Jean de la Fontaine
Fabeln
(Fables)

[5] Die Grille und die Ameise

Die Grille musizierte
Die ganze Sommerzeit –
Und kam in Not und Leid,
Als nun der Nord regierte.
Sie hatte nicht ein Stückchen
Von Würmchen oder Mückchen,
Und Hunger klagend ging sie hin
Zur Ameis, ihrer Nachbarin,
Und bat sie voller Sorgen,
Ihr etwas Korn zu borgen.
»Mir bangt um meine Existenz,«
So sprach sie; »kommt der neue Lenz,
Dann zahl ich alles dir zurück
Und füge noch ein gutes Stück
Als Zinsen bei.« Die Ameis leiht
Nicht gern; sie liebt die Sparsamkeit.
Sie sagte zu der Borgerin:
»Wie brachtest du den Sommer hin?«
»Ich habe Tag und Nacht
Mit Singen mich ergötzt.«
»Du hast Musik gemacht?
Wie hübsch! So tanze jetzt!«

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TextGrid Repository (2012). La Fontaine, Jean de. Versfabeln. Fabeln. Die Grille und die Ameise. Die Grille und die Ameise. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D9CA-9