Nach dem Ball

Die Nacht kriecht in die Keller, muffig matt.
Glanzkleider torkeln durch der Straßen Schutt.
Gesichter sind verschimmelt und kaputt.
Kühl brennt der blaue Morgen auf der Stadt.
Wie bald Musik und Tanz und Gier zerrann ...
Es riecht nach Sonne. Und der Tag beginnt
Mit Schienenwagen, Pferden, Schrei und Wind.
Ein Mann streicht einen Herrenrumpf grau an.
Alltag und Arbeit staubt die Menschen ein.
Familien fressen stumm ihr Mittagsmahl.
Durch einen Schädel schwingt noch oft ein Saal,
Viel dumpfe Sehnsucht und ein Seidenbein.
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Notes
Entstanden 1913. Erstdruck in: Die Aktion (Berlin), 3. Jg., Nr. 8, 1913.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lichtenstein, Alfred. Nach dem Ball. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EBD4-F