Sanatorium

Die Spatzen singen und der Westwind schreit,
Sachtsummend rollt der Regen seine Spule.
Der weiße Himmel blendet wie verbleit,
Verrostet krümmt er sich im Liegestuhle
Auf der Veranda. Neben ihm zwei Huren
Aus der Gesellschaft, syphilitisch eitel.
Sie streicheln zärtlich seinen Schuppenscheitel
Und sprechen von Chinin und Liegekuren.
In ihren grauverhängten Blicken duckt er,
Der Morphiumteufel hinter Irismasche.
Er hüstelt, hustet, und zuweilen spuckt er
Den gelben Auswurf in die blaue Flasche.
Sie schenkten ihm freundschaftlich Angebinde,
Als er zum ersten Male in den Garten stieg,
Je eine Liebesnacht – als drüben in der Linde
Der Kuckuck einmal rief (für alle drei) – und schwieg.
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TextGrid Repository (2012). Klabund. Gedichte. Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!. Sanatorium. Sanatorium. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-ABEB-5