft / dir stören Glück und Ruh.
MASINISSA.
Es billiget das Recht und Klugheit / was ich thu.
LÆLIUS.
Du wirsts bereun / wenn du wirst Zorn und Brunst beherrschen.
MASINISSA.
Du greifst mir an das Hertz / und trittst mich auf die Fersen.
LÆLIUS.
Sagstu den Bund uns auf?
MASANISSA.
Dafern ihn Rom versehrt.
LÆLIUS.
Die Bündnüs-Brüche sind bey Römern unerhört.
MASINISSA.
Vom Bunde bin auch ich kein Haar-breit abgewichen.
LÆLIUS.
Der Bund wird durch den Schluß der Heyrath gantz durchstrichen.
MASINISSA.
Ein Knecht / kein König darf nicht nehmen / wen er wil?
LÆLIUS.
Mit Feinden sich vermähln / verrückt das Bündnüs-Ziel.
MASINISSA.
Schätzt Rom auch Weiber Feind / und tragt ihr Furcht für ihnen?
LÆLIUS.
Ihr zaubernd Liebreitz kan zu ärgstem Meyneyd dienen.
MASINISSA.
Glaubt: Masanissa sey kein flatternd Wetterhahn.
LÆLIUS.
Des Syphax Untreu lehrt / was Sophonisbe kan.
MASINISSA.
Sie wird sich itzt entfernt von den Verführern schauen.
LÆLIUS.
Der Wurtzel Gift ist nicht mit Aesten abzuhauen.
MASINISSA.
Maßt angestammtes Gift ihr Sophonisben bey?
LÆLIUS.
Sagt / wer wie Barchens Stamm auf Rom vergiftet sey?
MASINISSA.
Sie wird euch Treu und Bund wie Masanissa g'loben.
[301]
LÆLIUS.
Der Grund bleibt Gift / schwimmt gleich so Oel als Zucker oben.
MASINISSA.
Es läßt so liederlich sich nicht mit Eyden spieln.
LÆLIUS.
Sie hat vorher geschworn: an uns den Grimm zu kühln.
MASINISSA.
Die Lästerung siht auch an Sonnen Fleck und Schatten.
LÆLIUS.
Wir werden nimmermehr / was du beginnst / verstatten.
MASINISSA.
Wir gleichwol sehn: wer uns wird endern Schluß und Sinn.
LÆLIUS.
Reißt Sophonisben ihm stracks von der Seiten hin.
MASINISSA.
Der erste / der sie rührt / sol Tod und Sebel küssen.
LÆLIUS.
Volstrecket den Befehl an Ihr! Trotz Masanissen!
MASINISSA.
Auf! edle Mohren / lehnt Gewalt ab mit Gewalt.
BOMILCAR.
Besinnt / ihr Helden / euch!
MASINISSA.
Auf! laßt viel eh uns kalt /
Als Römsche Knechte sein!
LÆLIUS.
Fahrt fort an sie zu setzen.
BOMILCAR.
Wo rennt ihr Helden hin? wollt ihr die Schwerdter wetzen /
Ausschütten Gall und Zorn / so kühlet Hertz und Muth
In eignen Därmen nicht; verspritzt der Feinde Blutt /
Zestört Carthagens Nest / das neue Schwerdter schleiffet.
MASINISSA.
Wer kan mehr Feind uns sein / als der ans Hertz uns greiffet?
Die Mordwehr auf uns zückt / ja uns für Sclaven hält?
MANASTABEL.
Laß Lælius die Rach itzt bleiben ausgestellt /
Bis der Begierden Brand im Hertzen sich gekühlet
Und Scipio selbst kommt. Geschwinder Eifer zielet
Auf Ausschlag / welchen Zeit / Vernunft und Witz bereut.
LÆLIUS.
Sol Rom und Lælius erzittern / wenn Er dräut?
MASINISSA.
Soln wir den Wolf das Schaf uns furchtsam lassen rauben?
BOMILCAR.
Behertzigt: was ihr thut. Man kan bald was auf Schrauben
Und auf die Spitze stelln: daß weder Witz und Fleiß
In seinen rechten Stand es zu versetzen weiß!
Wil Rom sich umb ein Weib mit Masanissen trennen?
Vergeben seiner Treu / nicht seine Dienst' erkennen?
Carthago stehet noch / ist Cyrtha gleich gefalln:
Es hofft auss Glückes Rad / und pocht auf Hannibaln.
Kurtz: laßt ihr diesen Bund in Krieg und Zwist zerrinnen /
Wird Masanissa nicht / auch Rom nicht Seide spinnen.
LÆLIUS.
Der Zwist / ich geb es nach / mag endlich stehen an /
Bis ihm selbst Scipio den Ausschlag geben kan:
Ob Syphax und sein Weib sol deine Beute bleiben.
MASINISSA.
Der gab ihn! aber was vernünftger und bescheiden.
[302]
LÆLIUS.
Die Hofnung heuchelt dir. Es wird auch Er durchs Schwerdt
Den Knoten lösen auf / wie Lælius begehrt.
Schafft aber den Torquat / und die hier mehr gefangen
Noch sitzen / stracks hieher.
HIMILCO.
Des Lælius Verlangen
Sol Augenblicks geschehn. Weil aber den Torquat
Die Königin nechsthin fürs Reich geopffert hat /
So wirds unmöglich falln ihm den Torquat zu liefern.
LÆLIUS.
Macht ihr / ihr Tyger / euch zu giftgen Ungeziefern?
Verteufelt-böse That! verdammter Aberwitz!
Wie? regnets Schwefel nicht / und schlägt der lichte Blitz
Nicht in die Opferung / für der die Haut mich schauert /
Mein Haar zu Berge steht? für der der Himmel trauert /
Die Euch Hystaspides fürlängst hat abgeschafft; 118
Euch / die ihr habt mit Schimpf erlernet / was für Krafft
In euern Greueln steckt / als der verdammten Mohren
Altar und Königreich fast gäntzlich gieng verlohren
Durch Agathoclens Faust. Meint ihr / die Götter sind
So grausam / als wie ihr? die ihr so thumm und blind
Die Menschen schlachtet ab / für derer langes Leben
Gott wil gebethen sein? 119 und an Altären kleben
Laßt das verspritzte Blutt / das schlechten Sand befleckt?
Brecht ihr auch das Verboth / das Gelo euch gesteckt? 120
Wol! wir wolln gleiches Recht auf euren Adel üben.
Laßt die Gefangenen / die noch sind übrig blieben /
Schnur-stracks uns schaffen her. Welch Prister aber hat
Unmenschlich ausgeübt die ärgste Greuel-That?
Ists dieser Götzen-Knecht? Ja sein verblaßt Gesichte /
Sein bebend Leib gestehts: daß er dis Blutt-Gerichte
Der Hellen hat gebracht. Halt! du solst zeitlich fühln;
Ob sich mit Menschen-Blutt der Götter Zorn läßt kühln /
Wie auf Abgötterey der Himmel Hagel regne;
Und die / die ihr verflucht / mit Lorber-Kräntzen segne.

C. Lælius. Mamercus. Bogudes. Drey Gefangene /und darunter Syphax verkleidet. Sophonisbe. Masinissa, und alle vorige Personen.
MAMERCUS.
Hier hab ich / grosser Held / drey Mohren aufgebracht /
Die diesen Abend sich vermummt in Römsche Tracht
[303] Geflüchtet aus der Stadt.
LÆLIUS.
Sie kommen gleich zu rechte.
Torquatens edles Blutt sol durch das Blutt der Knechte
Bespritzt sein und versöhnt. Nimm stracks mit ihnen für
Dein Opffer.
BOGUDES.
Herr / es ist nicht zugelassen mir.
LÆLIUS.
Wer hindert / was man schafft?
BOGUDES.
Die himmlischen Gesetze.
LÆLIUS.
Hört mir den Wahnwitz an / dis albere Geschwätze!
Warumb ward nicht die That auch am Torquat verwehrt?
BOGUDES.
Weil unser Götter Grimm nur frembdes Blutt begehrt /
Es sey denn: daß ihr Kind die Eltern selber schlachten.
LÆLIUS.
Setzt ihr Verzweifelten so ungeheure Trachten
Den Göttern aufs Altar / die Atreus Taffel nicht 121
Setzt dem Thyestes auf? Und Titans sternend Liecht
Geht hier wie zu Mycen den Krebsgang nicht zurücke?
Entsetzt sich die Natur nicht selbst? stracks / Mörder / schicke
Dich zu der Opferung verdammter Mohren an;
Das Rom mit mehrerm Fug auf euch beginnen kan.
BOGUDES.
Eh als ich dieses thu / werd ich den Geist ausblasen.
LÆLIUS.
Solln Hencker über dich / verstockter Bube / rasen?
BOGUDES.
Es ist erträglicher / als Götter-Rache fühln.
LÆLIUS.
Der Abgrund sol an dir bald seine Flammen kühln /
Die Furien dich mehr als den Busiris plagen.
Man muß stracks an den Pfal den Teuffels-Priester schlagen / 122
An dem er mehrmals hat Abgöttschen Mord verübt.
BOGUDES.
Solch Tod bestetigt es: Bogudes sey beliebt
Den Göttern / denen er als Priester sich geweihet /
Weil er zum Opfer selbst auf ihr Altar gedeyet;
Ihr edles Creutze küßt. 123
LÆLIUS.
Hört mir den Wahnwitz an!
Wie der Verzweifelte noch höhn- und trotzen kan;
Laßt / wenn er angepfleckt / die Brust ihm undurchschnitten /
Bis er gesehn die Drey die schwartze Seel ausschütten.
BOGUDES.
Die Unschuld hegt in sich ein Diamanten Hertz
Und Augen aus Porphier / die weder weicher Schmertz
Noch nasse Wehmuth rührt.
LÆLIUS.
Der Außgang wird es lehren /
Wie weit Hartneckigkeit nicht möglich zu versehren.
Ist aber kein Busir sonst hier in Cyrtha dar /
Der diese Drey thut ab auf dieses Mord-Altar?
Weil für der Grausamkeit mir so fängt an zu grauen:
Daß ich die Römer nicht hierdurch befleckt kan schauen.
[304] Ist Niemand unter euch / ihr Mohren / der die Drey
Zur Rach uns opfern wil / und durch die Raserey
Verdienen unsre Hold?
SOPHONISBE.
Darf ich mich wol erkühnen
Durch ein verzweifelt Werck mir Wolfahrt zu verdienen?
Hier stellt sich / Lælius / dir eine Königin /
Die kein Bedencken trägt die Drey zu richten hin /.
Umb euch zu machen wahr: daß ich durch Masanissen
Mit Römern Freindschaft wolln / mit Mohren Feindschaft schlüssen /
Daß ein Schneeweißes Hertz in braunen Brüsten steckt.
LÆLIUS.
Ists glaublich / was sie sagt? Sehr wol! es sey vollstreckt
Was uns ihr Mund verspricht.
SOPHONISBE.
Ich wil mit Lachen schneiden
Die Hertzen aus der Brust. Kommt / laßt mich euch entkleiden.
Reicht mir das Messer her. Tritt näher in das Licht.
Hilf Himmel! ich bin todt! ich kan das Messer nicht
Mehr halten! mir erstarrn / ihr Götter / Mund und Hände!
LÆLIUS.
Wie? nimmt ihr hitzig Trieb der Mordlust schon ein Ende?
SOPHONISBE.
Ach! dis –
LÆLIUS.
Was träumt ihr?
SOPHONISBE.
ist –
LÆLIUS.
Wer?
SOPHONISBE.
Syphax.
LÆLIUS.
Syphax?
SOPHONISBE.
Ja.
BOMILCAR.
Schwermt Sophonisb'?
SOPHONISBE.
Er ists!
BOMILCAR.
Unmöglich!
SOPHONISBE.
Ach! ich sah
Itzt ja auf seiner Brust ein unbetrüglich Zeichen! 124
MASINISSA.
Sein Antlitz lässet sich dem Syphax nicht vergleichen.
SOPHONISBE.
Ziht nur sein falsches Haar vom Haupt und Antlitz weg.
SYPHAX.
Ja! Leider / ja / ich bins! laßt aber euren Zweck
Vom Zufall nicht verzihn und meinem hohen Stande.
Der Tod ist Königen erträglicher als Bande /
Da sie der Feinde Spott / der Freunde Greuel sein /
Und schaun: daß Meineyd flicht verschworne Seelen ein.
Auf! Syphax / auf! ergreif der Sophonisbe Messer!
Auf! reche Lieb und Schmach.
MASINISSA.
Halt Thörchter!
SYPHAX.
Es ist besser
Daß dieses Messer ihr der Adern Brunn durchgräbt /
Als geiler Wollust-Koth auf Lilg- und Brüsten klebt;
Daß mein und ihr kalt Blutt hier rinne schwartz zusammen /
Als daß ihr Ruhm verwelckt für Masanissens Flammen.
SOPHONISBE.
So wil mein Syphax mir nunmehr ein Hencker sein?
[305]
SYPHAX.
Ja in dein Blutt mit Lust dis Messer tauchen ein.
SOPHONISBE.
Gebieret meine Lieb in dir so strenge Rache?
SYPHAX.
Verletzte Liebe wird ein Weingetränckter Drache. 125
SOPHONISBE.
Wordurch hab ich mein Schatz so heftig dich verletzt.
SYPHAX.
Untreue! hastu mich nicht diesem nachgesetzt?
SOPHONISBE.
Die Untreu hat uns nicht / das Glück uns nur getrennet.
SYPHAX.
Wahrhafte Liebe wird beym Unglück erst erkennet. 126
SOPHONISBE.
Entschuldigt / wenn ihr Fuß tritt gleitend auf dis Eiß.
SYPHAX.
Hört wie die Heucheley sich zu verreden weiß.
SOPHONISBE.
Die Liebe gegen dich wallt noch in meinen Brüsten.
SYPHAX.
Wie mag dich Falsche denn nach neuer Eh gelüsten?
SOPHONISBE.
Weil sie mir Heil verleiht / dir keinen Abbruch thut.
SYPHAX.
Kan ein rein Hertze nehrn zweyfache Lieb und Glutt?
SOPHONISBE.
Sie hat zweyfachen Sitz aus Noth in mir gewonnen.
SYPHAX.
Du bländest Ihn / und Mich / mit falschen Neben-Sonnen.
SOPHONISBE.
Ich schwere: daß ihr mir zwey rechte Sonnen seyd.
Daß beyden mein gantz Hertz verknüpft ist und geweiht.
Entsinne dich / mein Licht / mit was für heissem Lieben
Ich bis auf diesen Tag dein treuer Schatz bin blieben /
Wie ich für heisser Brunst / und du entzückt für Lust
Zerschmoltzen in der Schoos / gelächst auf meiner Brust /
Wie oft ich meine Seel in deinen Mund geflösset /
Mit deiner Hand gespielt / die mich itzt von dir stösset /
An mir zum Mörder wird. Wie oft dein treuer Eyd
Beweglich sich verschworn: daß weder Tod / noch Leid /
Zeit / Flamme / Pfal und Ertzt / auch nicht des Himmels Krachen
Mich solte dir verhaßt / dich auf mich eyfernd machen.
Zwar glaub ichs / Eyfersucht reitzt dich zur Rachgier an.
Doch die Vernunft schlägt dis / was sie nicht nutzen kan /
Verächtlich in den Wind. Was bringt dirs für Vergnügen /
Wenn diese / die du liebst / und nicht kanst wieder kriegen /
Nebst dir durch Sturm vertirbt? und nicht entschwimmen darf /
Ob ihr das Glücke gleich ein Stücke Brett zuwarf.
Wahrhafte Liebe kan Geliebten nichts mißgönnen.
Zu dem wird Syphax ihm den Feind versöhnen können /
Wenn er guttwillig mich tritt Masanissen ab /
Die Glück und Tugend ihm vor schon zur Beute gab.
Was ohne dis verspielt / läßt unschwer sich verschencken.
[306] Schöpft aber Syphax Lust / wenn er mein Hertze kräncken /
Mein Glücke frören kan / so knie ich hin für dich;
Vollstrecke nun behertzt den vorverwehrten Stich!
SYPHAX.
Ihr Götter! habt ihr noch mit mir nicht ausgespielet?
Hat noch mein tieffer Fall nicht euren Muth gekühlet?
Nicht euren Zorn gelescht? Sol Lieb und Eyfer noch
Begierden und Vernunft mich henckern? da das Joch
Der Dienstbarkeit vorher drückt den gekrönten Nacken.
Nein / Masanissa / nein / wetz auf mich Beil und Hacken /
Schärff auf mich Stahl und Schwerdt / du nimmst mit Willen mir
Nicht Sophonisben weg! Wie? oder lassen wir
Mit mehrerm Ruhm und Nutz ihm die Vermählte fahren?
Nein! sicher / Wolthat läßt mit Feindschafft sich nicht paaren.
Ich schütte Schmach und Fluch auf die Vermählten aus!
Sie wünschend im Verterb / das Hochzeit-Bett im Graus /
Den Thron im Staub zu sehn.
MASINISSA.
Laßt hier den Thörchten stehen /
Den Tummen rasen aus / uns zur Vergnügung gehen!
Dem Lælius steht sonst zu ordnen alles frey /
Wie Syphax und die Stadt wol zu verwahren sey.
SYPHAX.
Untreue! wagst du dich so offentlich zu brechen
Mir Treu / und Eh und Eyd? dem Feinde zu versprechen
In meiner Gegenwart / mein / nicht dein Eygenthum?
Auf! Syphax / auf! du kanst mit unversehrtem Ruhm /
Mit unerstarrtem Aug / und Marter-freyem Hertzen
Nicht solchen Greuel sehn. Auf! hilf so grimmen Schmertzen
Durch ihr / auf meine Brust gezücktes Messer ab!
LÆLIUS.
Halt / Syphax! reißt ihm aus das Messer! Tod und Grab
Steht nicht Gefangnen frey. Auch kans noch wol geschehen:
Daß du / eh als du meinst / dein Weib wirst Wittib sehen
Getrennt von Masaniß. Ihr / schlüßt die sämtlich ein.
Denn Scipio mag ihr und aller Richter sein.

[307] Reyen

Der Eyfersucht. Der Vernunfft. Des Neides. Der Narrheit. Der Verzweifelung. Die Schönheit und Einbildung werden mit ihren Bildungen stumm fürgestellt.
DER NEID.
Auf Eyfersucht! zerbrich des Abgrunds Kluft!
Weil Neid nichts mehr an Lieb und Schönheit schafft.
Komm steh mir bey; vergifte Land und Luft /
Weil Lælius hat nicht mehr so viel Kraft
Den Masaniß aus Sophonisbens Ketten /
Darein sie ihn verzaubert hat / zu retten.
DIE EYFERSUCHT.
Welch Vorwitz tagt mich aus der bangen Nacht?
Aus Phlegrens Hol / und wüster Einsamkeit.
Wo Titan und Diana nie erwacht /
Wo stille Furcht stets unter Eulen schreit /
Wo Kröten girrn / und fette Schlangen zischen /
Wo Dampf und Stanck sich mit Verdruß vermischen.
DER NEID.
Auf! Eyfersucht / verstöre Lieb und Lust.
Dein Reif sengt ja sonst Blum und Anmuth weg.
Du kochest Gall aus Zucker in der Brust /
Sämst Nesseln ein / und schmierst auf Lielgen Fleck' /
Ersteckst und saugst aus Rosen giftig Eyter;
Vergiftest Ambra / tödtest reine Kräuter.
DIE EYFERSUCHT.
Ists nicht genung: daß ich das Hertz in mir
Mir selbst freß ab? daß mein Medusen-Haar
Mich kehrt in Stein und in ein ärger Thier
Als Sphynx / Chimer / Ocypete nicht war?
[308] Daß Molchen-Blutt und Nattern-Fleisch mich speisen?
Daß ich mich selbst stets tödte durch dis Eisen?
DER NEID.
Auf! wirf Napel in Liebes-Garten ein!
Kehr ihre Ruh in ein bestürmtes Meer.
Die Circe wandelt Menschen in ein Schwein /
Calisto wird durch Junons Rach ein Beer:
Und du läßt dich itzt Cyrthens Schönheit bländen?
Auf! rüste dich mit Wermuth / Gift und Bränden!
DIE EYFERSUCHT.
Hast du verspielt? werd ich nicht Sieger sein.
Dem Drachen ward entführt das güldne Flüß /
Und Argus schläfft mit hundert Augen ein /
Als in ein Horn Betrug und Liebe bließ;
Wird Juno nicht selbst mit samt mir bethöret /
Wenn Jupiter als Kuh die Io ehret?
DER NEID.
Mars Liebe / List / so Stärck als Witz verspielt /
Wenn Eyfersucht bewafnet den Vulcan:
Der sich durchs Garn an seiner Venus kühlt.
Versuche nun / was deine Stärcke kan.
Dein zweyfach Antlitz / deine tausend Augen /
Dein Hirschfuß / kan dir stets zum Siege taugen.

Der Wurm / der dir nagt an der lincken Brust /
Macht: daß sichs Ohr zu jedem Rasseln spitzt.
Dein blauer Mund haucht Pest zu jeder Lust /
Weil der Verdacht dir stets im Hertzen sitzt /
Neid und Geschrey dir stets gellt in die Ohren;
Auf! auf! hab Acht / sonst ist dein Schatz verlohren!
DIE EYFERSUCHT.
Ach! Schwester! ach! ach! was erblick ich schon?
Was seh ich dort für eine Kuplerin?
Was stiftet sie zu meinem Schimpf und Hohn?
[309] Was für ein Adler raubt den Schatz mir hin?
Was für ein Buhler spielt auf ihren Wangen?
Auf! laßt uns ihn in unser Netze fangen!
DIE VERNUNFT.
Wahnsinnige! was träumt für Narrheit dir?
Schlag in den Wind so thörchte Fantasey.
Halt! setze nur dir meine Prillen für;
Sihst dus: daß es nur eine Fliege sey?
DIE NARRHEIT.
Wenn Jupiter wil Junons Buhler werden /
Weiß er sich als ein Guckuck zu gebehrden.
DIE EYFERSUCHT.
Ach! Schwester / ach! ach! was erblick ich itzt?
Was ists / das ihr die Kuplerin einbläßt?
Was ist es / das auf ihren Brüsten sitzt?
Wer ists / den sie sich so betasten läßt?
Auf! diesen Schnee sol keine Faust befühlen!
Auf! auf! sein Blutt muß meinen Zorn abkühlen!
DIE VERNUNFT.
Wahnwitzige! bist du dumm oder blind?
Komm schaue: wer mit ihr zu buhln begehrt.
Erkennst dus nun: daß es nicht Finger sind,
Dis ist ein Kefer / dis ein Grase-Pferd.
DIE NARRHEIT.
Wenn Jupiter wil Danaens genüssen /
So kan er auch in regnend Gold zerflüssen.
DIE EYFERSUCHT.
Ach! wen führt itzt die Kuplerin zu ihr?
Welch Bube küßt ihr ihren schönen Mund?
[310] Welch eine Hand ragt bey der Schürtze für?
Auf! Schwester / laß uns tödten diesen Hund!
Auf! laß uns ihm den frechen Halß zerbrechen!
Und meinen Schimpf durch sein Verterben rechen.
DIE VERNUNFT.
Stockblinder Narr! was nimmstu Thörchtes wahr?
Was grämst du dich und sie so sonder Noth?
Halt / lasse mich dir stechen vor den Staar!
Erschlag den Floch / tritt diese Spinne todt!
DIE NARRHEIT.
Wenn Jupiter wil bey der Leda liegen /
Verstellt er sich in Schwan / sie zu betrügen.
DIE EYFERSUCHT.
Itzt kan gewiß mein Auge nicht mehr irrn!
Ach! Schwester / ach! ach! wer umbarmt sie gar!
Wie lächelt sie? wie weiß sie ihn zu kirrn?
Was zweifeln wir? itzt ist der Ehbruch klar!
Schaust dus? mein Haupt kriegt wie Actæon Hörner!
Auf! brauche Schlangen / Dolche / Peitschen / Dörner.
DIE VERNUNFT.
Nachdem du ja stets durch ein Blaster sihst;
Bezauberte / so brauche Fühl' / und Hand.
Fühlst du was? Nein; nur: daß dis Schatten ist /
Der dich bethört / und äffet an der Wand.
DIE NARRHEIT.
Wenn Jupiter Antiopen begehret /
Wird er in ein Gespenst und Bock verkehret.
DIE EYFERSUCHT.
Nun / Schwester / ists umb meinen Schatz gethan.
Verteufelte / verfluchte Kuplerin!
[311] Welch Hercules spricht umb die Gunst sie an?
Welch Cyclops rennt zu Galatheen hin?
Ist sie gleich keusch; die Nothzucht wird sie zwingen.
Auf! laß uns ihr behertzt zu Hülffe springen!
DIE VERNUNFT.
Mondsüchtige! du bist Erbarmens werth.
Halt! schaue vor durchs Schau-Glaß / wer sie find /
Dis ist ein Zwerg / der einen Scherf begehrt;
Und jenes ein Allmosen bettelnd Kind.
DIE NARRHEIT.
Wenn Jupitern Alcmenens Gunst sol weiden /
Weiß er in einen Knecht sich zu verkleiden.
DIE EYFERSUCHT.
Ach! itzt bin ich verrathen und verkaufft!
Wer / Schwester / mag der glatte Jüngling sein?
Der umb mein Licht wie ein jung Rehbock lauft?
Itzt liefert er ein Buhler-Lied ihr ein?
Welch edler Held erscheint mit Helm und Spisse?
Auf! Schwester / daß dis Paar stracks sterben müsse!
DIE VERNUNFT.
Hier brauche von der Augen-Salb ein Theil /
Weil alles dir so frembd und seltzam scheint.
Siehst du dis Weib / die Nadeln träget feil?
Den Hirten / der sich zu vermitten meint?
DIE NARRHEIT.
Daß Omphal' und Europe beyden bleibe /
Wird Jupiter ein Rind / sein Sohn zum Weibe.
DIE EYFERSUCHT.
Ach! Schwester / zetter! zetter! ich vergeh!
Ach! siehst dus nicht? wer meinen Schatz umbfängt.
[312] Er küsset sie / sie ihn. Weh / weh! ach! weh!
Schau! wie er gar den Brautt-Schmuck umb sie hengt.
Sie reichet ihm ein Haarband; nebst zwey Ringen.
Nun ist es Zeit sie und mich umbzubringen.
DIE VERNUNFT.
Bezwinge dich! Ein solch Meineydisch Weib
Ist keiner Lieb / auch keines Seuftzers werth.
Sie verunehrt nicht dich / nur ihren Leib.
Und endlich wird ihr Straf und Schimpf gewehrt!
DIE VERZWEIFELUNG.
Weg mit Geduld! Ein Strick und Dolch ist besser.
Geh tödte dich und sie. Hier ist ein Messer.

4. Akt

Die vierdte Abhandlung.

Der Schauplatz stellet für einen Königlichen Saal.
Scipio. Lælius. Syphax. Eine Menge Römischer Kriegs-Obersten und Soldaten.

SCIPIO.
So hat den Göttern es durch unsre Sieges-Waffen
Des Syphax Friedenbruch gefallen zu bestraffen!
Rom und die Nach-Welt wird dein danckbar Schuldner sein /
Und dich mit Siegs-Gepräng ins Capitol holn ein.
Der Himmel ist indes uns auch zu Hülffe kommen;
Wir haben Utica und Tunis eingenommen / 127
Carthagens rechten Zaum / wordurch die neue Stadt
Schon halb belagert ist. 128 Des Feindes Seemacht hat
Vergebens sich gewagt an unsre wenig Schiffe.
Nun aber zeig uns an / durch was für kluge Griffe
Das Reich Numidien in so sehr enger Zeit
In eure Hände fiel.
LÆLIUS.
Als deine Tapferkeit /
Durchlauchtigst-grosser Held / hatt' Asdrubaln erleget;
Und Masanissa sich nebst mir hieher beweget /
Fiel ihm's verlohrne Reich als rechtem Erben zu / 129
Vom Syphax wieder ab / der gleichwol sonder Ruh
[313] In seinem Reiche sich müht' ein neu Heer zu richten /
Fast stärcker / als das sich bey Utica zu flüchten
Für dir genöthigt ward. Mit dieser neuen Macht
Wagt' er uns beyden lieh zu liefern eine Schlacht. 130
Des Feindes Reuterey fiel als ein häuffig Hagel
Des Heeres Spitzen an; so: daß an einem Nagel
Flucht und Verwirrung hing. Doch dieser Sturmwind nam
Bald mit Verwundern ab / so bald das Fuß-Volck kam /
Und mit geschloßner Macht des Syphax Reuter trennte.
So eyfrig auch der Feind im ersten Ansatz brennte /
So lau ward der Bestand / so furchtsam seine Flucht.
Ja als ihr König sich 131 mit höchstem Eyfer sucht:
Wie er sein flüchtig Heer in frischen Stand versetzet /
Und an der Spitze kämpft / wird ihm fein Pferd verletzet /
Daß er zu Bodem stürtzt; und er / mit was für Macht
Man ihn zu retten meint / gefangen zu mir bracht;
Der hier des Scipio siegreichen Fuß muß küssen.
Als auch die Reuterey voran mit Masanissen
Für Cyrthens Mauern kommt / ihr ihren König weist /
Und ihm mit scharffem Dreun die Pforten öfnen heißt /
Macht' er sich Augenblicks der großen Festung Meister.
SCIPIO.
Die Götter machen klar: daß eure Helden-Geister
Ihr Einfluß rege macht / ihr himmlisch Trieb bewegt;
Weil er uns spielende den Feind zu Füssen legt.
Nun eure Tugend sol verdienten Lohn empfangen I
Ja eure Bilder solln in Ertzt und Marmel prangen /
So lange Rom beströmt wird von der Tyber sein.
In was wird aber man dich / Syphax / etzen ein?
In was wird dein schlecht Ruhm und schlimm Gedächtnüs stehen?
Urtheile selbst: wie Rom mit dir itzt umbzugehen
Hat Uhrfach wider dich: Was hast du dir gedacht?
Als du durch Friedenbruch 132 meineydig dich gemacht;
Als du den Bund verletzt / den du mir selbst geschworen. so
Hast du / wie vor die Treu / itzt alle Scham verlohren?
Eydtbrüchiger! meld an: Ob Rom dir Uhrfach gab:
Daß du so liederlich fielst von den Römern ab?
SYPHAX.
Großmächtger Scipio. Ich bin für mein Verbrechen
[314] Von Göttern so gestrafft: daß menschlich Urtheil-sprechen
Nicht meinem Leide kan das minste setzen bey;
Gesätzt: daß Beil und Pfal mir schon bestimmet sey;
Ich bin so tief verfalln / und bin so hoch gewesen.
Rom und Carthago hat auf einmal mich erlesen
Zum Ancker seines Heils / gebuhlt umb meine Gunst /
Mit Ehrerbittung mir der leichten Freindschaft Dunst
Wie Göttern Opferwerck begierig fürgetragen.
Der Asdrubal gestehts / und Scipio wirds sagen:
Wie beyde mich verehrt / und jeder sich bemüht
Mein Schoos-Kind sich zu sehn. Schaut itzt den Unterschied!
Für mir hat Masaniß in Hecken wohnen müssen;
Itzt schätzt er mich kaum werth den Bügel ihm zu küssen;
Und Scipio fahrt mich wie Hund und Schergen an.
Lernt: wie der Götter Blitz die Riefen stürtzen kan!
Doch Syphax hats verdient! wiewol mein thörchtes Rasen
Hat seinen letzten Sturm erst vollends ausgeblasen /
Als ich zun Waffen griff / und Rom die Spitze wieß.
Weil meine Raserey sich dar schon blicken ließ /
Als ich aus Barchens Stamm und aus Carthagens Schlangen
Mir eine Frau erkohr. Dar ward die Glutt gefangen /
Die Fackel in mein Hauß / die Pest ins Hertz gebracht /
Dardurch mein Königreich in lichten Flammen kracht /
Mein Heil sich äschert ein. Dar hab ich in mein Bette
Die Natter (ach! daß ich sie nie gesehen hette!)
Erhoben / ja auf Schoos und an die Brust gesetzt
Den Wurm / der stündlich mich auf Rom und euch verhetzt /
Medeen / die steckt an Numidiens Paläste /
Sie / sie hat wider dich / den besten meiner Gäste /
Als ein Busiris mir das Mordbeil in die Hand /
Mich in den Harnisch bracht.
SCIPIO.
Wer Nattern / Pest / und Brand
Ihm selbst in Busem setzt / und unters Dach selbst träget /
Ist nicht Bejammerns werth. Ein kluger Herrscher pfleget
Für Weibern seinen Rath und Ohr zu schlüssen ein
Wie Schlangen / die umbkreißt von dem Beschwerer sein.
SYPHAX.
Für dieser Circe kan sich kein Ulysses hütten. 133
[315]
SCIPIO.
So schützt ein jeder für / der Schifbruch hat gelitten.
SYPHAX.
Sie ist ein Scorpion / der stets zwar's Gift behält /
Doch in dem Winter sich todt und erfroren stellt / 134
Wenn aber Sonn und Gunst ihr liebkost und sie wärmet /
Mehr als die Schlangen sticht / mehr als die Bienen schwermet /
Die durch ihr Honigseim verstellen ihren Stich.
SCIPIO.
So Bien als Scorpion hat seine Straff in sich.
SYPHAX.
Ja! jene büsset ein den Stachel; der die Stärcke /
Wenn uns ihr Stich verletzt. Allein die schlimmsten Wercke
Der Weiber geben noch ein Werckzeug ihnen ab /
Zu steigen in die Höh / und ihrer Männer Grab
Zum Grundstein ihres Glücks und neuen Heils zu machen.
Denn ob sie zwar mehr Gift beherbergen als Drachen /
Darmit sie Adler fälln / und Löwen sperrn ans Joch /
Ists hole Stachel-Röhr der Scorpionen doch
Viel sichtbarer / 135 als dis / durch das ein Weib vergiftet.
Was hat mein Ehweib nicht für Arges schon gestifftet?
Sie stürtzt Numidien / steckt Kaccaben in Brand.
Doch hengt der Himmel ihr voll Geigen / und die Hand
Des Glückes steckt ihr an schon neue Hochzeit-Kertzen.
SCIPIO.
Ich glaube / Syphax schwermt von Unmuth / Angst und Schmertzen.
SYPHAX.
Hieraus schöpf ich noch Trost / mein Hertzeleid noch Lust:
Daß itzt mein gröster Feind küßt Sophonisbens Brust;
Daß diese Unholdin / die Seuch und Pest des Landes /
Fein Bett und Hauß steckt an.
SCIPIO.
Wer macht sich dieses Brandes
Theilhaftig?
SYPHAX.
Masaniß ists / den sie durch ihr Gift /
Das Basilisken-Blick' und Molchen übertrifft /
Mehr hat als mich bethört / und schneller angezündet /
Als sie ihn angeblickt.
SCIPIO.
Ihr großen Götter! findet
In dieses Helden Hertz ein solcher Wahnwitz statt?
SYPHAX.
Ja / weil er sich bereit mit ihr vermählet hat.
SCIPIO.
Ich kan der Thorheit kaum vernünftig Glauben geben.
LÆLIUS.
Es ist wahr / was er sagt! Es half kein Widerstreben /
Kein Warnen / ja kein Ernst. Er lief verzweifelt fort
Wie Hirsch' in voller Brunst. Er schäumte Zorn und Mord /
Sties Fluch und Dreuen aus / als ichs verhindern wolte.
[316]
SCIPIO.
Ach! daß ich nicht von dir den Schandfleck hören solte!
Du mehr als edler Held! Wo hastu hingedacht?
Daß du ein Weib der Stadt / die sie zu Göttern macht / 136
Zur Herrscherin erkiest? du Löwe der Numiden.
Was würde nicht der Wurm durch dich für Ubel schmieden?
Der Scorpionen Gift würckt / wenn der Sonne Rad
Im Löwen 137 seinen Lauff / des Hund-Sterns Einfluß hat /
Zweyfache Schädligkeit.
LÆLIUS.
Gar recht! vom Hanno stammet
Sein Ehweib / den darumb Carchedan hat verdammet / 138
Weil ein gezähmter Löw ihm an der Seite gieng.
Geht Sophonisbe nun leer aus? die einen Ring
Zwey Löwen leget an / zwey Könige bethöret /
Die Ammon bethet an / die Rom zeither geehret /
Die Welt in Krieg verflicht.
SYPHAX.
Sie hat den Syphax nicht
Geckirrt. Ich war behext. Ich hab ihr Augen-Licht
Andächtiger verehrt als Lybien die Sonne. 139
Ihr Antlitz war mein Trost / ihr Anblick meine Wonne /
Mein Wünschen war ihr Heil / und kurtz / sie war mein Gott /
Mein Hertz ihr Heyligthumb. Itzt braucht sie meinen Spott
Zum Ruder ihres Heils / zu Flügeln ihres Glückes /
Schätzt meine Fessel nicht werth eines süssen Blickes /
Küßt meinen Feind und lacht / wenn meine Ketten schwirrn.
Dem Vogel aber weh / der sich läßt Beeren kirrn /
Die ihm ihr Liebreitz stellt! Gewiß auch Rom wird fühlen /
Daß Klipp- und Syrten find / wo Sophonisben spielen.
Seh aber ich bey ihr den Meineyd Straff ausstehn /
Wil ich vergnügt nach Rom in schweren Fesseln gehn.
HAUPTM.
Fürst Masanissa komt den Scipio zu grüßen.
SCIPIO.
Wir wünschen hoch erfreut ihn in den Arm zu schlüssen.
Daß man den Syphax bald verschaff in sein Gemach.

Masanissa. Scipio. Lælius. Eine Menge Römer. Eine Menge Masanißischer Kriegs-Obristen. Eine Menge Numidischer Gefangenen.
MASANISSA.
Beglückter Scipio / der Himmel gebe nach:
Daß er gantz Africa bald kniend für ihm sehe!
Daß sein Gelückes-Wind bald Caccaben verwehe!
[317] Den schön und kostbarn Staub in Meer und Felder streu!
Was Masanissens Hand und unverrückte Treu
Hier in Numidien Ersprießliches begangen /
Ist unser Götter Werck. Der König ist gefangen /
Die Hauptstadt bethet uns als ihre Häupter an.
Hier ist die Krone selbst / die er willkührlich kan
Ins Capitol gewehrn; hier find zu Syphax Schätzen
Die Schlüssel ihm gewehrt und zu den festen Plätzen;
Der Zepter / den mein Volck mir wieder überreicht /
Als ich mein Land betrat. Weil Masanissa leicht
Sich zu bescheiden weiß: daß nebst der Götter Segen
Die Gunst des Scipio / der tapfren Römer Degen
Mir hat mein Reich erkämpft. Hier ist die Hauptfahn auch
Des Syphax / die mein Arm aus Schuld und nach Gebrauch
Ihm zu den Füssen legt. Mehr kriegt er hier gebunden
Die Häupter dieses Reichs / die wir jüngst überwunden.
Wenn dieses Scipio schätzt Zeichen meiner Pflicht /
Verlang ich keine Beut / auch keinen Siegs-Preiß nicht.
SCIPIO.
Mein Bruder / und mein Freund / dem ich mein halbes Hertze
Fürlängst schon zugetheilt / des Ruhmes lichte Kertze /
Die feine Tugend ihm in Mohrenland steckt an /
Gläntzt über Abila. Die Freundschaft aber kan
Rom nach Verdienste nicht vergelten Masanissen;
Wenn es ihm gleich aus Gold ein Riesen-Bild läßt gissen / 140
Und nebst des Romulus auf Märckt und Tempel setzt.
Denn Tugend ist was mehr / als was ein Künstler etzt;
Verdient auch mehr als Ertzt und Helffenbein zum Lohne.
Wir nehmen itzt zwar an den König und die Krone
Des Reichs Numidien / auch die gefangne Schaar /
Die Fahnen und den Schatz / und was des Feindes war /
Als Banden / welche Rom zu mehrerm Danck verstricken;
Dahin wir sie noch heut ihm wolln zu Ehren schicken;
Nim Lælius alsbald der Sachen fleißig wahr.
Daß aber Masaniß uns beuth die Schlüssel dar
Zun Plätzen feines Reichs / fein Zepter leget nieder /
Ist Höfligkeit von ihm. Er nehme beydes wieder.
Rom schätzt / von Feinden sich bereichern / nur für Ruhm.
[318] Er ist sein gröster Freind / dis ist sein Eygenthumb.
Die Götter lassen ihn und seinen Stamm dar blühen!
Ja Scipio wird sich viel mehr bey Rom bemühen:
Daß Africa sein Haupt mehr Kronen tragen schau /
Auf welches Rom und Ich noch grössre Berge bau.
MASANISSA.
Die Götter wollen Rom und ihren Feld-Herrn segnen!
Auf ihrer Feinde Kopf Blitz / Hagel / Schwefel regnen!

