[58] [66]Dichtermut

[Erste Fassung]


Sind denn dir nicht verwandt alle Lebendigen?
Nährt zum Dienste denn nicht selber die Parze dich?
Drum! so wandle nur wehrlos
Fort durchs Leben und sorge nicht!
Was geschiehet, es sei alles gesegnet dir,
Sei zur Freude gewandt! oder was könnte denn
Dich beleidigen, Herz! was
Da begegnen, wohin du sollst?
Denn, wie still am Gestad, oder in silberner
Fernhintönender Flut, oder auf schweigenden
Wassertiefen der leichte
Schwimmer wandelt, so sind auch wir,
Wir, die Dichter des Volks, gerne, wo Lebendes
Um uns atmet und wallt, freudig, und jedem hold,
Jedem trauend; wie sängen
Sonst wir jedem den eignen Gott?
Wenn die Woge denn auch einen der Mutigen,
Wo er treulich getraut, schmeichlend hinunterzieht,
Und die Stimme des Sängers
Nun in blauender Halle schweigt,
[66]
Freudig starb er und noch klagen die Einsamen,
Seine Haine, den Fall ihres Geliebtesten;
Öfters tönet der Jungfrau
Vom Gezweige sein freundlich Lied.
Wenn des Abends vorbei Einer der Unsern kömmt,
Wo der Bruder ihm sank, denket er manches wohl
An der warnenden Stelle,
Schweigt und gehet gerüsteter.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hölderlin, Friedrich. Gedichte. Gedichte 1800-1804. [Oden]. Dichtermut [Erste Fassung]. Dichtermut [Erste Fassung]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7BE6-E