Verbannt

Es schillert um mich glänzend bunt Gefieder,
Im Palmwald lärmt der Affen lustig Heer.
Der Indianer stützt die schlanken Glieder
Auf's Rohr, und starrt mit mir hinaus ins Meer.
Und kraftvoll hebt ein Adler seine Schwingen,
Und dreht in blaue Fernen sich empor,
Als wollt' er trotzig in den Himmel dringen,
Und siegend einziehn durch das Sternenthor.
In höchsten Höhen, Adler, mußt du stehen,
Es schlägt dein Flügel an das Weltendach,
Mußt auf mein Vaterland hinuntersehen,
Ach, send' ihm Grüße, heiße Grüße nach.
Im Abend liegt es: Strohbedeckte Hütten,
Die Schwalbe ruhelos das Dorf durchzieht.
Die Kinder lärmen und in Apfelblüten
Singt eine Drossel noch ihr einfach Lied.
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Die Bauern schläfrig auf den Pferden hängen,
Still heimwärts kehrend vom gewohnten Pflug.
Aus Waldestiefen tönt es von Gesängen,
Und über ihnen schwimmt ein Kranichzug.
Mein Vaterland, könnt ich in deinen Feldern
Nur einmal hören noch der Sense Schnitt,
Und durch das welke Laub in deinen Wäldern
Noch einmal rauschen hören meinen Schritt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Liliencron, Detlev von. Verbannt. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-ECCE-8