Scipio. Masanissa.
SCIPIO.
Jedoch halt! Masaniß. Es fällt uns noch was ein:
Wo bleibet Sophonisb'? Auch diese muß noch sein
Die Beute der Stadt Rom. Er schweiget! er erblasset!
Er zittert! was für Angst / was für Erschrecknüs fasset
Dir Hertz und Antlitz an?
MASANISSA.
Ach! Scipio!
SCIPIO.
Sag an.
MASANISSA.
Ach! Sophonisbe!
SCIPIO.
Nun / was ist es?
MASANISSA.
Ach! ich kan
Nicht sprechen!
SCIPIO.
Träumet dir? ermunter Hertz und Sinnen!
MASANISSA.
Ach! Sophonisbe sol –
SCIPIO.
Was sol sie?
MASANISSA.
nicht entrinnen?
SCIPIO.
Ja recht / sie sol nach Rom noch heute sein geschickt.
MASANISSA.
So wird mein Lebens-Drat / mein Glücks-Compas verrückt.
SCIPIO.
Wie? hengt sein Geist und Glück an unser Feindin Leben?
MASANISSA.
Ja Masanissa wird mit ihr den Geist aufgeben.
SCIPIO.
Was für ein Uhrsprung ists / woraus sein Wahnwitz kwillt?
MASANISSA.
Er prüfe vor den Baum / eh er die Früchte schilt.
SCIPIO.
Hat Masanissa sich vielleicht in sie verliebet?
MASANISSA.
Ja! Sie mein Engel ists / die mir Vergnügung giebet.
SCIPIO.
Die gestern dir mehr Feind als Spinn und Natter war?
MASANISSA.
Oft kehrt ein düster Heyn sich in ein hell Altar. 141
SCIPIO.
Die mit der Mutter-Milch hat Gift und Haß gesogen?
MASANISSA.
Die Drachen werden uns durch Kirrung selbst bewegen.
SCIPIO.
Durch ihr Bewogen-sein kommt Syphax umb sein Reich.
MASANISSA.
Der Rose bleibt ihr Werth / entseelt sie einen gleich. 142
SCIPIO.
Ein zaubernd Weib kan auch den klügsten Kopf verstellen.
MASANISSA.
Der Liebe Zucker kan nicht Treu und Milch vergällen.
SCIPIO.
Was schleust den Helden-Geist so schlimmen Fässeln ein?
MASANISSA.
So Tugend als Gestalt / die an ihr Göttlich sein.
[319]
SCIPIO.
Hat Rom und Africa nicht Sophonisbens gleichen?
MASANISSA.
Kein Stern weiß Würd und Glantz der Sonne zu erreichen.
SCIPIO.
Begierde siht Comet- oft auch für Sonnen an.
MASANISSA.
Daß Mißgunst / die nichts reucht / doch Rosen tadeln kan!
SCIPIO.
Die Schönheit ist schön Mäh / der einschläfst / nicht erkwicket.
MASANISSA.
Sie weckt die Todten auf / wenn ihr schön Auge blicket.
SCIPIO.
Er tödte mit Vernunft den Reitz der Üppigkeit.
MASANISSA.
Wenn Grund und Giebel brennt / ists nicht mehr leschens Zeit.
SCIPIO.
Ist deine Liebe denn schön bis zum Gipfel kommen?
MASANISSA.
Ja! denn ich habe mir sie schön zur Eh genommen.
SCIPIO.
Ha! ist der Aberwitz von ihm wol Glaubens-werth?
MASANISSA.
Den Göttern hats gefalln / mein Glücks-Stern hats begehrt.
SCIPIO.
Mit dem Verhängnüsse vermummt man eigne Sünden.
MASANISSA.
Des Himmels Reitzungen kan niemand überwinden.
SCIPIO.
Den reitzt die Thorheit / der ins Garn der Wollust fällt.
MASANISSA.
Der Venus Gottesdienst wird selbst hierdurch bestellt. 143
SCIPIO.
Gott ist ein keuscher Geist / liebt Andacht keuscher Hertzen.
MASANISSA.
Der Keuschheit heilig Oel ernehrt des Ehstands Kertzen.
SCIPIO.
Nicht wenn ein blinder Trieb uns auf das Glatt-Eiß jagt.
MASANISSA.
Fehl-tretenden wird nicht stracks Laub und Gras versagt.
SCIPIO.
Der thut die Laster selbst / der durch die Finger siehet.
MASANISSA.
Auf was für Absehn ist sein Eyver denn bemühet?
SCIPIO.
Daß Masanissa sol zertrennen Eh und Pflicht.
MASANISSA.
Der Himmel läßts nicht zu / auch mein Gewissen nicht.
SCIPIO.
Es ist ungiltig Ding der Ehstand bey euch beyden.
MASANISSA.
Was kan für Menschen-Recht solch himmlisch Band zerschneiden?
SCIPIO.
Das Kriegs-Recht macht sie Rom zu einer dienstbarn Magd.
MASANISSA.
Sie sey es. Wird nun mir auch eine Magd versagt?
SCIPIO.
So eine; die auf Rom so eyfrig ist vergiftet.
MASANISSA.
Man mißt ihr unrecht bey / was Syphax hat gestiftet.
SCIPIO.
Du fichst für sie umbsonst. Bezwinge selber dich.
MASANISSA.
Was schöpfet Rom für Luft / wenn man Sie kränckt und Mich?
SCIPIO.
Er jammert mich / mein Freund; sein Leid geht mir zu Hertzen /
Ich hab Empfindligkeit und Theil an seinen Schmertzen /
Ich sorge für sein Heil. So schlag er dessen Rath
Doch nicht so schlecht in Wind / den die Erfahrung hat
[320] Als redlich / längst geprüft; ja der nicht seines Bluttes
Für Masanissen schont. Wofern er etwas Guttes
Mir damals zugetraut; als er kam in mein Zelt /
Als wir ein Freundschaffts-Pfand einander zugestellt / 144
Von welcher Zeit er mich mit seinem Glück und Hoffen
Willkürlich lies gebahrn; wo er je's Ziel getroffen
Gesuchter Redligkeit; so bild er ihm doch ein:
Daß Scipio nicht hier erst falsch und schlimm wird sein.
Der Tugenden Magnet sol ihn gezogen haben /
So wie er rühmt / zu mir. Von allen grossen Gaben
Weiß ich mich sonsten arm / in der rühm ich mich reich:
Daß meinem Hertzen ist der Liebe Trieb zu weich /
Die Wollust ist mir Gift / und Geilheit schmeckt mir herbe.
Ja sichre dich: daß nichts so sehr als sie verterbe
Den Frühling unser Zeit. Kein giftig Mehlthau nicht /
Kein Reif ist / der so viel der zarten Blüth abbricht
Als Brand der Üppigkeit. Für den geharnschten Heeren
Darf unser Alter sich nicht wie für Wollust wehren /
Die uns ins Garn zu kirrn mit Hilfen Körnern streut /
Mit Engel-Augen winckt / und doch die Hell uns dreut.
Nun diese Tugend muß auch Masanissa lernen /
Wil er mir ehnlich sein / sein Nähme bey den Sternen
Im Sonnen-Zirckel stehn. Wer Wollust übermannt /
Thut mehr / als der den Feind an Sieges-Wagen spannt /
Ja zwey drey Syphax zwingt. Alcides hat am Riefen
Am Löw und Schlangen nicht mehr Hertz und Kraft erwiesen /
Als da beym Scheideweg er wiech der Wollust aus.
Du tritst / behertzter Held / des Syphax Reich in Graus /
Und läßt den Zärtling dich an Spinnen weben leiten
Leg auf die Wage doch die schnöden Uppigkeiten!
Ein Handvoll Ehre wigt zwölf Kisten Wollust weg.
Besudel deinen Ruhm nicht erst durch diesen Fleck.
Mein Beyspiel sey ein Liecht zur Folge Masanissen.
Hast du den Scipio ie eine Frau sehn küssen?
Hat des Allucius fast Göttlich-schöne Braut 145
Mein Finger angerührt / ein geiler Blick beschaut?
Der Sophonisbe doch nicht wird den Schatten reichen.
MASANISSA.
Wer wil sich / grosser Held / dem Scipio vergleichen?
[321]
SCIPIO.
Ich bin ein Mensch wie du / doch der Begierden Herr.
MASANISSA.
Du bist der Götter Blutt / und stammst vom Jupiter /
Dein Thun weists. Man hat ihn / (von dem als einer Schlangen
Auch Alexandern 146 hat Olympias empfangen /)
Wo deine Mutter schlief / oft so gestellt verspürt.
SCIPIO.
Der ist der Götter Kind recht / den die Tugend ziert.
MASANISSA.
Ich bin aus Libyen. In unsern Städten blühet
Nichts / was nicht feurig ist. Die Sonn und Liebe glühet
Bey uns zur Winters-Zeit mit mehrer Krafft und Macht /
Als / wenn der Hunds-Stern brennt in eurer Mitter-Nacht.
SCIPIO.
Es dien ihm Hannibal zum Beyspiel 147 und zum Spiegel!
Bey dem die Keuschheit ist der Liebe strenger Zügel.
Er bleibt beym Weine kalt / und bey der Schönheit Eiß.
MASANISSA.
Ist er aus Africa / und nicht im Lieben heiß?
SCIPIO.
Doch klug. Drumb lasse dich den Feind nicht schamroth machen.
Ja Caccabe wird sich verstocken / dich verlachen /
Die Raths-Herrn fordern heim / die mit bestürtzter Hand 148
Die Oel-Zweig' uns verehrn / und für ihr Vaterland
Die Erde bethen an / und unsre Füsse küssen /
Ja schon mit Thränen uns umb Friede bitten müssen.
Dein zehnder Feldzug gibt dir auch den zehnden Ring / 149
Und du verspielest sie als ein verächtlich Ding /
Weil du aus Ohnmacht dich nicht selber kanst bezwingen.
Zu dem stehts nicht bey mir / weil Rom in allen Dingen /
Die unser Schwerdt erwirbt / für Helffern hat die Wahl /
Dir noch was zuzutheiln. Der Syphax / sein Gemahl /
Sein Reich / sein Volck / sein Gutt ist ja der Römer Beute.
Kurtz: Sophonisbe muß nach Rom zihn / und zwar heute.
Dis ist mein endlich Schluß. Entschleuß dich: ob der Dunst /
Der Kitzel lieber dir sey / als der Römer Gunst.
MASANISSA.
Ach! Scipio / ja ja! ich habe mich vergangen!
Ich fühle mein Gesicht schamröthend Blutt umbfangen;
Die Wehmuths-Thräne bricht aus Aug und Hertzen für!
Ich unterwerffe mich / Großmächtger Feldt-Herr / dir.
Gebahre / wie du wilst / mit deinem Masanissen.
Wer aber wird in dem mir noch zu rathen wissen?
Was meine Seele kwält und die Gewissens-Ruh:
[322] Daß ich mit Hand und Mund ihr eydlich sagte zu:
Sie solte nimmermehr in frembde Hände kommen.
SCIPIO.
Was Masanissens Brunst wahnwitzig fürgenommen /
Dem weiß schon sein Verstand / der größre Feinde schlug /
Zu helffen weißlich ab. Du bist dir selber klug.

Masanissa.
MASANISSA.
Ach! so sol Sophonisb' in Römschen Fesseln lächsen?
Steckt dieser bittre Kern in güldenen Gewächsen;
Die eure falsche Gunst / ihr schlimmen Römer ihr /
Sätzt unsrer Hofnung auf / tragt unsrer Einfalt für!
Ich scheue mich fast auch / wie den Saturn / zu nennen. 150
Ihr sucht Numidien von Zeutis nur zu trennen /
Daß unsre Zweytracht euch auf-opffer Gold und Blutt. 151
Zu was ist unser Eh Zergliederung euch gutt?
Traut ihr den Augen-Dorn Carthago nicht zu dämpften?
Traut ihr die Herrschafft euch der Welt nicht zu erkämpffen / 152
Umb die Rom Gall und Gift auf alle Völcker schäumt /
Wenn Sophonisbe nicht wird aus der Welt geräumt?
Nein! Hannibal steht euch / nicht Sophonisb' im Lichte.
Das Glücke kehret euch mit ihr sein Angesichte.
Sie reißt nebst mir ihm aus die Flügel / 153 hemmt sein Rad /
Daß es von Rom zu flihn mehr keine Federn hat.
Wie hoch ist Rom geklimmt / feit ich auf feiner Seiten!
Carchedons Juno kan nicht mehr auf Löwen reiten / 154
Ihr Zepter und ihr Blitz fällt ihr aus beyder Hand.
Carthago wird fürs Kind Alcidens nicht erkannt / 155
Und doch sol Masaniß itzt Zwang und Undanck leiden.
Sol Sophonisbe fort? sol Sophonisbe scheiden?
Wird unserm Auge nicht mit ihr entgehn das Licht?
Des Adlers wird ja blind / schärft es die Sonne nicht.
Steinharter Scipio! den ein Hircanisch Tyger /
Ein Arimaspisch Wolf / ein Basilißk am Niger
Mit Gift und Blutt gesäugt! der Zembl- und Caspisch Eiß
Im kalten Hertzen nehrt / weil er / wie siedend heiß
Gleich meine Bitte war / wie viel verliebte Flammen
Gleich schlugen über ihn aus meiner Brust zusammen /
[323] Mitleidende nicht schmeltzt. Hat Treu und Tugend nicht
Was mehr als dis verdient? Mein Augen-Trost / mein Licht /
Mein Abgott / Sophonisb'! Ach! ich sol dich verlieren?
Was sol ich für Gewinn für den Verluft verspüren?
Man sagt mir güldne Berg und schwere Zepter zu.
Einfältger! Reichthum ist ein Zirckel ohne Ruh /
Ein Sclavenhaus der Seel / Abgötterey der Thummen /
Die güldne Larv / in die sich Sorg und Geitz vermummen /
Das Arme ärmer macht / und Hungrige nicht satt /
Das man mit Schweiße sucht / mit Furcht und Schrecken hat /
Mit Hertzens-Ach verliert. Nein! Landens Diamanten
Sticht Sophonisbe weg. Das Bein von Elefanten
Ist schwartz bey ihrer Haut. Den Mund-Rubinen sind
Nicht Taprobanens gleich. Und was im Tagus rinnt /
Bezahlet nicht ein Haar von Sophonisbens Haupte.
Was ist auch Kron und Reich? Ach! daß die Welt es glaubte:
Daß jede Kron ein Joch / ihr Gold so schwer als Bley /
Jedweder Diamant ein spitzig Pfriemer sey /
Die Perlen Thränen-Saltz; die schütternden Rubine
Geronnen Fürsten-Blutt; der weiche Purper diene
Der Boßheit: daß sie macht der Heuchler Schwarm ein Nest /
Der den gekrönten Knecht einst von der Schippe blaßt.
Nein! Sophonisbe / nein! Reich / Zepter / Purper / Kronen
Sind gegen deinem Werth Schaum / Blasen / Schalen / Bohnen;
Nimm / unersättlichs Rom / Numidien dir hin / v
Wenn ich Besitzthumbs-Herr nur Sophonisbens bin!
Halt inne! Masaniß. Auf was für Syrt- und Scyllen
Rennt dein verzweifelnd Schiff? Läst du den blinden Willen /
Und die verkappte Brunft dir einen Leit-Stern sein?
Nein! räume Stab und Heft nicht den Begierden ein.
Numidien ist dir von Uhrsprung angeträuet.
Das Reich ist dein Gemahl. Wer diesem sich verfreyet /
Kan sonder Ehbruch es nicht sencken in Gefahr.
Die Herrschafft ist dein Gott / die Klugheit dein Altar.
Das Auge der Vernunfft wirst du dir selbst ausstechen /
Und ärger dich am Glück als Hannibal verbrechen /
Da er zu Croton schimpfft der Juno gülden Bild. 156
[324] Behertzig: ob ein Weib mehr als dein Wolstand gilt.
Im Uhrwerck unsers Thuns muß die Vernunfft's Gewichte /
Das Auge Weiser sein. Denn wer dem Irrwisch-Lichte
Der scheinbarn Wollust folgt / versincket in Morast.
Die Lieb ist thörcht / die nur im Auge Zunder faßt.
Die Schönheit ein Betrug / ein Geyer zarter Hertzen /
Ein Raubfisch unsers Heils. Auf! lasse dir die Kertzen
Der nichternen Vernunft / die Scipio steckt auf /
Dir weisen Fahrt und Port! wo zielt dein blinder Lauf
Mit Sophonisben hin? Auf dreyer Nächte Lüfte /
Auf oft-geküste Lipp / und vor befühlte Brüste;
Auf ein von Scham entfernt und Treue-leeres Weib;
Auf eine Helena / die einen Schwanen-Leib /
Ein Raben-Hertze hat. Ist die werth lieb zu haben /
Die / den sie heut umbarmt / wünscht morgen zu begraben?
Die Masanissen küßt / weil noch ihr Syphax lebt?
Ja selbst ihm Fallen stellt / und falsche Netze webt?
Nein! Masanissa nein! halt die Begierd im Zaume!
Sie ist ein giftig Zweig von Barchens Eyben-Baume /
Der die / die unter ihr wolln schöpfen Schlaf und Ruh /
Beschattende bringt umb; die Untergang bringt zu
Und Gift zur Mitgift hat / ist unwerth reiner Liebe.
Die Art des Crocodils ist: daß er sich betrübe /
Wenn er den Menschen frißt; sie macht kein Auge naß /
Ob's Unglücks Crocodil gleich ihren Syphax fraß.
Wie aber? ist von ihr nicht Besserung zu hoffen?
Den oft des Unglücks Fuß / der Straffe Keil getroffen /
Lernt endlich weise sein. Nein! alte Laster find
Nicht wol zu rotten aus. Luft / Wasser / Zeit und Wind
Vertreibt nicht den Geruch aus stinckenden Gefässen.
Fort / Sophonisbe / fort! dein Sarch ist abgemässen /
Dein Untergang bestimmt. Ach! aber / ach! wie schwer
Kommt uns dis Urthel an! mein Hertze schwimmt im Meer!
Ich wat' in Sand und Angst! Ists nicht zu hinterzihen?
Umbsonst! wer Lorbern / Glück / und Ruhm ihm wil sehn blühen /
Den Nahmen beym Gestirn in Ehren-Tempeln stehn /
Muß aus der Irrebahn verwehnter Sinnen gehn.

[325] Masanissa. Disalces.
MASANISSA.
Du komst mir eben recht / Disalces.
DISALCES.
Was befehlen
Mir ihre Majestät?
MASANISSA.
Mein heutiges Vermählen
Reißt Himmel / und Vernunft und Zufall morsch entzwey.
Schaff Augenblicks ein Glaß / und Wein / und Gift herbey.
DISALCES.
Hilf Himmel! worzu Gift?
MASANISSA.
Vollstrecke was wir sagen.
Ach! wie fühl ich in mir mein schnelles Hertze schlagen!
Begierden und Vernunft bekämpfen mein Gemütt /
In dem bald dis / bald das / aufs ändern Scheitel tritt.
Jedoch der Zweifels-Knot ist aufgelöst und offen.
Das Lieben hat gefehlt; Vernunft den Zweck getroffen.
DISALCES.
Hier hat der König dis / wie viel er hat verlangt.
MASANISSA.
Wir Aermsten! daß man noch mit Gift und Tode prangt!
Uns zu erwürgen Strick' aus Seid und Purper windet. 157
Thuts nicht so weh / wenn man mit Adler-Holtze zündet
Die Scheuter-Hauffen an? und mit Schmaragd versätzt
Die Dolche / welche man auf unsre Gurgel wetzt?
Bringstu mirs Gifft darumb in Jaspis und Chrystallen?
In diesem ja gar recht; weil wir wie Glaß zerfallen.
Wie aber; bring ich selbst Ihr dis Geschencke zu?
Warumb nicht? kan sie schmehn / was ich gezwungen thu?
Kan jemand besser ihr als ich den Traum auslegen?
Nein! Jupiter läßt sich nicht sehn beyn Donnerschlägen.
Disalces / trag dis Gift stracks Sophonisben hin;
Vermeld ihr: daß ich noch ihr Freund / ihr Eh-Mann bin /
Daß mir noch unentfalln mein doppeltes Versprechen.
Weil aber Mächtige das Eh-Verlöbnüs brechen /
Und mich der Himmel nicht läßt ihren Eh-Schatz sein /
Sol doch mein ander Wortt im Wercke treffen ein:
Daß sie nicht lebend wird falln in der Römer Hände;
Worfür ich ihr dis Glaß zur sichern Artzney sende.
DISALCES.
Ach! wie wird Sophonisb' empfinden diesen Schlag!
MASANISSA.
Wenn sie behertzt ihn fühlt / so ists ihr Ehrentag.
DISALCES.
Der in die Gruft sie schleußt?
MASANISSA.
Doch aus den Fesseln reisset.
DISALCES.
Ach! möcht ich sein verschont mit dem / was er mich heisset!
[326] Mich schauert selbst die Haut. Macht doch ihr Vaterland
Der Anverwandten Todt durch Bothen nur bekand / 158
Die in dem Kercker schon zum Tode find verdammet.
MASANISSA.
Wenn sie behertziget; daß sie vom Belus stammet /
Daß sie sey Asdrubals des grossen Suffes 159 Kind /
Elissens Enckelin / die Luft in Flammen findt /
Daß sie zur Mutter-stadt Chaedreanech 160 habe;
Daß kein Gewürme lebt in der Phœnizer Grabe; 161
Daß man Amilcars Haupt / und die ihm kommen bey
Durch Tugend / bethet an. 162 Wenn sie erwegt; sie sey
Vorhin vermählt gewest mit zwey gekrönten Köpffen /
Wird sie aus dem Geschenck ihr Trost und Lehre schöpffen.
DISALCES.
Wo bleibet Treu und Eh und ihr geschworner Eyd?
MASANISSA.
Wo es umb Zepter geht / da sind sie Eitelkeit.
DISALCES.
Kan er ihr Schatz nicht sein / so sey er nicht ihr Mörder.
MASANISSA.
Ja! weil ich doch ihr Heil durch Gift und Mord beförder.
DISALCES.
Ein Römer kan dis Werck mit mehrerm Ruhm vollzihn.
MASANISSA.
Der wird sich ihren Tod mehr zu verhindern mühn.
DISALCES.
Was wil der Fürst denn selbst so scharf auf sie gebahren?
MASANISSA.
Daß sie in Rom nicht darf zum Siegsgepränge fahren.
DISALCES.
Sol Fürsten noch der Tod Genad und Vortheil sein?
MASANISSA.
Disalces / geh und wirf mir mehr kein Wort nicht ein.
Jedoch / halt! Ich vergeh / ich zitter / ich erstarre!
Geh immer! es ist nicht mehr Zeit zu zweifeln. Harre!
Verzieh! Ach! schaue / wie mir Aug und Hertze bricht!
Fort! immer fort! der Schluß ist mehr zu ändern nicht.

Reyen

Des Hercules. Der Wollust und Tugend. Keyser Leopolds Geist.
HERCULES.
Wo wird / nach so viel Müh und Streit / 163
Nach überwundnen Schlang- und Riesen /
Durch der erzürnten Juno Neid
Erst Hercules noch hingewiesen?
[327] Ihr Götter / die ihr bey mir steht /
Helft: daß mein Fuß nicht irre geht!
DIE WOLLUST.
Einfältiger! darfs eines Zweifels noch?
Sihstu hier nicht den Garten? dort die Hecken?
Hier trägt man Sammt / dort schleppt man Bley und Joch.
Dort muß man Gall / hier kan man Zucker schmecken.
DIE TUGEND.
Laß dich den Wurm / Alcides / nicht verführn.
Der Tugend Kern beschämt der Wollust Schalen.
Die Lielgen / die der Wollust Abgrund ziern /
Sind Disteln / die mit falschem Silber pralen.
DIE WOLLUST.
Setz einen Fuß nur auf den weichen Pfad /
Den dir die Hand mit Nelcken gantz verneuet.
DIE TUGEND.
Halt! schaue vor: was es für Wespen hat
In ihrer Schoos / aus der sie Blumen streuet.
DIE WOLLUST.
Dis / was du siehst in meinem Blumwerck spieln /
Sind Stachel-leer und Honig-reiche Bienen.
DIE TUGEND.
Du wirst den Stich eh als ihr Zucker fühln;
Ja siehe: Nattern nisten unter ihnen.
DIE WOLLUST.
Doch ohne Gift. Sie saugen reinen Saft
Aus diesen Rosen / die nie find erblichen.
[328]
DIE TUGEND.
Es ist kaum Mah; Einschläffen ihre Kraft.
Nur Tulpen / die nichts / oder heßlich richen.
DIE WOLLUST.
Sie tragen Frücht und Aepfel dicht aus Gold.
DIE TUGEND.
Wol! laßt uns sie hier auf die Wage legen!
DIE WOLLUST.
Dis wird erwerben Mir Alcidens Hold.
DIE TUGEND.
Die Haselnuß wird ihrer drey abwegen.
DIE WOLLUST.
Was leicht ist / gleicht den Sternen und klimmt hin.
DIE TUGEND.
Schaust dus: dis Gold hat in sich nichts als Aschen.
DIE WOLLUST.
Der Mensch wird Vieh auch durch die Zauberin.
Wol! diesen Schimpf sol mir ihr Blutt abwaschen.
DIE TUGEND.
Wil auch dis Thier mit güldnen Pfeilen praln?
Schaut: Sie find nur aus Wachs und Bley bereitet.
DIE WOLLUST.
So sol der Spiß dir deinen Hochmuth zahln!
DIE TUGEND.
So siget / wer mit gläsern Lantzen streitet!
[329]
DIE WOLLUST.
Ich wil dich fälln auch ohne Pfeil und Spieß.
DIE TUGEND.
Durch ein schön Lied bezaubernde Sirene?
DIE WOLLUST.
Ja / Orpheus zwingt hierdurch die Finsternüs.
DIE TUGEND.
Hört! wie verstimmt mein Griffel ihr Gethöne.
DIE WOLLUST.
Nicht lasse dich durch diesen Bländungs-Dunst
Von meiner Feder-weichen Bahn ableiten.
Mein Bett ist Seid / und durch der Seren Kunst
Laß ich Damast den Meinen so bereiten.
DIE TUGEND.
Schaut den Betrug! in dieser Seide sind
Stroh / Nesselkraut / Dorn / Disteln / Stein verstecket.
DIE WOLLUST.
Ja! weil mein Arm hieraus auch Seide spinnt;
Aus Gall und Gift Zibeth und Zucker bäcket.
DIE TUGEND.
Was sich der Wurm / der Molch / die Schlange rühmt!
DIE WOLLUST.
Die Gold bekrönt / und Wurmgespinste kleidet?
DIE TUGEND.
Die Aeßer sind mit Veilgen oft beblümt.
[330]
DIE WOLLUST.
Die Mißgunst schmeht auch Engel / die sie neidet.
DIE TUGEND.
Wol! wir wolln bald des Engels Schönheit sehn!
Ich muß ihr den geborgten Rock ausziehen.
Kan sich ein Bettler in was ärgers nehn?
Wer wolte nicht für dieser Sclavin flihen?
Wirf aber auch den Bettler-Mantel weg.
Schaut: ist ein Schwein besudelter zu schauen?
Dis ist ein Krebs- und dis ein Aussatz-Fleck.
Muß dir nicht selbst für Schwer- und Eyter grauen?
Der Wollust Kopf ist Schwan / der Leib ein Schwein.
Laßt uns die Schminck im Antlitz auch vertilgen.
Hier fault das Fleisch / dort frist die Lauß sich ein /
So wandeln sich in Koth der Wollust Lilgen.
Noch nicht genung! zeuch auch die Lumpen aus /
Was zeigt sich nun? Ein Aaß / ein todt Gerippe.
Besih itzt auch der Wollust innres Hauß:
Daß man sie in die Schindergrube schippe!
HERCULES.
Gesicht erschrecklicher Gestalt!
Sey Wollust tausendmal verfluchet!
Mein Hertze schlägt / der Leib wird kalt!
Weh dem / der diesen Irrweg suchet!
Wol dem! der mit mir treten kan
Hier auf der Tugend Distel-Bahn.
DIE TUGEND.
Mein Distelweg hat in sich Ros' und Klee /
Die finstre Kluft das Paradis / den Himmel.
Mein Sonnenschein vertilget Eiß und Schnee /
Mein Lorberzweig verleschet Schweiß und Schimmel.
Hier steht der Thron der Ehren aufgebaut.
Hier hänget die verwelckens-freye Krone.
[331] Weg / Hercules / mit deiner Löwen-Haut!
Empfang den Zepter / füge dich zum Throne.
Ich werffe selbst mein hären Kleid von mir;
Weil Perl und Gold die Tugend kleiden müssen.
Besteig den Thron. Dort folgt noch einer Dir.
Numidien bekrönet Masanissen.
HERCULES.
So hoch sitzt der / der Löwen zwingt /
Der Riesen dämpft / die Helle stürmet;
Der mit der Wollust siegbar ringt /
Der's Vaterland und Tugend schirmet.
Die Sternen werden seine Kron /
Die Welt sein Reich / der Ruhm sein Thron.

Doch was umbstrahlt mich für ein Glantz?
Die Tugend winckt mir abzutreten.
Betritt den Stuhl / empfing den Krantz.
Ich bin bereit dich anzubethen!
Nim mich in deinen Schutz und Hold /
Durchlauchtigst-grosser Leopold.

Mein Löw und Drach / und der Busir
Sind schwächer als Stamboldens Drachen.
Die aber bücken lieh für dir /
Und müssen schimpflich Friede machen.
Ja Leopold wird noch ihr Reich
Carthagens Asche machen gleich.

Der güldnen Aepfel Kostbarkeit
Aus der Hesperiden Gepüschen /
Den mir er war mein Drachen-Streit /
Ist als zu schlecht nicht zu vermischen
In dein erstritten Friedens-Gold /
Durchlauchtigst-grosser Leopold.
[332] Das güldne Flüß / wo Phasis rinnt /
Nach dem ich als Gefehrte reise /
Weicht dem / das Leopold gewinnt /
Wie hoch gleich jenes Jason preise.
Madrit und seiner Perle Zier
Geht Colchos ja und Golde für.

5. Akt

Die fünfte Abhandlung.

Der Schauplatz stellet für den Tempel der Sonnen und des Mohnden.
Sophonisbe. Elagabal die Priesterin. Der Dido Geist.

SOPHONISBE.
Ist dis das Heyligthum / in welchem von zwey Sternen
Die blinden Sterblichen zukünfftge Dinge lernen?
ELAGABAL.
Dis ist es. Weil ihr Aug auf Erden alles sieht /
So Tag und Nacht erhellt; ist auch ihr Geist bemüht
Den düsteren Verstand der Menschen zu verklären;
Denn die / die Wissenschafft des Künftigen begehren /
Auch Sonn und Mond hierumb andächtig ruffen an /
Erlangen ihren Wunsch. Sie / Sophonisbe / kan
Ihr selber lesen aus / wordurch sie wil erlernen /
Was künftig ihr steht für. Hier stehn die von den Sternen
Beseelten Theraphim / 164 dis ist des Thammuz Bild / 165
Und dis der Hecate; von derer Regung kwillt:
Daß die und jene Seel einander lieben müssen; 166
Die Hertzen müssen sich eröfnen oder schlüssen /
Nach dem man dreht dis Rad / 167 und aufschlingt dieses Band.
Hier ist ein Erstlings-Haupt / das eines Pristers Hand
Ihm von dem Halse rieß / 168 in Saltz und Würtzen legte /
Als jeder Irrstern sich zum neuen Lauffe regte. 169
Wer auf dis güldne Blech des Molochs Nahmen schreibt /
Ihm steckt ein Wachs-Licht an / und eine Nacht hier bleibt
Für dem Altare knien / kriegt / was er wil / zu wissen.
Dis Bild ließ Dido noch aus Gold und Silber güssen /
[333] Worein so Sonn als Mohnd die Kräften flössen ein 170
Dis weiß und redet aus / wie unser Glück wird sein /
Das kein Wahrsager gleich ist fähig uns zu sagen. 171
Allein es läßt sich nur gewisse Tage fragen; 172
Wenn Hada in den Krebs / Adad in Löwen tritt. 173
Doch nichts theilt deutlicher die Wissenschafft uns mit /
Als Ob / ein grosser Geist / der Didons Grab beseelet; 174
Nach welchem dieser Fels hier stehet ausgehölet /
Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt. 175
SOPHONISBE.
Auf was für Weise wird Elissens Geist geregt?
ELAGABAL.
Du must die Schuh ziehn aus / 176 Elissens Bild umbfassen /
Aus deinem Arme Blutt in dieses Feuer lassen. 177
Nun setze diese Haub aus weisser Woll aufs Haar / 178
Nim hin den Myrten-Zweig; 179 wirf Weyrauch aufs Altar.
Nun muß der Dido Grab mit Aepfeln seyn verehret /
Die Derceto zu seen auf Cypern hat gelehret. 180
Nach deiner Andacht schlaff auf Didons Grabmal ein.
SOPHONISBE.
Wenn werd ich von der Sonn und ihr erhöret sein?
ELAGABAL.
So bald die Sonne früh mit ihrem Aufgangs-Lichte
Elissens Bild strahlt an / erscheinet ein Gesichte /
Das Schlaffenden allhier ihr künftig Glück entdeckt.
SOPHONISBE.
Gesichte sinds? durch die die Sonn ihr Licht aufsteckt!
ELAGABAL.
Ja / Dido zeiget sich / mit Purper angezogen / 181
Die Haare deckt Schmaragd / ein Carchedonisch Bogen
Hengt von dem Rücken ab; die Pfeile find aus Gold;
Ihr Antlitz heget noch ihr Ansehn / ihre Hold.
SOPHONISBE.
Auf was für Art wird man der Geister Meinung innen?
ELAGABAL.
Zu Delphis regt der Erd ihr Geist die Pristerinnen 182
Was uns begegnen sol. Dodonens Eich-Altar
Sagt durch zwey Tauben / 183 theils auch durch die Zweige wahr.
Der Esculapius aus Ertzt und einem Drachen; 184
Und Hammons hörnricht Kopf winckt zu gewehrten Sachen. 185
Allein Elissa macht durch ihren Bauch und Mund / 186
Was man zu wissen wünscht / viel deutlicher uns kund.
Nun schlaff; Es ist bald Zeit. Die kleinern Stern erbleichen.
SOPHONISBE.
Ist / eh die Sonn erwacht / nicht Antwort zu erreichen /
[334] Weil ja sonst jeder Geist mehr Lust zum Finstern trägt.
ELAGABAL.
Ja / diese / welche Moth und Hecate bewegt. 187
Allein Elissens Geist wird mit dem Tage rege /
Als Baals Sonnen-Kind 188. Man sieht auch ander Wege
Die Teraphim beseelt durchs Auge dieser Welt.
Ihr Licht ist voller Geist. So bald ein Strahl nur fällt
Auf Memnons steinern Bild / 189 bewegt die todten Lippen
Ein angenehmer Schall. Das Licht beseelet Klippen /
Des Apis Seule kehrt der Sonne sein Gesicht 190
Wie Sonnenwenden nach. Die Sonne geht auch nicht
Je auf: daß man nicht sie Serapens Bild siht küssen; 191
Und Ströme süsser Milch aus hundert Brüsten flüssen / 192
Von welchen Isis strutzt; so bald in ihrer Hand
Die Ampeln glimmen an. Ja solcher heilge Brand
Macht: daß Osiris Wein aus dem Altare spritzet. 193
SOPHONISBE.
Die Schlafsucht fällt mich an; mein gantzer Körper schwitzet.
ELAGABAL.
Der Strahl der Sonne küßt schon ihr geweyht Altar /
Die Gottheit dieses Orths wird itzt gleich sagen wahr.
DIDONS GEIST.
Das Aug und Hertze dieser Welt /
Das Erd und Meer beseelt / den Sternen Glantz verleihet /
Strahlt auch durch das Elyser-Feld / 194
Und unser Schatten bleibt der Sonne noch geweihet.
Elissa hat mit ihrem Leben
Ihr männlich Hertz nicht aufgegeben; 195
Der Dido Schatten irrt 196 noch emsiger umbs Grab /
Als weiland in der Welt / eh sie den Leib legt' ab.
Sie bleibet itzt noch Sonnen-Priesterin; 197
Ihr Geist / der ihr geweiht wie selbst Sicharba war /
Brennt itzt noch Lorbeer-Holtz / und spritzt aufs Brand-Altar
Der Sonne noch ihr Blutt zum Opfer hin;
Labet ihres Eh-Herrns Geist / den des Brüdern Mordbeil fällte / 198
Mit dem Balsam treuer Liebe / der aus ihren Wunden tröpft /
Weil sie ihr das Oel des Lebens 199 selbst aus ihren Adern zöpft' /
Als Hiarbens tolle Brunst ihrer Keuschheit Netze stellte.
Dieses macht: daß mein Carthago mich als Göttin bethet an;
Und daß mein entseelter Schatten künftig Ding wahrsagen kan.
Doch / mein Carthago / Ach! ach! Himmel-hohe Stadt!
[335] Ich sehe deinen Glantz in Flamm und Brand verkrachen /
Die Ochsen und den Pflug zur Saate Furchen machen / 200
Wo vor mein Ochsenfell so weit gegräntzet hat. 201
Wo Bilder itzt aus Ertzt und Marmel-Seulen stehen /
Wird Moos und Graß und Schlacke sein /
Und breite Buchen wurtzeln ein /
Die Schaaf in fetter Weid auf Thürm und Mauern gehen /
Die höher sich als viertzig Ellen strecken / 202
Und itzt voll Volck und Elefanten stecken.
Ja / weil sich Rom nicht sicher schätzt zu sein /
Wenn es Carthago gleich wird in ein Aas verkehren /
Wird man in ihm zermalmen jeden Stein / 203
Gleich könt jedweder Rom zerdrümern und verheeren.
Der Fall Numidiens und Cyrtha spielt vor an:
Daß sich Carthago ja vernünftig spigeln kan.
Elende Sophonisb'! ich klage dein Verterben!
Dein Syphax trägt das Joch / dich heists Verhängnüs sterben!
Jedoch nicht ohne rechtes Recht.
Du geußt ins Feuer Oel / Er träget Holtz zur Flamme.
Der Mohr wird itzt der Römer Knecht.
Ach! daß du nicht gezeugt wärst aus Elissens Stamme!
Wilst aber du mir noch mit einer Ader gleichen /
Den Fall des Vaterlands / der deine Marter würtzt /
Den Muth des Asdrubal sehn feines Weibes weichen / 204
Wenn er in Fessel kreucht / sie in die Glutt sich stürtzt /
So rette selbst bey Zeiten Ruhm und Ehre.
Es steckt mehr Treue nicht in Masanissens Brust /
Als in Hiarbens Hertz. Ihr Zweck ist geile Lust;
Mein und ihr Holtzstoß diene dir zur Lehre!
Es ist ein groß Gelück in Asche sein verkehrt /
Eh als der Götter Blitz auf Reich und Zepter fährt.
Doch laß hierumb nicht Weiber-Thränen rinnen /
Denn der / der in den Wind so Eh als Eyde schlägt /
Und zu Carthagens Brand itzt Holtz und Schwefel trägt / 205
Wird selbst hierbey nicht Gold und Seide spinnen.
Denn Masanissa / den die Stadt
Carchedon auferzogen hat / 206
[336] Wird Kronen zwar / doch in den Fesseln tragen.
Rom / das die Dienstbarkeit der Welt
Für himmlisches Verhängnüs hält /
Wird seinen Stamm selbst in die Eisen schlagen.
Ich sehe's Joch schon seinen Enckel zihn. 207
Alleine Palmen / Glück und Siege
Solln auch den Römern nicht stets blühn.
Die Sicherheit wird Rom nach diesem Kriege
In Schlaff und Faulheit wiegen ein; 208
Das Geld / das Volck / die Macht den Adel blehen auf;
Die Tapferkeit der Wollust Dienst-Magd sein /
Rom sporn-streichs in Verterb beschleunigen den Lauff.
Der Gothen Sündflutt und der Schwarm der Wenden 209
Wird Rom dis Raubgutt reissen aus den Händen.
Aber dieser Räuber Zepter wird so wenig ewig sein /
Als Carthago / dessen Grauß 210 Tunis muß eine Grundstein werden.
Die verdamten Araber / Gottes Haß / die Pest der Erden /
Werden unsre beyde Reiche überschwemmend nehmen ein.
Ja der Saracenen Strom wird gehemmt von keinem Thamme /
Muzens Fahnen werden leuchten / wo Iber und Bötis rinnt / 211
Wo der Fluß Garumna strömt / bis von dem großmächtgen Stamme
Des Durchlauchtgen Oesterreichs Welt und Erdkreiß Rath gewinnt.
Türcke / Mohr und Mohnd erbleichet für den güldnen Hochzeit-Kertzen /
Wenn der Philip ihm vermählt Ferdinands Erlauchtes Blutt; 212
Und ihr letztes Nest Granata wird vereinbart seinem Hertzen.
Ja man siht: daß die Natur ihm den letzten Schatz aufthut /
Und die neue Welt entdeckt / weil die alte viel zu klein
Für des Hauses Oesterreich grosse Helden würde sein.
Atlas und Alcides weiß einen Welt-Ball nur zu tragen /
Alexander einer Erde nur den Zaum zu legen an.
Aber Oesterreichs sein Stamm mag von solchen Riefen sagen /
Denen auf jedweder Achsel eine Welt nicht schwer sein kan.
Diese müssen Africa von der Tyranney und Ketten /
Die ihm Omar leget an / 213 durch ihr siegend Schwerd erretten.
Es wird der fünfte Carl durch seine Sieges-Fahnen /
Die Tunis / Tripoli / Biserta / Aphrodiß 214
Mit Zittern schauen wird / den Weg den Kindern bahnen;
[337] Und lehrn: daß er noch dar was zu erobern ließ.
Amidas muß den Fuß des andern Philips küssen / 215
Als Suleiman ihn wil zu Tunis König wissen.
Alleine diese Thaten find
Ein Vorspiel größrer Helden-Wercke.
Fürst Leopold / das Löwen-Kind /
Spinnt viel mehr Sieg / hegt größre Stärcke.
Ister / Rab / und Neutra färbt sich durchs Blutt der Saracenen /
Machmet hüllet für den Adlern seine blasse Monden ein.
Afrikens Gestade werden nicht nur Oesterreichisch sein /
Cyrtha und Carthago wird noch sein Haupt mit Lorbern krönen /
Und sein Siegs-Schwerd wird die Banden Mahumeds zertheiln entzwey /
Wenn der Löwe wird die Löwin Spaniens ihm legen bey.
Sihst du / wie der Adler dort mit dem Drach und Crocodile /
Als mit einer Fledermauß / wie mit Reh und Hasen / spiele;
Wie Europens Keyser-Vogel Donnerkeil' und Flammen blitzt / 216
Wenn der Africaner Schutz-Thier 217 Feuer speit / und Blitz ausspritzt.
Kurtz: Africa / Carthago sind vertorben.
Auf / Sophonisb'! am besten ists gestorben.

