Und ich war fern

Es hat mich ein Traum aus dem Schlafe geweckt,
Und schwarze Blumen ums Bett mir gesteckt.
Ich sah dich krank und im Fieber liegen,
Und sah deine Lieben sich über dich biegen.
Du riefst meinen Namen, und ob ich nicht käme,
Und dich wie sonst in die Arme nähme.
Im Zimmer suchte ein Auge nach mir,
Und suchte voll Liebe: ach, wärest du hier.
Und ich war fern.
Und wieder hat mich ein Traum geweckt,
Und schwarze Blumen ums Bett mir gesteckt.
Du lagst ohne Sprache, umringt von den Deinen,
Ich hörte sie schluchzen, ich hörte sie weinen.
Es tastet nach mir deine Hand auf der Decke,
Daß ich sie zum Letzten mit Küssen bedecke.
O Liebster, O Liebster, zum Abschied die Hand –
Auf Halbmast fielen die Fahnen im Land.
Und ich war fern.
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Und wieder hat mich ein Traum erschreckt,
Und schwarze Blumen ums Bett mir gesteckt.
Im Saale standen erloschene Kerzen:
Ach, wär ich gestorben an deinem Herzen.
Ich sah deinen Sarg und hörte die Glocken,
Ich fühlte wie mir die Pulse stocken.
Es folgte im Zuge die ganze Welt,
Aus Liebe, aus Liebe zu dir gesellt.
Und ich war fern.

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TextGrid Repository (2012). Liliencron, Detlev von. Gedichte. Adjudantenritte. Und ich war fern. Und ich war fern. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-ED28-1