Die traurige Hochzeit

Zu Augsburg in dem hohen Saal
Herr Fugger hielt sein Hochzeitmahl.
Kunigunde hieß die junge Braut,
Saß krank und bleich, gab keinen Laut.
Zwölf goldne Becher gingen herum,
Nichts trank Herr Fugger, so bleich und stumm.
Zwölf Blumenkörbe bot man umher,
Die Braut verlangte kein Blümlein mehr.
Zwölf Harfner lockten zum Fackeltanz,
Die Fackeln gaben so matten Glanz.
Die Gäste tanzten in langen Reih'n,
Zwo weiße Gestalten hinterdrein.
Die Gäste tanzten zum Saal hinaus,
Sie tanzten und tanzten wohl aus dem Haus.
Die Saiten der Harfen sprangen zumal,
Stumm schlichen die Harfner sich aus dem Saal.
Im Saale vernahm man keinen Laut,
Tot saßen im Dunkel Bräut'gam und Braut.

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TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Die lyrischen Gedichte. Die traurige Hochzeit. Die traurige Hochzeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A4CB-5