Sophonisbe. Elagabal. Adherbal. Hierba. Himilco.
SOPHONISBE.
Elendes Africa! wie mögt / ihr leichten Götter!
Nur schütten über uns Verterb- und Unglücks-Wetter?
Armseelge Sophonisb'! erbärmlichs Vaterland!
Jedoch / auf! laß uns nicht falln in des Feindes Hand!
Laß uns der Römer Grim / des Masanissen Laster
Und Untreu nicht erst fühln! Es scheint ein sanfter Pflaster
Verzweifelnden zu sein / dem Feinde kommen für.
Vertrautste Priesterin / hol aus der Halle mir
Die liebsten Kinder her. Ich wil den Ruhm erwerben:
Daß Sophonisbe könn Elissen gleiche sterben.
Du / ihr verschwunden Geist / empfang hier Eyd und Pflicht:
Dich / niemand andern sonst / wünsch ich zu küssen nicht.
Ich wil noch diese Nacht umbarmen deinen Schatten.
Itzt sehn wir: daß wir vor mehr Dunst umbhalset hatten /
Als unsers Syphax Lipp und Masanissens Mund
[338] An unsern Brüsten sog. Mein Hertze wird mir wund /
Die Seele bluttet mir / nun ich euch / liebsten Kinder /
Umbarm / und wissen soll: daß ihr dem Uberwinder
Solt in die Klauen falln. Habt aber ihr den Muth
Nebst euer Mutter aufzuopfern euer Blutt /
Eh ihr wolt Africa der Völcker Raub sehn werden /
Die edlen Mohren sein Verwürflinge der Erden /
Eh ihr wollt Fässel zihn?
ADHERBAL UND HIERBA.
Wir wünschen Ehr und Todt /
Und flihen Schand und Dienst. Sie meld uns ihr Geboth.
Wir sind / was sie befiehlt / begierig zu vollstrecken.
SOPHONISBE.
So laßt / weil unsern Fall die Götter uns entdecken /
Der Himmel ihn bestimmt / der Dido grosse That
Großmüttig ihr thun nach / Burg / Tempel / und die Stadt
In Brand / uns aufs Altar zu reinen Opfern setzen.
Was für ein schöner Grab kan uns die Nachwelt etzen /
Als wenn uns Africa mit feiner Asche deckt;
Und in der Tempel Graus sich Leich und Staub versteckt?
Was wolln wir von dem Feind uns erst ein Grab erbitten?
Kein Balsam kan auch nicht uns Faul und Wurm verhütten.
Ja / was die Made schont / schont doch der Römer nicht /
Der Gold bey Leichen sucht / und jedes Grab zerbricht. 218
Die Glutt wird aber ihm von uns nicht Hülsen lassen /
Die er verunehrn kan. Die Flammen / die uns fassen /
Muß jeder Mensch verehrn / der Gott ein Opffer bringt. 219
Sie find die Flügel auch / durch die die Seele schwingt
Sich zum Gestirn empor. Durchs Feuers Kräffte werden
Beseelet Erd und Meer. Die Glutt vertritt auf Erden
Der Sonne Gütt und Ampt; 220 sie ist ihr Göttlich Bild.
Kein Thier / als nur der Mensch braucht Feuer; 221 denn es kwillt
Sein Wesen vom Gestirn. 222 Es reinigt / was beflecket / 223
Es ist der Welt ihr Geist / das alle Sachen hecket /
Der Anfang / in den sich auch alles äschert ein. 224
Welch ein gelücklich Grab wird uns die Glutt nun sein: 225
Eilt diesemnach / und reißt die Fackeln vom Altare /
Steckt Burg und Tempel an. Mehr als beglückte Baare!
Wo Reich und Königin den Staub zusammen mischt /
[339] Und ihr verspritztes Blutt auf frischen Bränden zischt!
ELAGABAL.
Ihr Kinder? Sophonisb'? Ach! was wollt ihr beginnen?
ADHERBAL UND HIERBA.
Laß uns!
ELAGABAL.
Was? zünden an?
SOPHONISBE.
Ja / ja!
ELAGABAL.
Laßt euch besinnen!
Wollt ihr der Götter Zorn durch Brand mehr stecken an?
SOPHONISBE.
Es wird den Göttern selbst hierdurch ein Dienst gethan.
ELAGABAL.
Wenn ihre Bilder glühn / und ihre Tempel krachen?
SOPHONISBE.
Ja / eh aus ihnen man läßt frembde Götzen machen. 226
Rom / das an einen Stein / nicht unsre Götter glaubt / 227
Das Gadens Heyligthum des Oel-Baums hat beraubt / 228
Der Früchte von Schmaragd auf güldnen Aesten brachte
Das den Pygmalion / Alcidens Bein' auslachte / 229
Wird dieses Tempels auch nicht schonen / und ihn weihn
Dem Mörder Romulus und einer Wölfin ein 230.
Die Hure Flora wird den Mohnden hier verdringen / 231
Ja Rom wird Febern Furcht und Blässen-Opffer bringen.
ELAGABAL.
Rom streut der Sonne selbst ja Weyrauch aufs Altar.
SOPHONISBE.
Die Sonne saget selbst uns ihr' Entweihung wahr.
Ihr Kinder / steckt nur an. Die Sonne liebt die Flammen.
ELAGABAL.
Sol Sophonisb' und ihr von Sonn und Göttern stammen?
Halt! stürmt auf sie nicht loß. Versehrt nicht euer Hauß.
HIMILCO.
Durchlauchtst / ein Bothschafter hat was zu richten aus.
SOPHONISBE.
Wir fürchten böse Post.
HIMILCO.
Er kommt von Masanissen.
SOPHONISBE.
Auch dieser ist uns gram. Was Rath? ist aufzuschlüssen?
Nein! nein! doch ja! schleuß auf. Wir warten seiner hier;
Des Unglücks Aloe komt der nicht bitter für /
Die Galle schon gesaugt an ihrer Mutter Brüsten.
Nur Muth! denn Zagheit kan den Untergang nicht fristen.

Disalces. Sophonisbe. Adherbal. Hierba. Himilco. Micipsa. Elagabal. Das Frauenzimmer.
DISALCES.
Durchlauchtste Königin. Ihr grosser Helden-Geist /
Der dem Verhängnüsse die Spitze selber weist /
Ihr Felsen-hartes Hertz / das des Gelückes Schläge
Kaum als ein Ambos fühlt / eröfnet mir die Wege /
Macht meinen Kleinmuth keck: daß ich mich untersteh /
(Die Götter wissen es / wie mirs zu Hertzen geh!)
[340] Ihr / welche werth: daß sie nur stets auf Rosen giengen /
Nur Seuftzens-schwangern Gruß und herbe Post zu bringen.
SOPHONISBE.
Es ist nicht Noth bey der / die unversehns nicht fällt /
Daß man mit Grausamkeit viel hinterm Berge hält /
Den Sarch mit Tulpen blümt / den Mord mit Thränen decket.
Eröfne: wer uns hat das Sterbens-Ziel gestecket.
DISALCES.
Die Götter müssen mir wahrhafte Zeugen sein:
Daß Masanissa mich voll heisser Hellen-Pein /
Bestürtzt / verrückt / halb-tod / an sie hat absendet.
SOPHONISBE.
Die Feinde find erfreut / wenn man an Hafen lendet.
DISALCES.
Er ringt selbst nach dem Tod / und fleucht so Freund' als Licht.
Verflucht sich und die Zeit: daß er den Ehschluß nicht /
Den er ihr theuer schwur / und noch als heilig preiset /
Vollzihn kan / und die nur mit Hofnung hat gespeiset /
Der er die Seele selbst / die noch von Liebe glimmt /
Zur Nahrung / ja sein Blutt zum Opfer hat bestimmt.
Dis würd er für ihr Heil den giftgen Ungeziefern /
Die beyder reine Brunft vertilgen / willigst liefern;
Ja durch sein kreischend Fleisch besiegeln Eh und Eyd;
Könt es ein Pflaster sein für Tod und Dienstbarkeit.
Ach! aber er beweint der grimmen Römer Sitten /
Die er vergebens sich bemüht hat zu erbitten.
Der strenge Scipio reißt Eh und Recht entzwey /
Spricht: daß die Königin der Römer Sclavin sey /
Die müste Rom und ihm sein Siegs-Gepränge zieren.
Sie selbst kan unschwer fühln / wie dis sein Hertze rühren /
Der Seele weh thun muß. Weil nun nicht Müh und Fleiß /
Sein letzter Tropfen Blutt ihr nicht zu helffen weiß /
Noch auß der Löwen Klau und dieser Tyger Rachen
Sie seinen liebsten Schatz lebendig loß zu machen;
So heißt ihn Treu und Schwur ihr liefern Gift und Tod.
Ihr Uhrsprung / ihre Würd / ihr Witz / ihr Stand der Noth /
Ihr Vaterland wird ihr hier schon den Ausschlag geben:
Obs Sterben besser sey / als in den Fesseln leben.
SOPHONISBE.
Willkommen süsser Tranck! Ich nehm ihn freudig an /
Weil Masanissa mir nichts bessers schencken kan.
[341] Gewünschter Freyheits-Saft! verlangte Morgengabe!
Disalces / sichre dich: kein güldner Apfel hab
So angenehmen Saft / kein Weinstock süssern Wein /
Als Masanissens Tranck / schenckt er mir Gift gleich ein.
Mein Freund / geh und laß ihn von Sophonisben wissen:
Daß wie wir itzt mit Luft sein Trinckgeschirre küssen /
So auch die Zunge bald dis Necktar schmecken sol.
Es lebe Masaniß / und dencke dieser wol;
Die ihn itzt sterbende zu gutter Nacht gesegnet.
Geh meld ihm: daß uns dis / was uns von ihm begegnet /
Den Leib trennt / nicht die Lieb; ob uns schon hertzlich leid
Die wider unsern Ruhm begangne Eitelkeit:
Daß wir zum andern mal uns erst verehlicht haben /
Als das Verhängnüs uns schon eine Gruft hies graben.
Doch ein behertzter Todt lescht alle Flecken aus /
Ja Ruhm und Lorbern ziern der Tugend Asch und Graus.

Sophonisbe. Adherbal. Hierba. Tychæus. Himilco. Micipsa. Das Frauenzimmer.
SOPHONISBE.
Vertrautste / nunmehr ist der güldne Tag erschienen /
Des Glücks / der Eitelkeit / der taufend Seelen dienen /
Ihr Joch zu werffen ab; die Larve wegzuzihn
Gespenstern / die mit nichts sich uns zu schrecken mühn.
Der Todes-Schatten schafft nur blöden Augen Schrecken.
Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht schmecken.
Ein Helden-Geist gleicht sich Gefäßen / die Zibeth
Und Ambra hat durchwürckt. Was in denselben steht /
Zeucht den Geruch an sich / und ärgste Bitterkeiten
Verzuckert die Geduld.
HIMILCO.
O frembder Lauf der Zeiten!
Sol unsers Reiches Sonn itzt schon im Grabe stehn?
SOPHONISBE.
Die Sonnen sind erst schön / wenn sie zu Golde gehn.
MICIPSA.
Was wird an uns für Schuld durch so viel Kwal gerochen?
SOPHONISBE.
Wir haben mehr / als uns der Himmel strafft / verbrochen.
HIMILCO.
Des Masanissen Schuld und Untreu bleibt verschont.
SOPHONISBE.
Sein Meineyd wird zur Zeit wie meiner sein belohnt.
Die Sund ist auf die Sund ein Werckzeug gleicher Straffen.
Diespiter schärft Keil' auch wenn er scheint zu schlaffen /
[342] Führt wider Erd und Welt mit diesem Schwefel Krieg /
Der aus der Erde vor als Dunst zun Sternen stieg.
Die Untreu schläget mich umb meines Syphax willen /
Dem ich vor untreu ward. Auf! laßt uns nun erfüllen /
Was das Verhängnüs wil und Masanissa schafft!
Komm und entbinde mich / wahrhafter Freyheits-Saft!
MICIPSA.
Durchlauchtste Königin / wie / wil sie dem zu liebe /
Der nichts nicht lieber wünscht / als daß er sie betrübe /
Zu feiner grimmen Luft aufopfern Geist und Blutt?
SOPHONISBE.
Dis Opfer ist mehr mir als Masanissen gutt.
TYCHÆUS.
Der sie Blutt-dürstig frißt / als wie Saturn die Kinder?
SOPHONISBE.
Ich leide zwar von ihm / doch er vom Uberwinder
Dem harten Scipio.
TYCHÆUS.
Ist er der Römer Knecht?
SOPHONISBE.
Obliegender Gewalt ist alles Unrecht recht.
TYCHÆUS.
Könt er sie nicht befreyn / solt er sie selbst nicht tödten.
SOPHONISBE.
Der Tod ist ein Geschenck in solchen Freyheits-Nöthen.
TYCHÆUS.
Ein Greuel der Natur / der Rach und Ehrsucht Kind.
SOPHONISBE.
Glaubt: daß in diesem Gifft auch Oel der Liebe rinnt.
HIMILCO.
Ihr Ehherr baut sein Glück auf ihre Todten-Beine.
SOPHONISBE.
Wir finden in der Gruft die schönsten Edelsteine.
MICIPSA.
Des Körpers scharffen Schmertz / der Freinde gröstes Leid.
SOPHONISBE.
Dem Schmertz hilft ab der Tod / das Leid versüßt die Zeit. ses
HIMILCO.
Die Götter haben noch nicht allen Trost verschrencket.
SOPHONISBE.
Die Römer uns bereit Halß-Eisen angehencket.
MICIPSA.
Der Himmel kan aus Band- und Eisen machen frey.
SOPHONISBE.
Wenn man den Lebens-Drat selbst hertzhafft reißt entzwey.
HIMILCO.
Rom wird auf solch hoch Blutt nicht solch scharf Urthel sprechen.
SOPHONISBE.
Rom wird den Regulus in Sophonisben rechen.
MICIPSA.
Mißt Rom der, Königin mit Fug zu frembde Schuld?
SOPHONISBE.
Das Recht liegt / wo man liegt / und schafft nur Ungeduld.
Sätzt mir nicht ferner zu / macht meinen Geist nicht irre /
Es muß gestorben sein. Dis giftige Geschirre
Bewirthet unser Heil / und macht zur Göttin mich.
Ward doch Amilcar auch vergöttert 232 / weil er sich
Des Gelo Hand entzoh / das Leben ihm verkürtzte /
Und in die Opffer-Glutt sich selbst zum Opffer stürtzte.
[343] Ich sterb / Elissa nimm mich zur Gespielin an!
Melcarthos / weil ich dir kein Erstling schlachten kan / 233
Verwirf mich Todte nicht; Tychæus / nicht mein Bitten:
Sey auf dein Heil bedacht / entfleuch aus Cyrthens Hütten /
Zeuch deinen Helden-Arm nicht von Carchedon ab. 234
TYCHÆUS.
Ich wil ihr Beystand sein / dein Priester bis ins Grab.
SOPHONISBE.
So sterb ich hochvergnügt. Dis kummerhaffte Leben /
Kan uns mehr keine Luft / die Zeit kein Heil mehr geben. /
Mit meinem Syphax ging mir meine Glücks-Sonn auf /
Itzt sinckt sie auch mit ihm; und rennt mit schnellem Lauf
Aufs Meer des Unglücks zu / aus dem nur Dünste steigen /
Die überm Haupte Blitz / in Augen Thränen zeugen;
Obs Hertze schon mehr Blutt / als jenes Wasser weint /
Nicht: daß der Himmel mir mit schwartzen Sternen scheint /
Nicht: daß man Perl und Gold von unser Scheutel scheidet /
Nicht: daß für Purper uns ein Sterbekittel kleidet /
Nein! nur der Kinder Fall / der Freinde Leid und Schmertz
Verwundet meine Brust / durchschneidet Seel und Hertz.
Ach! daß mein Fessel euch die Freyheit könt erwerben!
Mein Blut sein euer Heil! Wir wolten froher sterben /
Mit Luft der Römer Joch den Achseln legen an!
Ach! aber schnöder Trost! Nichts / als der Tod nur kan
Der Freyheits-Ancker sein / des Elends Hafen werden.
Spart / liebsten Freinde spart die ängstigen Gebehrden.
Ein steiler Felß und Geist weicht Sturm und Glücke nicht.
Die Eiche trotzt den Wind / der weiche Pappeln bricht.
Hertzliebste Kinder kommt / kommt laßt euch mich umbarmen /
Den letzten Kuß gewehrn. Die Götter woll's erbarmen:
Daß ich / ihr Freund' / euch Trost- und Hülfloß lassen muß.
Kommt und gesegnet uns auch noch durch einen Kuß.
Himilco hier nimm dir den Ring mit unserm Siegel 235
Dir zum Gedächtnüs hin; und Euch zu einem Spiegel:
Daß des Verhängnüsses Hand alle Siegel bricht /
Oft uns ein Augenblick verleschet Glück und Licht.
Micipsa hier empfing zu süssem Angedencken
Der Sophonisbe Bild. Die Steine / die umbschrencken
[344] Mit Sternen-hellem Glantz ihr Antlitz / deuten an:
Daß auch ein Diamant zum Kiesel werden kan.
Orynthie nimm hin dis Kleinod; Elenisse
Dis Halßband / Agathe den Ring / und so viel Küsse
Als ein itzt sterbend Mund euch zu gewehren weiß.
ORYNTHIA.
Mein Hertze wird mir kalt / und alle Glieder Eiß.
SOPHONISBE.
Nehmt mir die Perlen ab / Elissens Ohrgehencke /
Behalte diese dir / Elgada / zum Geschencke.
Mein itzt zerdrümmert Stand bringt dir den Uhrsprung bey /
Warumb ein löchricht Ohr des Adels Merckmaal sey. 236
ELGADA.
Der Himmel woll ihr Heil und ihr Gelück ergäntzen.
SOPHONISBE.
Gar recht! es wird geschehn. Drumb mögen wir mit Kräntzen /
Die welck und irrdisch find / nicht länger treiben Pracht.
Drumb sagen wir der Erd und Schatten gutte Nacht.
Elissa rufft mir zu: Ich were frey gebohren.
Mein Schutz-Geist zopffet mich an den durchbohrten Ohren /
Und sagt: So zeichne man zu Rom jedweden Knecht. 237
Allein ein hertzhafft Tod erwerb ein kräftig Recht
Uns zu der Ewigkeit.
ELGADA.
So mögen unsre Leichen
Ihr heilig Vortrab sein.
ELENISSA.
Laß uns zu erst erbleichen
Eh als die Königin behertzt sich opfert auf.
SOPHONISBE.
Nein / liebsten Kinder nein / hemmt euren Unmuths-Lauf /
Ermuntert Seel und Geist! Rom hat auf euch zu wütten
Nicht Uhrsach / wie auf uns.
ELENISSA.
Solln wir die Stirne bitten
Des Unglücks ernstem Grimm / das grosse Riesen fällt /
Gekrönte Häupter schlägt? Der Blitz / der Stamm erschellt /
Zermalmt die schwachen Aest.
SOPHONISBE.
Er schont der kleinen Hecken
Wenn er die Zedern trifft. Laßt euch den Fall nicht schrecken /
Noch in Verzweifeln ziehn. Ich wünsch euch Heil und Trost /
Des Himmels Hold und Gunst / der sich auf Uns erboost.
Was aber wird itzt euch / hertzliebsten Kinder / lassen
Die Mutter / die der Schluß der Götter heißt erblassen?
Die das Verhängnüs schon umbs Erbgutt hat gebracht /
Eh als ihr Tod das Recht zu erben lebend macht?
Thron / Purper / Kron und Reich ist in des Feindes Händen.
Zwey Schwerdter find noch hier; dis hat des Syphax Lenden /
Dis die behertzte Faust des Asdrubals geziert.
[345] Die solln das Erb-Gutt sein. Wo eure Seelen rührt
Der Tugend reger Geist / der Väter groß Gemütte /
Wo euch in Adern steckt ein Tropffen vom Geblütte /
Das Barchens Stamm gehegt / wird mit der Zeit der Stahl
Noch unser Recher sein. Kommt / laßt zum letzten mahl
Die Mutter / die itzt stirbt / die Schwerdter umb euch gürten.
Jedoch / was schwermen wir? die Lybier bewirthen
Nicht Drachen / die so wild als unsre Feinde sind.
Wenn Rom ein Haupt abstürtzt / muß des Gestürtzten Kind
Auch auf die Fleischbanck fort. Ihr würdet doch erbleichen
Durch dieser Löwin Grimm. Mit euren todten Leichen
Würd ihm Rom Kurtzweil-Spiel / uns ärgstes Leid stelln an.
Der sterbe nur / der nicht unschimpflich leben kan!
Auf! laßt uns nun den Tranck von Masanissen schmecken!
Dis Gift ist uns kein Gift. Denn Heil und Freyheit stecken
In dieses Glaß vermischt. Euch Kindern trinck ichs zu.
ADHERBAL.
Sie glaube: daß ich ihr vergnügt bescheiden thu.
HIERBA.
Ich lechse dieses Gift als Nectar zu genüssen.
SOPHONISBE.
Es schmeckt / weil Noth und Muth den bittren Tranck versüssen.
HIEMPSAL.
Sie reiche mir dis Glaß nun auch / Frau Mutter / her.
SOPHONISBE.
Macht unser Unglücks-Faß mit diesem Glase leer.
HIMILCO.
Micipsa / lassen wir der Fürsten Fall geschehen?
HIERBA.
Wollt ihr uns lieber nicht todt / als in Fesseln sehen?
MICIPSA.
Die Hülfs-Hand ist ja noch den Göttern nicht verkürtzt.
HIEMPSAL.
Wer nicht guttwillig weicht / wird mit Gewalt gestürtzt /
Wenn das Verhängnüs stößt. Laßt mich das Glaß nun fassen /
In dem du / Bruder / mir zu wenig hast gelassen.
SOPHONISBE.
Recht so! wer hertzhaft stirbt / lacht Feinde / Glück und Zeit;
Verwechselt Ruh und Ruhm mit Angst und Eitelkeit.
Kommt laßt / ihr Kinder / euch den Abschieds-Kuß gewehren /
Auf Euch die Sterbende das Mutter-Hertz ausleeren.
Die Augen starrn mir schon / ihr Licht verdüstert lieh /
Die Glieder werden kalt.
HIEMPSAL.
Umb-arme Sie und Mich /
Mein Bruder: Daß allhier bey unzertrennten Leiben
Die Seelen unzertrennt auch nach dem Tode bleiben.
HIERBA.
Ein Himmel schleußt die Seeln / ein Sarch drey Leichen ein.
SOPHONISBE.
Sol euer erste Wieg auch eure Baare sein?
[346]
ORYNTHIA.
Hilf Himmel! sie vergehn! sie sincken zu der Erden.
SOPHONISBE.
Wir sterben (gutte Nacht!) mit uns Angst und Beschwerden.
ELENISSA.
Uns geht der Unglücks-Stern auf / nun die Sonnen falln.
HIMILCO.
Sol über uns allein der Römer Zornsturm knalln?
Micipsa / laß uns auch durch ein behertztes Sterben
Schimpf und Gefängnüs flihn / Ruh / Ehr und Ruhm erwerben!
MICIPSA.
Micipsa lobt den Schluß. Laß unser edles Schwerdt /
Eh als durch unsern Hals ein knechtisch Messer fährt /
Uns selbst durch tapfren Kampf und Purper-schöne Wunden
Den Fürsten / denen wir bis auf den Tod verbunden /
Grosmüttig opffern auf. 238 Ein Knecht hats höchste Gutt
Der Treu und Ehr erreicht / der durch verspritztes Blutt
Des Herren Leiche salbt.
AGATHE.
Ihr unbarmhertzgen Götter!
Was schüttet ihr auf uns nicht für ergrimmte Wetter?
Nun sich itzt Africa durch eignen Stahl aufreibt;
Der Helden Faust das Schwerdt durch eigne Därmer treibt.
Sie falln; ach Himmel hilf! itzt falln des Reiches Seulen.
Laßt Schwestern uns nun auch zu der Erlösung eilen /
Der Brüste reine Milch bepurpern durch dis Schwerdt.

Masanissa. Orynthia. Elenissa. Menalippe.
MASANISSA.
Halt / Sophonisbe! wie? welch Basilißke kehrt
Sein Gift- und tödlich Aug ihm selber zum Verterben?
Und euer Wahnwitz wil durch eigne Mordthat sterben?
Ach! Sophonisbe / wie? ist sie schon todt und kalt?
Verfluchtes Volck! habt ihr der Fürstin mit Gewalt
Aus ihren Händen nicht das Gift-Glaß können reißen?
ORYNTHIA.
Steht Mägden zu / zu wehrn was grimme Sieger heissen?
MASANISSA.
Wenn die Verzweifelung ein schlimmes Urtheil fällt.
ELENISSA.
Wenn Furcht und Ohnmacht uns die Hände selber hält.
MASANISSA.
Eilt! rettet! wo in ihr sich noch ein Athem reget.
Bringt Balsam / Oele / Wein / im Fall der Pulß noch schläget.
Ich Mörder! Ach! ich muß selbst ihren Zustand fühln!
Und mein hell-lodernd Hertz auf ihrer Leiche kühln!
Ja! leider! sie ist hin. Die Rosen sind verschwunden /
In denen meine Seel hat süsse Weide funden.
Ihr Athem ist verraucht / der Zunder meiner Lust.
[347] Allein es glimmet noch in ihrer kalten Brust
Ihr unausleschlich Oel und Schwefel meiner Liebe /
Die starren Augen zihn mit süssem Anmuths-Triebe
Mein lodernd Hertz an sich. Und meine Seele lächst
Nach Balsam / der noch itzt auf ihren Lippen wächst.
Gib / Sophonisbe / zu / mein Abgott / Masanissen:
Dir noch zum letzten mal den kalten Mund zu küssen!
Ja flösse mir noch itzt des Liebens Zucker ein.
Dein todter Leib sol mir nicht nur die Baare sein /
Er sol mein liebster Schatz wie Periandern bleiben; 239
Ja ich wil Lieb und Lust mit ihrem Schatten treiben.
Alleine Masaniß / auf was für Wahn rennst du?
Störst du nach ihrem Mord auch ihres Geistes Ruh?
Wilst du die Leich ihr noch wie vor den Leib beflecken?
Siehst du mit Flammen dich nicht ihr Gespenste schrecken?
Besänfte deinen Grimm / Durchlauchtste Königin!
Weil ich mich selbst alsbald zu straffen schlüßig bin.
Ach! was hab ich gethan? wie viel hab ich verschuldet?
Ach! daß der Himmel mich noch unzerschmettert duldet?
Ach! daß der Abgrund mich lebendig nicht verschlingt?
Und ihr hier schwermend Geist Megæren mit sich bringt;
Mich mit verdienter Kwal und Martern zu entseelen.
Ich sehs! itzt öfnen sich die unter-irrdschen Holen.
Ihr Antlitz schüttet Blitz / ihr Arm wirft Glutt auf mich.
Auf! Masanissa / auf! stich selbst dis Schwerdt durch dich!
Daß beyd ein Tag / ein Sarch zu Grabe kan bestatten.
Versöhne durch mein Blutt und deinen blassen Schatten
Ihr zorniges Gespenst! 240

Masanissa. Scipio. Lælius. Syphax. Juba. Mamercus. Bogudes. Eine Menge Römischer Kriegs-Obersten und Soldaten.
SCIPIO.
Halt! bist du Sinnenloß?
MASANISSA.
Hilf Himmel! wer verzückt mir so gerechten Stoß?
SCIPIO.
Wie läßt du dich so sehr Brunft und Verzweifeln Wänden?
Stracks reißt dem Wüttenden den Degen aus den Händen.
MASANISSA.
Wird mir nun auch der Todt als letzte Ruh verwehrt?
SCIPIO.
Dem billich / welcher selbst nicht weiß / was er begehrt.
[348]
MASANISSA.
Mein Meuchel-Mord hat mehr als schlechten Tod verschuldet.
SCIPIO.
Entdecks: wer was von dir Unrechtes hat erduldet.
MASANISSA.
Durch mein geschicktes Gift liegt hier der Eh-Schatz todt.
SCIPIO.
Stand nicht die Wahl bey ihr? Dein Rath war kein Geboth.
MASANISSA.
Ist ein betrüglich Rath was minders / als Gebitten?
SCIPIO.
Sie hat zu wenig noch für ihre Schuld erlitten.
MASANISSA.
Sie hat an mir sich nicht verbrochen / Ich an Ihr.
SCIPIO.
Rom und der Himmel gab zu straffen Vollmacht dir.
MASANISSA.
Die Götter fordern itzt auf mein Verbrechen Rache.
SCIPIO.
Ist ihnen Eigen-Mord doch selbst verdammte Sache.
Wer auf sich selber raast / ist unwerth ihrer Gunst /
Verletzt Natur und Recht. Laß dich den tummen Dunst /
Den Wahnwitz nicht verwirrn / umb eines geilen Weibes
Gelücklichen Verlust ein Hencker deines Leibes
Und deines Ruhms zu sein. Gib treuer Warnung Raum.
Dein Hertz umbwölckt Begierd / und dein Gehirn ein Traum.
Du wirst so schlimmen Schluß bereun und schamroth bleiben /
Wenn der Vernunft ihr Licht den Nebel wird vertreiben.
Ermunter mit mehr Ruhm bald deinen Helden-Geist;
Eh als dir Zeit und Feind die Thorheit selbst verweist /
Da itzt dein bester Freind dich nur zu warnen suchet.
Dein Feind selbst Syphax hier / der dich vorher verfluchet /
Fängt wegen ihres Falls dich selbst zu lieben an /
Weil ihrer Untreu doch kein Mensch nicht hold sein kan.
Behertzig: Ob mit Fug dich kan ihr Fall betrüben;
Die einen Tag sich nicht zwey Männer schämt zu lieben /
Und nach des Glückes Uhr auch ihre Liebe stellt;
Ja geile Wechselung für Witz und Klugheit hält.
MASANISSA.
Ich wil / Großmächtger Held / mich mühn zu überwinden;
Wo meine Wunden nur noch Salb und Pflaster finden;
Weil doch mein halbes Hertz in ihr begraben liegt:
Jedoch / da Sie und Ich nicht diese Gnade krigt:
Daß ihre Leiche nicht wird erst nach Rom geschicket /
Da ihr Begräbnüs ihr von Römern wird verstricket /
Mag ich lebendig nicht solch Hertzeleid schaun an.
SCIPIO.
Du bittest / was dir Rom nicht wol versagen kan /
Und unser Siegs-Fest sol mit keiner Leiche prangen.
Was Masanissa wird für Arth und Pracht verlangen
[349] Die todte Königin ins Grab zu setzen bey / 241
Wird Rom und uns gefalln; dir stehet alles frey.
Ja: daß auf diesen Tag kan Masanissa lernen:
Die Tugend schwinge lieh bis an das Dach der Sternen;
Rom lasse treue Dienst' und grossen Helden-Muth
Auch Frembder Tapferkeit und Ruhm-verspritztes Blutt
Durchaus nicht unbelohnt / nicht Untreu ungerochen /
So wird durch meinen Mund sein Urtheil ausgesprochen.
Fürst Syphax hat verspielt Reich / Freyheit / Zepter / Thron /
Die Rom sind heimgefalln. Du Lælius wirst schon
Mit dem Gefangenen 242 nach Rom zu eilen wissen.
Wer Treu und Eyd zerreißt / den müssen Fessel schlüssen.
Doch sol die Beute nur des Sieges Vorschmack sein.
Carthago muß auch noch geäschert werden ein.
LÆLIUS.
Die Götter wollen Rom und dich mit Siege krönen /
Auf dessen Achseln sich Rath / Herr / und Bürger / lehnen.
Den allen wird noch mehr mein Zeugnüs bringen bey:
Daß vom Verhängnüsse fürlängst beschlossen sey:
Die Scipionen solln der Juno Stadt zerstören. 243
SCIPIO.
Dich / Masanissa / wird Rom stets als Bunds-Freund ehren.
Dis überliefert dir des Syphax Reich durch mich.
Nimm Cron und Zepter hin; 244 du wirft hingegen dich
Der Römer treuer Freund hinfort zu sterben mühen.
ALLE.
Daß Rom und Scipio und Masanissa blühen.

