[113] Ein Gemählde

Der Tugend unbekannt, war er ihr ärgster Haßer,
Wenn ihn sein Stolz befiel, floß Menschenblut wie Wasser,
Er war voll Eigennutz und liebte Schmeicheley,
Raubt ungestraft und blieb nie seinen Worten treu,
War vielfach und gelehrt, sich in die Zeit zu schicken,
Verband mit zwanzig sich, um einen zu erdrücken,
Religion und Eyd war ihm ein Puppenspiel,
Durch Labyrinthe ging er stets zum nahen Ziel,
Hurt' und verfolgte Wild – O Mahler halt ein wenig,
Halt! ich versteh dich schon, das heißt: er war ein König. 1

Fußnoten

1 Es giebt Regenten, denen dieses Gemählde gar nicht ähnlich sieht; und welchem von ihnen sieht es unähnlicher, als dem größten Monarchen, den jetzt die Welt bewundert, so wie ihn die Nachwelt bewundern wird? Ist es aber nicht allzuschwer, keine Satyren zu schreiben, wenn man an alles denkt, was jetzo in Europa vorgehet?

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kleist, Ewald Christian von. Gedichte. Neue Gedichte vom Verfasser des Frühlings. Ein Gemählde. Ein Gemählde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AFDC-9