Zwey Geistliche Lieder

Das erste

Auff den Nahmen der Gottliebenden/ Edlen/Ehrn-und Aller-tugendreichsten Jungfrawen Catharinæ Ottersen Deroselben zu Ehren/ und freundlichem gefallen

gestellt und geschrieben den 23 Febr. Anno 1624. Zu Horstrowey in Testredey/

von F.A.O.H.
1

Christe Gotts einger Sohn du bist/
Ein wesen das voll Keuscheit ist/
Gebohren ein Kindlein kleine/
In heiligkeit
Zu rechter zeit/
Von einer Jungfrawn reine.
2
Auff Erd nichts liebers dir gefellt/
Dann ein Mensch so sich Züchtig helt/
Vnd in der keuscheit lebet/
Bey tag und nacht
Stets bett und wacht/
Vnd heilig händ' auffhebet.
[282] 3
Trauter Jesu/ drumb komb auch ich
Dein dienerin und bitte dich/
Du wollst in mir zerstören
All eitelkeit
Vnd Weltlich frewd
So mein hertz möcht bethören.
4
Halt mich bey deinem wort allein/
Daß es mein högste frewd mög seyn/
Regier all meine glieder/
Das davon nicht
Was werd verricht/
So dir mag seyn zu wieder.
5
Augen und fleisches lust abwend/
Machs mit der hoffart auch ein end/
Dann dadurch/ wie man spühret/
Mit rew und schmertz
Manchs frommes hertz
Wird jämmerlich verführet.
6
Richte mein hertz/ sinn und gemüth
Durch deine Väterliche güt/
Daß ich mich nicht ergebe
Der wollust frewd/
Sondern allzeit
In reiner keuscheit lebe.
7
Im wort des Herrn ich g' schrieben sind/
Selig sind die reins hertzens sind/
Sie werden Gott anschawen
Mit grosser frewd
In ewigkeit/
Diß mercket ihr Jungfrawen.
[283] 8
Nach wollust folget rew und schmertz/
Diß bedenck wohl o frommes hertz/
Laß dich Gotts Geist regieren/
Nach Christi wort
Wollst immerfort
Den engen weg passieren.
9
Auff Gottes weg in deinem lauff
Steh nimmer still/ hör auch nicht auff
Mit fleisch und blut zu kämpffen/
Streit mit gewalt/
So wirstu bald
Das fewr der unzucht dempffen.
10
Ohn streit man keinen feind erlegt/
Auch kein Stadt zu gewinnen pflegt/
Man muß drumb erstlich fechten/
Also ein Christ
Muß sein gerüst
Zur lincken und zur rechten.
11
Tapffer und mannlich ohn verdruß
Er sich zum kampff stets schicken muß/
Willig ohn wiederstreben
Im Christenthumb/
So wird er ruhm/
Haben in jenem leben.
12
Trewlich bey Christo halten steth/
Vnd was er in der tauff geredt
Mit allem fleiß nachkommen/
Auff solch arbeit
Die ewig frewd
Gibt Gott zu lohn den frommen.
[284] 13
Es muß doch hie gestritten seyn/
Darumb o Christ gib dich darein/
Schick dich zum überwinden/
In Gotts wort such/
Drinn wirst genug
Beyd wehr und waffen finden.
14
Ringet darnach/ sagt Christi wort/
Daß ihr mögt durch die enge pfort
Zum himmelreich eingehen/
Dann viel ich sag/
Streben darnach/
Bleiben doch draussen stehen.
15
So dann viel nicht kommen drein/
Die darnach strebn/ wie wils dann seyn/
Mit denen/ die verachten
Des Herren lehr/
Vnd nimmermehr
Ihr Seelen heyl betrachten.
16
Einm jeden sey hiemit gesagt/
Sein sach zu nehm'n in guter acht/
Vnd in keuscheit zu leben/
So er ohn klag
An jenem tag
In ewigr frewd wil schweben.
17
Nun wil ich Jesu lieber Herr
Befehlen dir mein zucht und ehr/
Durch deinen heilgen nahmen
Erhalte mich
Beständiglich
In wahrer keuscheit/ Amen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hoyers, Anna Ovena. Gedichte. Geistliche und Weltliche Poemata. Zwey Geistliche Lieder. Das Erste. Das Erste. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-84AF-7