An A.A.L. Follen

1847


Nimm diese Lieder, Lobgesang und Klagen,
Wie sie die bunte Jahreszeit gebracht!
Wie mir der Himmel wechselnd weint' und lacht',
Hab ich die Lyra regellos geschlagen.
Im Sande knarrt der Freiheit goldner Wagen,
Es ist ein müßig Schreien Tag und Nacht;
Betäubt, verworren von der Zungenschlacht,
Zeigt sich der Beste schwach in diesen Tagen.
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Uns mangelt des Gefühles edle Feinheit,
So Schwung und Schärfe leiht dem Schwert im Fechten,
Das hohe Wollen und des Herzens Reinheit.
Klar sind sich nur die Schlimmen und die Schlechten,
Sie suchen sich und scharen sich in Einheit,
Entsagend dumpf der Ehre und dem Rechten!

Notes
Aus der Sammlung »Neuere Gedichte« (1851/54), dort unter dem Titel »An Follen«.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. An A.A.L. Follen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9A04-3