Reyen

Des Verhängnüsses / der vier Monarchien.
DAS VERHÄNGNÜS.
Ihr grossen Reiche dieser Welt /
Die ihr verblüht seyd / und solt blühen.
Mein Arm / der Erd und Himmel hält /
Der euch hat Sieg und Macht verliehen /
Stellt einen güldnen Siegs-Krantz hier
[350] Dem Grösten unter allen für.
Ich hab Ihn an den Himmel an
Mit Stahl und Diamant gebunden /
Daß ihn kein Arm abreißen kan /
Als der den Welt-Kreiß überwunden.
Kommt und versuchet euer Heil.
Dem Stärcksten wird der Preiß zu theil.
DAS ASSYRISCHE REICH.
Rühmt eure Würd / ihr Reiche / wie ihr wolt.
Ihr seyd aus Silber / Ertzt / Stahl / Thone / meine Glieder. 245
Ich bin das Haupt; und dis ist feines Gold.
Und meine güldne Zeit kömmt mit euch keiner wieder.
Mein Babylon ists güldne Haupt der Welt / 246
Das Thürm und Mauern hebt bis an der Sternen Gipfel.
Ich bin der Baum / der fernem Schatten fällt
Als Asien 247 / es reicht zum Himmel ja mein Wipfel.
Auf Asien! reiß Stahl und Kett entzwey!
Und lege mir der Reiche Siegs-Krantz bey.
DAS PERSISCHE REICH.
In Asien war deiner Hoffarth Ziel.
Für Elymais muß nicht Asien nur knien /
Als Babylon zu Persens Füssen fiel.
Mohr- und Egypten-Land muß meinen Siegs-Karn zihen.
Gantz Africa bückt sich für meiner Macht /
Der raue Scyth ist zahm / wenn sich mein Cyrus reget.
Gantz Grichen-Land erschüttert sich und kracht /
Wenn übern Hellespont mein Xerxes Brücken schläget. 248
Auf Asien! auf Africa! kommt raubt
Den Siegs-Krantz weg / und setzt ihn auf mein Haupt.
DAS GRIECHISCHE REICH.
Ihr setzt umbsonst mit Weiber-Händen an.
Sardanapal kan Stahl nicht wie den Flachs zerziehen.
Ja Asien hegt Weiber / keinen Mann.
Für wenig Grichen muß das gantze Persen fliehen.
[351] So bald mein Blitz dein gläsern Haupt zerschellt /
Verstäubt Persepolis bis auf kaum viertzig Säulen / 249
Gantz Asien / und halb Europa fällt /
Nicht nur / auch Indien bückt lieh für meinen Keilen.
Auf Asien / Europa steht bey dir!
Weißt eure Kräft und bringt den Siegs-Krantz mir!
DAS RÖMISCHE REICH.
Der Sieges-Krantz gehöret Rom allein /
Für dem Europa lieh und Africa schon bücket. 250
Doch Asien wird auch besigt bald sein /
Weil Hannibal in Krieg der Syrer Haupt verstricket. 251
Glückseeligs Rom! du ewigs Haupt der Welt!
Das bald wird Pers' und Syr' und Grich anbethen müssen.
Wer ist nun dar / der dir den Sieg vorhält?
Weil mit den Dreyen dir der Erdkreiß fällt zun Füßen.
Auf! alle Drey! brecht den Verhängnüs-Drat.
Auf! kräntzet Rom! weil es gesieget hat.
DAS VERHÄNGNÜS.
Daß ihr umbsonst so mühsam seyd
Umb diesen Preiß der gantzen Erden!
Das Römsche Reich wird ja zur Zeit
Gekrönt mit diesen Lorbern werden.
Doch wird mein Schluß erst treffen ein /
Wenn Teutschland wird der Reichs-Sitz sein.
Mein fernes Auge siehet schon
Den Oesterreichschen Stamm besteigen
Mit grösserm Glantz der Römer Thron.
Schau eine neue Welt sich zeigen!
Weil ihm ein allzu enges Ziel
Alcidens Seule werden wil.
EUROPA, ASIA UND AFRICA.
Willkommen Schwester! steh uns bey!
Hilf uns den Lorber-Krantz abreissen.
[352]
EUROPA, ASIA, AFRICA UND AMERICA.
Glück zu! die Kette reißt entzwey.
Der ist ein Herr der Welt zu heissen /
Für dem wir alle viere knien.
Nimm / Oesterreich / den Siegs-Krantz hin.
Dein Stamm wird ewig uns stehn für. 252
Doch nicht nur wir falln dir zu Füßen.
Nach deinen Häuptern werden wir
Viel neuer Inseln nennen müssen.
Ja es wird noch in Sud sich dir
Der dritte Welt-Kreiß thun herfür.

Anmerkungen

[353] Anmerckungen
Der Ersten Abhandlung.

1 Wie Masinissa in der Schlacht den Hanno erlegt /beschreibt Livius dec. 3. lib. 9. p. 370.


2 Wie Masinissa des Syphax Läger angezündet / und sein Heer biß aufs Haupt erlegt / hat Livius dec. 3. l. 10. p. 377. Florus l. 2. c. 6. Plutarch. in Vit. Hannib. Wessentwegen auch Asdrubal seines Ampts und Kopffs verlustig erkennet / und an seine Stelle Hanno gesetzet worden. Appian. de bell. Pun. p. 11. 12. Dieser Asdrubal hat endlich zu Carthago / wegen zugemessener Untreu / in seines Vatern Gruft ihm selbst mit Gift vergeben; Der Pöfel aber hat doch die Leiche heraus gerissen / und sein abgeschnittenes Haupt auf einer Stange angespißt / und in der Stadt herumb getragen. Appian. p. 20. 21.


3 So mächtig sol diese vom Könige Micipsa befestigte / und von viel Grichen bewohnte Stadt Cyrtha gewesen sein. Strabo lib. 7.


4 Tota Insula (Sicilia) in una Urbe superata est. Grande illud & ante id tempus invictum Caput Syracusæ, quamvis Archimedis ingenio defenderentur, aliquando cesserunt. Flor. lib. 2. c. 6. 33. Polyb. Hist. l. 8. p. 7. 16.


5 Flor. l. 2. c. 6. eodem quippe, quo obsessa est, die capta est, omenque Africanæ Victoriæ fuit, quod tam facilè victa est Hispana Carthago.


6 Wie diese nach Carthago fürnehmste Stadt in Africa Appian. de bell. Punic. p. 42. von Scipio belägert und bestürmet worden / hat Appian. ibid. p. 9. jedoch hat Scipio endlich darfür abzihen müssen. App. p. 16.


7 Flor. d.l.n. 44. Quid ergò miramur, moventi castra à tertio lapide Hannibali iterum ipsos Deos, Deos inquam (nec fateri pudebit) restitisse? Tanta enim ad singulos illius motûs vis imbrium effusa, tanta ventorum violentia coorta est, ut divinitus hostem summoveri; néque cœlo sed ab Urbis ipsius mœnibus & Capitolio ferri videretur. Worauf auch Claudianus gesehen de Bell. Getic. v. 509


nec Numina sedem

Destituunt jactata procul dicuntur in hostem

[354]

Fulmina, divinique volant pro mœnibus ignes

Seu cœlum, seu Roma tonat.


Ein gleichmäßiges erzehlet Justin. lib. 24. in fin. vonBrenno, welcher mit seinen Galliern Delphos gestürmet. Præsentiam Dei ipsi statim sensere. Nam & terræ motu montis portio abrupta, Gallorum stravit Exercitum: & confertissimi Cunei non sine vulneribus hostium dissipati ruebant. Insecuta deinde tempestas est, quæ grandine & fulgure saucios ex vulneribus absumsit. Dux ipse Brennus, cum dolorem vulnerum ferre non posset, pugione vitam finivit. Wie die Christliche Legio Melitina denen fast erdurstenden Römern Regen / wider die Quaden aber Hagel und Donner erbetet / hat Oros. l. 7. 9. Viel andere Exempel / wie die Feinde durch absonderliche Göttliche Zufälle gestürtzet worden / erzehlet Saavedra Symb. 26. circ. fin.


8 Flor. d.l. 2. c. 6. n. 42.


9 Wie Xanthippus den Römischen Feld-HauptmanRegulum, als er schon Carthago belägerte / geschlagen / und gefangen / hat Flor. l. 2. c. 2. Front. 2. c. 2. 11.


10 Diese waren in der Schlacht bey Canna denen Römern alle zuwider. Flor. l. 2. c. 6. n. 16. und l. 2. c. 2. n. 20. erzehlt er von des Reguli Kriege: Nec cum hominibus, sed cum monstris quoque dimicatum est; cum quasi in vindictam Africæ nata miræ magnitudinis Serpens posita apud Bragadam castra vexaret.


11 Von Sagunt / als selbtes Hannibal belägert / ist es gemein / wie aber die Bürger der Stadt Astapa, che sie sich den Römern ergeben wollen / ihre auf einen Holtzstos zusammen versamlete Ehweiber / Kinder und Schätze / und sich selbst verbrennet / erzehlet Livius dec. 3. lib. 8. pag. 315. 316. Appian. de bell. Hisp. p. 273. Eben so hat es auch die Stadt Thala in Numidien / als sie Metellus belägert / gemacht. Salust. bell. Jugurth. p. 106. Als Ariarathus König in Cappadocien von Perdicca überwunden ward / ging es auch also. Quippe hostes ab acie in urbem recepti, occisis Conjugibus & Liberis, Domos quisque suas cum omnibus copiis incenderunt. Eodem congestis etiam opibus semet ipsi præcipitant, ut nihil hostis victor suarum rerum, præter incendii spectaculo frueretur. Bey Eroberung der Stadt Carthago und des Schlosses Byrsa zohen sich auch neunhundert Römische Uberläuffer in den Tempel des Æsculapii, und nachdem sie sich wegen Hungers nicht mehr darinnen wehren konten / zündeten sie selbten an / und verbrennten sich darinnen. Appian. de bell. Pun. c. 59. p. 81.


12 Diese gantze Geschichte vom Syphax und Masinissa beschreibet Livius dec. 3. lib. 9. p. 365. 369.


13 Syphax hat sich selbst gegen dem Scipio entschuldiget: daß ihn Sophonisbe aus heftiger Liebe gegen ihr Vaterland wider die Römer zu kriegen / überredet habe. Appian. de bell. Pun. p. 14. 15. Polyb. lib. 14. p. 942.


[355] 14 Wie Scipio diesen in Spanien gefangenen Jüngling ohne Entgeld loß gelassen / beschreibt Livius d. 3. lib. 7. p. 269.


15 Wie Syphax / ehe er sich noch öffentlich zu den Carthaginensern geschlagen / dem Masinissa / umb ihn wieder von den Römern abzuziehen / eine auß seinen drey Töchtern / und der Maselylen Reich angeboten / und als er sich hierdurch nicht bewegen lassen /durch seinen Gesandten einen Bedienten des Masinissa erkauft / ihn durch Gift hinzurichten / dieser es aber seinem Herren entdecket habe / beschreibet Appian. de bell. Pun. p. 10.


16 Βεελσαμὲν, war bey denen Carthaginensern eben der Gott / den die Syrer und Phœnicier םימשלעב die Lateiner Jupiter Olympius hiessen. Dieses erkläretAugustin. in Judic. quæst. 16. Baal Punici videntur dicere Dominum, unde Baalsamen, quasi Dominum Cœli intelliguntur dicere, Samen quippe apud eos Cœli appellantur. Es ward aber hierdurch nichts anders als die Sonne / welche bey den Spartanern auchΒέλα, bey den Cretensern Ἀβέλιος, beym Julio Capitolino, Apollo Belenus genennet wird / bedeutet. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. c. 42. p. 736. 737.


17 Adad war bey den Assyriern der höchste Gott. Macrob. Saturn. 1. c. 18. cujus Insigne cernitur radiis inclinatis, quibus monstratur vim Cœli in radiis esse Solis, qui demittuntur in terram. Also nichts anders als die Sonne / massen denn auch bey den PersernAdad nichts anders als die Sonne heissen sol / welche von den Phœniciern auch Moloch und Βασιλεὺς θεῶν genennet wird. Selden. de Diis Syris. Syntagm. 1. c. 6. p. 176. 178.


18 Diese andere Schlacht / in welcher Syphax denMasanissa persönlich befochten / dieser aber mit den Seinen von Ihm und Lælio in die Flucht getrieben /und / als bey Ubersetzung durch einen Fluß / des Syphax Pferd verwundet ward / Er / nebenst einen seiner Söhne vom Masanissa selbst sey gefangen worden /beschreibt Appian. de bell. Pun. p. 14.


19 Appian. de bell. Pun. p. 14. berichtet: Es habe Sophonisbe durch Gesandten beym Masanissa entschuldigt: daß sie durch Zwang den Syphax geheyrathet hätte / und ihm die Stadt Cyrtha freywillig aufgegeben.


20 Appian. de bell. Pun. pag. 55. Florus l. 2. c. 15. 10. In usum novæ classis tecta domûsque resciderunt: in armorum officinis aurum argentumque pro ære ferroque conflatum est, in Tormentorum vincula Matronæ crines suos contulerunt. Besiehe Veget. l. 4. c. 9. Frontin. 1. 7. 3. & 4.


21 Daß vielfältige Völcker ihre Könige für Götter verehret / ist gemein / daß aber diß insonderheit die Mauritanier ihren Königen / und besonders dem Juba gethan / bezeuget Vossius 1. de [356] Idol. 32. Minutius Felix: Juba Mauris volentibus Deus est. Und Lactant. l. 1. c. 15. Gleicher gestalt erzehlet Cedrenus Hist. von Thuro, des Königs Nini Sohne: Τούτῳ τῷ Ἄρει πρώτην στήλην ἀνέστησαν οἱ Ἀσσύριοι, καὶ ὡς Θεὸν προσκυνοῦσι, Βαὰλ ὀνομάζοντες, ὁ ἑρμηνεύεται, Ἄρης πολέμων Θεός. Nemlich: diesem Kriegs-Gotte haben die Assyrier ihre erste Seule aufgerichtet / und ihn als einen GOtt angebethet / ihnBaal nennende / welches für den Gott der Kriege außgelegt wird. Besiehe von Vergötterung der KönigeMinutium Felicem in Octavio.


22 Daß das von dem Ulysses den Trojanern entführte Palladium eine Phœnicische Göttin gewesen / beweiset Selden. de Diis Syris. Synt. 2. c. 4. p. 296. allwoLycophron den Ulysses nennet: Δελφινόσημον κλῶπα Φοινίκης Θεᾶς.


23 Wie Xanthippus den Römischen Feld-HauptmanRegulum, als er schon Carthago belägerte / geschlagen / und gefangen / hat Flor. l. 2. c. 2. Front. 2. c. 2. 11.


24 Die Drachen wurden nicht allein als Sinnenbilder der Wachsamkeit zu den Seulen der Pallas / des Hei les und des Æsculapius gemahlet / Cœl. Rhodigin. lib. 10. c. 3. p. 502. a. sondern es lehret auch Kircher. tom. 2. Oedip. part. 1. class. 1. c. 3. p. 22. 24. 26. daß Africa zu seinem Wappen einen Drachen /wie auch Amphiaraus und Cadmus dergleichen geführet habe. Insonderheit aber haben die Scythen Drachen zu ihren Kriegs-Fahnen geführet / von denen es die Dacier entlehnet / wie ex Nazianzeno und Ammian. Marcellino Henric. Spelmann. in Aspilogiâ Londini Anno 1654. editâ. pag. 17. außführt.


25 Diese Art der Abgötterey beschreibet Athanasius Orat. contra Idolat. Olim certæ Phœnissæ mulieres ante Idola prostituebantur, dedicantes Numinibus suum quæstum, persuasæ meretricatu ea propitiari, ac prosperitatem rerum inde nasci. Viri quoque abdicato Sexu, nec se amplius mares esse ferentes, mulierum naturam affectaverunt, tanquam hoc pacto honorifici gratificique Matri Deorum facturi essent.


26 Kircher. tom. 1. Oedipi Ægypt. Syntagm. 4. c. 16. p. 348. 349. berichtet aus einem alten Grichen Philochoro, oder vielmehr aus Selden. de Diis Syris Syntagm. 2. c. 4. p. 281. seq. daß bey den Alten Venus und der Mohnde einerley / beyde auch Männ- und Weibliches Geschlechts gewesen sey. Dahero hätten ihr die Männer in weib- die Weiber in männlichen Kleidern opfern müssen. Und aus Rambam Moreh Nebochim l. 3. c. 38. Vir induatur muliebri veste pictâ, cum steterit ante stellam, quæ vocatur Venus, & mulier assumet loricam, & arma bellica, cum steterit ante stellam quæ dicitur Mars. Daselbst lehrt auch Julius Firmicus c. 8. de error. profanar. relig. Assyrios Venerem coluisse, cui aliter servire Sacerdotum suorum Chorus non potest, nisi effœminent vultum, cutem poliant, & virilem sexum ornatu muliebri dedecorent. Worauf denn das göttliche VerbotDeuteron. 22. 5. zielet: Daß die Weiber nicht Waffen / die Männer nicht Weiberkleider tragen sollen. Dahero auch diß Thun daselbst βδέλυγμα ein Greuel /oder eigentlich eine Abgötterey genennet wird. Nach dieser Phœnicischen Art muste bey den Cois des Herculis Priester beym Opffer eine Haube aufsetzen / und ein Weiberkleid anziehen. Plutarch. in quæst. græc.[357] penult. p.m. 304. wie auch bey den Teutschen. Præsidet Sacerdos muliebri ornatu, sed Deos Interpretatione Romanâ Castorem Pollucemque memorant. Ejus Numinis nomen Alcis. Tacit. de mor. German. c. 43. worbey ex Hornii Histor. Philosoph. lib. 2. c. 5. p. 83. anzumercken: Deorum genera non semper ab Antiquis distincta fuisse, ab Hermete & Platone Deum ἀῤῥενόθηλον dictum, Fortunamque & Venerem masculum, Lunam Lunumque cultum fuisse. Besiehe auch Selden. de Diis Syris. Proleg. c. 3. p. 66. 67. & Syntagm. 2. c. 1. p. 210. & c. 2. p. 238.


27 רבכ heißt so viel als groß und mächtig / dahero auch der Samothracier Götter Κάβειροι genennet wurden. Selden. de Diis Syr. Synt. 2. c. 16. p. 360. 361. es nennten aber die Phœnicier also den Mohnden oder ihre Venus. Kircher. d.l.p. 348. 350. Diese betheten auch nicht allein die Araber und Saracener zu Heraclii Zeiten mit öfterer Ruffung: Ἀλλὰ οὐὰ Κυβὰρ, Ἀλλὰ, nebst dem Morgensterne / welcher בכוכ heißt /an / daher auch diß in der Saracenen Catechismo scharf verboten ist; und sätzten ihr zu Ehren die Mohnden auf die Thürme / wie denn auch die Mohnden der alten Ismaeliter Könige und ihrer Kamele Kennzeichen waren; sondern sie verehren dieseKabar oder Alilat auf dem viereckichten SteineBrachtan zu Mecha; darauf der Venus Bild sol eingegraben sein. Weil aber dieser Gottesdienst ihnen verboten / tichten sie: daß Abraham / als er seinen Sohn Isaac opfern wollen / auf diesem Steine die Hagar beschlaffen / oder sein Kamel daran gebunden habe. Besihe Selden. Synt. 2. c. 4. p. 285. 292.


28 Diese Göttin Cabar oder Astarte sol die gantze Welt durchwandert / ihrem Haupte einen Ochsen-Kopff / als ein Merckmahl ihres Reichs / aufgesetzet /einen aus der Luft gefallnen Stern gefunden / und selbten auf dem Eylande Tyrus geopffert haben. Selden. Synt. 2. c. 2. p. 243. 244. welches aber Bochart. Geographie part. 2. lib. 2. c. 2. p. 787. als lächerlich verwirft / und beym Suida nicht Ἀστέρα, sondern ἀεροπετῆ Ἀστερίαν lieset / welches eine Art der grösten / auch Hasen / Kranche / und Reh-fangender Adler ist. Allwo er aus dem Nonno erweiset: daß das Eyland Tyrus dem Neptun durch einen geschlachteten Adler eingeweihet worden sey.


29 Diese Syrische und Phœnicische Göttin hies םימש תלעב, das ist: die Frau des Himmels / wie Baal der männliche Gott oder Jupiter. Sie ist eben die / welche sie auch תרתשע Judic. 11. cap. 13. 1. Reg. 11. Ἀστάρτη, Ἀστάρτιον, Βασίλεια Βῆλτις, Βήλθης, Βασίλισσα τοῦ οὐρανοῦ, bey denen AfricanernCœlestis Dea, Urania genennet ward. Welches Herodian. lib. 5. gleichsam zusammen gefaßt: Φασὶ δὲ αὐτὴν Δίδω τὴν Φοίνισσαν ἱδρύσασϑαι, ὅτε δὲ τὴν ἀρχαίαν, Καρχηδόνα πόλιν ἔκτισε, βύρσαν κατατεμοῦσα. Λίβυες μὲν οὖν αὐτὴν Οὐρανίαν κάλουσι. Φοίνικες δὲ Ἀστραρχην ὀνομάζουσι, Σελήνην εἶναι τέλοντες. Diese sol des Saturni Ehweib und derVenus Mutter gewest sein. [358] Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 2. c. 2. pag. 786. Wie nun Dido zu Carthago ihr Bild aufgerichtet / welches Virgil. lib. 1. Æneid. der Juno zueignet / also meldet auch Cicer. 4. in Verrem. daß König Masanissa auf Melita den Tempel der Urania hoch verehret habe. Die Assyrier und Chaldeer verehrten sie unter dem Nahmen Mylidtha, nemlich der Mutter / die Araber Halilath, nemlich des gebehrenden Mohnden. Die Phrygier betheten sie als die Mutter der Götter an; die Grichen hiessen sie Jo, und ἑκάτη, Damascius Astronoë, und ist in Wahrheit durch sie nichts anders als der Mohnde /wie unter dem Baal und Hecatus die Sonne verstanden worden; wiewohl diese ΘΕΑ ΣΙΔΩΝΟΣ, in der Heyligen Schrifft in Masculinô םינדצ יהלא ein Gott der Sidonier geheißen wird. Besiehe hiervon ausführlich den hochgelehrten Selden. de Diis Syris. Syntag. 2. c. 2.


30 Von diesen grausamen Menschen-Opfern sind alle Bücher voll. Welche Abgötterey nicht nur die blinden Heyden dem Abraham / welcher seinen Sohn Isaac /und dem Jephta / der seine Tochter opfern wollen /sondern auch die Juden durch Opferung ihrer Kinder dem Moloch unartig nachthun wollen. Vom Moloch ist aus R. David Kimchi in 4. lib. Reg. c. 23. Selden. Synt. 2. de Diis Syris. c. 6. bekand: daß selbigem Abgotte mit einem Kälbernen Antlitze in seinem ersten Fache Semmeln / im andern Turtel-Tauben / im dritten Schafe / im vierdten Widder / im fünften Kälber /im sechsten Ochsen / im siebenden von Eltern eigene Kinder / mit Tantz und Trompeten-Schall geopffert worden. Alleine Selden. de Diis Syris. Synt. 1. c. 6. p. 170. hält diese aus dem Buche Jalcut genommene Erzehlung für einen Irrthum / und meinet: daß nicht Moloch sondern Mithra sieben denen Irrsternen zugeeignete Fächer gehabt habe. Welchem zu Dienste die sich ihm widmenden achtzigerley Gefahr ausstehen /und durch Feuer und Kälte durchgehen musten. Hingegen meldet Rabbi Salomon: daß der Moloch ein aus Ertzt gegossenes Bild / Theophylact. Apost. 7. aber / daß es ein durchsichtiger Stein / und auf der obern Stirne wie der Morgenstern (Λίθον Διαφανῆ ἐπὶ μετώποις ἄκροις εἰς ἑωσφόρου τύπον) gebildet gewest sey. Welchem der Cappadocier Omanus oder das Licht zu Siccuth als ein Gestirne ebenfals zu vergleichen. Selden. d.c. 6. p. 178. 191. Zu Carthago war dieser Abgott ein Ertztenes Bild des Saturnus /welcher die Armen unter sich ausstreckte / also / daß die darauf gelegten Kinder hinunter in den feurigen Pful sich abweltzen konten. Diodor. Sic. lib. 20. Lipsius. Monit. Polit. c. 3. §. 3. p. 182. Daß von Carthago auch diese grausame Götzen gar in America kommen / läßt sich ex Ludovico Vive ad August. de Civit. Dei l. 7. c. 19. muthmassen / da er berichtet: In Insulâ Carolina frequentes visuntur Statuæ Dæmonum, quas gentes illæ colunt, æneæ, intrinsecus cavæ, manibus junctis passisque, in quibus infantes & pueros, quos Diis illis immolant, statuunt; ibique uruntur crudeliter igne in cavis simulacri accenso & ære calorem immodicum recipiente. Diodor. Sicul. l. 20. berichtet: daß die Carthaginenser noch der vom Agathocles gelittenen Niederlage den Saturn ihnen zuwider geachtet / weil sie anfangs die fürnehmsten Kinder / hernach aber heimlich gekauffte und erzogene zum Opffer geschickt hätten. [359] Dahero sie denn diesen Unterschlief untersucht / und auf einmal zweyhundert der edelsten Knaben geschlachtet. Denn es war zu Carthago ein Gesätze: daß nur der Edlen /nicht aber des Pöfels oder der Knechte Kinder geopffert werden konten. Hendreich. Carthag. l. 2. sect. 1. c. 2. p. 167. Dieser Opfer fasset zimlich viel zusammen Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 1. Synt. 4. c. 15. p. 337. Cyprii Aphrodisio mense Agraulo Cecropis filio hominem mactabant; in Chio dilaniatum hominem Dionysio Homalio cædebant, quod & Tenedi factum. Lacedæmones ipsi humano sangvine Marti litarunt, Curetes & Cretes Saturno pueros sacrificabant; hinc, Lampridio teste, Commodus Sacra Mythriaca homicidio vero polluit; Galli Druides Esum & Teutatem humano cruore placabant; notum de Iphigenia & Agamemnone. Welches letztere aberHornius in Arcâ Noæ p. 131. 132. 115. für eine blosse aus des Jephtha Geschichte herrührende Fabel hält; so wie den gantzen Trojanischen Krieg / welchen Dion Chrysostomus Coccejanus geschehen zu sein /mit ihm verneinet. Arnob. contra gentes l. 8. p.m. 778. Saturnus Liberos suos non exposuit, sed voravit. Meritô illi in nonnullis Africæ partibus â parentibus Infantes immolabantur, blanditiis & osculo comprimente vagitum, ne flebilis hostia immoletur. Tauris etiam Ponticis & Ægyptio Busiridi ritus fuit hospites immolare: & Mercurio Gallos humanas vel inhumanas victimas cædere. Romani græcum & græcam, gallum & gallam, sacrifici viventes obruere: hodieque ab ipsis Latiaris Jupiter homicidio colitur: & quod Saturni filio dignum est, mali & noxii hominis sangvine saginatur. Von den Semnonen bey den Teutschen meldet Tacit. de mor. Germ. c. 39. cæso publice homine celebrant barbari ritûs horrenda primordia. Zu denen von Kirchero an obigen Orthe angezogenen Indianischen Menschen-Opfern gehören der Americanischen Guancavilken / welche ihre Zähne / ja ihre Kinder für ihren Wolstand dem Götzen Viracochæ aufopfern. Hornius in Are. Noæ p. 527. wie nicht weniger die Menschen-Opfer in Jucatan. Hornius d.l.p. 493. Insonderheit aber haben die Phœnicier es arg gemacht / welche ihre allerliebsten und einigen Kinder in ihren grossen Nöthen demSaturno oder dem Moloch und Baal geopfert. Porphyr. περὶ ἀποχῆς lib. 2. Φοίνικες ἐν ταῖς μελάλαις συμφοραῖς ἢ πολέμων, ἢ αὐχμῶν, ἢ λοιμῶν, ἐθύοντο τῶν φιλτάτων τινα ἐπιψηφίζοντες Κρόνω. UndEuseb. in Orat. de Laud. Constantin. Κρόνῳ γὰρ Φοίνικες καθ᾽ ἕκαστον ἔτος ἔθυον τὰ ἀγαπητὰ καὶ μονογενῆ τῶν τέκνων. Diesen thaten es die von ihnen entsprossene Carthaginenser nach / und meldet Pescennius Festus beym Lactant. divin. Instit. 1. c. 21. Carthaginenses Saturno humanas hostias solitos immolare, & cum victi essent ab Agathocle Rege Siculorum, iratum sibi Deum putavisse, itaque ut diligentius Piaculum solverent, ducentos Nobilium Filios immolasse. Ja Plutarchus erzehlet: daß die / welche selbst keine Kinder gehabt / derer zu diesem Blutt-Opfer gekaufft. Besiehe hiervon Diodor. Sicul. lib. 20. Oros. lib. 4. c. 6. Porphyr. de abstin. Anim. l. 2. Pescenn. Fest. apud. Lactant. Instit. l. 1. c. 21. Welches biß zu des Tiberii Zeiten gewehret / teste Tertullian. Apolog. c. 9. ungeachtet Darius Hystaspis sie hiervon beweglich abgemahnet. Justin. lib. 18. p. 160. & lib. 19. p. 262. auch in dem zwischen Carthago und dem Könige Gelo zu Syracusa gemachten Vergleich ausdrücklich versehen [360] war. Ὅτι καὶ τὰ τέκνα παύσονται τῷ Κρόνῳ καταθύοντες. Plutarch. und Agathocles nach seinem Siege diß ihnen mit grossem Ernst abgeschafft hatte. Johnston. Polyhist. p. 209. 291. Es opferten aber die Carthaginenser derogestalt auch der Ἀμίλκαν, welches mit dem Molech von ךלמ oder dem Könige einerley Uhrsprung hat / und der Atlantier Königin oder Göttin andeutet. Seiden. Synt. 1. c. 6. p. 182. Massen denn auch in der Schrifft Moloch eben so wohl als ὁ Βαὰλ, eine Göttin / wie ein Gott genennet wird. Selden. Synt. 2. c. 2. p. 24. seq.


31 Porphyrius apud Eusebium præparat. Evang. 1. & 4. erzehlet: Saturnum, quem Phœnices Israel vocabant, Regem Phœniciæ vetustissimum, ut Regnum suum à summo imminentis belli periculo liberaret, superosque propitios haberet; unicum (μονογενῆ) quem ex Anobreta susceperat, filium regio ornatum fastu, constructam super aram immolasse. Daß aberPorphyrius hier eben vom Abraham und Isaac rede /wil ex Gen. 22. Kircher. loc. cit. pag. 334. erweisen. Und Selden. Synt. 1. c. 6. pag. 188. 189. Derogleichen für das gemeine Heil geschehene Opferung ist auch beym Pausaniâ in Messeniacis: Apollo Delphicus â Messeniis post prælium secundum de eventu belli consultus virginem immaculatam & ab Extraneo jugulatam sibi immolari ex Æpytidarum familia voluit. Hinc Aristodemus filiam suam, etsi â Sponso, ut inepta sacrificio esset, stupratam jugulavit ejusdemque utero dissecto, Oraculo se satisfecisse ostendere voluit. Welche letztere Opferung ihrem Uhrsprunge zimlich nahe kommen / weil die aus dem Bauche redenden Teuffel diese Menschen-Opfer zum ersten gelehrt haben sollen. Selden. d.l.p. 189.


32 Wie Busir oder Typhon / umb in Egypten die grosse Hungers-Noth abzulehnen / seine Gäste dem Jupiter oder Osiris geschlachtet / führet Kircher. cit. loc. p. 335. 336. aus / allwo er zugleich meldet: daß bey des ermordeten Osiris Grabe eitel rothköpfichte Menschen geschlachtet worden / weil in solcher GestaltTyphon den Osiris getödtet habe. Die Stadt Pellion schlachtete gleichfals bey der ihr vom grossen Alexander zuhängenden Gefahr drey Knaben / drey Mägdgen / und drey schwartze Widder. Arrian. lib. 1. p. 13. Diese bluttige Opfer haben erst zur Zeit Keysers Commodi, da die Heyden auch nur eines Gottes Gottesdienst sich der Vielheit ihrer Götter schämende eingeführt / aufgehört. Euseb. IV. προπ. 7. 8. v. 1.


33 Ammon / Loths Sohn / von welchem die in Cælesyrien wohnenden Ammoniter den Uhrsprung haben.Gen. 19. Hesych. Ἀμμὼν υἱοὶ, μεθ᾽ ἡμῶν Λαός. Dieses Volckes Abgott / dem sie Menschen opferten /wird im 1. Reg. 9. םכלמ Milcom oder ihr König genennet / ist aber eben dis / was Actor. 7. 43. μολὸχ oder ךלמ der König / 2. Reg. 17. 31. Adramelech undAnamelech die Götter der Sepharvaim, und Jerem. 19. 5. Baal heißt. Benjamin in seinem Reise-Buche meldet: daß der Ammoniter Gott ein steinernes / übergüldetes / und auf einem Stuhle sitzendes Bild sey; Auf beyden Seiten sassen zwey weibliche Bilder / für ihm stunde das Opfer und Rauch-Altar in einem Tempel. Von [361] eben diesem Milcon und Melech kommen die Carthaginensischen Nahmen Milici, Imilces, Imilco, Hamilcar, und der bey den Tyriern verehrte Hercules Μέλκαρτος, und Μελκάνθαρος, und der Arnathusische Hercules Μαλίκα, der Grichen Μεγάλαρτος, Jupiter Μελίκαρτος, und Μεγαλόμαζος her. Selden. Synt. 1. cap. 6. Dieser zu Carthago verehrte Moloch aber / war weder Priapus, noch Mercur, sondern Saturnus. Vossius de idololatr. gentil. lib. 11. c. 5. Theodoret. in Æquiv. oder vielmehr Noah, weil die Phœnicier den Saturn, wie die Römer den Janus mit zwey Gesichtern mahlten. Vossius d.l. lib. 1. c. 18. 19. und die von Assyriern unterm Nahmen des Saturn und Bel verehrte Sonne. Damascius, Euseb. und Vossius lib. 2. c. 4.


34 Bey den Römern ist dieses zimlich gemein gewest; Florus lib. 1. c. 13. n. 9. de bello Gallico: Jam primum majores natu amplissimis honoribus usi, in forum coeunt, ibi devovente Pontifice, Diis se Manibus consecrant. Et l. 1. c. 14. n. 3. alter Consulum (Decius Mus) quasi monitu Deorum, capite velato primam ante aciem Diis Manibus se devoverit: ut in confertissima se hostium tela jaculatus, novum ad victoriam iter, sangvinis sui semita, aperiret. Et l. 1. c. 17. n. 7. oppressus in sinu vallis alter Consulum Decius more patrio devotum Diis manibus obtulit caput. Apud Græcos eadem pietate erga Patriam Menœceus Creontis filius vitam & sangvinem Thebanis suis largitus est, gladioque transfixum è muris præcipitem dedit. Cicero. 1. Tuscul. Hierzu haben sie gewisse Verfluchungen gesprochen. Plin. l. 28. c. 2. Livius dec. 1. l. 8. & lib. 10. Gleicher gestalt hat längst vorher Codrus König zu Athen sich fürs Vaterland mit Fleiß erschlagen lassen. Justin. lib. 2. p. 31. Daß auch bey den Morgenländern viel grosse Herren sich selbst zu der Feuer-Opferung gewidmet haben /lehret Selden. Syntagm. 1. c. 6. p. 173.


35 Es ist ein Exempel ohne Exempel / daß die zwey Philenischen Brüder von Carthago sich / umb ihres Vaterlands ferne Gräntze gegen die von Cyrene zu behaupten / auf selbter lebendig vergraben lassen. Weßwegen ihnen auf selbiger Stelle zwey Altäre aufgebauet worden. Salust. bell. Jugurth. c. 79. Diese Altäre aber haben zur Zeit des Strabo nicht mehr gestanden. Strabo lib. 3.


36 Bey den Römern ist dieses zimlich gemein gewest; Florus lib. 1. c. 13. n. 9. de bello Gallico: Jam primum majores natu amplissimis honoribus usi, in forum coeunt, ibi devovente Pontifice, Diis se Manibus consecrant. Et l. 1. c. 14. n. 3. alter Consulum (Decius Mus) quasi monitu Deorum, capite velato primam ante aciem Diis Manibus se devoverit: ut in confertissima se hostium tela jaculatus, novum ad victoriam iter, sangvinis sui semita, aperiret. Et l. 1. c. 17. n. 7. oppressus in sinu vallis alter Consulum Decius more patrio devotum Diis manibus obtulit caput. Apud Græcos eadem pietate erga Patriam Menœceus Creontis filius vitam & sangvinem Thebanis suis largitus est, gladioque transfixum è muris præcipitem dedit. Cicero. 1. Tuscul. Hierzu haben sie gewisse Verfluchungen gesprochen. Plin. l. 28. c. 2. Livius dec. 1. l. 8. & lib. 10. Gleicher gestalt hat längst vorher Codrus König zu Athen sich fürs Vaterland mit Fleiß erschlagen lassen. Justin. lib. 2. p. 31. Daß auch bey den Morgenländern viel grosse Herren sich selbst zu der Feuer-Opferung gewidmet haben /lehret Selden. Syntagm. 1. c. 6. p. 173.


37 Baal ward von den Weibern für einen Gott / von den Männern für eine Göttin verehret. Wie aus Ezech. 17. 17. das erste / aus Hoseâ 2. 8. it. 11. 13. Jerem. 19. 5. & 32. 35. das andere unschwer zu unterscheiden ist / wiewohl Bochart. part. 2. Phaleg. lib. 2. c. 17. p. 859. 860. meinet: daß Baal allezeit eine Göttin heisse / die Hebreer hätten aber nur kein weiblich Wort / das eine Göttin außdrückte. Daß aber Baal bey denen Carthaginensern einen Tempel in der StadtBalis gehabt / lehret Selden. Synt. 2. c. 1. aus Stephano: Πόλις Λιβύης πρὸς τῇ Κυρήνη ἀπὸ τινὸς Βάλεως, οὗ καὶ ἱερὸν ἔχει. Von welchem Abgotte denn auch die Nahmen Hannibal, Asdrubal, Hiempsal, Adherbal, herkommen. Bochart. part. 2. Geographiæ lib. 2. c. 16. p. 850. Eusebius aber lehret: daß dieser Baal oder Belus, nichts anders als Jupiter sey. Und Xiphilin. in Caracall. [362] Ζεὺς ὁ βῆλος ὀνομαζόμενος, καὶ ἐν τῇ Ἀπαμεία τῆς Συρίας τιμώμενος. Selden. Syntagm. 2. c. 1. p. 214.


38 Heliodor. l. 3. de rel. Æthiop. In Æthiopiâ Soli & Lunæ, videlicet Osiridi & Isidi, quicunque ex hostibus primi capti fuerant, jure belli immolabantur. Von den Deutschen sagt Tacitus. 1. Ann. 61. Lucis propinquis barbara Aræ, apud quas Tribunos ac primorum Ordinum Centuriones mactaverant. Daß in America die Mexicaner / die Cioroteganer / die Einwohner in neu Granada jährlich aus ihren Gefangnen einen zu ihrem Gott machen / und verehren /hernach aber selbten durch ihren Topilzin oder obersten Priester das Hertze aus der Brust schneiden / das noch warme Blutt davon der Sonne / im Feste Quetzaalvvalt aber dem Mohnden opfern / und hierauf ihrem Götzen Vitzliputzli ins Antlitz werffen / seinen Kopff in dessen Tempel auf einen Pfal stecken / den Körper aber fressen; ja gewisses Brod mit dem Blutte der Geburths-Glieder benetzen / und austheilen / wordurch sie sich ihrer Sünde zu befreyen einbilden / lehret ausführlich Hornius in Arcâ Noæ. p. 484. 485. 488. 489. 504. 505. 512.


39 Heliodor. l. 3. de rel. Æthiop. In Æthiopiâ Soli & Lunæ, videlicet Osiridi & Isidi, quicunque ex hostibus primi capti fuerant, jure belli immolabantur. Von den Deutschen sagt Tacitus. 1. Ann. 61. Lucis propinquis barbara Aræ, apud quas Tribunos ac primorum Ordinum Centuriones mactaverant. Daß in America die Mexicaner / die Cioroteganer / die Einwohner in neu Granada jährlich aus ihren Gefangnen einen zu ihrem Gott machen / und verehren /hernach aber selbten durch ihren Topilzin oder obersten Priester das Hertze aus der Brust schneiden / das noch warme Blutt davon der Sonne / im Feste Quetzaalvvalt aber dem Mohnden opfern / und hierauf ihrem Götzen Vitzliputzli ins Antlitz werffen / seinen Kopff in dessen Tempel auf einen Pfal stecken / den Körper aber fressen; ja gewisses Brod mit dem Blutte der Geburths-Glieder benetzen / und austheilen / wordurch sie sich ihrer Sünde zu befreyen einbilden / lehret ausführlich Hornius in Arcâ Noæ. p. 484. 485. 488. 489. 504. 505. 512.


