34. Das Glück der witzigen Köpfe in ihrem Vaterlande

In fremdem Namen 1.


O Land, das mich gezeugt, du warest mich nicht werth;
Mein Witz war dir verhaßt, so schrecke dich mein Schwert.
[14]
Gesetzt, ich hätte nun auch meinen Witz gezwungen,
Die Thoren nicht verlacht, die Mädchen nicht besungen,
Und wäre Vorwurfs frey dein fromm und lieber Sohn,
Was würde denn dafür, Germanien, mein Lohn?
Vielleicht wie Cramer thut 2, ein Dorf voll Bauern führen 3,
Wie Kästner 4 das Papier ums Tagelohn beschmieren,
Wie Gottsched 5 stets bemüht, und stets verspottet seyn,
Wie Gellert 6 tiefen Sinns, um Andre zu erfreun;
Auch wohl mit Rabners 7 Geist, bey Acten witzig lachen,
Und einen Bücherschatz, wie Rost 8, mein Freund, bewachen.
Das Glücke gäbst du mir, verlaßnes Vaterland,
Wie dank ich meinem Witz 9, der mich aus dir verbannt!
Fern von Gefahr und Ruhm wär ich ohn' ihn geblieben;
Er hat mich auf die Bahn, die Moritz 10 ging, getrieben.

Fußnoten

1 Unter der Person Hrn. Joh. Wilh. Steinauers, aus Naumburg, der in Leipzig studirte und 1739 Magister ward, nach Strasburg ging, und daselbst eine Schrift herausgab, die den damaligen dresdnischen Hofpoeten Hrn. v. König beleidigte. Weil er in seinem Vaterlande keine Beförderung hoffen durfte, ging er in königl. franz. Kriegsdienste; er besuchte als Grenadierhauptmann mich zu Göttingen, nach der Schlacht bey Minden, und war um 1770 königl. franz. Brigadier auf isle de France und Bourbon im indischen Meer. Die Namen habe ich bey dieser zweiten Ausgabe ausgeschrieben, weil von den Ungenannten nur einer noch lebt, dem es keine Schande bringen kann, daß sein Vaterland seinen Werth nicht so zu schätzen wußte, wie Dänemark und Lübeck. Die Buchstaben (a) (b) u.s.w. gaben so viel Nachricht von den angedeuteten Personen, als ich, ohne sie zu nennen, geben wollte. Rabener aber bemerkte bei den Sternchen, die statt der fehlenden Namen standen, eine große Unbequemlichkeit: wenn man im Lesen dahin kommt, sagte er, so weiß man nicht, was man da mit dem Maule machen soll.

2 Ein Geistlicher.

3 Damals, als diese Verse gemacht wurden.

4 Ein Uebersetzer.

5 Ein Criticus.

6 Ein Poet.

7 Ein Beamter.

8 Ein Sekretär. Rost war gräfl. Brühl. Bibliothekar.

9 Im Manuscript stand statt: meinem Witz: Königs Zorn.

10 Der Marschall von Sachsen.

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TextGrid Repository (2012). Kästner, Abraham Gotthelf. Gedichte. Sinngedichte. 34. Das Glück der witzigen Köpfe in ihrem Vaterlande. 34. Das Glück der witzigen Köpfe in ihrem Vaterlande. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-96C2-8