Dem jungen Architekten

Der Maßstab ruht, es ruht das Eisen
In deiner Hand, der Pinsel ruht,
Die du in alter Meister Weisen
Geführet schon als junges Blut.
Dein warmes Herz hat ausgeschlagen,
Erloschen sind die Augen dein,
Und eine kalte Leiche tragen
Sie fort dich in dem dunklen Schrein.
Doch bist du's nicht – du bist gerettet,
Sie tragen deine Hülle bloß,
Der wird im Erdenschoß gebettet,
Dir doch in deines Gottes Schoß.
Wer an die eitle Welt gebunden
Stirbt, sündhaft und der Tugend bar,
O dessen Tod schlägt tiefe Wunden,
Dem bringet heiße Tränen dar.
Dich aber, der sich nie gekettet
An Eitles, das die Erde bot,
Dich nenn' ich noch einmal gerettet,
Nenn' frühen Sieg den frühen Tod.
Drum keine Tränen dieser Bahre,
Sie ist den Engeln Gottes Lust!
Schlingt Rosen ihm in seine Haare,
Legt Lilien auf seine Brust!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Die lyrischen Gedichte. Dem jungen Architekten. Dem jungen Architekten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A695-D