40 Die bey den Opfern gebrauchte Ceremonien sind unzehlbar; diß aber hier allein anzumercken: daß sie aus Unterlassung einiger derselbten grosses Unheil besorgten / also: daß man nicht allein das Jahr nicht überlebte / sondern auch deßwegen gantze Städte alsHypæia und Hierocæsarea von der Erde weren verschlungen worden. Theagenes libr. de Diis. Pausan. in prior. Eliacis & Lydiis Persicis. Gleichwohl aber haben die Anaphaner dem Apollo σὺν τωθασμῷ, oder mit Verlachung geopfert / und dabey (κερτομοῦντες ἀλλήλους,) ein ander Schandflecke angehenckt. Bochart. Geographiæ part. 2. l. 1. c. 15. p. 462.


41 In den Opfern ward für andern Eingeweyden das Hertze als der Uhrsprung des Lebens und der Sinnen beobachtet. Dahero auch in den Americanischen Menschen-Opfern der Priester das Hertze dem Mohnden zeigte / oder es selber aaß. Hornius Arcâ Noæ p. 489. 504. 505.


42 Weil das Gehirne kalt / und der Brunn der Feuchtigkeit ist / Cœl. Rhodig. l. 6. c. 5. in fin. wird dis billich der Derceto gewidmet. Denn diese Phœnicische und Babylonische Göttin / welche auch Atergatis, Argatis, Δερκετάδης, Adergatis, Atargata, Derce, Adargidis, Artaga, Atargatis hieß / war oben ein Weib / unten ein Fisch / und eben diß / was 1. Sam. 5. 4. der männliche Gott ןוגד ist / welch Wort von גד oder הגד, nemlich dem Fische herkommen; und גד רידא oder Addirga einen ansehnlichen Fisch heißt / und hierdurch nichts anders / als die sich in einen Fisch verwandelnde Venus bedeutet wird. Weßwegen die Syrier keine Fische nicht aaßen / ja sie Göttlich verehrten / worvon Clemens in Protreptico, von Phœniciern: τους ἰχθῦς οὕτω σέβουσι περιττῶς ὡς ἡλεῖοι τὸν Δία. Selden. Syntag. 2. cap. 3.


[363] 43 Ein solch berühmtes Exempel ist bey Floro l. 2. c. 6. n. 2. Hinc ultionem puer Annibal ad aram patri juraverat: nec morabatur. Appian de bell. Hispan. p. 259. Orosius l. 4. c. 14. Annibal Odium Romani nominis Patris Amilcari, cum effet novem Annos natus fidelissimè, alias infidelissimus, ad aras juravit. Und Plutarchus in Annibale: Amilcar quatuor Filios intuens tot Catulos Leoninos in perniciem Imperii Romani alere se, prædicabat, è quibus Annibalem novem Annorum natum Altaria tenentem adegit jurare, se, cum primum per ætatem potuisset, acerrimum hostem Populi Romani futurum. Diesen Eydschwur beschreibt patheticè Silius Italic. l. 1. de bell. Pun. und sol ihn Hannibal beym Bilde des Hercules geleistet haben / wovon Martial. lib. 9. Epigr. 44.


Hunc puer ad Lybicas juraverat Annibal Aras;

Jusserat hic Syllam ponere Regna trucem

Utque fuit quondam placidi Conviva Malochi,

Sic voluit docti Vindicis esse Deus.


Dis Bild aber hat nach erobertem Carthago ohne Ansehen ante aditum Porticûs ad Nationes gestanden /Plin. l. 34. c. 8.


44 Ptolomeus sumtis in manûs altaribus, contingens ipsa simulacra & pulvinaria Deorum, inauditis ultimisque Execrationibus adjurat. Justin. lib. 24. c. 2. 8. Besiehe von dieser Ceremonie Macrobium. Virgil. 12. Æn. v. 201. Tango aras, mediosque Ignes & Numina testor. Eine andere Carthaginensische Art zu schweren hat Justin. l. 22. c. 2. 8. Tunc Hamilcari expositis Ignibus, Cereisque tactis in obsequia Pœnorum jurat.


45 Diesen Orth erkläret Arnobius contra gentes. lib. 6. p.m. 684. Philostephanus in Cypriacis autor est, Pygmaleonem Regem Cypri Simulacrum Veneris, quod Sanctitatis apud Cyprios & Religionis habebatur antiquæ, adamasse, ut fœminam, mente, anima, lumine rationis, judiciique cæcatis: solitumque dementem, tanquam si uxoria res esset, sublevato in lectulum numine copularier amplexibus atque ore, resque alias agere libidinis vacuq imaginatione frustrabiles. Consimili ratione Posidippus in eo libro, quem scriptum super Gnido indicat, superque rebus ejus, Adolescentem haud ignobilem memorat, sed vocabulum ejus obscurat, correptum amoribus Veneris, propter quam Gnidus in nomine est, amatorias & ipsum miscuisse lascivias, cum ejusdem Numinis signo genialibus fusum thoris, & voluptatum consequentium finibus. Noch mehr solcher närrischen Buhlereyen führet an Marino nella Diceria della Pittura part. 2. pag. 84. Sò che Alchida Rhodico s'inamorò libidinosamente della Statua di Venere opera di Prassitele. Hò letto, che Pigmalione della sua s'invaghi si follemente, che con esso lei ragionava, l'abbracciava e con affettuosi gemiti sospirava. Suoviemmi, che Giunio havendo veduto un Simulacro delle Muse ignude, s'accese per esso di strano ardore. Mi ricordo che Pontio si compiaque in guisa d'Atalanta & Helena fatte già per mano di Cleofanto, che se ne struggeva di desiderio. Trovo scritto finalmente amante essersi ritrovato tanto focoso, chè mon baciando della sua cara amata il ritrato.


46 Gaudio periere præter Chilonem (Victore Filio Olympiæ:) Sophocles & Dionysius Siciliæ [364] tyrannus, uterque accepto tragicæ victoriæ nuntio. Mater pugna illâ Canensi, filio incolumi viso contra falsum nuntium. Valer. Max. c. 12. l. 9. Plin. lib. 7. c. 32. & 53.


47 Ovid. l. 13. Met. Eurip. in Ajace.


48 Plutarch. libr. de capiend. ex hostib. utilitate p.m. 86. Cum Satyrus ignem sibi primo visum osculari vellet & amplecti, monet eum Prometheus: Barbam tuam, Caper, deflebis protinus: tangentem adurit Ignis.


49 Von Sagunt / als selbtes Hannibal belägert / ist es gemein / wie aber die Bürger der Stadt Astapa, che sie sich den Römern ergeben wollen / ihre auf einen Holtzstos zusammen versamlete Ehweiber / Kinder und Schätze / und sich selbst verbrennet / erzehlet Livius dec. 3. lib. 8. pag. 315. 316. Appian. de bell. Hisp. p. 273. Eben so hat es auch die Stadt Thala in Numidien / als sie Metellus belägert / gemacht. Salust. bell. Jugurth. p. 106. Als Ariarathus König in Cappadocien von Perdicca überwunden ward / ging es auch also. Quippe hostes ab acie in urbem recepti, occisis Conjugibus & Liberis, Domos quisque suas cum omnibus copiis incenderunt. Eodem congestis etiam opibus semet ipsi præcipitant, ut nihil hostis victor suarum rerum, præter incendii spectaculo frueretur. Bey Eroberung der Stadt Carthago und des Schlosses Byrsa zohen sich auch neunhundert Römische Uberläuffer in den Tempel des Æsculapii, und nachdem sie sich wegen Hungers nicht mehr darinnen wehren konten / zündeten sie selbten an / und verbrennten sich darinnen. Appian. de bell. Pun. c. 59. p. 81.


50 Dieses beschreibt Plin. lib. 35. c. 10. p.m. 691. Valer. l. 8. c. 11. Quintilian. l. 2. am besten aber Marino nella Pittura. p. 69. Fu lodata summamente l' accortezza di Timante, il quale havendo nel sacrificio d' Ifigenia dipinto Calcante mesto, Ulisse sospiroso, Ajace che gridava, Menelao che si disperava; quando giunse à voler dipingere Agamemnone che di passioni tutti costoro superasse, & conoscendo non esser cosi facile à rappresentare l' affetto del Padre, come la pietà del Aruspice, il dolor degli Amici, il pianto del fratello e la tristitia de circostanti, vinse il difetto con artificio e fecelo col capo turato, fingendo che per asciugar le lagrime si coprisse con un velo la faccia.


51 Dieses beschreibet ausführlich Seneca in Troad. act. 2. v. 166. seq.


52 Orpheus cum ad Inferos descendit, ibi Deorum laudes præterquam Liberi Patris per oblivionem amissi cecinit, quare iratus Dionysus furorem suis Bacchis immisit, à quibus apud Hebrum fluvium fuit discerptus. Natal. Comes Mythol. l. 7. c. 14. p. 759.

Die andre Abhandlung.

53 Flor. l. 2. c. 6. n. 53. Annibal re cognita cum projectum fratris caput ad sua castra vidisset, Agnosco, inquit Infelicitatem Carthaginis. Hæc fuit illius viri non sine præsagio, quodam fati imminentis, prima confessio.


54 Dieser andere Sohn des Syphax, Vermina, hat hernach das gröste Theil des väterlichen Reiches eine zeitlang behauptet / und als Hannibal aus Italien zurücke kam / sich zu ihm geschlagen. Appian. de bell. Pun. p. 18.


55 Rom ward allezeit mit einer Wölfin gemahlt / an der die zwey Kinder Romulus und Remus saugten. Weil aber die Wölffe dem Kriegs-Gotte gewidmet waren / [365] nennte man auch Helden Wölffe. Also heistHercules beym Lycophron in Cassandrâ. v. 871.


καὶ θηροχλαίνου σηκὸν ὠμηστοῦ Λύκου.


56 Die Mohren pflegen Kräntze umbs Haupt zu tragen / in welchen rings herumb empor gekehrte Pfeile stecken. Lucian. de Saltatione: Τὸ βέλος Αἰθίοψ ἀνὴρ ἀφελὼν τῆς κεφαλῆς, ταύτη γὰρ ἀντὶ φαρέτρας χρῶνται, περιδεόντες αὐτῇ ἀκτινηδὸν τὰ βέλη. Claudian. I. 1. in Stilicon.


Venerat & parvis redimitus Nuba sagittis.


& lib. 3. de Consul. Honor. Meroë traxit de Crine Sagittas.


57 Solin. c. 20. Maritimos Æthiopas, quaternos Oculos dicunt habere: sed fides alia est, illa denique, quod & vident plurimùm & manifestissime destinant Jecus Sagittarum. Plin. l. 6. c. 30. Æthiopas Nisicastas vocant, quod significat ternûm aut quaternorum Oculorum Viros, non quia sic sint, sed quia sagittis præcipuâ contemplatione utantur. Alleine Nisi casta, oder vielmehr אתשק ךישמ heisset vielmehr Esaiæ 66. 19. einen Bogenspanner. Die Sineser rühmen sich ihres Verstandes halber: daß sie zwey / die Europeer ein / die andern Völcker aber gar kein Auge haben.


58 Diese Rede / womit Sophonisbe den Masanissa beredet / sie nicht in der Römer Hände zu liefern / hat Livius dec. 3. l. 10. p.m. 393. Uber das bekante Exempel der Cleopatra dienet hieher Taciti 12. Ann. c. 51. Rhadamisto subsidium fuit pernicitas Equorum, quis seque & Conjugem abstulit. Sed Conjunx gravida, primam utcunque fugam ob metum hostilem & Mariti caritatem toleravit: post festinatione continuâ, ubi quati uterus & viscera vibrantur, orare ut morte honestâ Contumeliis Captivitatis eximeretur. Ille primò amplecti, allevare, adhortari, modo virtutem admirans, modo timore æger, ne quis relictâ potiretur. Postremo violentia amoris & facinorum, non rudis destringit acinacem, vulneratamque ad ripam Araxis trahit, flumini tradit, ne corpus etiam auferretur.


59 Rom ward allezeit mit einer Wölfin gemahlt / an der die zwey Kinder Romulus und Remus saugten. Weil aber die Wölffe dem Kriegs-Gotte gewidmet waren / nennte man auch Helden Wölffe. Also heistHercules beym Lycophron in Cassandrâ. v. 871.


καὶ θηροχλαίνου σηκὸν ὠμηστοῦ Λύκου.


60 Diese hat die eyversüchtige Medea verbrennet.Senec. in Medea. act. 5.


61 Strabo sagt von ihm: ἡ Καρχήδων ἡ νεά κτίσμα Ἄσδρουβα, τοῦ Διαδεξαμένου Βάρκαν τὸν Ἄννιβα πατέρα. Neu Carthago sey von demselben Asdrubal gebaut / der des Hannibals Barca Vater in dem Regimente gefolgt. Und Polyb. lib. 2. c. 13. p. 141. 142. rühmet ihn: daß er mit grosser Klugheit und Fleiß Hispanien verwaltet / und durch Erbauung der Stadt Neu Carthago zu Vergrößerung des Carthaginensischen Reichs viel beygetragen habe. Und lib. 10. c. 10. p. 813. daß er zu Carthago bey dem Tempel des Esculapius eine Königliche Burg erbaut / und nach der Oberherrschafft getrachtet habe.


[366] 62 Asdrubal sol / vermöge einer vom Isaaco Vossio herausgegebner Uberschrifft / eigendlich AZRUBAL geschrieben werden. Dieses לעב ורזא oder לעב רוזא aber heist eigendlich ein zum Kampffe gegürteter Herr. Daher auch dem Asdrubal beym Philo, Diogene Laertio und Plutarcho der Nahme Κλειτόμαχος, das ist ein Streitbarer / zugeeignet wird. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 2. c. 12. p. 825.


63 Loredanio nel Antonino Caracalla de Scherzi Geniali p.m. 50. Gli antichi Elvetii adoravano il Sole col dito alla bocca. Et Martian. Capella in Philot. Inter sacrificandum, quidem puer stabat, ad os compressô digitô salutare silentium commonebat. In Sina darf nur der König dem Himmel / der Sonne und Sternen opfern; gemeine Leute würden darmit ein groß Verbrechen thun. Ja auch wenn jemand den König daselbst anredet / muß er für seinen Mund ein helffenbeinern Täflichen fürhalten. Alvaro Semeda nella Cina. p. 122. & 150. 151. Bey den Römern war die Göttin des Stillschweigens Agerona mit verbund-und versiegeltem Munde abgebildet. Plin. l. 3. c. 5. Macrob. Saturn. l. 1. c. 10. Der Egyptische AbgottHarpocrates legte den rechten Weisefinger auf den Mund. Kircher. Oed. Ægypt. tom. 1. Synt. 3. c. 7. p. 212. 213.


64 Syphax warf sich zwischen Rom und Carthago zum Schieds-Richter auf / mit Bedreuung / wider den zu seyn / welcher bey seinem Ausspruche nicht beruhen würde. Appian. de bell. Pun. p. 9. 10.


65 Wie Scipio und Asdrubal auf eine Zeit beym Syphax angelendet / seinen Beystand zu erhalten / und wie diese zwey Feinde so gar daselbst in einem Bette geschlaffen / beschreibt Livius dec. 3. l. 8. p.m. 311. 312. Appian. de bell. Hisp. p. 271.


66 Diesen haben die Carthaginenser / weil er lieber wieder sich ins Gefängnüs stelln / als den Römern Friede zu machen rathen wollen / aufs grausamste gemartert. Flor. l. 2. c. 2. n. 23. 24. 25. Appian. l. 1. de bell. Pun. p. 3. meldet: Daß er in einem inwendig mit spitzigen Stacheln gefüllten Fasse umbkommen. Cic. 3. de Offic. & Orat. in Pison. meldet: man hette ihm die Augenlieder abgeschnitten / und ihn durch Verhinderung des Schlaffes getödtet. Welches aber ein Getichte des Ehweibes des Reguli zu sein scheinet /als welcher die Gefangenen Boslar und Bomilcar zu einem Lösegelde vom Römischen Rechte anvertrauet / und als Atilius zu Carthago gestorben / die Gefangenen von ihr übel gehalten worden. Wie aus einem Fragmento Diodori Siculi, und des Polibii Stillschweigen nicht unklar zu sehen ist. BesieheChristoph Hendreich. in Carthagine. lib. 2. sect. 1. c. 5. p. 246. seq. von allerhand Meinungen seines Todes wegen. Wie grausam Asdrubal aber im dritten Kriege mit den Römischen Gefangnen gebahret /ihnen Augen / [367] Zungen / Füsse / Finger abgeschnitten /ja sie gar geschunden hat. Appian. de bell. Pun. c. 5. 3. p. 72.


67 Nemlich mit Willen ihres Ehmannes ihren Stiefsohn Antiochum, welcher sich in sie heftig verliebt /daß er kranck darnieder lag / welche Liebe der ArtztErsistratus wahr nahm / und dem Selevcus eröfnete.Plutarch. in Demetrio. p.m. 906. 907.


68 Asdrubal verlobte Sophonisben dem Masinissa. Als aber Syphax, der sich vorher in sie verliebt hatte /dem Scipio in Africa wider Carthago beyzustehen zusagte / vermählten die Carthaginenser ohne ihres Vaters und Bräutigams Vorbewust sie dem Syphax, umb ihn von den Römern abzuziehen. Worauf Masanissa zun Römern / Syphax zun Carthaginensern überfiel. Appian. l. 1. de bell. Punic. p.m. 6. & de bell. Hisp. p. 275.


69 Die Grichen nennten Carthago auch Κακκάβη, welches so viel als ein Pferde-Kopff heissen sol / der bey Erbauung der Stadt sol gefunden worden sein.Eustathius in Dionysium: ἐκαλεῖτο δὲ Κακκάβη ὅ περ τῇ Ἐγχωρίῳ Διαλέτῳ ἵππου δειλοῖ κεφαλὴν.

Sil. Italic. lib. 2. Punic.


Ostentant Caput effossâ tellure repertum

Bellatoris Equi, atque omen clamore salutant.


Κακκάβη aber sol eigendlich Καρκάβη geschrieben worden / und kommt her von ףקרק oder רכ welches das Haupt bedeutet / oder auch von הבכר das ein Pferd heißt. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. c. 24. p. 514. 515.


70 Wie von dem Einhorne / welches bey den ArabernMirmis, bey den Indianern Carcano oder / nach des Æliani Meinung / Καρκάζωνον, bey den EgyptiernΚάρχινος heißt / viel unglaublich Ding getichtet / insonderheit aber sein gegen Menschen und Elephanten gehegter Haß / die Liebe gegen die Holtztauben / die Stärcke und Schönheit seines Hornes / in welchem man Gestalten der Menschen / Pfauen / Rehe /Bäume / und andere Dinge künstlich gebildet finden sol / von den Arabern heraus gestrichen wird: Also erzehlen sie von einem andern kleinern und gegen Mitternacht befindlichen Einhorne / welches sie Charsan und Charis nennen: Daß dieses durch Fürstellung einer Jungfrau in eine Höle gelocket / zum saugen /wo von es wie von Weine truncken würde / gereitzet /und derogestalt von Jägern gefangen würde. Eustathius in Hexameron. p. 40. erzehlt von ihm: Es sey ein kleines aber wildes einhörnichtes Thier / einem Bocke gleich. Wenn man es fangen wolte / stellte man ihm eine reine Jungfrau für / in welcher Schooß sich diß Thier hernach niederwürffe / sich liebkosen / und in Königliche Häuser leiten liesse. Isidor. lib. 12. v. 2. meldet: es schlieffe darinnen ein / und Tzetzes Chil. 5. c. 7. Die Jäger verkleideten einen starcken [368] Jüngling in eine Jungfrau / würtzeten ihn starck ein / und stellten ihn für seine Höle. Durch diesen Geruch würde das Einhorn herzu gelockt / von Jägern ihm sein kostbahres Horn abgeschnitten / und hernach frey gelassen. Bochart. tom. 1. Hierozoic. lib. 3. c. 26. p. 940. 941.


71 Diese unter die Sternen versetzte Kebsweiber Jupiters führet die sich beklagende Juno in dem fürtrefflichen Eingange des Rasenden Hercules beym Seneca Tragico prächtig auf.


72 Die Fabeln: daß Jupiter in Gestalt eines Guckucks die Juno, eines güldnen Regens die Danae / eines Satyri die Antiope beschlaffen / sind gemein. Hiermit aber ziehet die Heyden stattlich durch Arnob. contr. Gentes lib. 5. p.m. 645.


73 Hieher gehören die schönen Verse Philippi.


Συλήσαντες ὄλυμπον ἴδ᾽ ὡς ὅπλοισιν ἔρωτες

Κοσμοῦντ᾽ ἀθανάτων σκῦλα φρυασσόμενοι.

Φοιβου τόξα φέρουσι, Διὸς δὲ κεραυνὸν, Ἄρηος

ὅπλον, καὶ κυνέην, Ἡρακλέους ῥόπαλον,

Εἰναλίου τε Θεοῦ τριβελὲς δόρυ, θύρσα τε Βάκχου,

πτηνὰ πέδιλ᾽ ἕρμου, λάμπαδα Ἀρτέμιδος.

Οὐκ ἄχθος θνητοῖς εἴκειν Βελέεσσιν ἐρώτων,

Δαίμονες οἷς ὅπλων κόσμον ἔδωκαν ἔχειν.


Die Liebe hat den Schmuck des Himmels angezogen /

Und in den schönen Raub der Götter sich gehüllt.

Sie nam dem Zevs den Keil / dem Phœbus Pfeil und Bogen /

Alciden seinen Spiß / dem Krigs-Gott Helm und Schild.

Die Gabel dem Neptun / dem Bachus seine Lantze /

Die Flügel dem Mercur / Dianen Horn und Glutt.

Wie sol nun nicht der Mensch für ihrer Waffen Glantze

Sich scheuen / da kein Geist ihr in der Welt was thut.


74 Virg. l. 6. Æn. v. 442.


Hîc quos dirus amor crudeli tabe peredit,

Secreti celant calles, & myrtea circum

Sylva tegit; curæ non ipsâ in morte relinquunt.


Et v. 450.


Inter quas Phœnissa recens à vulnere Dido

Errabat Sylvâ in magnâ.


Ja die entseelten Liebhaberinnen tichten sie: daß sie der Proserpina die Liebes-Fackeln fürtragen müssen.Virgil. in Culice v. 256. und daselbst Taubman.


[369] 75 Auch dis / wie Orpheus seine Euridice aus der Hölle wiedergeholet / beschreibt Virg. l. 4. Georg. v. 464. seq. wie Theseus aber mit Pirithoo die Proserpinam zu rauben in die Helle gezogen / Natal. Comes Mythol. lib. 7. c. 9. p.m. 735.


76 Dieses Cyclopen Liebe beschreibt Theocritus in Cyclope.


77 Claudian. de rapt. Proserpinæ.


78 Hieher gehören die schönen Verse Philippi.


Συλήσαντες ὄλυμπον ἴδ᾽ ὡς ὅπλοισιν ἔρωτες

Κοσμοῦντ᾽ ἀθανάτων σκῦλα φρυασσόμενοι.

Φοιβου τόξα φέρουσι, Διὸς δὲ κεραυνὸν, Ἄρηος

ὅπλον, καὶ κυνέην, Ἡρακλέους ῥόπαλον,

Εἰναλίου τε Θεοῦ τριβελὲς δόρυ, θύρσα τε Βάκχου,

πτηνὰ πέδιλ᾽ ἕρμου, λάμπαδα Ἀρτέμιδος.

Οὐκ ἄχθος θνητοῖς εἴκειν Βελέεσσιν ἐρώτων,

Δαίμονες οἷς ὅπλων κόσμον ἔδωκαν ἔχειν.


Die Liebe hat den Schmuck des Himmels angezogen /

Und in den schönen Raub der Götter sich gehüllt.

Sie nam dem Zevs den Keil / dem Phœbus Pfeil und Bogen /

Alciden seinen Spiß / dem Krigs-Gott Helm und Schild.

Die Gabel dem Neptun / dem Bachus seine Lantze /

Die Flügel dem Mercur / Dianen Horn und Glutt.

Wie sol nun nicht der Mensch für ihrer Waffen Glantze

Sich scheuen / da kein Geist ihr in der Welt was thut.


79 Ovid. Heroid. in Epist. Sapphus.


– – Quid nunc non ignibus æquis

Ureris? Ambraicæ est terra petenda tibi.

Phœbus ab excelso, quantum patet, aspicit æquor,

Actæum populi Leucadiumque vocant.

Hinc se Deucalion Pyrrhe succensus amore

Misit, & illæso corpore pressit aquas.

Nec mora, jussus amor, fugit lætissima mersi

Pectora: Deucalion igne levatus erat.

Hanc legem locus ille tenet: pete protinus altam

Leucada, nec faxo desiluisse time.


80 Wer sich aus diesem Flusse bey Patras badet / sol der Liebe sich entbürden. Pausanias in Achaicis.


81 Von diesem Thiere / welches Kimchi für eine Art der Vögel / andere der Mäuse halten / und wie die Rabinen schwermen / aus verbrenntem Myrthen-Holtze in sieben Jahr lang brennenden Glase-Oefen gezeugt werden sol / schreiben ins Gemein die Naturkündiger: quod ei tantus rigor, ut ignem tactum extinguat, non alio modo, quàm glacies. Plin l. 10. c. 67. Arist. l. 5. hist. c. 19. Dahero in dem Sanhedrin getichtet wird: daß der auf seines Vaters Achaz Befehl ins Feuer geworffene König Ezechias durch Salamander-Oel /wormit ihn seine Mutter eingeschmieret / sol erhalten worden sein. Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 6. c. 6. p. 824. Dieser Meinung / daß die Salamandern Kräffte haben dem Feuer zu widerstehen / hat nun zwar Dioscorides widersprochen; alleine es wird im Journal des Scavans tom. 1. p. 83. 84. du Journal d' Angletterre l. d' An. 1667. die erste mit diesen Worten bestättigt: Monsieur Stenon célebre Anatomiste à ecrit de Rome au Docteur Croon, que le Chevalier Corvini luy à assuré, qu'ayant jetté dans le feu une Salamandre, qu'on luy avoit apporteé des Indes, elle s'enfla aussi tost, & vomit une grande quantite de matiere semblable à de la bave, dont elle esteignit les charbons voisins, sur le quels elle se retira; & que lors que ces charbons se s'allumoient, elle recomgoit à les esteindre de la mesme maniere. S'estant garantie par ce moyen de la violence du feu pendant l'espace de deux heures, ce gentil homme la retira, ne l'ayant pas voulu laisser plus long-temps dans ce [370] danger; & elle a encore vescu neuf mois depuis. Il adjouste que ce gentil homme l'avoit gardeé onze mois entiers, sans qu'elle prist d'autre nourriture pendant tout ce temps, que celle qu'elle pouvoit tirer en lechant une certaine terre, qu'on avoit apporteé des Indes, & sur la quelle elle marchoit. Cette terre estoit au comencement couverte d'une humidité épaisse, mais estant en suite de venüe seche, cet animal la mouilloit de son urine. Au baut d'onze mois comme on eut mis cette Salamandre sur la terre d'Italie, elle mourut trois jours apres, qu'on luy eut fait changer de terre.


82 Wie Hercules bey der Omphale gesponnen / wie er sich auf dem Berge Oeta selbst verbrennet / ist genug / und sonderlich aus Senecæ Hercule Oetæo bekand. Hiermit aber weiß die Heyden Arnob. contra gentes. lib. 4. p. 614. 615. stattlich durchzulassen. Massen denn wie diese Fabel aus der Geschichte desSamsons mit der Delila gezogen / ja dem Herculi fast alle des Josua und Samsons Thaten angetichtet worden. Hornius in Are. Noæ p. 130.


83 Im Po / als ihn Jupiter bey Entzündung des Erdbodens hinein geschlagen. Apollon. 4. Argonaut. Lucret. l. 5. Zum Uhrsprunge dieser und anderer Heydnischen Fabeln schicket sich sehr wohl die Auslegung des Marino nella Musica part. 1. p. 142. 143. Ritroverà in certo modo figurata la Trinità in Gerione, la generatione eterna in Minerva, la creatione dell' huomo in Promotheo, la rouina degl' Angeli ne' Giganti, Lucifero in Fetonte, Gabriello in Mercurio, Noë in Deucalione, la moglie di Loth in Niobe, Giosuè in Leucothoe, la conservatione del mondo in Atlante, l'incarnatione del Verbo in Danæ, l'amore di Christo in Psiche, le bataglie col Diavolo in Hercole, la predicatione in Anfione, la risuscitatione dè morti in Esculapio, l'institutione del Sacramento in Cerere, la passione in Alteone, la discesa al Limbo in Orfeo, la Salita al Cielo in Dedalo, l'Incendio dello Spirito Santo in Semele, l'assumtione della Virgine in Arianna, il Giudicio in Paride, e cento e mille menzogne al vero applicabili. Und ist sich nicht zu verwundern: daß etliche Fabeln älter / als die wahrhafte Sache selbst / daraus selbte von den Heyden genommen / weil Kircherus in Oedip. Ægypt. tom. 2. part. 1. c. 12. p. 193. seq. behaupten wil: daß auch die Heyden / als die Sybillen / Orpheus und andere aus Göttlicher Eingebung von Christlichen Geheimnüssen wahrgesagt hetten. Besiehe auch Horn. Hist. Philosoph. l. 5. c. 2.


84 Von dieser getichteten Brunst des Neptuni handeltNatal. Comes Mythol. lib. 3. c. 10. p.m. 221.


85 Von diesem die Stadt Elis in Arcadien beströmenden und in Achaien sich unter die Erde verkrichenden Flusse / berichtet Plin. lib. 2. & lib. 4. c. 5. 6. Ammian. Marcell. lib. 15. Mela. 27. Strabo. l. 6. daß er unter dem Meere und der Erde bis nach Syracuse in[371] Sicilien flüsse / und daselbst mit dem Fischreichen Brunnen Arethuse sich vermählte. Als in welchem die in Fluß Alpheus geworffene Dinge herfür kommen sollen. Dahero die Poeten tichten: daß Alpheus sich in eine in diesen Brunn verwandelte Jägerin verliebt hette. Worvon keiner besser als Statius lib. 1. Sylv. singet:


Tumidæ si transfuga Pisæ

Amnis in externos lonè flammatus Amores

Flumina demerso trahit intemerata Canali:

Donec Sicanios tandem perlatus anhelo

Ore bibit fontes: miratur dulcia Nais

Oscula, nec credit Pelago venisse Maritum.


Ja die Grichen haben diesem Flusse / als einem Freinde Jupiters / mit Dianen ein gemeines Altar aufgerichtet / und ihn wie auch den Brunn Arethusa Göttlich verehret. Pausan. lib. 5. & Nicanor Samius lib. 5. Besiehe hiervon ausführlich Cluver. in Sicil. antiqu. lib. 1. cap. 12. p. 156. seq. Den Fluß Alpheus führet der Sinnreiche Guarini in seinem lieblichen Pastor fido zum Vorredner ein. Weil nun zwey grosse Landes-Leute / derer verträulichen Freindschaft ich mich so sehr als Schlefien sich ihrer hohen Gaben und Verdienst zu rühmen habe / in beyden glückseeligen Ubersätzungen dieses treuen Schäfers den vorredenden Alfeus nicht mit übersätzt / habe ich bey dieser Gelegenheit gleichsam zu einer Nachlese ihn in eben so viel Teutsche Reymen bracht / als ihrer im Welschen sind:


Hat euch ein alt Geschrey / das niemand nam in acht /

Und dem man noch nicht Glauben giebet

Von einem Fluß ein Wunder beygebracht;

Wie er so heftig sey verliebet:

Daß seine heisse Bach

Durchs Meeres Eingeweid und durch der Erde Schooß /

Wie ist die Macht der Liebe doch so groß!

Durch flüchtgen Arethus' in Trinacris drang nach;

Wo unter Etnens Klufft

Der Riese / der vom Blitz erlegt ist / und selbst blitzet /

Der Rache Feuer in die Lufft

Und gegen den verhaßten Himmel spritzet.

Derselbe Fluß bin ich /

Ihr habt von mir gehört / nun aber seht ihr mich;

Meint euren Augen ihr nicht Glauben zuzustellen?

Schaut: ich verendere den vorgewohnten Lauf;

Ich kieß ein frembdes Meer / und halte nun die Wellen

Des Königes der Flüsse auf;

Hier mach ich freudig mich herbey /

Wo es mich recht bedünckt / seh ich hier einen Strand /

Wie weiland war mein schön und freyes Vaterland /

[372]

Das itzt ist Magd und Wüsteney.

Ja / Mutter / ja du bists / Alfeus kennet dich;

Ach! so erkenne doch / Arcadien / auch mich.

Mich dein so lieb und hochberühmtes Kind!

Ich seh es ja / dis sein die schönen Wälder

Und die zur Zeit so wohlbekannten Felder

Wo Tugend ihre Wieg und auch ihr Grabmahl findt.

Die güldne Zeit verkroch in diesen Winckel sich

Als sie der Welt und Menschen sich entschlug /

Die eisern sind / voll Laster und Betrug.

Allhier ergetzt die Freyheit mich /

Die ohne Neid und ohne Maaße blühet.

Die ein entwafnet Friedens-Bild

In Sicherheit besitzt / sich ohne Wache siehet.

Der Unschuld und der Tugend Schild

War dieses Volckes Wall / der besser konte tauern /

Als Thebens starcke Mauern /

Die von beseelten Stein hat Orpheus aufgeführt /

Wenn auch gleich Grichenland vom Kriege ward gerührt /

Arcadien in Brand gerieth /

Sein kriegrisch Volck zu waffnen war bemüht /

So blieb doch dieses edle Theil

Der Völcker Zuflucht / Schirm und Heil /

Man hörte nichts von dem Geräusch und Rasen /

Wenn Feind und Freind gleich ließ Trompeten, blasen.

So sehr nun Megara / und Patra / und Corinth /

Micen und Sparta war begierig obzusiegen /

So eifrig war diß holde Volck gesinnt /

Das an der Brust dem Himmel schien zu liegen /

Sich zu verwahren in der Ruh.

Wenn jene dort verschantzten ihre Städte

Schrieb dieses sein Gelück der Himmels-Festung zu.

Die Waffen kämpften dort / hier aber das Gebethe;

Kan dieses Volckes Nahm und Tracht

Gleich Schäffern auch verglichen werden /

War doch ihr Thun und ihr Gebehrden

Nicht groben Hirten nachgemacht.

Denn einer war aufs eifrigste befliessen

Die Heimligkeiten der Natur /

In Himmel / Erde / Meer und in der Luft zu wissen /

Ein ander folgte nach des flüchtgen Wildes Spur /

Ein ander paßte auf

Ein Wald-Schwein mit mehr Ruhm / und Bären umbzubringen /

Der übte sich zu schnellen Lauf /

[373]

Und jener wolte sein unzwingbar in dem Ringen;

Der warf gekügelt Bley mit Riemen nach den Scheiben /

Ein ander schoß auf das gesteckte Ziel /

Ja jeden sahe man nach seiner Neigung treiben

Ein angenehmes Spiel.

Doch war der meisten gantzes Leben

Den heilgen Musen stets ergeben /

Der Buhlschafft / die man vor für so sehr edel hielt /

Nun aber wenig bringt und gilt.

Wer aber hat nach so geraumer Zeit

Arcadien hieher versetzet /

Wo Dora und der Po das fette Land benetzet?

Was seh ich? dieses ist der Sitz der Einsamkeit /

Und diß das Heyligthum der alten Erycinen;

Dort thürmt der Tempel sich empor

In welchem sich ließ Cynthia bedienen.

Wie wunderseltzam kommt mir dieses alles vor!

Was für ein grosser Muth / für Tugend muß den regen

Der ein gantz Land versetzt / und Völcker kan verlegen?

O grosses Königs Kind /

An der die Jahre jung nur sind

Die an Verstande schon längst worden ist zur Frauen /

Du läst durch deines Ansehns Krafft

Durch deines Stammes Eigenschafft /

Durchlauchtste Catharin / itzt mich dis Wunder schauen /

Denn dieses Vorrecht hat dein hoch Geblütt allein:

Daß neue Welten ihm gebohren worden sein.

Doch alle diese Wunderwercke

Sind von Geburths-Art euch gemein /

Und schlechte Thaten eurer Stärcke /

Wie in dem Meer / im Himmel und auf Erden /

Lebhaffte Seelen / Graß / Geblüme / Laub und Kraut

Der Sonne / wenn sie früh aus Thetis Bette schaut /

Zu Lieb und Lust gezeuget werden;

So / wenn sie mächtge Sonn ihr Haupt hebt in die Höh /

Aus dem durch ihr groß Hauß erhöhten Abende /

Sieht man an allen Enden Ihr

Landschafften blühn / und Reich' aufsteigen /

Die Erde nichts als Palmen zeigen

Und Sieges-Zeichen gehn herfür.

Sie / Heldin / ist es nun / für der mein Haupt sich neiget /

Die von dem Herrscher ist gezeuget /

Dem / wenn uns gleich die Nacht bethaut /

[374]

Die Sonne doch nicht untergehet;

Des grossen Fürsten holde Braut /

Dem wegen Tugend und Verstandes

Der Himmel hat die Aufsicht dieses Landes /

Und seiner Mauern anvertraut.

Allein Italien darf mehr

Nicht sein Gebürg und felsichtes Gefilde /

Denn sie beschützt es noch so sehr;

Statt grosser Alpen dient ihr grosser Geist zum Schilde.

Sie wird bey kriegrischer Gefahr

Für ein unzwingbar Bollwerck stehen /

Das Kriegs-Volck aber sie erhöhen

Zum Friedens-Tempel und Altar /

In welchem aber sie allein

Wird eine neue Gottheit sein.

So lebet nun viel lange Zeit

Ihr grossen Seelen ihr / in Eintracht und Vergnügen.

Die Welt hofft viel Glückseeligkeit

Von eurem Bündnüsse zu kriegen;

Zu dieser Hofnung muß ihr steten Anlaß geben

Ihr eingebüßtes Reich mit so viel Königs-Stäben /

Wenn sie nach Morgenland ihr traurig Antlitz kehrt;

O Feld! das / grosser Carl / alleine dein ist werth!

In dem die Thaten deiner grossen Ahnen

Als Stuffen dir den Weg zur Folge bahnen.

Dis Land und eure Nahmen sind

Hoch-herrlich / wie's Geblütt / ja Sitten und Gedancken /

Läßt sich wie euer Geist nicht sperren ein in Schrancken /

So kan von euch nun rührn kein niedrig Werck noch Kind.

Weil ich nun euch von eitel güldnen Kronen /

Mit denen euch's Verhängnüs wird belohnen /

Treuhertzig sage wahr.

Ach! so verschmäht mein kleines Opfer nicht

Das auf dem Pindus euch mein reines Hertze flicht

Aus Blumen und der Felder Haar

Durch der neun Jungfraun Hand / die singende das Leben /

Trotz Tod und Eitelkeit / den Wohlverdienten geben.

Verschmäht der Himmel doch nicht Sachen /

Die gleich geringes Armuth sind.

