[89] Zuversicht

Mädchen mit den graden Schultern,
In dem engen braunen Mantel,
Mit den zieren Ellenbogen,
Die sich nah den Hüften halten,
Mit dem marktgefüllten Körbchen,
Eile nicht so rasch vorüber,
Bitte, dreh' dich einmal um.
Sage mir, der lange Lümmel,
Der dir gestern ging zur Seite,
Der so emsig mit dir schwatzte,
Siegesfett auf dich hinabsah,
Unverschämt mich überglotzte,
Sage, dieser lange Lümmel,
Möcht' ich wissen, ist dein Schatz?
Erst vor kurzer Zeit entdeckt' ich
Deine wunderschönen Augen,
Und ich will's mir überlegen,
Wie beginn' ich meinen Angriff,
Langsam, mit der Sonde Vorsicht,
Oder wie der Luchs im Sprunge;
Brände flogen mir in's Herz.
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Doch gleichviel – auf meine Haide,
Wo der Rüttelfalk am Himmel
Seine Todesschwinge schüttelt,
Um im Sturz die Maus zu schlagen;
Wo auf meilenweiten Gängen
Keiner Seele ich begegne,
Dorthin einst bestell' ich dich.
Dort auch kenn' ich ein Geheimnis:
Eines Birkenwäldchens Unschuld.
Und in diesem Wäldchen, weiß ich,
Werden wir uns heimlich treffen.
Nur der alte Landbriefträger
Nimmt hier abends seinen Richtweg,
Und der sieht und hört uns nicht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Liliencron, Detlev von. Gedichte. Haidegänger. Zuversicht. Zuversicht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-ED36-3