Die Karsavina vom russischen Ballett tanzt

Ach, wenn ich Engelszungen hätt'!
Der Zar ist tot.
Es lebe sein Ballett!
Ich gäbe meiner Jahre zehn,
Hätt' ich die Pawlowa geseh'n.
(Nijinski sprach ich in der Schweiz:
Er war ein wenig blöd bereits
Und doch von stark barockem Reiz.)
Die Karsavina tanzt den Walzer von Chopin:
Glaube, liebe, hoff'!
Verzweifelt hing ihr oft am Hals er,
Der Partner namens Gawriloff.
Die Karsavina war wie Schwäne
Auf schwarzen Weihern manchmal sind.
Sie stieg wie Anadyomene
Aus Schaum und Wolken, Licht und Wind.
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Sie schwebte wie ein goldner Vogel
Hoch über Busch und Baum und Kogel.
Man sah im Himmel sie vergeh'n:
So hoch, so fern, ein blasser Stern...
(Auf Wiedersehn! Auf Wiedersehn!)
Ich hielt mich fest an meiner Lehne,
Sie floh, um auch sich selbst zu flieh'n.
Und mir ins Lid stieg eine Träne,
Und die war nicht von Glycerin.
Wer irdisch nur, kann also schweben,
So lächeln nur, wer viel erlitt.
Komm wieder, du geliebtes Leben,
Und bring' den andern Partner mit!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Klabund. Die Karsavina vom russischen Ballett tanzt. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-ACE2-4