Wird nun ein holder Gnaden-Wind

Von eurem Himmel mich mehr reg und geistig machen /

So wird die Harffe / die allein

Von zarter Liebe singt / von Hochzeit und von Wiegen /

[375]

Verwandelt in Trompeten sein /

Und ihren Schall erhöhn von euren Waff- und Siegen.


Sonsten solten auf den Strofadischen Inseln auch Brunnen sein / aus welchen man öfters Blätter von Maßholder-Bäumen gefunden / derer doch keiner auf selbigen Inseln wächset. Daher geglaubt wird: daß diese Brunnen unterirrdische in Morea oder in Peloponesum gehende Röhren haben. Mons. Spon. tom. 1. des Voyages. p. 119.


86 Wie Jason mit Hülffe der verliebten Medea das güldne Flüß in Colchos erobert / ist aus Senecæ Medea bekand. Suidas meinet / daß Jasons güldener Widder sey ein Buch gewest / ὅπως δεῖ γίνεσϑαι Διὰ χυμείας χρυσόν, welches nemlich die Heimligkeit des Alchymistischen Goldmachens in sich begriffen haben sol. Langius lib. 1. Epist. Med. 53. Etwas gleichmässiges beschreibt Seneca in Thyeste:


Est Pelopis altis nobilis in stabulis pecus,

Arcanus Aries, ductor opulenti gregis,

Hujus per omne Corpus infuso Coma

Dependet Auro, cujus à tergo novi

Aurata Regis Sceptra Tantalici gerunt.

Possessor hujus regnat, hunc tantæ domus

Fortuna sequitur.


Diesem wollen einige den Uhrsprung des berühmten Ritter-Ordens des güldenen Flüsses / welchen Philipp Hertzog in Burgund gestifftet / beymessen; Saavedra in Symb, führet diß von des Gedeons Felle / andere aus dem Nahmen des JASON her / nemlich: daß jeder Buchstabe einen Monath / nemlich die nach einander folgende Julium, Augustum, Septembrem, Octobrem, Novembrem bedeute / als in welchen die Hertzoge von Burgund jährlich ihre güldenen Einkünffte einsamleten.


87 Wie Jason mit Hülffe der verliebten Medea das güldne Flüß in Colchos erobert / ist aus Senecæ Medea bekand. Suidas meinet / daß Jasons güldener Widder sey ein Buch gewest / ὅπως δεῖ γίνεσϑαι Διὰ χυμείας χρυσόν, welches nemlich die Heimligkeit des Alchymistischen Goldmachens in sich begriffen haben sol. Langius lib. 1. Epist. Med. 53. Etwas gleichmässiges beschreibt Seneca in Thyeste:


Est Pelopis altis nobilis in stabulis pecus,

Arcanus Aries, ductor opulenti gregis,

Hujus per omne Corpus infuso Coma

Dependet Auro, cujus à tergo novi

Aurata Regis Sceptra Tantalici gerunt.

Possessor hujus regnat, hunc tantæ domus

Fortuna sequitur.


Diesem wollen einige den Uhrsprung des berühmten Ritter-Ordens des güldenen Flüsses / welchen Philipp Hertzog in Burgund gestifftet / beymessen; Saavedra in Symb, führet diß von des Gedeons Felle / andere aus dem Nahmen des JASON her / nemlich: daß jeder Buchstabe einen Monath / nemlich die nach einander folgende Julium, Augustum, Septembrem, Octobrem, Novembrem bedeute / als in welchen die Hertzoge von Burgund jährlich ihre güldenen Einkünffte einsamleten.

Die dritte Abhandlung.

88 Anfangs hat Masanissa wider die Römer / Syphax wider Carthago Krieg geführet. Appian. de bell. Pun. c. 16. p. 6. & de bell. Hispan. p. 262. Livius. dec. 3. lib. 7. p.m. 269.


89 Wie Masinissa und Scipio sich mit einander verbunden / beschreibt Livius dec. 3. lib. 8. p. 327.


90 Dis war das mächtigste Geschlecht zu Carthago /aus welchem Amilcar, Annibal, und Sophonisbe entsprossen. Livius dec. 3. lib. 1. p. 2. In Africa war gegen Cyrene [376] eine alte und berühmte Stadt / welche man wie auch ihren Landstrich Barca, Barce, undBarcha hieß. Bochart. part. 2. Phaleg. lib. 1. c. 25. p. 546. Ob dis Geschlechte nun aus dieser Stadt entsprossen / ist nicht leicht zu ergründen. Sonst aber führte sich Hannibal so wohl als Dido vom Belus her. Sil. Ital. l. 8. Annibali nostro nomen memorabile Belo. & l. 15. redet Hannibals Bruder:


Mihi Belus Avorum Principium mihi cognatum

Sidonia Dido

Nomen & ante omnes bello numerandus Amilcar

Est genitor mihi.


91 Byrsa war die innerste mit dreyen starcken Mauern umbgebene Festung der Stad Carthago / worinnen mitten auf einem Hügel fechtzig Staffeln hoch / des Efculapius Tempel ftand / in welchen bey Eroberung der Stad sieben Tage funftzig tausend Menschen sich enthielten. Dieses Theil sol Elissa oder Dido gebaut haben. Es heist aber nicht Byrsa von dem zerschnittenen Ochsenleder / sondern von הרצב welches eine Festung heist / woraus die Grichen / welche für ρ das σ nicht leiden können / durch Versetzung der mittlern zwey Buchstaben Βύρσα gemacht. Bochart. part. 2. Phaleg. lib. 1. c. 24. p. 513.


92 Von Eutropio lib. 4. beym Suida, wird Carthago genennet μεγίστη τῶν κατ᾽ τὴν Οικουμένην πόλεων καὶ δυναμικωτάτη. Die gröste und mächtigste Stadt der Welt. Im Umbkreise hat sie dreyhundert und sechtzig Stadien wie Babylon gehabt. Bochart. d.l.p. 514. Liv. l. 4. Epit. Carthago in Circuitu viginti tria millia passuum patuit. Vid. Orosium. l. 4. c. 22. Florus l. 2. c. 15. Solino dicitur alterum post Romam Terrarum Decus.


93 Carthago sol / im Anfange des dritten Krieges mit Rom / in sich μυριάδας ἑβδομήκοντα, oder siebenmal hundert tausend Menschen gehabt haben. Strabo l. 17. Eben so viel sollen ihr / wie Tacitus auß einer Uberschrifft anzeucht / zu Thebe in Egypten / Agrigent in Sicilien / aber zu des Empedocles Zeit / wo beym Laertio lib. 8. kein Irrthum ist / noch mehr gewohnt haben. Zu Jerusalem sind in der BelägerungTiti eylfmal hundert tausend Menschen umbkommen /und sieben und neuntzig tausend gefangen worden. Rom aber / welches 428 342. Bürger gezehlt / hat allem Ansehn nach noch viel mehr Seelen beherberget. Bochart. part. 1. Geographiæ lib. 4. c. 20. p. 278. 286. Diesem nach sich nicht zu verwundern /daß / nach dem mit dem Xerxes gemachten Bündnüsse / Amilcar drey mal hundert tausend Soldaten ins Feld geführt / mehr als zwey tausend Kriegs- und über tausend Last-Schiffe auf dem Meere gehabt / da derer Xerxes mehr nicht als zwölffhundert aufbringen können. Diodor. Sicul. l. 11. welcher denn auch wider den Gelo in Sycilien / eben so viel Kriegs-Volck geführet zu sein berichtet. Im ersten Punischen Kriege hat Carthago hundert und funfftzig tausend Mann nur [377] zur Herrschafft des Meeres gebraucht.Polyb. l. 1. c. 26. Ungeachtet auch das wider den Gelo geführte grosse Heer gantz verlohren gegangen /haben sie doch nach siebentzig Jahren eben so viel dahin geschickt / und Hannibal nach dreyen Jahren mit so viel Volck die Sicilische Niederlage ersetzet.Diodor. l. 13. Dahero Cato, bey Einrathung Carthago gar zu vertilgen / im Rathe sagte: Ne Libertatem quidem Populi Romani fore intuto, stante Carthagine. Und die zu Carthago gewesene Gesandten:Quid ita parum solliciti essent de Carthagine æmulâ Civitate, quæ tam facilè reciperet amplitudinem suam. Appian. de bell. Pun. Ja nach ihrer Zerstörung ist sie Rom ein Schrecken gewest / daher sie mit vielen Verfluchungen ihre Wieder-Erbauung verbothen.App. d.l.


94 Anfangs muste Carthago den Mohren Schatzung geben / sie machten sich aber dessen mit Gewalt loß.Justin. l. 19. c. 2. Hernach aber beherschte es Africa von Cyrene an / biß zu den Säulen des Hercules /sechzigtausend Stadia lang. Polyb. lib. 12. Denn es musten sich fast alle Africanische Könige für dieser mächtigen Stadt beugen / welche allein in Africa dreyhundert eigenthümliche Städte hatte. Strabo lib. 17. Bochart. d.p. 286. Polybius l. 1. c. 70. 71. 72. erzehlet: wie Carthago Africa mit schweren Auflagen ausgesogen / und dadurch veruhrsacht habe: daß fast alle Völcker in Africa von ihr ab- zum Mathos undSpendius gefallen. Sonst berichtet Reineccius de Reg. Phœnic. daß bey ihnen das Gold ein Sinnebild der obersten Herschafft gewest / und sie ihrer Götter Bildnüssen Säcke angehenckt. Insonderheit aber istAfrica vom Golde berühmt gewest; daher das Getichte den Uhrsprung genommen: daß darinnen die güldenen Aepffel χρύσεα μῆλα von einem Drachen verwahret würden. Sintemal לאמ Arabisch Vermögen oder Schätze bedeutet. Bochart. in Chanaan l. 1. 24. p. 521.


95 Qui torridam incolebant, Deos non credebant, & Solem exorientem oderant, quod ab eo urerentur. Strabo l. 17. Geograph.


96 Strabo lib. 15. berichtet von der Anaitiß und desOmanus Persischem Gottesdienste: daß die Magi ihnen ein unausleschliches Feuer unterhalten / und täglich eine Stunde lang im Heyligthume ein Gebund Rutten gegen dem Feuergehalten haben. Selden. de Synt. 2. c. 8. p. 318. meinet: daß dieses Myrten-Rutten gewesen.


97 Die Auflösung der Brautgürtel ist / wie alle vorhergesetzte bey den Hochzeiten gewöhnliche Sachen bekand. Dieses aber ist hieran zu mercken: daß die Babylonischen Weiber / welche in dem Heyligthume Succoth ihre Jungfrauschafft feil hatten / gewisseσχοινία umbhatten / welche ihnen beym Beyschlaffe abgenommen worden. [378] Welches einige für gewisse aus Stricklein geflochtene Kräntze / andere für Gürtel /welche allein dieser nackten Dirnen Scham bedeckten / auslegen / Selden. Synt. 2. c. 7. p. 310. seq. allwo er zugleich lehret / daß Succoth ein Heyligthum der Venus, die sie Benoth genennt / die Grichen aber daraus Σίκκα Οὐενέρια gemacht. Diese Venus oderSicca Veneria hat in der Carthaginensischen StadtSicca auch einen Tempel gehabt / darinnen diese Weiber mit ihrer Geilheit gewuchert. Valer. Max. l. 2. c. 6.


98 Wie die Grichen wegen dieser Zeugung die VenusἈφροδίτην hiessen / also hieß sie bey den Chaldeern und Aßyriern Δελεφὰτ von םפלד welches einen Wasser-Tropfen oder auch gar innbrünstige Umbarmung bedeutet. Selden. Synt. 2. c. 4. p. 284.


99 Dieses meldet Scholiastes ad 3. Argonautic. Apollonii. Gleichwol aber wird der Venus in Römischen Geschichten / zu Zeiten der Könige noch nicht erwehnet.


100 Alle Naturkündiger meinen: daß auf der Erde und in der Lufft kein Thier lebe / welches so fruchtbar sey / als ein iedwedes im Meere. Daher der Zeuge-Göttin das Meer gar billich zu ihrem Uhrsprunge zu geeignet wird. Plutarch. Symposiac. lib. 5.


101 Venus wird entweder vom gesaltzenen Meere /oder von Beweinung des Adonis / bey den Babyloniern Salambo oder Salambas genennet. Denn Σαλαίζειν ist wehklagen. Selden. d.l.p. 285.


102 Priapus ward zum Schrecken und Wachen in die Gärte gesätzt. Daher Horatius:


Deus inde ego, Furum Aviumque

maxima Formido.


Daher wird auch der 2. Reg. 15. & 2. Paralip. c. 15. angezogene schreckende Abgott הצלפמ auf den Priapus ausgedeutet. Wiewohl einige Rabinen dieses Abgotts Nahmen daher führen: daß er ein wunderliches Gelächter veruhrsache. Und Selden. d.c. 5. p. 300. wil aus diesem Hebreischen Nahmen / das Wort φάλλος hernehmen.


103 In dieser Göttin oder Venus Tempel hatten die Mägdlein gleicher gestalt ihre Jungfrauschaft feil. Worwider das Verboth Levit. 19. 29. ohne Zweifel gerichtet ist. Dieser wurden / wie aus jerem. 7. 18. zu sehen / als des Himmels Königin Kuchen geopfert /welche des Salamon Jarchi Meinung nach / die Göttin abgebildet / und םינוכ geheissen haben sollen. Selden. Synt. 2. c. 7. p. 311. 312. Von dieser Himmels- Königin Bilde berichtet Herodian. lib. 5. Heliogabalus Simulacrum Uraniæ jussit afferri, quod scilicet Carthaginensibus [379] omnique Africæ incredibilem in modum venerabile, positum fuisse creditur, quo tempore antiquam Carthaginem dissecto Coriô adificavit. Besiehe hiervon Vossium Theolog. gentil. lib. 2. c. 23. 24. Hendr. Carthag. lib. 2. sect. 1. c. 4. p. 209.


104 Nemlich das umb Carthago gelegene Africa /welches wegen der dahin gezogenen Phœnicier ebenfals φοινίκη geheissen worden. Polyæn. lib. 5.


105 Daß Astarthe der Phœnicier Göttin eben diß /was der Römer Venus, und Mohnde / der Araber Alilat, der Syrer Mulitha, der Ebreer Lilith, der Chaldeer Ammes, der Grichen Jo, der Egyptier Isis gewesen /und daß Salomon ihr Bild aufgerichtet habe / führet aus Kircher. tom. 1. Oed. Ægypt. c. 13. p. 318. seq. Besiehe von Astarthen / Hendreich. Carthagin. lib. 2. sect. 1. c. 4. p. 204.-206.


106 Eratosthenes l. 3. schreibt: Weil man die Venus für die Gebehrerin aller Dinge gehalten / habe sie Canachus Sicyonius also aus Gold und Helffenbein gemahlt: daß sie so sie die Himmels-Kugel auf dem Haupte / in der einen Hand Maah / in der andern einen Granat-Apfel getragen.


107 Von allerhand solchen bösen Zeichen bey den Opfern handelt Rosin. l. 3. c. 11.


108 Dis war das mächtigste Geschlecht zu Carthago /aus welchem Amilcar, Annibal, und Sophonisbe entsprossen. Livius dec. 3. lib. 1. p. 2. In Africa war gegen Cyrene eine alte und berühmte Stadt / welche man wie auch ihren Landstrich Barca, Barce, undBarcha hieß. Bochart. part. 2. Phaleg. lib. 1. c. 25. p. 546. Ob dis Geschlechte nun aus dieser Stadt entsprossen / ist nicht leicht zu ergründen. Sonst aber führte sich Hannibal so wohl als Dido vom Belus her. Sil. Ital. l. 8. Annibali nostro nomen memorabile Belo. & l. 15. redet Hannibals Bruder:


Mihi Belus Avorum Principium mihi cognatum

Sidonia Dido

Nomen & ante omnes bello numerandus Amilcar

Est genitor mihi.


109 רוצ hieß das Eyland Tyrus / und auch die hernach darauf gebaute Haupt-Stadt der Phœnicier. Tsor aber heißt so viel als ein Felß. Dahero von ihr Nonnus Dionysiac. lib. 40. singt:


– – ἀκινήτοις δὲ θεμέθλοις

Αὐτομάτη ζωσϑεῖσα συνάπτεται ἄζυγι πέτρῃ.


Und ferner:


Πήξατε δ᾽ ἀμφοτέραις ἐπικείμενον ἄστυ Κολώναις.


110 Auß der Heiligen Schrifft ist bekand: daß Chanaan und Phœnicien einerley Land sey / und daß die Chananiter von Chanaan / dem Sohne Chams / entsprossen. Von diesem Chanaan meldet auch Eupolemus libr. de Judæor. Assyriâ: Τοῦτον δὲ τὸν χαναὰν γενῆσαι τὸν πατέρα τῶν φοινίκων. nemlich Saturnus (also wird Noah genennet) hette den Chanaan / den Vater der Phœnicier / gezeugt. Dieser Chanaan aber ward verkürtzt XNÃ geheissen / beym Philone Biblio: XNÃ τοῦ πρώτου μετονομασϑέντος φοίνικος. Bochart. Geographiæ part. 1. lib. 4. c. 34. p. 340. Hornius in Arc. Noæ p. 56. Masanissa aber rechnet sich hier mit unter die Carthaginenser / weil Numidien ein Theil des kleinern Africa war / darinnen Carthago lag. Daher auch Tertullian. de Pallio die CarthaginenserAliquo Numidas nennet. Es hieß dieses Theil Africæ aber eigentlich Zeagis. Besihe Salmas. ad Solin. p. 318.


[380] 111 Es ist fast kein Land oder Winckel in der Welt /wohin nicht die Phœnicier / nachdem sie sonderlich vom Josua weg / oder in die Enge getrieben worden /hingeschifft / sich niedergelassen / und Städte gebaut haben. Worvon Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. cap. 2. per tot. Hornius Arc. Noæ. p. 59. Nirgends aber haben die Phœnicier sich weiter außgebreitet /als in Africa / dahin nicht Dido, sondern lange vorher der Tyrische Hercules / den die Phœnicier Μέλκαρτος, Μέλκαρθον, die Cappadocier und Elienser Desanaus, geheissen / Selden. de Diis Syr. Synt. 1. c. 6. p. 183. 187. zum ersten Volck übergesätzt / mit welchemAfer, des Madian Sohn / Abrahams und der Kethura Nachkomme wider den König Antæus ein Heer geführet / und selbiges Land nach seinem Nahmen Africa genennet haben sol. Dieser Melicardus hat vermuthlich Carthago gebaut / und bey Tingis die zwey Säulen auffgerichtet / darein Phœnicisch geschrieben gewest: Nos sumus profugi a facie Josuæ Latronis Filii Nun. Hornius d.l.p. 59. 60. Ja Cadmus sol allein in Africa hundert Städte gebaut haben / wie aus demNonno zu sehen: Τόσσος Λαὸς ἔην ἔκατόμπολις. Bochart. p. 2. l. 1. c. 24. p. 510.


112 Daß die Phœnicier die Bau-Rechen-Kunst / die Schiffahrt nach dem Gestirne / die Schrifft / die Krieges-Wissenschafft in dem tiefsten Alterthume geübt /und andere gelehret / führet Bochart. Geograph. part. 2. l. 1. c. 8. p. 410. aus. Derer denn viel mit dem vonSidon in Grichenland ziehenden Cadmus in Bæotien /und ferner nach Athen / wo die Pœnicier in grossem Ansehn gewest / und mit den Phalereern umb desNeptuni Priesterthum gestritten. Bochart. d.p. 2. l. 1. c. 21. p. 497. mit übergebracht. Massen er denn daselbst die Gissung des Ertztes gelehrt / Hygin. c. 274. sechszehn Grichische Buchstaben erfunden. Herodot. lib. 5. wie auch die Spiesse der Kriegsleuthe / welche von Phœniciern Drachen-Zähne genennet worden. Bochart. d.p. 2. l. 1. c. 19. Dahero Plin. l. 5. c. 12. von Phœniciern sagt: Gens Phœnicum in gloriâ magnâ Litterarum Inventionis & Siderum, navaliumque & bellicarum rerum.


113 Carthaginenser sollen zum ersten / und zwar kurtz nach der Zerstörung der Stadt Troja / durch die Meer-Enge bey Calpe und Abila ins grosse Welt-Meer gefahren sein. Bochart. d.l.c. 24. p. 511. welch grosses Meer der Chaldeische Dollmetscher Ecclef. 1. 7. einen Ring / der die Erde umbgibt / Herodot. lib. 4. Ὀκέανον τε ῥέοντα γράφουσι πέριξ, τήν τε γῆν ἐοῦσαν Κυκλοτερέα ὡς ἀπὸ τόρνου nennet. Von welcher Umbspielung denn auch Ἀμφιτρίτη den Nahmen hat.


114 Von Phœniciern rühmt Strabo lib. 16. daß sie es im Schiffen allen andern Völckern vorgethan / und Tibull. l. 1. Eleg. 7.


[381]

Utque maris vastum prospectet turribus aquor

Prima ratem ventis credere docta Tyrus.


Daß aber die vom Necone ausgeschickten Phœnicier aus dem rothen Meere umb Africa gesegelt / und sich Westwerts wendende die Sonne auf der rechten Hand gehabt haben / berichtet Herodotus in Melpomene. Welches ihm unglaublich fürkommt / weil ihm unbewust gewest: daß Africa so weit gegen Sud über den Mittel-Strich des Erdbodems sich zuspitze.


115 Nemlich in die ausserhalb den Säulen Hercules gegen West gelegene grosse Atlantische Insel / von welcher aber kein Carthaginenser bey Verlust des Lebens was offenbahren dorffte. Aristotel. lib. Mirabil. Diese Insel wird ins Gemein für ein Theil von America gehalten; welches aber Bochart. part. 2. l. 1. c. 38. nicht nachgeben wil; weil die Phœnicier nicht nach dem Magnet oder Compaß zu schiffen gewust. Allwo er den das wiedrige meinenden Follerum widerleget. Welchem beystimmt Lipenius Tr. de Navigat. Salomon. cap. 5. sect. 3. p. 394. seq. BesieheHornium de Originib. Americanis. M. Spon im ersten Theile seines Reisebuches p. 196. erzehlt: Es habe Vatz, ein gereiseter Schotte / ihn zu Constantinopel versichert / daß er in einem sehr alten Sternseher-Buche daselbst gefunden: Es sey die Magnet-Nadel sehr alt / ob sie gleich nicht zur Schifferey /sondern zur Stern-Kunst gebraucht worden.


116 Prudent. in Symmach. lib. 2.


Respice, num Lybici desistat ruris Arator,

Frumentis onerare rates, & ad ostia Tybris

Mittere triticeos in pastum plebis Acervos.


Wie hitzig gleich Africa war / so ward es doch seiner Fruchtbarkeit halber von Carthaginenfern γῆ εὔσταχυς, oder σταχυώδης ein Eeren-reiches Land / vonPindaro Isthm. 4. v. 91. Πυροφόρος Λιβύη, das Weitzen tragende Libyen genennt. Dahero es auch die Römer selbst auf ihren Müntzen und Gemählden mit einer Weitzen-Eere in der Hand abbildeten. BesieheBochart. part. 2. lib. 1. c. 25. Siquidem hoc alterum Romanorum Hordium cum Ægypto fuit, ex quâ annuâ ducenties centena millia Modiorum frumenti Romam comportata. Besiehe Hendreich. Carthag. l. 1. sect. 1. c. 2. p. 41. seq.


117 Die Mohren hatten vier Ellen lange Bogen / aber gantz kurtze mit einem scharffen Steine zugespitzte Pfeile. Herodot. lib. 7. Strabo lib. 17. sie schossen aber in solcher Menge ab / ὥστε εἰς νέφους φαντασίαν τὴν πυκνότητα παραστῆναι, daß ihre Vielheit einen Schein der Wolcken abgab / wie Heliodor. in Æthiop. erzehlet.


[382] 118 Nemlich Darius, worvon Justin. lib. 19. c. 1. 10. Legati à Dario Persarum Rege Carthaginem venerunt, afferentes Edictum, quo Pœni humanas hostias immolare, & caninâ vesci prohibebantur; quibus cupidè paruere. Alleine dieses und andere Verbotte haben die Carthaginenser bald wieder auf die Seite gesetzt / und also die Menschen-Opferung biß zu ihrer Zerstörung behalten. Curt. lib. 4. c. 3. n. 23.


119 Also redet Justin. lib. 18. c. 6. n. 12. 13. von Carthaginensern: Cum inter cætera mala etiam peste lahorarent, cruentâ Sacrorum Religione, & scelere pro remedio usi sunt. Quippe homines ut victimas immolabant, & Impuberes (quæ ætas etiam hostium misericordiam provocat) Aris admovebant, Pacem Deorum Sanguine eorum exposcentes, pro quorum Vitâ Dii rogari maximè solent. Gleichwohl aber sind mit diesem grausamen Aberglauben nicht nur die Heyden befleckt gewest / sondern es erzehlt Cedrenus im Theodosio Andramytteno, daß zur Zeit seiner Herrschaft die von Saracenen belägerten Pergamener auf Anreitzung eines Zauberers ein schwanger Weib aufgeschnitten / die Frucht in einem Kessel gekocht /alle zum Streite fertigen aber ihre rechte Ermel darein getaucht hetten.


120 Als Gelo die Carthaginenser bey dem Flusse Himera überwunden / war unter andern Fridens-Gesät zen auch diß: daß sie dem Saturno mehr keine Kinder opfern solten. Plutarch. in Apopht. c. 20. p.m. 175.


121 Wie Atreus seinem Bruder Thyestes seine drey aufgeopferte Kinder zu essen fürgesetzet / ihr Blutt ihm in den Wein gemischet / also: daß die Sonne darüber zurücke gewichen / hat ausführlich Seneca in Thyesto.


122 Infantes penes Africam Saturno immolabantur palam, usque ad Proconsulatum Tyberii, qui eosdem Sacerdotes in iisdem arboribus templi sui obumbrantibus, scelerum votivis Crucibus exposuit. etc. Tertullian. in Apologet. c. 8. Josephus. Antiqu. Judaic. lib. 18. c. 4. Gleicher Gestalt hat Tiberius, wiePlin. l. 30. c. 1. oder Claudius, wie Sveton. in Claud. c. 25. berichtet / denen Druyden die Menschen-Opferung abgestellt; Welches ebenermassen Jacob Grynæus ad lib. 4. c. 8. Euseb. Præpar. Evangel. demIphicrates und Dumætes zuschreibt.


123 Bey den Römern wurden nur Knechte oder der Pöfel gekreutzigt. Lipsius de Cruce lib. 1. c. 12. 13. Sed Afri non in viles modo sed illustrissimas Personas Crucem adhibebant. c. 11. Ja Hendreich. Carthag. 1. 2. sect. 1. c. 5. p. 240. meinet: daß zu Carthago das Creutze nur ein Todt der Edlen gewesen were.


124 Nemlich ein Geburts-Maal. Dergleichen hat Käyser August auf der Brust und [383] dem Bauche gehabt /nemlich Flecken nach Art und Ordnung des gestirnten Beers. Sueton. in August. c. 80. Alle Selevcidæ hatten auf der Hüffte einen Ancker. Justin. lib. 15. c. 4. 9. Besiehe von diesen Geburts-Maalen / welche Aristot. Art. pœtic. σημεῖα σύμφυτα nennt / Piccart dec. 1. c. 7.


125 Aristot. lib. 8. Hist. c. 4. lehret: daß alle Schlangen und Nattern nach Weine sehr lüstern sind / sich daran voll trincken / und dadurch gefangen werden. Daß aber der Schlangen und Drachen Gifft vom Weine geschärfft werde / lehret aus dem Chaldeer Jonathan ad Deuteron. 32. 33. Bochart. tom. 2. Hieroz. l. 3. c. 14. p. 438. allwo er auch aus dem Æliano und Eustathiô erzehlt: daß die Drachen / welche von Natur nicht giftig sind / tödtliche und Gallenzeugende Kräuter essen / wenn sie iemanden beschädigen wollen.


126 Mit diesen Wortten: Nubendo se non prosperæ tantum, sed omnis fortunæ inisse Societatem verweigerte Texena von ihrem Ehherrn Agathocle Könige in Sicilien / neben ihren zwey Söhnen in ihr Vaterland zu fliehen / als sein Enckel die Krone zu sich gerissen; beym Justino lib. 23. c. 2. 8.

Die vierdte Abhandlung.

127 Diese Siege beschreibt Livius dec. 3. lib. 10. p. 380. seq.


128 Utica oder Ἰτίκη אקיתע heist die alte Stadt / wieCarthago oder Carthada אתרח אתרק die neue Stadt.Bochart. part. 2. l. 2. c. 5. p. 797. Und lib. 1. c. 4. p. 517. Weil Sec. Justin. l. 18. zum ersten von den Phœniciern in Africa / und / wie Aristoteles libr. Mirabil. zweyhundert sieben und achtzig Jahr für Carthago gebaut worden. Sie lag in einem Seebusem zwischen des Mercurii und Hippi Vorgebürgen / und nach dem Appiano, nur sechzig Stadien von Carthago / und hatte weite Seehafen. Vellej. Paterc. lib. 1. c. 2. meldet: Utica sey zur Zeit Codri, und kurtz nach Erbauung der Stadt Gades gebaut worden. Justin. l. 18. c. 4. Uticenses appellentibus Lybiam Tyriis per Legatos Dona ut Consanguineis miserunt, horatique sunt, ut ibi urbem conderent ubi sedes sortiti essent.


129 Livius d.l.p. 381. Cum Lælius & Masanissa quinto decimo ferme die in Numidiam pervenissent, Masæsyli Regnum paternum Masinissæ læti ut ad Regem diu desideratum concessêre.


130 Livius. d.l.p. 382.


131 Daß durch Verunglückung des Pferdes [384] König Syphax an einem Flusse vom Masanissa selbst sey gefangen worden / erzehlt Appian. de Bello Punic. c. 20. pag. 14.


132 Syphax hatte sich mit dem Scipio verbunden /wenn die Römer würden in Africa übersätzen / wolte er zu ihnen stossen und wider Carthago kriegen. Appian. d.l.c. 16. p. 6. Vom Syphax singet Silius lib. 17.


Immemoris dextræque datæ, junctique per aras

Fœderis & mensas testes, atque hospita jura

Fasque fidemque simul, pravo mutatus amore

ruperat.


133 Syphax meldet beym Appian. d.l.p. 15. gegen dem Scipio: Sophonisbe were mächtig einen ieden zu bereden / was sie wolte. Daher hette sie ihn aus einem Freinde der Römer in einen Freind ihres geliebten Vaterlandes verwandelt.


134 Macrob. l. 1. Saturnal. c. 21. Scorpius hyeme torpescit, & transactâ hâc, aculeum rursus erigit vi suâ, nullum naturâ damnum ex hyberno tempore perpessa.


135 Ælianus nennet dieses Stachel-Röhr der Scorpionen / κολπώδη διπλόην, καὶ (ἐν αὐτῆ) ὀπὴν εἶναι, δι᾽ ἥς ἐξεισιν τὸ φάρμακον, οὐδὲ ταύτην ὄψει ϑεῶρητὴν. nemlich eine vertiefte Zweyfächtigkeit / oder ein Loch / wordurch das Gifft heraus gehet / welches aber wegen seiner Zärte gar nicht gesehen werden kan. Ob nun wol Galen. lib. 6. de loc. affect. c. 5. verneinet: daß die Scorpionen das Gifft durch einen holen Stachel im Stechen einflössen; sondern er es dieses Wurmes Geistigkeit zuschreibt; so ist doch die erstere Meinung begründeter / und bestetigen sie Scholia in Nicandrum, Tertullianus, Hierosonymus. Plin. l. 11. c. 37. fürnemlich ist gar merckwürdig / was Basilius in Hexaëmerôn Homil. 9. hiervon sagt / nemlich: Er verwundere sich so sehr nicht über der Grösse eines Elephanten / ἢ τὸ λεπτότατον τοῦ Σκορπίου κέντρον, πῶς ἐκοίλανεν ὥσπερ αὐλὸν ὁ τεχνίτης, ὥς τε δι᾽ αὐτοῦ τὸν ἰὸν τοῖς τρωθεῖσιν ἐνίεσϑαι; als über den dinnesten Stachel des Scorpions / wie ihn der Künstler als ein Röhr ausgehölet / daß dardurch das Gifft in die Gestochenen eingeflößt würde.


136 Daß Carthago ihre Uhrheberin die Königin Dido / ihre Schwester Anna / zu Göttinnen gemacht /ist aus Silio Ital. lib. 8. & 1. Ovid. lib. 3. Fastor. Virgil. 1. & 4. Æn. wie auch aus vielen Geschicht-Schreibern zu sehen.


137 Daß / wenn der Sirius aufgeht / der Scorpionen Gifft viel heftiger / als sonst / sey / führet aus demAvicenna Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 4. c. 29. p. 640. an / und berichtet aus Leone Africano: daß die Einwohner alle [385] Sommer wegen der Scorpionen aus der Stadt Gescara ziehen / und bis auf den Winter-Monat auf dem Lande wohnen müssen.


138 Plin. lib. 8. c. 16. Primus hominum Leonem manu tractare ausus, & ostendere mansuefactum, Hanno, ut à clarissimis Pænorum traditum. Ja er hat / wie Plutarch. de Præcept. gerend. R.P. berichtet / einen Löwen im Feld-Zuge zu Tragung seines Geräthes gebraucht. Wordurch er aber sich zu Carthago so verdächtig gemacht; daß er aus der Stadt verwiesen worden. Sonst gehöret zu dieser Vergleichung des Scorpions mit Sophonisben / was Ambros. in Hexaemer. l. 6. c. 6. sagt: Leo quidem Rex Ferarum, qui comantes Cervice Toros excutit, exiguo Scorpionis aculeo exagitatur, & Veneno serpentis occiditur. Sed quis non miretur tam brevi Scorpionem aculeo, ut incorporeum putes, ingentium Corporum excire mortem.


139 Unter der Sonne betheten die Heyden alle Götter / unter dem Mohnden alle Göttinnen an. Horn. Hist. Philos. l. 1. c. 8. Kircher. Obel. Pamphil. l. 2. c. 20. p. 157.


140 Das erste güldene Bild sol in Persien in den Anaitis Tempel gesätzt / in des Antonii Zuge wider die Parthen aber von einem Römischen Soldaten genommen / und hernach Keyser August zu Bononien von dessen Schien-Beine gespeiset worden sein. Plin. l. 33. c. 4. Cœl. Rhodigin. lib. 18. c. 29. Von vielen andern im Delphischen Tempel meldet Justin. l. 24. c. 7. n. 10. Brennus ad acuendos suorum Animos, prædæ ubertatem omnibus ostendebat, statuasque cum Quadrigis, quarum ingens Copia procul visebatur, solido auro fusas esse: plusque in pondere, quam in specie habere Prædæ affirmabat. Daß die güldenen Bilder aber sonderlich zu Carthago gemein gewest / erhellet ex Diodor. Siculo l. 20. allwo er erzehlet: daß sie nach der vom Agathocles erlittenen Niederlage viel güldene Bilder nach Tyrus zu Versöhnung des Hercules geschickt. In Grichenland ist Gorgias der erste gewest / dem eine güldene Seule aufgerichtet worden. Val. Maxim. l. 8. c. 15. in Extern. n. 2. Daher ihn Plato den schönen und güldenen Gorgias hönisch genennt. Victorius. lib. 5. c. 9. Zu Rom aber sind güldene Bilder sehr seltzam gewest; ja das erste silberne sol erst dem Augusto gegossen worden sein. V. Plin. l. 33. c. 2. Ja Suetonius in August. c. 52. meldet von ihm: Argenteas Statuas olim sibi positas conflavit omnes, exque iis aureas Cortinas Apollini Palatino dedicavit. Und vom Nerone Tacitus. l. 13. Ann. c. 10. Sibi statuas argento vel auro solidas adversus offerentes prohibuit. Et l. 2. Ann. 33. decretum: ne Vasa aurea solida ministrandis cibis fierent. Hingegen ließ Domitianus hernach imCapitolio ihm keine andere als güldene und silberne /und zwar eines gewissen Gewichtes aufsätzen. Sueton. in Domit. c. 13. Xiphil. in Domitian. WoraufPlin. in Panegyr.. Trajani zielet: Tuam statuam in Vestibulo Jovis Opt. Max. unam alteramve, & hanc aream cernimus: at paulo ante, aditûs omnes, omnes gradus, totaque [386] area, hinc auro, hinc argento relucebat. Und von Claudio II. erzehlt Trebell. Pollio. c. 3. Illi (quod nulli antea) Populus Rom. sumtu suo in Capitolio ante Jovis Opt. Max. Templum statuam auream decem pedum collocavit. Zu welchem Orthe Casaubonus anmerckt: daß der Götter Bilder dreymal so hoch / als ein Mensch lang were /der Helden zweymal / der Könige und Keyser aber anderthalbmal so hoch gegossen worden.


141 Plin. l. 12. c. 1. Sylvæ quondam fuerunt Numinum Templa; priscoque ritu, simplicia ruri etiam nunc Deo præcellentem arborem dicare, nec magis auro fulgentia atque Ebore simulacra, quam Lucos & Nemora consecrant, & in ipsis silentia ipfa adoramus. Besiehe hiervon Cluver. in German. antiqu. lib. 1. cap. 34. Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 4. c. 12.


142 Mons. de Balsac. redet im 5. Entretien. c. 2. p. 131. hiervon: La Rose est mon Inclination, comme c'estoit l'aversion de feu Monsieur le Chevalier de Guise, qui n'en pouvoit voir sans s'esvanouir.


143 Von diesem schändlichen Gottesdienste zu Sicca in Africa handelt Selden de Diis Syr. Syntag. 2. c. 7. von Nassamonen und Augylen in Libya berichtet Polydor. Virgil. de Invent. rer. l. 1. c. 4. Apud hos Populos moris erat, cum quis primùm duxisset Uxorem, ut sponsa prima nocte cum singulis convivis coiret, Veneris gratiâ, post perpetuo Castitatem fervaret. Cœlius Rhodig. l. 18. c. 30. Aber: Guidanum in Africâ Uxores Fimbriarum copiá perstrepebant, pretium id concubitûs erat, quo pluribus quæque videbatur exculta, eò plausibilior ejus forma censebatur, ceu quam adamarint innumeri. Adyrmachidæ (Panorum Populi) soliti erant Virgines nupturas Regi exhibere, qui, quam vellet, prius vitiaret. Von Phœniciern erzehlet Athanas. Orat. contr. Idola: Olim certæ Phœnissæ mulieres ante Idola prostituebantur, dedicantes Numinibus suum quæstum, persuasæ Meretricatu ea propitiari, ac prosperitatem rerum inde nasci. Augustinus von Römern: Quasdam in Capitolio fœminas sedere solitas, quæ se à Jove amari putabant, nec lunonis quidem iracundissimæ aspectu terrebantur. Eben dis bezeuget Strabo von der Perser / Meder und Armenier Götzen: Hæc est Venus in Oriente culta Armeniorum Idolum; Illustrissimi ejus Nationis Filias suas Virgines si dedicant, ac lex est, ut longo tempore apud Deum constupratæ, deinde nuptui dentur, nemine talis mulieris conjugium dedignante. Insonderheit aber ist von diesem unzüchtigen Heyligthume merckwürdig / wasHegesipp. l. 2. c. 4. Joseph. l. 18. Antiq. c. 4. erzehlt: Scribunt de Paulinâ, non minus probitate morum, quam Natalium claritate illustri, adhæc opulenter formosâ, ut quæ esset in ipso ætatis flore; cujus cum pudicitiam Decius Mundus equestris Ordinis Juvenis, nec prece, nec pretio ducentarum drachmarum millium pro unicâ nocte oblata flectere potuisset; fraude compositâ cum sacerdotibus Isidis, cujus cultui vehementer addicta erat Paulina, fingunt Legatum missum ab Anubide, qui ipsius formâ captus, jubeat, ut ad se veniat: illa libenti animo suscepto nuncio, & marito quoque admonitô, quod paratum[387] sibi esset Anubidis cubile, in templum educta, & tenebris conciliantibus in latentem ibi Mundum incidens, totam noctem insecuta est Juveni, Deo se gratificari existimans. Abscheulich aber ist / was Mandelslo von den Ost-Indianischen Abgöttern berichtet:Quod Matronæ nuptiarum Die Virginum pudenda fictitiorum Deastrorum Virilibus adigendo ipsis hoc ipso Virginitatem devovere glorientur. Und nichts besser / was Schildius ad Sueton. August. c. 94. p. 297. n. 1. anmerckt: Nil tota Ægypto monstrosius erat Infamiâ Mendesiorum: qui Hircum pro Numine colentes excellentissimâ formâ mulieres illius libidini substernere soliti: atque ut prurigæ boni, cessantem lege naturæ bestiam, contra naturam instigare.


