Trinklied

– – Sobrium decet esse Poëtam

Ipsum, versiculos, nihil necesse est.

Catull


Weiser Damon, dessen Haupt
Lorber um und um belaubt!
Soll dir Gram und Misvergnügen
Ewig Stirn und Wange pflügen?
Wie der Glanz von dunkelm Licht
Schwach aus Todtengrüften bricht:
So blinkt deine trübe Seele
Aus des Leibes Trauerhöhle.
Wiß, in deiner Jahre Zahl
Rechnet dir der Tod einmal
Nebst den freudenvollen Tagen
Auch die Tage voll von Plagen!
Du schwimmst in der Zeiten Raum
Wie auf Strömen leichter Schaum,
Kannst du nicht so schnell zur Erden,
Wie der Schaum zu Wasser werden?
Sieh mich an, wie mir das Haupt
Epheustrauch und Ros' umlaubt,
Und wie mir die Tropfen gleiten
Wegen Kürze dieser Zeiten.
[71]
Zehnmahl füll ich schon mein Glas
Mit Liäens edlem Naß,
Noch reizt mich sein güldnes Blinken
Und die Freude wächst im Trinken.
Thür und Teppich tanzt um mich,
Erd und Himmel drehet sich.
O wie selig! welch Vergnügen!
Evan hilf! Ich muß erliegen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kleist, Ewald Christian von. Gedichte. Gedichte vom Verfasser des Frühling. Kleinere Gedichte. Trinklied. Trinklied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B023-2