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Abschied

Wenn ich sterbe mit Schmach, wenn an den Frechen nicht
Meine Seele sich rächt, wenn ich hinunter bin,
Von des Genius Feinden
Überwunden, ins feige Grab,
Dann vergiß mich, o dann rette vom Untergang
Meinen Namen auch du, gütiges Herz! nicht mehr,
Dann erröte, die du mir
Hold gewesen, doch eher nicht!
Aber weiß ich es nicht? Wehe! du liebender
Schutzgeist! ferne von dir spielen zerreißend bald
Auf den Saiten des Herzens
Alle Geister des Todes mir.
O so bleiche dich denn, Locke der mutigen
Jugend! heute noch, du, lieber als morgen mir,
... hier, wo am einsamen
Scheidewege der Schmerz mich,
Mich der Tötende niederwirft.

Notes
Unvollendet. Entstanden wohl Sommer 1799, Erstdruck 1846 unter dem Titel »Abschiedsworte. An Diotima«.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hölderlin, Friedrich. Abschied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7CBB-8