144 Hanno Pœnus apud Plautum in Pœnulo.


Deum hospitalem atque Tesseram mecum fero.


Zu diesem Orthe vermerckt Taubmannus, und Budæus in ff. Apud Antiquos Hospitia erant privata: quæ magna erat necessitudo. Fuit autem antiqui moris, Tesseram dari hospitibus dimidiatam, quam quicunque attulisset ad hospitem 165 continuò agnosci posset, & hospitio excipi, tanquam amicus & vetus hospes. Hoc autem jus ad Posteros transibat, propterea tesseram diligenter asservabant. Qui autem jus Hospitii violabat, is Tesseram hospitalem fregisse dicebatur.


145 Wie diese in Spanien Gefangene sie Scipio unberühret dem Bräutigam wieder eingeliefert / beschreibtLivius dec. 3. l. 6. p. 248. Und Florus l. 2. c. 6. n. 40. Ad profligandam Provinciam maximè profecisse singularem Ducis Sanctitatem; quippe qui captivos pueros puellasque præcipuæ pulchritudinis, Barbaris restituerit, ne in conspectum quidem suum passus adduci, ne quid de Virginitatis integritate delibasse saltem oculis videretur.


146 Von des grossen Alexanders Empfängnüs erzehlet Plutarch. in Vit. Alex. p. 665. allerhand seltzame Sachen / nemlich: daß der Olympias in der Nacht für der Hochzeit geträumet: daß ihr Leib vom Jupiter mit Blitz gerühret würde; kurtz darnach aber dem Philippo: daß er ihren Leib mit einem Petschier /worauf ein Lewe / versiegelte. Daß bey ihrem Bette man eine aufgerichtete Schlange gesehen / auch: daß hierüber Philippus das eine Auge eingebüsset / als er den Jupiter in Schlangengestalt durch einen Ritz bey der Olympias erblicket hätte; wiewol er diesen Betrug selbst nicht wol umbstehen kan / berichtende: daß sie in ihren Zimmer gekirrte Schlangen versteckt gehabt habe. Besihe Justin. l. 12. p. 121. Joseph. Ben Gorion. l. 1. c. 4. aber tichtet: daß Nectanebus König in Egypten /als er für Artaxerxe Ocho in Macedonien geflohen /habe er die Olympias bezaubert / und unter der Gestalt des Jupiters Ammon sie geschwängert / worvon Alexander were gebohren worden. Noch lächerlicher ist / was Dionys. Halicarnass. l. 4. Antiq. Rom. p.m. 207. erzehlet: daß König Servii Tullii Mutter von einem Gespenste supra flammas virilis membri speciem præ se ferente beschlaffen / geschwängert / und er darvon gebohren sein solle. Und von Keysers Augusti Ankunfft meldet Sueton. August. c. 94. In Asclepiadis Mendetis ϑεολογουμένων libris lego, Atiam, cum ad [388] solemne Apollinis sacrum mediâ nocte venisset, positâ in templo lecticâ, cum cæteræ Matronæ dormirent, obdormisse: Draconem repente irrepsisse ad eam, pauloque post egressum: illamque expergefactam quas, â concubitu Mariti purificasse se: & statim in corpore ejus exstitisse maculam velut depicti Draconis: nec potuisse unquam eximi: adeò ut mox publicis balineis perpetuò abstinuerit: Augustum natum mense decimo & ob hoc Apollinis Filium existimatum. Und von Seleuco berichtet Justin. lib. 15. p. 141. 142. Seleuci mater Laodice, cum nupta esset Antiocho, claro inter Philippi Duces viro, visa est sibi per quietem ex concubitus Apollinis concepisse, gravidamque factam munus concubitû Annulum à Deo accepisse, in cujus gemmâ anchora sculpta esset. Jussaque id donum filio, quem peperisset, dare. Admirabilem fecit hunc visum & Annulus, qui posterâ die ejusdem sculpturæ in lecto inventus est, & figura anchoræ, quæ in femore Seleuci nata, cum ipso parvulo fuit. Originis ejus argumentum etiam posteris mansit. Siquidem filii nepotesque ejus Anchoram in femore, veluti notam generis naturalem habuere. Obiges von dem Löwen-Siegel berichtet auch: Suppletor Curtii l. 1. p.m. 14. und Curtius lib. 3. daß Alexander / nachdem ihm des / Jovis Ammonis Prister geheuchelt: Er were sein Sohn / sich des Jupiters Sohn nicht nur heissen lassen / sondern auch befohlen. Aus ebenmäßiger Einbildung haben die Römer diesem Scipio geheuchelt: daß er von einem Gotte gezeuget were / weil in seiner Mutter Schlaf-Gemache auch mehrmals eine Schlange gesehen worden. Livius dec. 3. l. 6. Deßwegen auchScipio sich angestellet / als wenn er nichts / was ihm die Götter nicht offenbahrten / fürnehme. Appian. de bell. Hisp. p. 265. & 267.


147 Justin, lib. 32. c. 4. Ex quibus constat Annibalem, nec tum cum Romano tonantem Bello Italia contremuit, nec cum reversus Carthaginem summum Imperium tenuit, aut cubantem cænasse, aut plus quam Sextario Vini indulsisse, Pudicitiamque eum tantam inter tot Captivas habuisse, ut in Africa natum quis negaret.


148 Livius dec. 3. lib. 10. c. 16. 36. berichtet: daß /nachdem Syphax gefangen worden / Carthago dreissig ihrer Rathes-Eltesten den Scipio umb Frieden zu bitten abgeschickt; welche ihr Schiff mit Oelzweigen besteckt hatten. Von diefer nach Tunis gekommenen Bothschafft / erzehlt Polyb. lib. 15. c. 1. daß sie mit verfallenem Gemüthe auf die Erde niedergesuncken /der Sitzenden Füsse geküsset / und die Erde angebetet hetten. Von einer nachfolgenden aber / als Carthago mit dem Masanisssa zerfallen / Livius lib. 40. c. 24. lachrymantes, procubuerunt, stratique humi, non sibi magis misericordiam, quam Regt Invidiam concitaverunt.


149 Aristoteles berichtet von Carthaginensern: daß ihre Feld-Herren nach der Anzahl ihrer Feld-Züge auch so viel Ringe getragen. Tacit. c. 31. de Mor. Germ. erzehlt hingegen von Gatten: Fortissimus quisque ferreum, insuper Annulum (ignominiosum id genti) velut vinculum gestat, donec se cæde hostis absolvat.


150 Also verbothen die Ephesier bey hoher Straffe den Herostratus / der durch Anzündung [389] des Dianischen Tempels einen ewigen Nahmen erwerben wolte / zu nennen. Aber ihr Verboth ist fruchtloß gewest. Strabo lib. 14. Von den Carthaginensern aber schreibt Augustin. daß sie den Saturn nie genennt:Senem potius, quam Saturnum dicentes, tam timidâ superstitione, ut etiam penè vicô suo nomen mutaverint, vicum senis potius, quam vicum Saturni appellantes. Jedoch ist dis mehr aus abergläubischer Andacht als aus Abscheu geschehen / wie die Juden τὸ τετραγράμματον הוהי (welches sie auch schem hammephoras nennen) für ein ἀνεκφώνητον oder für ein unaussprechlich Wort halten / und also darfür Adonai, die Phœnicier Ἰεύω, die Samariter Ἰαβαὶ, die Heyden Jupiter aussprechen. Gatakerus Dissertat. de Nomine Tetragrammato.


151 Jugurtha beym Salustio: Paulo ante Carthaginenses, Regem Persen, post uti quisque opulentissimus videbatur, ita Romanis hostem fore. Et lib. 4. hist. Namque Romanis cum Nationibus, Populis, Regibus cunctis, una & ea vetus Causa bellandi est Cupido profunda Imperii & Divitiarum. Hieher gehöret auch der schöne Orth aus des Petronii Satyrâ.


Orbem jam totum victor Romanus habebat,

Qua mare, qua Tellus, qua Sidus currit utrumque,

Nec satiatus erat: gravidis Freta pulsâ Carinis,

Jam peragrabantur, Si quis Sinus abditus ultra,

Si qua foret Tellus, qua fulvum mitteret aurum

Hostis erat: fatisque in tristia bella paratis

Quærebantur Opes: non vulgò nota placebant

Gaudia, non usu plebejo trita Voluptas.


152 Polyb. l. 1. c. 32. meldet von Rom und Carthago: Erat de summo Imperio inter duos hosce Populos æmulatio. Gellius l. 10. c. 27. In litteris veteribus memoria extat, quod par fuit vigor & acritudo amplitudoque Populi Romani & Pæni, neque immeritò æstimatum: nam cum aliis quidem Populis de uniuscujusque Reip. cum Pœnis autem de omnium Terrarum Imperio decertatum. V. Polyb. l. 15. c. 9. Vellej. Paterc. l. 1. c. 12. Flor. l. 2. c. 2.


153 Silius l. 1. de Bell. Pun. redet von dem Gelücke der Stadt Rom also:


Quæsitumque diù, quâ tandem poneret arce

Terrarum Fortuna Caput. –


Und ausführlicher Plutarch. de Fortun. Roman. Fortuna Persis Assyriisque desertis, cum leviter pervolasset Macedoniam, celeriterque abjecisset Alexandrum, Ægyptumque deinde & Syriam Peragrando Regna distulisset, & sæpe conversa Carthaginenses tulisset: postquam transmisso Tyberi ad Palatium appropinquavit, Alas deposuit, Talaria exuit, & in fideli & versatili illo Globo misso factô, ita Romam intravit, ut mansura: ac talis jam adest ad Judicium.


154 Daß Juno die eigentliche Schutz-Göttin der Stadt Carthago gewest / ist aus Macrob. [390] lib. 6. Metam. Virg. l. 1. Æn, Insonderheit aber lehret Joseph Scaliger: Junonem pictam esse apud Carthaginenses Leoni insidentem, Dextrâ Fulmen, Sinistrâ Sceptrum gerentem. Freinsheim. in Not. ad Curt. l. 4. c. 1. n. 22. hat ein schön Epigramma, darinnen vieler Oerther Schutz-Götter erzehlt werden.


155 Cic. lib. 2. de Natur. Deor. meldet: daß Carthago eine Tochter des Hercules gewesen sey. Wiewol Carthago nur ein verfälschtes Wort von dem Syrischen Karchuda ist. Salmas. de Lingv. Hellenist. p. 358.


156 Cicero lib. 1. de Divinat. schreibt: Annibalem, cum Columnam auream, quæ erat in Fano Junonis Laciniæ aufferre vellet, dubitaretque, utrum ea solida esset, an extrinsecus inaurata, perterebrasse; cumque solidam invenisset, statuisse eam tollere. Secundum quietem visam ei Junonem prædicere, ne id faceret, minitarique, si id fecisset, se curaturam, ut eum quoque Oculum, quô bene videret, amitteret. Idque ab homine acuto non esse neglectum. Itaque ex auro, quod exterebratum esset, buculam curasse faciendam, & eam in summo Columnæ collocasse.


157 Vom Heliogabalus erzehlt Lampridius in ejus Vitâ. c. 33. p. 876. denckwürdig: Paraverat funes blatta & ferico & cocco intortos, quibus, si necesse esset, Laqueo vitam fineret. Paraverat & Gladios aureos, quibus se occideret, si aliqua vis urgeret. Paraverat & in Cerauneis & Hyacinthis & in Smaragdis Venena, quibus se interimeret. Fecerat & altissimam turrim, substratis aureis gemmatisque ante Tabulis, ex qua se præcipitaret, dicens, etiam mortem suam pretiosam esse debere & ad speciem Luxuriæ, ut diceretur nemo sic periisse. Sed nihil ista valuerunt. Nam & occisus est per Scurras, & per plateas tractus est fordidissimè, per Cloacas ductus, & in Tiberim summissus est.


158 Guevarra Horol. PP. lib. 3. c. 40. Lex erat apud priscos Carthaginenses, ut si Filii mors Patri, aut Patris Filio, aut Uxori Mariti, aut Marita Uxoris, aut cujuscunque mors dolenda indicanda alicui foret, ejus uterentur ministeriô, qui in Carcere jam Capitis condemnatus erat, ac si Nuntius statim esset occidendus, ne in Conspectum illius amplius veniret.


159 Die Suffetes, welche vom Hebreischen םיטפוש; nemlich den Obersten Richtern den Nahmen haben /waren nicht nur zu Carthago / sondern auch in andern Africanischen Städten die höchste Obrigkeit. Selden de Diis Syr. Proleg. c. 2. p. 16. 17. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 24. p. 516. 517. diese wurden zu Carthago auch Könige genennt. Arist. l. 2. Pol. c. 11. Corn. Nepos in Vita Hannibal. Herod. l. 7. Diodor. l. 14. wie auch Dictatores. Justin. l. 19. c. 1. n. 7. Gellius. l. 10. c. 52. Ihre Gewalt aber wehrete nur ein Jahr. Liv. l. 30.


160 Also nennet die Stadt Carthago Plautus in Pœnulo. Act. 5. Scen. 2. Es kommet aber dis Wort von dem Hebreischen קנע ירדח welches heißt der Sitz des Anak. Sintemal sich die Phœnicier [391] oder Chananiten קנע ינב Kinder des Anak (ungeachtet die wenigsten von ihm herstammeten) nennten. Massen denn die Phœnicier daher Pheanac, oder von den Griechen verdrehet φοίνικες genennt wurden. Bochart. in Chanaan. lib. 1. c. 1. p. 363.


161 Weil sie sie einbalsamirten. Plaut. in Pœnuli Prologo. Daher Tertullian. de Resurrect. Carn. c. 42. von ihren eröffneten Gräbern erwehnet: quingentorum ferè annorum Ossa adhuc succida & Capillos olentes Populus exhorruit.


162 Diodor. Sicul. lib. 20. Agathocles accepto Amilcaris Pœnorum Ducis, qui in Sicilia occubuerat, Capite, Carthaginensibus ostendit, quæ res iis acerbissimum Dolorem attulit, qui ritu Barbarorum, Caput Regium adorarunt.


163 Dieses Getichte; wie Hercules auf einem Scheide-Wege von der Tugend und Wollust ihnen zu folgen gereitzet worden / hat Prodicus Sophista erfunden. Besiehe hiervon Xenophon. l. 2. Memorabil. Cicer. l. 1. de Offic. Sil. Ital. l. 15. de Bell. Punic.

Die fünfte Abhandlung.

164 Dieser םיפרת wird zum ersten Genes. 31. 9. da sie dem Laban gestohlen worden / gedacht. Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 4. c. 3. p. 259. 260. meint: Es sey dis von Uhrsprung ein Egyptisch Wort / nemlichΣεράπις, welches die Chaldeer / die ת oder ט für ש aussprechen / und das zimlich gleiche ס in ם verwandelt / in Theraphim verkehret. Worzu er denn zimlich scheinbar aus dem Abenephi anführt: Erant Ægyptiis simulachra quædam Pueri specie quæ vocabantur Serapis. Hæc adorabant de futuris & absconditis ea interrogantes. Omnibus in locis celebrioribus Urbium ea collocabant adolentes ante ea, secum quoque ea contrâ Eventus malorum portare solebant. Atque hæc Idola similia sunt Theraphim, quæ Israëlitæ colebant, & quæ Laban adoraæ Scriptura memorat. etc. Warum also die Theraphim, (welche zwar auch Judic. 17. 5. Reg. 19. für gemeine Bilder und Nachgemächte gebraucht / und sonst אינמלצ oderΜορφώμετα genennt werden. Kirch. d.l.p. 254. 255. Selden. de Diis Syr. Synt. 1. c. 2. p. 98.) eigentlich nichts anders als Wahrsager-Bilder und zugleich Dii Averrunci, oder Ἀλεξητήριοι und στοιχεῖα. Selden. d.l.p. 103. welche in der Coptischen Bibel die Grösten unter Labans Göttern / dem Jamblicho aber ἀγάλματα ϑείας μετουσίας heissen.


165 Das dieser Abgott eben dis / was Adon, nemlich die Sonne gewest / ist aus Selden. d.l. Synt. 2. c. 11. zu sehen.


166 Hecate oder der Mohnde ward für die Uhrheberin gezauberter Liebe gehalten. Daher beym Seneca Phœdra in Hippolyto:


[392]

Hecate triformis, en ades cœptis favens,

Animum rigentem tristis Hippolyti doma:

Amare discat, mutuos Ignes ferat.


167 Dis zielet auf des Propertii Rhombum Magicum, des Theocriti ῥόμβον χάλκεον; welcher die Liebe zu wircken dienen sol / und ἐξ Ἀφροδίτης δινεῖσϑαι, oder nach der Venus Ordnung herumb gedreht werden / heisset. Selden. Synt. 1. c. 2. p. 114.–116.


168 Kircher. d.l.p. 260. daß zwar die Theraphim und die Serapis in dem Feuer des Mithra Ertzt / Steine /Holtz und dergleichen Zeuge / aber niemals ohne Menschen-Blutte haben bereitet werden können. Die Zubereitung aber beschreibt das Thargum Hierosolymitan. und Elias Thesbites dergestalt: Mactabant hominem primogenitum, cujus Caput torquendo præscindebant, Caput v. abscissum Sale & Aromatibus condiebant, scribebantque super laminam auream nomen Spiritûs immundi, quâ suppositâ Capiti, ponebant illud in pariete, incendentes coram eo Candelas & adorantes coram eo. Et cum istius modi locutus est Laban. Selden. d.l.p. 98. Kircher. p. 257.


169 Nemlich / cum omnes simul ab ipso Sectionis vernæ momento sive Exordio Zodiaci progrediuntur Planetæ; vel cum omnes in loco prima; Genituræ existunt, sc: cum quilibet decimam quintam partem Domûs suæ obtinet, Luna sc: Cancri, Sol Leonis, Mercurius Virginis, Venus Libræ, Mars Scorpionis, Jupiter Sagittarii, Saturnus Capricorni. Selden. d.l.p. 108. 109.


170 Daß die Zabii oder Chaldeer der Sonne güldene /dem Mohnden silberne Bilder gegossen / führet ausMore Nebochim Selden. d.l.p. 103. 104. Posuerunt in solis Lunæque Palatiis Imagines, & dixerunt, quod splendor potentiorum stellarum diffundebatur super illas, & loquebantur cum hominibus, & annunciabant eis utilia. Und noch ausführlicher Abenezra und Abulensis beym Kircher. p. 256. Erant quædam Capita ex Metallo certo tempore & sub certis siderum Aspectibus & Conjunctionibus Planetarum facta, ut inde Virtus à Cœlo derivaretur in illud Caput, fieretque potens respondendi consulentibus & interrogantibus ipsum: idque fiebat partim per Astrologiam, & partim per Necromantiam. Fecit hujusmodi Caput Albertus Magnus, quod Discipulus ejus S. Thomas confregit.


171 Hermes beym Selden. p. 107. 108. Ita Humanitas semper memor humanæ naturas & Originis suæ in illa Divinitatis imitatione perseverat, ut sicut Pater & Dominus sui similes Deos fecit æternos, ita Humanitas Deos suos ex sui Vultûs similitudine figuraret. Statuas sc. animatas sensu & spiritu plenas, futurorum præscias, ea quæ forte omnis Vates ignoret.


172 Mor Isaac Maronita beym Kircher. p. 257. 258. Idolis Victimas & Sacrificia offerebant, incendentes ante ea Aromata. Diabolus v. certis temporibus loquens ex singulis eorum petentibus responsa dabat, futura prædicens & abscondita revelans. Ea etiam, quæ in remotis [393] siebant, mortem quoque & Secreta Cordium prodebant. Gleichergestalt hat der Wahrsager-Geist zu Delphis nur etliche gewisse Tage geantworttet. Also: daß Apollo sechs Monath hier / und sechs andere bey den Lyciern wahrgesagt; meistentheils in ersten / siebenden / und neundten Tagen jeden Monaths / Früh / Abends und bey zunehmenden Mohnden. Thysius Not. ad l. 1. c. 6. Valer. Max. p. 59. a.


173 Jene ist der Mohnden / diese die Sonne. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 176. 177. der Krebs und Löwe aber ihr Hauß.


174 בוא ist Levit. 20. 6. Deuteron. 18. 2. ein Wahrsager-Geist / der aus den Todten redet / wie / 1. Sam. 28. aus dem Samuel. Dieser aber redete entweder aus der Erde / oder aus dem Munde des Wahrsagers / oder des Todten / zuweilen auch gar aus dem Geburths-Gliede. Daher die Wahrsagerin 1. Sam. 28. ἐγγαστρίμυϑος genennet wird. Selden. Synt. 1. c. 2. p. 120.


175 Der Dido Tempel und Grab beschreibt Silius Ital. lib. 1. de bell. Pun.


Urbe fuit mediâ sacrum Genitricis Elissæ

Manibus, & patriâ Tyriis formidine cultum

Quod Taxi circum, & piceæ squalentibus Umbris

Abdiderant, cœlique arcebant lumine Templum.

Hoc sese, ut perhibent, lucris mortalibus olim

Exuerat Regina loco. Stant marmore mæstæ

Effigies, Belusque parens, omnisque Nepotum

à Belo series, stat gloria gentis Agenor;

& qui longa dedit terris cognomina, Phœnix

Ipsa sedet tandem æternum conjuncta Sichæo:

Stant Aræ Cælique Deis, Hereboque potenti.


Aus dem andern Verse muthmasset Hendreich. Carthag. p. 196. daß der Dido auch Menschen-Blutt geopffert worden sey.


176 Also redet Virgil. l. 4. Æn. von der opferndenDido:


Unum exuta pedem Vinclis.


In Sacris Expiatoriis enim Calceamenta solutis Vinculis & ansis pedibus detrahebantur. Dempster. Paralipom. ad l. 5. c. 36. Rosin. p. 947. welches die Heyden Zweifelsfrey aus der heiligen Schrifft geborget / weil Gott Exod. 3. 5. Josuæ. 5. 15. die heiligen Oerter mit Schuhen zu betreten verboten.


177 Der Dido Tempel und Grab beschreibt Silius Ital. lib. 1. de bell. Pun.


Urbe fuit mediâ sacrum Genitricis Elissæ

Manibus, & patriâ Tyriis formidine cultum

Quod Taxi circum, & piceæ squalentibus Umbris

Abdiderant, cœlique arcebant lumine Templum.

Hoc sese, ut perhibent, lucris mortalibus olim

Exuerat Regina loco. Stant marmore mæstæ

Effigies, Belusque parens, omnisque Nepotum

à Belo series, stat gloria gentis Agenor;

& qui longa dedit terris cognomina, Phœnix

Ipsa sedet tandem æternum conjuncta Sichæo:

Stant Aræ Cælique Deis, Hereboque potenti.


Aus dem andern Verse muthmasset Hendreich. Carthag. p. 196. daß der Dido auch Menschen-Blutt geopffert worden sey.


178 Virgil. de Didone.


Præterea fuit in tectis de marmore Templum

Conjugis antiqui, miro quod honore colebat,

Velleribus niveis & festâ fronde revinctum.


[394]

Worbey Servius anmerckt: Moris fuerat, ut nubentes puellæ, simul ac venissent ad limen Mariti, postes ornarent laneis vittis. Daß die Priester und die Opfernden aber weisse Hauben getragen / ist bekand.


179 Wenn einer ihm die Balaath-Ob oder die Todten wolte wahrsagen lasen / mußte er einen Myrten-Zweig in der Hand halten und räuchern. Selden. d.l.p. 121.


180 Daß die ersten Granat-Aepfel Venus auf Cypern gepflantzet / lehret Cæl. Rhodigin. l. 23. c. 3.


181 Virgil. l. 4. Æn. v. 137. bildet sie also für:


Sidoniam picto Chlamydem circumdata limbo:

Cui pharetra ex auro: crines nodantur in aurum,

Aurea purpuream subnectit fibula vestem.


182 Cicer. 1. de Divinat. Oraculi Delphici vim prædicendi Spiritui Terræ tribuit. Diodor. Sic. l. 6. & 10. Justin. l. 24. c. 6. beschreibet dieses Oraculum umbständlich / und meldet: in medii Montis planitie profundum Terræ foramen, quod in Oraculo patet: ex quo frigidus Spiritus, vi quâdam velut vento in sublime expulsus, mentes Vatum in Vecordiam vertit, impletasque Deo Responsa Consulentibus dare cogit.


183 Daß zu Dodona in Epirus Jupiter anfangs durch Eichen / hernach durch Tauben / endlich durch Priesterinnen Peristea und Triton wahrgesagt / lehretNatal. Comes. Mythol. l. 6. c. 12. p. 603. Ja daß dieses / wie auch Hammons Oraculum in Lybien zwey von Thebe aus Egypten geflogene Tauben aufzurichten mit Menschen-Stimme befohlen haben / führetKircher. Oedip. tom. 1. Synt. 3. c. 2. p. 206. aus. Es rühret aber dis Getichte von der Tauben Wahrsagung eigentlich daher: daß die Thessalier Tauben und Wahrsagerinnen Πελειάδας genennt. Wie die Tauben in Sicilien bey Eryx für der Venus Bothen gehalten /von Babyloniern eine Taube / wordurch sie vielleicht auf die Semiramis gezielet / Göttlich verehret / ist aus Selden. Synt. 2. c. 3. p. 274.–276. zu sehen.


184 Lucianus berichtet: daß Æsculapius bey der Stadt Pella in Macedonien durch einen Drachen gewahrsagt habe. Daß ihm ein Drache als ein Zeichen der Wachsamkeit zugeeignet worden / ist aus Festi Pompeii lib. 9. und wie er in Gestalt eines Drachen von Epidaurus nach Rom kommen / aus Valer. Maxim. lib. 1. c. 8. n. 2. zu sehen.


185 Des Hammons Gestalt beschreibt Freinsheim in Comment. ad l. 4. c. 7. n. 21. 23. Curtii: daß er nur mit Wincken wahrgesagt / lehret Kircher. Oedip. tom. 1. [395] Synt. 3. c. 2. p. 206. wiewol dis auch andere Wahrsager-Bilder gethan. Diodor. Sic. l. 17. c. 50. Eustach. in Dionys. v. 212. Strabo lib. 17.


186 בוא ist Levit. 20. 6. Deuteron. 18. 2. ein Wahrsager-Geist / der aus den Todten redet / wie / 1. Sam. 28. aus dem Samuel. Dieser aber redete entweder aus der Erde / oder aus dem Munde des Wahrsagers / oder des Todten / zuweilen auch gar aus dem Geburths-Gliede. Daher die Wahrsagerin 1. Sam. 28. ἐγγαστρίμυϑος genennet wird. Selden. Synt. 1. c. 2. p. 120.


187 Daß Pluto wegen habender Herrschafft über den Tod / Sec. Hebr. c. 2. v. 14. Axiokersos ץרל¯זחא, oder auch תומ Μοὺθ, oder der Tod selbst genennt worden /lehret Selden. Synt. 1. c. 5. p. 164. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 12. p. 427.


188 Daß Dido des Belus / Bals / Bels / oder Baals Tochter gewest / welcher in Cypern geherscht / und sonst auch Methres genennt worden / wie auchΜάτγηνος oder ןואגתמ ein vortreflicher Mann / lehretBochart. in Chanaan. l. 1. cap. 3. pag. 370. Euseb. in Græc. Chron. nennet ihn Καρχηδῶνα τὸν Τύριον. Besiehe Justin. l. 18. c. 4. allwo Bernegger. anmerckt: daß Agenor ihr Vater / Belus ihr Groß-Vater gewest sey. Bel, Bal, Baal aber heisset Herrgott. Selden. Synt. 2. c. 1. p. 194. seq. Belus aber war bei den Assyriern der Sonne und des Saturnus Nähme. Vossius. l. 2. Theol. gent. cap. 4. Es ist aber der Dido Vater ein viel jüngerer Belus, als Belas Assyrius, welcher Babylon gebauet / und sonst Nimrod heißt. Bochart. in Phaleg. l. 4. c. 14. p. 263.


189 Von dieser Memnons-Seule sind alle Bücher voll; welche aber am besten Pausanias beschreibet:Miror in Megarensium montibus lapidem reperiri, qui lapide percussus, non secus ac Lyra insonat. Sed multo me majori admiratione affecit Ægyptiorum Colossus, qui Thebis Ægyptiis est postquam Nilum trajeceris; vidi enim ad hoc usque tempus statuam sedentem juxta eum locum, quem Syringas appellant; eam plerique Memnonem dicunt, quem ex Æthiopiâ profectum in Ægyptum pervenisse arbitrantur. Thebæi Memnonem negant, sed quendam popularem suum esse ajunt, cujus ea Statua sit. Audivi etiam, qui hanc Sesostri Statuam tribuant, quam Cambyses mutilaverit. Reliquum Corpus sedet, & quotidie insonat oriente Sole, quem sonitum dixeris similem diruptæ chordæ in Lyra vel Cytharâ. Und nebst ihm Philostratus in Leonibus. Memnon in Æthiopiâ deformatus est in lapidem nigrum, sedentis in habitu, solaribus radiis ubi Statua contingitur, veluti plectrum incidens Sol in Memnonis os, elicit inde vocem. Besiehe Strabon. lib. 13. Plin. lib. 10. c. 26. & l. 26. c. 7. Philostrat. lib. 6. c. 3. Tacit. 2. Ann. 61.


190 Daß derogleichen Bild in Egypten gewest / auch derogleichen durch die Bau-Kunst / und andere Magnetische Mittel gemacht werden könne / ist aus Kircher. tom. 2. part. 2. class. 8. cap. 3. l. 1. 2. pragm. 6. p. 331. zu sehen.


191 Beroaldus in Apulejum: Apud Alexandriam templum fuit Serapidis opere fornicario constructum & mirâ arte visendum: in quo simulachrum Dei ita erat vastum, ut dextrâ unum parietem, alterum lævâ perstringeret: quod ex omnibus metallorum lignorumque generibus compositum ferebatur. Erat etiam dolo & arte composita fenestella, ab ortu Solis ita aptata, ut radius Solis per eam directus, os & labra Serapidis illustraret, ita ut inspectante populo, osculo [396] salutatus à Sole videretur. Die Arth derogleichen nachzumachen gibt Kircher. all. loc. pragm. 5. p. 329. 330. an die Hand.


192 Warumb sie die Isis mit so viel Brüsten abgebildet / lehret Macrobius: Continuatis Uberibus eorpus Deæ omne densatur, quia vel Terræ, vel rerum naturæ alimento nutritur universitas. Daß aber in Egypten auf dem Altare solch ihr Bildnüs / sobald man die Lichter angezündet / aus allen Brüsten häuffig Milch gespritzet habe / und wie dis nachzumachen sey / beschreibt Kircher. cit. loc. §. 2. prag. 1. p. 332. 333.


193 Ara Aspide adornata, in quâ igne posito Isis & Osiris vinum & lac fundebant, Aspis vero seu Agathodæmon sibilando applaudebat. Kircher. cit. loc. pragm. 2. p. 333. 334.


194 Virg. l. 6. Æn. v. 640.


Largior hic Campos æther & lumine vestit

Purpureo: solemque suum, sua sidera norunt.


195 הטאלא heist eine göttliche Heldin / oder eine Heldin Virago. Worvon der Irrthum beym Eusebio entstanden: daß sie Dido auch Origo geheissen. Gleichergestalt irret Servius, welcher Dido für Virago auslegt / und Elissa, ihren ersten Nahmen / ihr nur als einen Zunahmen zueignet / den sie erst bekommen hätte / als sie sich ins Feuer gestürtzt. Bochart. in Chanaan. lib. 1. c. 24. pag. 515.


196 Der Dido hat diesen Zunahmen von ihrem Zuge aus Phœnicien in Africa bekommen. Sintemal דיד eine Herumbschweiffung / und also Dido so viel alsπλανῆτις, eine Herumbirrende heißt. Etliche meinen /dieser Nahme komme אדויד oder der Liebe. Von welcher auch der Phœnicische Hercules beym Eusebio in Chronic. lib. 1. p. 26. Diodas genennet wird. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 24. p. 515. 516. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 188. Von diesem Zunahmen Diodas meldet Hendreich. Carthagin. l. 1. sect. 1. c. 1. p. 20. Phœnices Herculi indidisse, quia invocabatur à Procis, & ex illius numine felix successus in amoribus pendere putabatur.


197 Justin. l. 18. c. 4. meldet: Daß der Dido Gemahldes Hercules Priester / diese Würde aber zu Tyrus die erste nach dem Könige gewest sein. Ein solcher Priester war zu Carthago Cartalo, der nach Tyrus dem Hercules die Zehnden gebracht hatte / und hernach von seinem eigenen Vater Maleus gekreutzigt ward.Justin. l. 18. c. 7. Von dem Hercules aber lehret Macrobius. l. 1. Saturnal. c. 20. p. 236. Nec Hercules à Substantia Solis alienus est, quippe Hercules est ea Solis potestas, qua humano generi virtutem ad similitudinem præstat Deorum. Cæterùm Deut Hercules religiosè quidem & apud Tyron colitur: verum sacratissima & augustissimâ Ægyptii eum religione venerantur, ultraque memoriam, quæ apud illos retrò longissima est, ut carentem initiô colunt. Et reverà Herculem Solem esse, [397] vel ex nomine claret. Heracles enim quid aliud est nisi heras, id est aëris cleos? quæ porrò alia aëris gloria est, nisi Solis illuminatio, cujus recessu profunditate occulitur Tenebrarum? Prætereà sacrorum administrationes apud Ægyptios multiplici actu multiplicem Dei afferunt potestatem significantes Herculem hunc esse τὸν ἐν πᾶσι καὶ Διά πάντων ἥλιον.


198 Wie der Dido Bruder Pygmaleon, oder vielmehr ןילעמגופ Pugmalion, das ist die Ruhe vom höchsten Gott / sec. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 3. p. 370. ihren Eh-Mann / welcher Sichæus, Sicharba, Acerba, Acerva hin und wieder genennt wird / seiner Schätze halber ermordet habe / beschreibt Justin. lib. 18. c. 6.


199 Als Hiarbas König in Mauritanien die Dido mit Gewalt heyrathen wolte / und auf den Verweigerungs-Fall Krieg ankündigte; die Carthaginenser auch selbst zur Heyrath geneigt waren / baute sie ihr mitten in der Stadt einen Holtzstoß auf / schlachtete unter dem Scheine / ihres Gemahles Geist zu versöhnen / viel Opfer ab / und durchstach sich auf dem Holtz-Stoffe mit Vermeldung: Nun sie zu ihrem Ehmanne. Worauf sie Carthago als eine Göttin verehret. Justin. lib. 18. c. 6. Aber Virgil. l. 4. Æn. tichtet: daß sie sich aus Sehnsucht gegen ihrem geliebten Æneas getödtet habe. Da doch Servius berichtet: Æneas were 340. Jahr für Erbauung der Stadt Rom (welche doch nur 40. Jahr jünger als Carthago gewest sein sol) in Italien kommen. Alleine Bochart führet in einem Briefe /oder vielmehr in einem gelehrten Tractat aus: daßÆneas nicht einmal aus Asien / weniger in Italien oder Africa kommen sey. Der Dido Verbrennung aber vergleicht Florus l. 2. c. 15. n. 7. den Todt der Asdrubalischen Gemahlin.


200 Die Zerstörung dieser mächtigen Stadt beschreibt Vellej. Patercul. lib. 1. cap. 12. 13. Flor. l. 2. c. 15. in fin. daß aber ein Pflug über ihre Brandt-Städte gefahren (Aratrum passam esse) Modestinus in l. 21. A. quib. mod. ususfr. amitt. gleichwol hat Julius Cæsar durch Andeutung eines Traumes Carthago wieder zu erbauen ihm fürgesetzt / Keyser Augustus auch solches vollstrecket. Appian. d.l.c. 61. p. 85. Dio lib. 43.


201 Dido Lybiam appulsa, cum ab Jarba pelleretur, petiit callidè, ut ad urbem communiendam venderet tantum terræ, quantum possit corium bovis amplecti. Quod cum ille promisisset, corium in tenuissimas corrigias sectum tetendit, occupavitque stadia viginti duo. Herodian. l. 5. Justin. l. 18. p. 158. Appian. l. 1. de bell. Pann. in princ. Virg. 1. Æn. v. 371. Nascimbenius muthmaßt: dieser Platz sey umb Ochsen oder ihre Leder ertauscht worden. H. Junius c. rei nummariæ; Dido habe von Ochsen-Leder Geld (welches D. Hieronymus Scorteos heißt /) andere: sie habe auf Geld Ochsen gepregt / indem Pecunia auchà pecude den Nahmen bekommen hätte. Cæl. Rhodigin. l. 10. c. 2.


[398] 202 Die Stadt-Mauer zu Carthago ist zwey und zwantzig Ellen dicke / und / wie Appian. lib. de bell. Punic. wil / dreißig / nach dem Diodor. Sicul. undOrosio l. 4. c. 22. vierzig Ellen hoch gewest; wovonMaro. 4. Æn.


pendent Opera interrupta, minæque

Murorum ingentes, æquataque machina Cœlo.


Also / daß Scipio sie mit zwey Stoß-Böcken / an derer iedem dreytausend Männer gezogen / erschellen müssen. Diese Mauer war über dis gewölbt: daß zu unterste dreyhundert Elefanten / darüber viertausend Pferde stallen / und ihr Futter aufhalten / zu oberste aber viertausend Reiter und zwanzig tausend Fuß-Knechte wohnen konten. Strabo lib. 27.


203 Orosius lib. 4. c. 23. sagt von der Stadt Carthago Einäscherung: Omnibus muralibus Lapidibus in pulveren etiam comminutis, aratrum passa est. Die Uhrsache ist ex Vellej. Paterc. l. 1. c. 12. zu nehmen:neque se Roma, jam terrarum orbe superato, Securam speravit fore, si Nomen usquam stantis maneret Carthaginis adeò Odium certaminibus ortum ultra metum durat, & ne in victis quidem deponitur, neque ante invisum esse desinit, quam esse desint.


