Verhängnisse

Königen gab der Olympier Stolz, und sklavischen Pöbel
Um den gefürchteten Thron:
Weisheit gab er den Königen nicht; sonst hielten sie Menschen
Nicht für würgbares Vieh.
Philosophen gab er den Traum, da Wahrheit zu suchen,
Wo sie zu finden nicht ist:
Priestern den Wahn, die göttlichste Wahrheit durch alles zu lehren,
Nur durch Tugenden nicht.
Alles dies gab er im Zorn. Sehr wenig Könige weihen
Ihr erhabenes Amt
Durch ein Gott nachahmendes Wohltun, das über die Menschheit
Sterbliche Menschen erhöht.
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Wenig Philosophen erreichen die nähere Weisheit,
Die Glückseligkeit ist.
Selten wandeln Priester dem nach, der lebend sie lehrte,
Und viel weniger sprach.
Tugend gab er nicht Menschen, die gab er Engeln. Ihr Bildnis
Ließ er den Sterblichen nur.
Mir gab er die singende Leier, und redliche Freunde.
Wollt ich, was größer noch ist,
Wollt ich der Himmlischen Glück, die selige Liebe noch bitten,
O so bät ich zu viel!
O so bät ich auch Tugend! Die gab er Engeln! Ihr Bildnis
Ließ er den Sterblichen nur.
Ist die Leier der Weisheit nicht heilig, und singet sie jemals
Was Geringers als sie;
Lieb ich die Freunde nicht treu, die so voll Freundschaft mich lieben,
O so sind mir von ihm,
Alles was er mir gab, auch die unvergeltbarsten Gaben,
Auch im Zorne verliehn.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Klopstock, Friedrich Gottlieb. Gedichte. Ausgewählte Oden und Elegien. Verhängnisse. Verhängnisse. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B524-3