Der Kronprinzessin Olga Kaiserl. Hoheit 1

Siehst du vom Berg des Schlosses Trümmer ragen?
Hier war es, wo in starker Vorzeit Tagen
Errettend aus der feindlichen Gewalt
Die Frauen ihre Männer treu getragen;
Und hier macht treue Liebe gerne halt.
Hier, Lieblichste! laß eine Bitte wagen:
Nimm zu des Nordens reichem Diamant,
Gedenkend unsrer Burg der Frauentreue,
Aus ihr ein Steinchen an die schöne Hand;
Ob glanzlos auch, wird's nicht von dir mißkannt.
Fahr freudig weiter in dein schönes Land,
Wo immer Berge grüßen dich aufs neue
Mit goldnen Trauben von der Felsenwand,
Hin, wo der Fruchtbaum seinen grünen Bogen
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Zum Schattendach dir wölbt an Neckars Strand,
Der zu dir eilt in himmelblauen Wogen,
Ins Land, wo Bürgerherzen hell gezogen
Ums Königshaus ein diamantnes Band.
Und wer hat dich, du Lieblichste! gesandt?
Der Engel, der zu früh sich fern gewandt.
Der Engel, der wie du, ein Stern aus Norden,
Zum Liebessterne unserm Land geworden.

Fußnoten

1 Ihrer Kaiserl. Hoheit der Kronprinzessin Olga bei ihrer Durchfahrt durch Weinbergs von der Verbindung in Petersburg nach Stuttgart von den Jungfrauen der Stadt Weinsbergs überreicht mit einem Ringe, in den ein Steinchen aus der Weinsberger Burg gefaßt war.


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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Der Kronprinzessin Olga Kaiserl. Hoheit. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A725-1