Tilly

Wer ist Der dort vor dem Lager,
Jenes steinerne Gesicht,
Jener Reiter, hoch und hager? –
Was? Du kennst den Tilly nicht?
Auf dem Hut die rote Feder
Gibt ihm rechten Teufelsschein,
Durch sein Wams von Elenleder
Drang noch keine Kugel ein.
Gleicht er nicht den letzten Boten,
Einem jener Reiter nicht,
Die dereinst durchs Feld der Toten
Laden zu dem Weltgericht?
Auf ein Haus im dürren Rasen
Trabt er zu, rasch steigt er ab,
Und die Heertrompeter blasen
Zur Beratung seinen Stab.
Denn vor Leipzig gibt es morgen
Eine schwere, heiße Schlacht,
Und er hat darob in Sorgen
Manche Stunde zugebracht.
Soll er freventlich es wagen
Und versuchen sein Geschick?
Und als wollt' er Geister fragen,
Späht durchs Fenster starr sein Blick.
Sieh, da tritt ein Alter eben
Durch die Tür und flüstert klug:
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»Morgen wird es Arbeit geben,
Mir und Euch, o Herr, genug!«
Auffährt Tilly: »Mir, wie Keinem!
Frecher, fort!« Und Meister Klaus
Bückt sich: »Herr, Ihr seid in meinem,
In des Totengräbers Haus.«

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 9. Balladen. Tilly. Tilly. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F026-E