[169] 10. Geschichte und Sage

Urbestimmungen

Tritt ein Volk ein in die Geschichte,
Weise mit Kronen schreiten voran,
Ihrer Führung erstem Lichte
Reihen Zug an Zug sich an,
Immer gedrängter wogt es, je länger
Helden erscheinen, und Seher und Sänger
Füllen erstürmend die weitere Bahn.
Hilfreich auch kommt vieles entgegen,
Sterne, mitwandelnd, bestimmen das Jahr,
Und der Ähre wildsprossender Segen
Bietet sich selbst den Ermüdeten dar.
Da nun den gütigen Gottesgeschenken
Weihn sie zum dauernden Angedenken
Festlichen Tag und bekränzten Altar.
Alles Ursprünglich' und Eigne verkündet
Sein gewaltig Erwachen jetzt,
Alles Dauernde wird gegründet,
Alles Heilige festgesetzt.
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Unerschöpflicher Schätze Gaben
Werden den Seelen eingegraben,
Um sie zu wahren unverletzt.
Also zog Mose mit Israels Stämmen
Über die Wüste nach Kanaan,
So von des Kaukasus schneeigen Kämmen
Stürmte der rauhe Pelasger heran,
Und aus dem Dunkel urnächtiger Eichen
Über der Weltbesieger Leichen,
Brach der germanische Völkerorkan.
Dauernd bleibt uns, was Hellenen
Schönstes in Kunst und Leben erdacht,
Was trotz Fesseln und Arenen
Großes der mächtige Römer vollbracht.
Wenn die Fluten das Land zerstreuten,
Würde noch Shakespeare England bedeuten,
Luther und Kant die deutsche Macht.
Das sind die Male der Nationen,
Welche der Weltgeist in sie prägt,
Daß von ihrem Sein und Wohnen
Ewige Spuren der Erdball trägt,
Daß in unauslöschlichem Lichte
Ihre Taten die Weltgeschichte
Über der Schuld und dem Schicksal wägt.

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TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 10. Geschichte und Sage. Urbestimmungen. Urbestimmungen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F01C-6