Morgen

Sooft die Sonne aufersteht,
Erneuet sich mein Hoffen
Und bleibet, bis sie untergeht,
Wie eine Blume offen;
Dann schlummert es ermattet
Im dunklen Schatten ein,
Doch eilig wacht es wieder auf
Mit ihrem ersten Schein.
Das ist die Kraft, die nimmer stirbt
Und immer wieder streitet,
Das gute Blut, das nie verdirbt,
Geheimnisvoll verbreitet!
Solang noch Morgenwinde
Voran der Sonne wehn,
Wird nie der Freiheit Fechterschar
In Nacht und Schlaf vergehn!

Notes
Aus der Sammlung »Gedichte« (1846), dort unter dem Titel »Morgen I«.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Morgen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9860-3