Die Betrübte und getröstete Liebe/ bey dem Absterben eines Vaters

Im Nahmen eines Christlichen Frauenzimmers.


Wiewohl der Eltern Hertz die Kinder stärcker lieben/
Und Sie derselben Tod auch mehr betrüben soll:
So macht des Vaters Huld/ die in mein Hertz geschrieben/
Doch einer Tochter Brust itzt wieder Jammers voll/
Daß Thränen sonder Zahl sie bey der Grufft vergiesset/
Weil wahre Traurigkeit aus wahrer Liebe fliesset.
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Die Wohlthat ist zu groß/ die theure Väter geben/
Daß sie mein danckbar Hertz auch nach dem Tod verehrt.
Gott gab dem Seeligen darum ein langes Leben/
Weil diß den süssen Trost in frommen Kindern mehrt:
Er ließ uns erst das Glück durch seine Sorgfalt schauen/
Und wolt im Alter uns durch Gottesfurcht erbauen.
Ein langes Leben wird doch gleichwohl kurtz geschätzet/
Das seiner Güte nach noch länger können seyn.
Wenn mich nun die Natur in tiefes Trauren setzet/
So nimmt die Tugend mich mit diesen Trost-Spruch ein:
Daß/ wenn der Eltern Tod der Kinder Hertz will brechen/
Der Eltern Seeligkeit sie kan zufrieden sprechen.
Dich liebt' ich/ Seeligster/ nun dich dein Jesus liebet/
In dessen Armen man dich in dem Sterben fand:
So lieb ich dich noch mehr/ weil der sich dir ergiebet/
Der meine Seele hat in seiner Lieb' entbrandt.
Als Vater bleibst du mir in meine Brust geschrieben/
Als einen Seeligen will ich dich ewig lieben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Lob- und Trauer-Gedichte. Die Betrübte und getröstete Liebe. Die Betrübte und getröstete Liebe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-85BA-5