Die Krähen

Feldein nach einem dürren Baum
Fliegt eine Schar von Krähen,
Die langsam wie im düstern Traum
Die schwarzen Flügel blähen.
Sie sind hinausgesandt vom Tod,
Und wie den Sturm die Möven,
Verkünden sie, wenn Unheil droht
Der Heide stillen Höfen.
Wo sie sich nahen, rasselt wach
Der Hofhund an der Kette,
Und wälzen sich mit Angst und Ach
Die Kranken auf dem Bette.
Sie bauen am Kamin ihr Nest,
Dann stirbt der Herr des Hauses,
Sie laden schreiend sich zum Fest,
Zum Rest des Leichenschmauses.
Es jagt ein dunkler Erdengeist
In ihren finstern Seelen;
Sie fliegen, wo sein Finger weist,
Dahin aus ihren Höhlen.
Dort fliegen sie, je vier und vier –
Wohin wohl heut beschieden?
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O mögen gute Geister mir
Mein Heimathaus umfrieden!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Die Krähen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EFFA-C