204 Florus. lib. 2. c. 15. n. 16. 17. Deploratis novissimè rebus quadraginta se millia Virorum dediderunt. Quanto fortius Fœmina & Uxor Ducis? quæ comprehensis duobus Liberis à culmine se Domûs in medium misit Incendium. Wie des Asdrubal Gemahlin sich dem Scipio gegen über auf die Mauer gestellt / und auf ihres Eh-Manns Zaghaftigkeit geflucht / beschreibt Appian. de Bell. Punic. c. 59. p. 82.


205 Daß Masanissa eine grosse Uhrsache des zerstörten Carthago gewest / ist ex Fragmentis Polybii p.m. 1522. zu sehen: Μασσανάσϑην δὲ Καρχεδόνι αἴτιον τῆς Ἀναστάσεως: γένεσϑαι πάμαν αὐτὴν ἀσϑενῆ Ρωμαίοις ὑπολίσποντα.


206 Dieses berichtet Appian. de Bell. Punic.


207 Nemlich Jugurtha, Masanissens Sohnes-Sohn /welcher von Römern überwunden / und in Ketten nach Rom geschleppet worden. Salust. de bell. Jugurth. c. 114. Florus l. 3. c. 1.


208 Wie Florus lib. 4. vom stehenden Carthago mit dem Scipio wider den Cato gar recht geurtheilt:Pœnorum hostium imminentem metum disciplinam veterem continuisse; also ist von dem zerstörten wahr: Potentiæ Romanorum prior Scipio viam aperuerat, Luxuriæ posterior aperuit, quippe remoto Carthaginis metu, sublatâque Imperii æmulâ, non gradu sed præcipiti cursu à virtute descitum, ad vitia transcursum; vetus Disciplina deserta, nova inducta; in Somnum à Vigiliis, ab armis ad Voluptates, à Negociis in Otium conversa Civitas. Vellej. Paterc. lib. 2. in princip. Eben diß meinet Livius in Præfat. [399] Salust. in Catilin. & Jugurth. Augustin. de Civit. Dei l. 2. c. 18. & l. 3. cap. 19. & 21. Und insonderheit drücket diß Juvenal. Satyr. 11. wol aus:


Præstabat castas humilis Fortuna Latinas

Quondam, nec vitiis contingi parva sinebat

Tecta labor, somnique breves, & vellere Tusco

Vexatæ duræque manus, ac proximus urbi

Hannibal, & stantes Collina in turre Mariti.

Nunc patimur longæ pacis mala: sævior armis

Luxuriæ incubuit, victumque ulciscitur Orbem,

Nullum Crimen abest, facinusque Libidinis ex quo

Paupertas Romana perit, hinc fluxit ad istos

Et Sybaris colles, hinc & Rhodos & Miletos;

Atque coronatum & petulans madidumque Tarentum.

Prima peregrinos obscœna Pecunia mores

Intulit, & turpi fregerunt sæcula luxu

Divitiæ molles, quid enim Venus ebria curat?


Die Weiber blieben keusch / als Rom noch dürftig war /

Die Hütten kamen nicht durch Laster in Gefahr

Bey Arbeit / wenig Schlaff / als stetes Wolle-spinnen

Die Hände härtete / wie die Colliner Zinnen

Von Männern Tag und Nacht bewachet musten sein /

Weil Hannibal war dar. Itzt spielt sich Unheil ein

Bey allzulanger Ruh. Die Schwelgerey bekrieget

Uns ärger / als kein Feind / aus Rache / daß besieget

Von uns die Erde ward. Rom wird von Brunst gekwält /

Kein Laster geht ihm ab / seit dem ihm Armuth fehlt.

Was's üppige Tarent / das sich mit Balsam schmieret /

Was Rhodos / Sybaris / Milet für Wollust rühret /

Der frembden Sitten Koth ward in die Stadt gebracht

Durch ihr besudelt Geld. Des schnöden Reichthums Macht

Hat durch Verschwendungen verterbet Sitt- und Zeiten.

Denn Brunft und Trunckenheit spinnt tausend Uppigkeiten.


209 Die Wenden / als sie unter dem König Wismar von den Gothen geschlagen worden / haben sich in Ungern gesetzt / hernach hat sie Carocus und Gondigisilus mit dem Anhange der Alanen und Schwaben in Franckreich / und so fort in Spanien geführt. Diese sind hernach von Bonifacio, dem Landvogte in Africa, welchen Aëtius bey der Placida der Meuterey beschuldigte / zu Hülffe beruffen / und von Genserico im Jahr 426. dahin geführet / von ihnen Carthago und Numidien erobert / ihr Reich aber im Jahr 534. unter dem Könige Gilimer durch Belisarium wieder zerstöret worden. Hornius in Arc. Noæ. p. 173. 188. Jonston. Polyhist. Theodof. jun. p. 612. Endlich hat Keysers Justiniani Feld-Hauptmann Salamon die Wenden gar aus Africa verjagt. Jonston. d.l.p. 665. Daß aber Sisebutus der West-Gothen König in [400] Spanien /ungeachtet seine Vorfahren Alaricus und Walia durch Sturm und Ungewitter auf der See theils darvon zurück getrieben / theils ersäuft wurden / umbs Jahr 614. in Africam übergesetzet / und Mauritaniam Tingitanam erobert / erzehlet Saavedra Coron. Gotic. p.m. 319. 320.


210 Diß / und wie fast kein Reich in der Welt so viel Veränderung / als dis Theil in Africa / gelitten / die Römer von Wenden und Goten / alle von den Arabern / vom Abenchita seinen Söhnen / hernach vomAbu Haf, Beni Habdul Guadi vertrieben / sein Sohnes-Sohn Abraham zu des Tunetanischen Reichs Könige gekrönet / und Mulcy genennet worden; beschreibt Thuan. l. 7. p.m. 147. seq. Horn. Arc. Noæ. p. 367. 368.


211 Als Don Rodrigo der West-Goten König in Spanien im Jahr 712. des im Gotischen Africa statt sein herschenden Grafen Julians Tochter / oder (wie etliche wollen) Ehweib Florinda zu Pancorvo genothzüchtiget hatte / verband er sich mit den Söhnen des vorigen Königes Witiza, welchem Rodrigo die Augen ausstechen / und im Gefängnüsse sterben lassen / und begehrte von des Emir Elmumenina Ulit seinem Africanischen Land-Vogte Muza Abenzair wider ihn nur Hülffe. Dieser Muza, nachdem er durch (Anfangs zugegebene 400. Fuß-Knechte / 100. Reuter) an der Spanischen Küste einen reichen Raub gethan hatte /schickte dem Julian unter dem Tarif Abenzarca 12000. Mann zu / eroberte Calpe / Gibraltar / Tartesso / schlug und erschlug des Königs Bruder und Feld-Hauptmann Don Sancho, nam Sevilla ein. Endlich schlug er auch das von dem Könige Ihm entgegen geführte Heer durch Verrätherey; indem des Witiza Söhne / und Don Oppas Ertz-Bischoff zu Sevilla (welche sich zu des Rodrigo Feld-Obristen bestellen lassen) bey erhitzter Schlacht zum Julian überfielen. Der König selbst / als er über den Fluß Guadalete überschwimmen wolte / ersoff. Hierauf gieng Ecija, Cordua, Malaga, Granada, Murcia, Toledo über /und Muza Abenzair kam selbst mit 12000. Mann in Spanien / und nam Medina Sidonia, Carmona (wiewol durch Betrug des Julian) Bejade Portugal; sein Sohn Abdalasis, ein Jüngling von unbeschreiblicher Hertzhaftigkeit / aber Denia, Alicante, Huerta, undValentia ein. Inzwischen als Muza und Tarif mit einander wegen des Ruhms ihrer Siege und Eroberung der Stadt Saragossa zweyträchtig wurden / und beyde ihre Sachen für dem Ulit auszuführen nach Africa zurück kehrten / ward Abdalasis zum Land-Vogt in Spanien vom Naber bestellt / welcher des Rodrigo Königliche Wittib Egilona heyrathete / und auf ihr Einrathen als König zu Sevilla den Thron bestieg.Saavedra Coron. Gotic. p.m. 460. 503.


212 Wie durch des Ferdinandi Catholici Heyrath mit der Isabella aus Castilienl und seine Thaten die Spanische Monarchie gegründet / und durch Verheyrathung [401] seiner Tochter Johannæ mit Pbilippo auf das Ertzhaus Oesterreich versetzet worden / ist bekand:Lorenzo Gracian. in Fernando fasset von ihm p.m. 64. zimlich viel mit diesen Worten zusammen: El verdadero Hercules fue el Catholico Fernando, con mas bazannas que dias, ganava a Regno un anno, y adquiriò por herencia el de Aragon, por dote de Castilla, por valor el de Granada, por felicidad la India, por industria a Napoles, por Religion a Navarra, y por su gran capacidad a todos.


213 Omar, der dritte Arabische Chalifa nach demMuhammed, hat zu erste den Fuß in Africam gesetzet / Tripolis in Barbarien (also ist Numidien von der Wüsten Elbarbar oder ihrer unartigen Sprache genennt worden) erbauet / dem Muhammed zu Jerusalem einen Tempel gebauet / und sich zum ersten Emir Elmumenina, das ist / den Fürsten der Rechtgläubigen genennet. Hornius Arcâ Noæ. p. 343. 344. Sansovin nel l'Historia de' Turchi. p. 220.


214 Die Kriege und Siege Caroli V. im KönigreichTunis beschreibt Thuan. lib. 7. Bugia und das Königreich Oran hat des Ferdinandi Catholici Feld-HerrPetrus Navarrus unter dem Könige Abdurrhamel, und hernach auch Tripoli erobert. Horn. Arc. Noæ. p. 369. 370.


215 Wie König Philippus II. im 1573. Jahre durch den Johannen Austriacum Tunis eingenommen / Biserta erobert / den König Amidas mit seinen Söhnen nach Neapolis gefangen geführt / den Mehemet dem Königreich Tunis fürgesetzt / Goleta gebauet / beschreibet Thuan. l. 55.. Strada. Bell. Belg. dec. 1. lib. 10. p. 519. welches alles aber das Jahr hernach wieder verlohren gegangen. Thuan. lib. 58.


216 Daß der Adler bis in Himmel fliege / unter den Sternen sein Nest mache / und daher ἡψεπέτης undJovis armiger genennt worden / ist nicht nur ex Apulej. l. 1. Floridor. Horo. l. 2. c. 53. sondern ausAbdiâ. v. 4. Proverb. 23. 5. Jerem. 49. 16. Job. 39. 30. bekand; Weil den Adler auch Pindar. Olymp. 13. οἰωνῶν βασιλῆα und Pythic. 1. ἀρχὸν οἰωνῶν, Smyrnæus l. 3. v. 353. προσφερέστατον nennet / und Aristophanes in Equitib. Act. 3. von ihm also redet:Αἰετὸς ὠς γίνει καὶ πάσης γῆς βασιλευσης; Ja die Thebaner in Egypten ihn Göttlich verehret / Diodor. Sicul. lib. 1. Τὸν δ᾽ ἀετὸν θηβαῖοι τιμῶσι, Διὰ τὸ βασιλικὸν εἶναι δοκεῖν τοῦτο τὸ ζῶον, καὶ τοῦ Διὸς ἄξιον. Und die Araber ihm einen Tempel gebauet /wie ex Talmudicis Bochart. tom. 2. Hieroz. l. 2. c. 1. p. 163. ausführet; ist sich nicht zu wundern; daß auch die Römer den Adler genennet


[402]

– – ministrum fulminis alitem,

cuî Rex Deorum Regnum in aves vagas permisit.

Horat. l. 4. Od. 4.


Und daß selbten C. Marcius alleine zum Zeichen derLegionen / welche vorher Wölffe / Pferde / und der gleichen Thiere gebraucht / lehret Plin. l. 10. c. 4. Wiewol schon Tarquinius Priscus oben auf seinem Zepter einen Adler geführet. Rosin. Antiqu. Rom. l. 7. c. 3. p. 1091. Daher auch durch die Adler die Römischen Heere selbst verstanden worden. Dempster. Paralipom. ad Rosin. l. 10. c. ult. p. 1719. Die Keyser auch die Adler mit Perlen auf ihre Schuh sticken liessen. Curopalates s. Georg. Codin. libr. de Offic. Aul. Constantinopol. p. 55. Nitephor. Gregor. lib. 4. welches niemand sonst thun dorfte. Corippus. l. 2. Num. 4. Auch ward bey der Keyser Apotheosi ein Adler aus dem Holtzstosse gelassen / welcher ihre Seele in Himmel tragen solte. Dio lib. 56. Artemidor. lib. 2. c. 20. Dempster. ad Ros. l. 3. c. 18. in fin. Auch ist bey den Römern in den Siegeln das Signum Reip. ein Adler gewest. Schild. ad Sueton. August. c. 94. p. 300. n. 4. Besihe von den Adlern Lipsium de Milit. Roman. lib. 4. Dialog. 5. und Dempster. in Paralip. in Rosini. l. 10. c. ult. p. 1718. 1719.


217 Daß durch den Crocodil Egypten abgebildet worden / und deswegen Keyser Augustus nach dessen Eroberung Geld mit einem Palm-Baume und einem Crocodile pregen lassen / lehret Kircher. Obelisc. Pampbil. lib. 4. Hierogrammatism. 9. p.m. 307. die Uhrsache ist / weil in Egypten und sonderlich zu Arsinoe (welche Stadt auch deswegen Crocodilopolis geheissen) ein in einer See ernehrter und von den Priestern gezähmter Crocodil als heilig so / wie von den Herocleoten dessen Feinde / die Ichnevmones, verehret worden. Ex Strabone Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 4. c. 17. p. 354. berichtet: daß / als sie diese Verehrung unterlassen / Egypten von den Crocodilen über Gewohnheit belästigt worden. Weil nun aber dieses Thier auch in andern Africanischen Ländern zu finden; Plin. l. 5. c. 1. wird es gantz Africa zugeeignet. So wie Asien das Camel / Europen das Pferd. Noch gemeiner aber wird Africa durch einen Drachen vorgebildet. Worauf Flor. l.c. 2. 20. zielet:quod quasi in Vindictam Africa nata miræ magnitudinis serpens posita apud Bragadam Romanorum castra vexaret. Hieher aber gehöret sonderlich: daß der Adler die Drachen / welches doch sonst unerschrockene Thiere sind / mit dem blossen Geräusche der Flügel verjage; wie ex Ælian. l. 2. c. 26. Phil. c. 1. Bochart. tom. 2. Hierozoic. lib. 2. c. 2. p. 170. berichtet.


218 Violatio Sepulchrorum Crimen publicum est, & ad Legem Juliam de vi publica pertinet. l. 8. A. de vi publ. & Constantinus Imp. Mulctam viginti Librarum Auri in Judices, qui hoc Crimen non vindicarunt, constituit. l. 3. C. de Sepulc. viol. Daher die Atheniensischen Gesandten beym Livio lib. 31. wider den König Philip in Macedonien der versehrten Gräber halber heftig reden [403] und ihn beschuldigen: quod omnia simul divina humanaque Jura pollueret. Dessen ungeachtet kunten die Carthaginenser von den Römern die Verschonung ihrer Gräber nicht erbitten /mit der Erklärung: Se perire velle, modo ut Deorum Templis Monumentisque parcatur. denn die Römer antworteten: concessuros se, ut parentandi Caussa veniant ad Sepulchra, reliqua se diruturos.


219 Von den Persen meldet Strabo: daß sie bey allen Opffern das Feuer als τὸν θεὸν πρῶτον, wie die Römer den Janus angeruffen. Selden de Diis Syr. Synt. 2. c. 8. p. 320. Besiehe Cæl. Rhodigin. Lect. antiqu. l. 15. c. 15.


220 Symbolum Divinitatis erat Chaldæorum Ignis, Solis Cælorum Regis ἀπορρὼξ, Vicarius s: Signum. Cum enim ob cœlestium Corporum distantiam Sacra eis ad votum fieri haud ita commodè potuerunt, Symbola hujusmodi congrua in eorum honorem consecrare pium esse judicabant. Selden in Proleg. c. 3. p. 49. 50.


221 Scientissimum est: Hominem, quia immortale & cœleste Animal sit, Igne solum uti, qui nobis in Immortalitatis Signum datus est, quia Ignis ex Cœlo est: cujus natura, quoniam mobilis est & sursum nititur, vitæ continet rationem. Cætera verò Animalia, cum tota sint mortalia, tantummodò aquâ utuntur; quod est Elementum corporale atque terrenum: cujus natura, quoniam item mobilis est, se deorsum vergit, figuram mortis ostendit. etc. Cælius Rhodig. d.l. 15. c. 15. p. 800.


222 Ex Igne tot collucentium Stellarum Oculi. Plin. l. 2. c. 5. daher ist getichtet; daß Prometheus seine Fackel an der Sonne angezündet / und das Feuer auf die Erde bracht habe. Besiehe Cœlium de Mineral. l. 3. c. 7. sect. 20. p. 393.


223 Linum vivum in Ignem conjectum non extingvitur, sed splendescit. Plin. l. 19. c. 1.


224 Der Perse Euphrates beym Dioscorides Antholog. 3. c. 4. verboth seinen Leib zu verbrennen / und befahl ihn zu begraben / darmit er das Feuer mit seiner Leiche nicht befleckte. Denn / sagte er / Πῦρ δὲ μιῆναι ἡμῖν τοῦ χαλεποῦ πικρότερον θανάτου. Sed Heraclitus, qui Ignem prodidit rerum principium, in eundem Corpora resolvi debere, pronunciavit. At qui Aquæ principem locum dedit Thales, Cadaverum Obruitionem comprobat, quo humore valeant resolvi. Cœl. Rhodigin. l. 17. c. 21. p. 935.


225 Die Carthaginenser verbrennten nicht ihre Leichen / sondern vergruben sie. Wiewol / daß sie auch gar zeitlich τὴν νεκροκαυστίαν, oder die Todten-Verbrennung gebraucht / aus dem / daß Sec. Virg. l. 4. Æn. sich verbrennt haben sol / wie auch aus Justino lib. 19. c. 1. n. 10. (allwo aber sec. Kirchmannum & Berneccerum, ibid. der Orth umbgekehrt zu lesen ist) allwo Darius den Carthaginensern die Verbrennung der Todten gebeuth / die Beerdigung aber abstellet. Besiehe hiervon ausführlich Hendreich. Carthag. lib. 2. sect. 1. cap. 9. p. 277. seq.


[404] 226 Die Abgöttischen Heyden waren in ihrem Götzendienste sehr Zweyträchtig. Woher gehöret der schöne Orth Athanasii Orat. contr. Julian. Omne dissidium bellumque continuum inter Ægyptios æstuans, originem à diversitate animalium, quæ adorabant, duxisse arbitror. Crocodilus enim, qui ab aliis ut Deus colebatur, ab aliis velut summum malum, ac execrandum animal odio erat & abominationi. Leopolitani Leonem adorabant, quem Collimitani uti crudelem Belluam ad perdendum inquirebant; in diversis enim partibus, diversas bestias cultas ostendit Diodorus. Bos quidem in Memphi; Mnenis Heliopoli; Hircus in Mendete; ad lacum Meridem Crocodilus, Leo in Nomo Leontopolitano. Hierumb nennt Tacit. Hist. 1. c. 11. Egypten Superstitione discordem. Deswegen sie auch einander stachlicht durchgezogen; wie fürnehmlich Anaximander de Rhodiano:


Bovem colis; Deis ego macto bovem,

Tu maximam anguillam Deum putas, ego

Obsonium credidi suavissimum.

Carnes suillas tu caves, at gaudeo

His maximè; canem colis, quem verbero.


Und war es zu Rom halsbrüchig / frembden Gottesdienst einführen. Posthumius apud Livium l. 39. Quoties hoc patrum avorumque ætate negotium est Magistratibus datum, ut sacra externa fieri vetarent? sacrificulos vatesque foro, circo, urbe prohiberent? vaticinos libros conquirerent, comburerentque: Omnem Disciplinam sacrificandi, præsterquam more Romano abolerent? Add. Dionys. Halicar. l. 2. p.m. 91. Sueton. Augusto. c. 93. Peregrinarum Ceremoniarum, sicuti veteres ac præceptas reverentissimè coluit, ita cæteras contemtui habuit. Et: At contra non modo in peragrandâ Ægypto paullum deflectere ad visendum Apin supersedit; sed & Cajum nepotem, quod Judæam prætervehens, apud Hierosolymam non supplicasset, collaudavit. Hingegen wurden Superstitionis externæ Rei, wie Pomponia Græcina angeklagt / und bestrafft. Tacit. 13. Ann. c. 32. & lib. 2. Ann. c. 85. Actum & de Sacris Ægyptiis Judaicisque pellendis: factumque patrum consultum, ut quatuor millia libertini generis eâ superstitione infecta, quis idonea ætas, in Insulam Sardiniam veherentur, coercendis illic latrociniis, & si ob gravitatem cœli interissent, vile damnum: cæteri cederent Italia, nisi certam ante diem profanos ritûs exuissent.


227 Dis kan verstanden werden vom Jove Lapide, bey welchem die Herolden schwuren. Diesen Eyd beschreibt Polybius lib. 3. c. 25. Auch zielet es auf den die Mutter der Götter abbildenden Stein / der vom Himmel gefallen sein sol / und von Pessinunt nach Rom geholet worden. Welches Arnobius lib. 7. contragentes p. 737. 738. artlich durchzeucht: Allatum ex Phrygiâ nihil quidem aliud scribitur missum rege ab Attalo, nisi Lapis quidam non magnus, ferri manu hominis sine ulla impressione qui posset: coloris furvi atque atri, angulis prominentibus inæqualis: & quem omnes hodiè ipso illo videmus in signo oris loco positum, indolatum, & asperum, & simulacro faciem minùs expressam simulatione præbentem. Quid ergo dicemus? Hannibalem illum Pœnum, sub quo dubia res Romana contremuit, Lapis ex Italia depulit, Lapis fregit, Lapis fugacem ac timidum suique esse dissimilem fecit? etc. [405] Et quis hominum credat terrâ sumtum lapidem sensu agitabilem nullo, fuliginei coloris atque atri corporis, Deûm fuisse matrem? auf quis rursus accipiat Numinis alicujus habitasse in silicis fragmentis molem subjectarn, venisque in ejus abstrusam? Et unde parta victoria est, si Pessinuntio Lapidi nullum inerat Numen? Alleine dieser Thorheit sind nicht nur die Römer schuldig. Siquidem erat vetustissimus Græcorum mos, Saxa sive quadrata, sive rudia, saltem aliam quam Saxi speciem præ se non ferentia, pro simulachris ponere, neque aliter quam simulachris divinum honorem exhibere. Pausanias in Achaicis. Selden in Prolegom. c. 3. p. 49. Zu Edessa ward auch der Sonnenstein / welcher vom Himmel gefallen sein solte / im steinichten Arabien ein Stein / der den Gott Mars andeutete / in Thracien einer / darinnen des Hercules Fußstapffen sein solte / zu Rom für der Capuanischen Pforte ein Stein / welcher / weil er Regen bringen solte / Manalis hieß / von Sycioniern ein zugespitzter Stein an statt Jupiters / von Paphiern ein einem Nabel ähnlicher Stein an statt der Venus / in Persien ein aus dem Flusse Araxes genommener Stein / welcher von Anrührung des Opffer-Messers gebluttet haben solte / Göttlich verehret. Gleichergestalt sol bey Goa der Stein Manganaco, und in Geamaca drey andere Steine / deren einer Regen bringen /der ander die Geburth-Schmertzen stillen / der dritte denen Erdfrüchten helffen sol / angebetet werden.Ulyss. Aldrovand. in Musæo Metallico. lib. 4. p.m. 539. seq.


228 Philostratus in Vit. Apollon. lib. 5. c. 1. erzehlet: daß in des Hercules Tempel zu Gades des Pygmalions Oelbaum befindlich gewest sey / welcher rechte Schmaragden auf sich gehabt / die den Oliven gantz gleich gewest. Diesem ist zu vergleichen der güldene Weinstock / der sich zu Jerusalem im Tempel befunden haben sol. Tacit. l. 5. Histor. 5. Flor. l. 3. c. 5. Diesen auf fünfhundert Talent gewürdigten Weinstock sol Aristobulus dem grossen Pompejo geschenckt / Zonar. & Joseph. Antiq. Jud. 14. Pompejus aber in seinem Asiatischen Siegs-Gepränge selbten umb einen güldenen Berg in Gestalt eines Gartens geflochten zu Rom eingeführt / und dem Capitolinischen Jupiter gewiedmet haben. Plin. l. 37. cap. 2. Besiehe Lipsium 2. Elect. 5. Casaubon. Exerc. 16. 108. Cunæum de Rep. Hebræor. l. 2. c. ult. Derogleichen güldenen Weinstock mit abhengenden Edelgesteinen haben die Könige in Persien in ihrem Schlafgemache gehabt. Camerar. hor. subcis. f. 1. c. 20. Der grosse Tartersche Cham aber einen solchen Fichten-Baum. Majol. c. 18. p. 616.


229 Daß des Tyrischen Hercules Gebeine in seinem Tempel zu Gades verwahret gewest / lehret Pomponius l. 3. c. 6.


230 Arnob. lib. 4. p. 596. Quod abjectis Infantibus pepercit Lupa non mitis, Luperca, inquit, Dea est Autore Varrone. Ex rerum ergo proventu, non ex vi natura Dea ista est prodita? & postquam feros, morsûs immanis prohibuit bellua, & ipsa esse hoc cæpit, etc.


231 Arnob. lib. 8. p. 770. 771. Et ut ipse Romulus Imperator & Rector Populum suum [406] facinore præcelleret, Parricidium fecit. Hæc prima sunt Auspicia religiosa Civitatis, etc. Romanorum vernaculos Deos novimus. Romulus, Picus, Tyberinus & Consus & Pilumnus, ac Picunnus. Cloacinam Tatius & invenit, & coluit: Pavorem Hostilius atque Pallorem; mox à, nesciò quô Febris dedicatâ: hæc alumna Urbis istius superstitio, Morbi & Valetudines. Sanè & Acca Laurentia & Flora, meretrices propudiosæ, inter morbos Romanorum & Deos computandæ, etc.


232 Amilcar / von dem Herodotus lib. 7. meldet: daß er seiner fürtreflichen Tugend halber zu Carthago König worden / lieferte in Sicilien dem Gelo eine Schlacht / er aber blieb im Lager / und warf von aufgehender Sonne biß zum Ende des Tages unaufhörlich einen gantzen Körper nach dem andern ins Opffer-Feuer; als er aber zuletzt die Seinigen fliehen sah /stürtzte er sich selbst darein; machte sich also durch Verbrennung unsichtbar. Daher er hernach als ein Gott verehret ward. Hendreich. Carthag. lib. 2. sect. 1. c. 4. p. 231. 233.


233 Der Tyrische Hercules ward also genennet.Euseb. lib. 1. Præpar. Τῶ, δὲ Δημαροῦντι γίνεται Μέλκαρθος ὁ καὶ ἡρακλης. Es heist so viel als ein König der Stadt. Daher auch die Stadt / welche er bey Calpe gebaut / Melcartheja, oder איתרק¯ךלמ genennt ward. Bochart. in Chanaan. lib. 1. c. 34. p. 682. Die Carthaginenser aber schickten nicht allein alle Jahr Gesandten nach Tyrus zu des Hercules Feste. Curtius l. 4. c. 2. n. 3. 11. Faber. Semestr. 3. 2. sondern sie schickten auch die Erstlinge und den Zehnden von ihren Früchten / und der Beute jährlich dem Hercules nach Tyrus. Diodor. Sic. l. 20. c. 14. Justin. l. 18. c. 7. n. 7. worzu absonderliche Schiffe ausgelesen wurden. Polyb. in Excerpt. Legat. CXIV. p.m. 1310.


234 Polybius lib. 15. c. 3. p. 964. erzehlt von diesem Tycheus: Er sey mit dem Syphax vertreulich umbgegangen / habe unter allen Africanern die geschicksten Pferde zum Kriege gehabt / und nachdem ihm Hannibal für Augen gestellt: daß seine Herrschafft nur /wenn Carthago siegte / bestehen könte / wenn aber Rom / solche wegen der Herschens-Begierde Masanissens in Gefahr stünde / mit zweytausend Pferden zum Hannibal gestossen.


235 Dis war bey den Sterbenden ein Zeichen besonderer Liebe / ja des übergebenen Regiments. Also gab Alexander M. Perdiccæ seinen Ring. Curt. l. 10. p. 416. spirantique Tiberio Caligula detrahebat annulum: & quoniam suspicionem retinentis dabat, pulvinum jussit injici: atque etiam fauces manu suâ oppressit. Sueton. Calig. c. 12. Q. Catulus post dedicatum Capitolium somniavit: Jovem in sinum Augusti signum Reip. quod manu gestaret, reposuisse. Sueton. Aug. c. 94.


236 Bey denen Syrern und Africanern waren die durchlöcherten Ohren Kennzeichen des Adels. Sext. Empiricus lib. 3. in Pyrrh. Hypot. Inaures gestare à Viris apud Græcos turpe habetur: apud nonnullos autem ex Barbaris (ut apud Syros) Nobilitatis [407] est Indicium, usque adeò, ut etiam nonnulli augentes hoc nobilitatis Indicium, nares Puerorum perforent, & ex illis Annulos argenteos aut aureos appendant. Daher berichtet Xiphilin. in Macrino. p. 361. von ihm: habuit præter cætera aurem perforatam, ut est Maurorum Consuetudo. Wiewol von ihm gleich vorher steht: γονεών ἀδοξοτάτων ἦν er habe ungeehrte oder geringe Eltern gehabt. Und ob sich zwar Macrinus beym Herodiano rühmet: Se ex equestri Ordine ad Imperium ascendisse. So nennt ihn doch Julius Capitolin. in Macrin. c. 2. humili loco natum, atque animi & oris inverecundum. Und c. 4. berichtet er ex Aurelio Victore: Macrinum libertinum hominem, Prostibulum, servilibus Officiis occupatum in Domo Imperatoriâ, venali fide, vitâ sordida sub commodô fuisse, etc.


237 Bey den Römern waren die durchlöcherten Ohren ein Merckmal der Dienstbarkeit / wie das Ringe-tra gen der Edlen. Welches beydes Milpho beym Plauto zu verstehen gibt.


Viden' homines sarcinatos consequi?

Atque ut opinor Digitos in manibus non habent.

AGO.
quid jam? MIL.quia incedunt cum annulatis Auribus.

Lucilius: Nequam est, aurum aures ejus vehementius ambit.

238 Ein gleichmässig Exempel hat Flor. l. 4. c. 2. n. 69. Juba cum se recepisset in regiam magnificè epulatus, posterò die cum Petrejo fugæ comite, super mensas & pocula interficiendum se ei præbuit. Ille & Regi suffecit & sibi: cum interim semesi in medio cibi, & parentalia fercula regiò simul Romanoque sanguine madebant. Senec. de Provid. 2. 15. alterum alterius manu cæsum ait. Auf andere Arth zwang Hannibal die bey Canna gefangene Römer: daß sie einander selbst ermorden musten. Appian. de bell. Annibal. p. 330.


239 Qui uxorem adeo dilexisse fertur, ut etiam cum mortua concubuerit. Suidas. Diogen. Laertius in ejus vitâ.


240 Also tödtete sich Aristodemos, der Messenier Held / bey dem Grabe seiner von ihm ermordeten Tochter. Pausan. in Messen. p. 241. Pyrrhus die Polyxena auf dem Grabe seines Vaters. Senec. Troad. v. 1151. des Marii Bruder ward bey dem Grabe Catuli vom Sylla durch alle Glieder hingerichtet. Flor. l. 3. c. 21. n. 26. L. Cæsar ward getödtet beym Holtzstoffe Vari. Valer. Max. q. 2. 2. Ein Freygelassener kaufte des ermordeten Keysers Galbæ Kopf / und warf selbten auf die Grabstätte seines gewesenen vomGalba vorhin hingerichteten Patroni Patrobii. Sueton. Galb. c. 20. Tac. 1. Hist. 49. Denn sie hielten darfür: daß der Ermordeten erzürnten Geister dardurch versöhnet würden. Dahero Flor. l. 4. c. 6. n. 3. meldet: Cæsarem inultus pater & manibus ejus graves Cassius & Brutus agebant. & l. 2. c. 5. in fin. Strictæ in Principum colla secures, Legatorum Manibus litavêre.


[408] 241 Daß Masanissa Sophonisben prächtig begraben habe / bezeugt Appian. bell. Punic. pag. 15. wie hernach auch Augustus Cleopatren gethan. Sueton. August. c. 17. wiewol er gleichwol ihr Bildnüs im Siegs-Gepränge geführet. Propertius.


Brachia spectavi fixis admorsa Colubris.

242 Daß Syphax nach Rom geschickt worden / und /als ein Theil wegen seiner den Römern in Spanien geleisteter Dienste ihn zu begnadigen / ein ander Theil ihn wegen seines Friedenbruchs zu bestraffen riethen /er daselbst aus Traurigkeit gestorben sey / selbten aber Scipio als einen Rathgeber wie Cyrus Croesum gebraucht habe / erzehlt Appian. d.l.p. 15.


243 Flor. l. 2. c. 15. fatale Africa Scipionum nomen videbatur. Appian. de bell. Pun. c. 50. p.m. 66. welches auch lange hernach geglaubt worden / als die Römer wider den Antiochum, bey dem sich Hannibal (nec Alexandra quidem Magno postponendus) aufhielt / kriegen solten. Adversus Hannibalem enim Ducem quis melior quam Africani frater crearetur, cum vincere Pœnos opus Scipionum sit? Justin. lib. 30. c. 4. & l. 31. c. 7. und zu Zeiten des ersten Keysers. Sueton. Cæsar. c. 59. felix & invictum in ea provincia fataliter Scipionum nomen ferebatur. Hieher gehöret der schöne Orth des Spanischen Politici Lorenzo Graciam en el Politico Fernando: Ayuda mucho ò estorva para conseguir la celebridad esto de las familias: Secreta Filosofia, manifiesto efecto de la soberana providencia, mas favorable a unas, que no a otras. Parece, que se heredan assi, como las propietates naturales, assi las morales, los privilegios ò ac haques de naturaleza y fortuna. Casas ay que Ilevan con sigo hereditaria la felicidad, y otras la disdicha. La de Austria a sido si empre felicissima, prevaleciendo eternamente contra todas las maquinas de sus Emulos. La de Valoys al contrario en Francia ha sido desgratiada, no perdonando esta Infelicidad aun a las privilegiadas hembras. Otras Prosapias ay belicossissimas por naturaleza y por aficion, como lo es la de Borbon, Seminario de valerosos, Caudillos. etc:


244 Diese und andre dem Masanissa von den Römern gethanen Geschencke erzehlt Appian. d.l. p. 18. & pag. 63. fast also beschenckten die Römer den Himilconem Phamæan im dritten Carthaginensischen Kriege / als er zu ihnen übergieng. Appian. d.l.p. 66.


245 Also sind die vier grossen Reiche der Welt / Daniel. c. 1. v. 31.–40. und absonderlich das Assyrische / Dan. 4. v. 8. seq. endlich wieder alle vier unter vier Thiere Gestalt Dan. c. 7. abgebildet. Welches letztere Gesichte dieses Propheten aber auf eine gantz neue Arth Don Diego Saavedra Faxando in [409] seiner Spanischen Gothen-Krone pag. 508. umbständlich von dem West-Gothischen Reiche in Spanien ausleget.


246 Babylon wird Esaia. 13. 19. das schönste unter den Königreichen / Esaia. 14. 4. das Güldene /Jerem. 50. 23. ein Hammer der gantzen Welt / Dan. 4. 27. die Grosse genennet. Seine Mauern waren fünfzig / ihre 250. Thürme aber sechzig Ellen hoch. Bochart. in Phaleg. l. 4. c. 13. Der mitten im Tempel des Belus aber stehende Thurm sol / nach dem Hieronymo, viertausend Schritte / nach dem Ado 5174. Schritte / nach der Juden Meinung aber viel Meilen hoch gewesen sein: Besiehe Bochart. d.l. lib. 1. c. 13.


247 Also träumte des Cyri Mutter / ab eâ Vitem enatam, cujus palmite omnis terra obumbraretur. Justin. l. 1. c. 4.


248 Justin. l. 2. c. 10. in fin. veluti naturæ ipsius Dominus & montes in planum deducebat, & convexa vallium æquabat, & quædam maria pontibus sternebat.


249 Wie der berauschte Alexander M. aus Anstifften der Thais das Schloß zu Persepolis selbst angezündet / beschreibt Curtius l. 5. p. 175. Von dieser grossen Hauptstadt sind heute zu Tage nur noch wenige steinerne Kennzeichen übrig / welche die PersierCehil Minar, das ist / vierzig Säulen heissen / und entweder von Cyri Palast / oder den Königlichen Begräbnüssen / oder einem Tempel eine Uberbleibung sind / welche Petra de la Valle nella part. 2. di Persia p. 405. 423. und Mandelslo in seiner Indianischen Reyse / als welche sie genau besehen / ausführlich beschreiben.


250 Diese in gegenwertigen Trauerspiele berührten Siege des Scipio haben den wahren Grund zu der Römischen Monarchie gelegt. Dahero vom Scipio Vellej. Patercul. l. 2. c. 4. p.m. 72. meldet: ejusque corpus velato capite elatum est, cujus operâ super totum terrarum orbem Roma extulerat caput. UndFlor. l. 2. c. 6. in fin. Sed tamen Annibal cessit; præmiumque victoriæ Africa fuit, & secutus Africam statim terrarum orbis. & l. 2. c. 7. Post Carthaginem vinci neminem puduit. Secutæ sunt statim Africam gentes, Macedonia, Græcia, Syria, cateraque omnia, quodam quasi æstu & torrente fortunæ.


251 Flor. l. 2. c. 8. 5. n. 5. seine zu Antiocho nachdrücklich gehaltene Rede hat Cornel. Nepos. circ. princ.


252 Saavedra Coron. Gotic. p. 507. nennet dis Reich una Monarquia tan grande, que nunca la pierde de vista el Sol; und p. 512. un Solio, el qual durarà hasta los ultimos dias del Mundo. Ælius Anton. Nebrissens. de Ferdin. Aragon. Reg. in Exortat. ad Lector. Alterius orbis magnâ parte exploratâ parum abest, ut Hispaniæ atque Africa Finis occiduus cum orbis terrarum fronte [410] Orientali adjungatur. UndThomas Campanell. de Monarch. Hisp. c. 4. Hispania circuit per Brasiliam, fretum Magellanicum, Philippinas, Japponem, Chinam, Archipelagus Lazari, Calecuttam, Goam, Bengalam, Ormum; Caput bonæ spei, Civitatem Africæ, Insulas fortunatas: in eâdem Hispania mundus cum Sole circumagitur; qui horâ quavis aliquam partem illius Regni illuminat.


Finis.


Notes
Entstanden um 1665. Erstdruck: Breslau (Jesaiae Fellgibel), 1680. Uraufführung 1669, Magdalenäum, Breslau.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lohenstein, Daniel Casper von. Sophonisbe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1D90-9