14. Hochzeit-Gedichte

Sol der Degen an den Nagel?
Wird der Helm nun abgelegt?
Ruht der blaue Feuer-Hagel,
So den Schlacht-Gott selbst bewegt?
Soll die Lust den Feind zudämpfen,
Zubezwingen Stahl und Stein,
Soll die Brunst zu Sturm und Kämpffen,
Todt und gantz erloschen seyn?
[105]
Also kan ein süsses Blitzen,
Und ein Wunder-reicher Brand,
Dich nach neuer Art erhitzen,
Und verändern Hertz und Hand,
Daß du fühlst ein neues Brennen,
Daß du folgest frembder Fahn,
Daß dich Mars nicht mehr will kennen,
Daß du suchest neue Bahn.
Diß sind Kräften dieser Gaben,
Diß sind Funcken dieser Gluth,
So der Himmel hat gegraben
In der Liebsten Geist und Blut.
Dieses ist, was dich den Degen,
So dir noch kein Feind gethan,
Freundlich heisset niederlegen,
Und dich übermeistern kan.
Und wie solten nicht die Blicke,
Die ein keusches Auge führt,
Derer Glut durch keine Tücke
Falscher Zeiten wird berührt,
Stahl und Eisen selbst entbrennen.
Mars und seine Helden-Hand,
Sollt er diese Venus kennen,
Fühlte mehr als Liebes-Brand.
Sind nicht Adel, Witz und Tugend
Vor Geschwister hier geacht?
Zeigt die frühlings-gleiche Jugend
Nicht die bundte Wunder-Pracht?
Sind nicht die berühmten Schätze,
So die Morgenröthe trägt,
Nach der Schönheit Kunst-Gesetze
Auf den keuschen Mund geprägt?
Sind die klaren Asteriten,
Und das ungemeine Licht,
So die Freyheit dir bestritten,
Und in deine Seele bricht,
[106]
Nicht der Sonnen selbst zu gleichen,
So im Himmel Wache hält,
Und begierig Ihm zuweichen,
Zeitlich in die Welle fällt?
Nun du wirst mit solchen Gaben
Von der grossen Hand umkräntzt,
Die mehr Pracht und Schönheit haben,
Als in Ganges Muscheln gläntzt,
Warlich du hast viel gewonnen,
Der du dieses Band erkiest,
So der Himmel selbst gesponnen,
Und fast mehr als Freyheit ist.
Schönste Braut, sey nicht bestürtzet,
Freude hindert nicht die Zucht,
Wer hat deine Macht verkürtzet,
Und gestört des Sieges Frucht?
Herrsche frey auf deinem Throne,
Dessen Freyheit du belegt,
Setzet keines Reiches Crone,
Für die Fessel, die es trägt.
Edles Paar, genießt der Früchte,
So der Himmel euch geschenckt.
Schaut doch, wie mit einem Lichte
Hesperus sich zu euch lenckt.
Tausend hoch gestellte Kertzen,
Leuchten euch zur Abend Ruh,
Und Cupido schleusst mit Schertzen
Die berühmte Kammer zu.
Bleibet lange bey Gelücke,
Doch nicht allzulang allein,
Lasset zarter Augen Blicke,
Eurer Liebe Zeuge seyn,
Zeugen eurer grünen Jugend,
Zeugen eurer jungen Zeit,
Zeugen eurer Väter Tugend,
Und der Mutter Freundligkeit.
[107]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Gedichte. 14. Hochzeit-Gedichte. 14. Hochzeit-Gedichte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6C48-9