Drei Ständchen

1. Vor einem Luftschlosse

Schöne Bürgerin, sieh, der Mai
Flutet um deine Fenster!
Alle Seelen sind nun frei,
Und es zerfließen der Tyrannei
Grämliche Gespenster!
In die Tiefe tauche kühn,
Ewige Jugend zu werben,
Wo die Bäume des Lebens blühn
Und die Augen wie Sterne glühn;
Droben bei dir ist Sterben!
Löse der Krone güldenen Glanz
Aus den Lockenringen!
Wirf sie herab! im klingenden Tanz
Einen duftigen Rosenkranz
Wollen wir froh dir schlingen!
Fühle, du Engel, dies heilige Wehn,
Das allmächtige Treiben!
Ja, dein Himmel wird untergehn
Und ein schönerer auferstehn –
Willst du ein Engel bleiben?
[16]
Nicht wie Luna in schweigender Nacht
Küßte den träumenden Schläfer;
Komm, wenn der sonnige Tag uns lacht,
Daß das alte Lied erwacht:
Königstochter und Schäfer!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gesammelte Gedichte. Buch der Natur. Drei Ständchen. 1. Vor einem Luftschlosse. 1. Vor einem Luftschlosse. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9D16-1