106.
Aufschrift eines Pallastes

Ihr stillen Zeugen meiner Mühe,
Ihr stummen Redner meiner Pein,
Wenn ich am Schluß der Laufbahn glühe,
Wer wird mein Sachverwalter seyn?
Ach unter Statuen zu wandeln
Ist ein sehr eingeschränkter Trost,
Für diese Statuen zu handeln
Ward einem Menschen zugeloost.
Doch wenn er feiner sie beglückte
Als Wahn und Leidenschaft erträumt,
Die jeden zarten Keim erstickte
Des Danks, der für die Tugend keimt,
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Dann wardt ihr Steine die hier beben
Bewegt von einer höhern Macht,
Die soviel Neider uns gegeben
Als sie uns Großmuth zugedacht.

Notes
Entstanden vielleicht ab 1780. Erstdruck in: Gesammelte Schriften von J.M.R. Lenz, hg. von Ludwig Tieck, Bd.3, Berlin (Reimer) 1828.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lenz, Jakob Michael Reinhold. 106. Aufschrift eines Pallastes. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-E36B-0