Das bekümmerte Europa, um den Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Johann Willhelm/ Hertzogen zu Sachsen etc. Käyserl. General-Feld-Marschall Lieutenant/auch Königl. Engeländ. und der Herren General-Staaten General-Lieutenant. Nachdem Derselbe bey der unglücklichen Belagerung Toulon in Provence durch einen Schuß ins Haupt seinen Helden-müthigen Geist aufgegeben

In Nahmen eines andern.

Fama

Mit Ehr-Furcht/ doch bestürtzt/ wird bald Europa lesen/
Was nun Printz Wilhelm ist/ und was er vor gewesen.

Der Käyser

Wo lebt mein General? vielmehr wo ficht er jetzt?
Der wie Eugenius auf Franckreichs Hochmuth blitzt?
Der seinen Rauten-Stock mit Palmen prächtger machet/
Und vor des Reiches Ruh mehr als vor seine wachet?
Durch dessen Helden-Strahl die Feinde von Turin/
Wie Nebel vor dem Glantz der Sonnen/ müssen fliehn?
Der meinen Adler stärckt/ und in berühmten Siegen/
Die Feinde fliehend macht/ ihn aber siegreich fliegen?

[258] Schweden

Wo ist der theure Printz/ der alten Sachsen Blut/
Der als ein junger Held/ mit hohen Löwen-Muth
Der Sachsen grauen Ruhm/ weiß wieder zu erjagen
Und ihre Tapfferkeit den Tapffern abzuschlagen? 1

Fußnoten

1 Es ist bekandt/ wie dieser Printz die Ehre Sachsens wieder einen Schwedischen General behauptet.

Engeland

Wo ficht mein William/ der/ wie der Britten Macht
Den Glantz der Tapfferkeit in Teutschland hat gebracht/
So als ein Teutscher steht in unsern Helden-Orden/
Und was dort Marlborough/ Er hier bey uns geworden?
Der unsre Harffen stimmt/ die den Triumph noch spielt/
Den Franckreich in dem Blut erschlagner Söhne sühlt?
Wo sicht mein Printz/ von dem die großen Thaten melden/
Kein Engelländer zwar/ jedoch von Engels Helden?

Holland

Wie? wo ist unser Held/ so mit dem Löwen wacht/
Und seinen Ruhm bey uns in vollen Flor gebracht?
Der schon vor längsten hat so manche Helden-Proben
In Braband abgelegt/ den Flandern weiß zu loben?
Der tapffre General/ Durchlauchtigsten Geblüts/
Von munterem Gesicht/ und redlichen Gemüths/
Der grüne Rauten Zweig der höchst belobten Sachsen?
Sein theures Fürsten-Blut soll ferner bey uns wachsen.

Teutschland

Wie muß es in dem Reich und wie in Welschland stehn?
Wirds meinen Helden auch noch wohl und glücklich gehn?
Zieht mein Arminius noch so gesund den Degen/
Als Löwen-müthig Er die Hand pflegt dran zu legen?
[259]
Hält in Provence noch der Feind den Wiederstand?
Weicht er dem Heere nicht/ das Ihn nechst überwand?
Wird Toulons Festigkeit den stählern Muth ausdauren/
Und stehn vor Franckreichs Stadt noch unsre Schutz und Mauren?

Franckreich

Verliehrt mein Helden Glantz auf einmahl seinen Schein?
Soll meines Königs Stern so gantz verdunckelt seyn?
Beseelt Turennens Muth nun Printzen frembder Erden?
Kan ihre Tapfferkeit durch nichts gewonnen werden?
Blitzt Sachsen/ ja die Welt auf meiner Liljen Pracht/
Daß sie sich Rosen draus in meinem Blute macht?
Will Sachsens Sieges-Arm auch über Toulon walten/
Um meine Sonn im Lauff und Siegen auffzuhalten?

Sachsen-Gotha

Biß an der Sternen Hauß trägt mich die Tapfferkeit/
Da sich vors Reiches Wohl mein Printz zum Opffer beut.
Printz Wilhelm/ welcher längst dem Purpur/ den er träget/
So groß und hohen Glantz/ als er ihm beygeleget.
Der Klug und Weißheit so/ wie seinen Degen liebt/
Und sich dem Cæsar gleich in beyden hochgeübt.
Der (welch ein rarer Ruhm/ so große Helden zieret/)
Den Himmel in der Brust mit sich zu Felde führet.
Auf den Ernestens Geist/ wo nicht gedoppelt/ ruht/
Wo From- und Tapfer-seyn fast gleiche Wunder thut/
Der Friedrichs Redlichkeit sich auserwehlt zum Orden/ 1
Und unserm David ist zum Jonathan geworden.
Den Lieb und Ehr-Furcht küßt/ um den mein ruhig Land
Unruhig werden muß/ weil es ihm unbekant/
Ob/ was aus Toulon wird auf meinen Printzen krachen/
Den/ der unsterblich schon/ auch sterblich könne machen?

Fußnoten

1 Dessen glorwürdigster Herr Vater Friedrich stifftete den Orden der Teutschen Redlichkeit.

[260] Fama

Ach! deine Sieges Fahn/ Europa/ wird nun roth:
Printz Wilhelm lebt zwar sich/ dir aber ist er todt.
Vor Toulon muß sein Ruhm Epaminonden gleichen/
Das Glück fing mit Ihm an/ und muß mit Ihm erbleichen.
Ins Auge komt ein Schuß/ und Franckreich hats gethan/
Denn man griff allzuscharff ihm den Aug-Apfel an.
Doch stirbt er rühmlicher/ als tausend andre leben:
Er fiel als wie ein Feiß und schlug den Feind darneben.
Vor Franckreichs Troja läst/ so tapffer/ als er thut/
Nach tausend Proben auch wohl ein Achilles Blut.
Nach sechzehn Jahren muß ein Hannibal den Degen/
Den er in Welschland zog/ berühmt darnieder legen.
Und kurtz: Printz Wilhelm stirbt/ doch was uns trösten kan/
So läst der theure Held zur neuen Sieges-Bahn
Dem Reiche Hercules, in Gotha aber leben
Den Phœnix, welcher mehr kan Heyl und Helden geben/
Der Nach-Welt seinen Ruhm/ Soldaten seinen Muth/
Ein Beyspiel/ wie man viel vor vielen Jahren thut/
Und daß der Feind darob nicht freudig werd erfunden/
Dem Himmel seine Seel/ und Franckreich tausend Wunden.

Der Himmel

Der erst dem Adler dient/ ist nun zur Sonne kommen.
Ein Engelländscher Held/ geht hier ins Engel-land.
Klagt man/ daß ich zu jung den Printzen weggenommen?
Nach seinen Thaten war Er mir vor alt bekandt.
Mein Seegen wird hiernechst auf seinem Hause schweben:
Bey weisen Fürsten soll ein Land glückselig seyn.
Mein Printz hat gnug gekriegt/ Ihn dessen zu erheben/
Bring ich Ihn Sieges-voll in meinen Friedenstein. 1

Fußnoten

1 Er ward in Friedenstein/ dem Hertzoglichen Schlosse/ beygesetzt.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Das bekümmerte Europa. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-896F-D