Das Mädchen

Gestern noch ein dürftig Ding,
Das so grau und albern ging,
Nichts an ihm zu sehen –
Und muß heut behutsam sein,
Wie wenn im Mai die Blüten schnei'n,
Daß nicht all verwehen.
Wie wenn ich Blüten an mir habe,
Als sei ich eine Gottesgabe, –
Ein reines Wunder bin ich ja,
Wie nie ich eins mit Augen sah.
Und muß mich sehr zusammennehmen
Und schämen.
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Warum? Weil ich so blühend bin,
Und weil der Wind treibt Blüten hin,
Die nicht am Baum erröten
Und voller Vorsicht sind
Und Unschuld und Erblöden –
Der dumme Wind!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hille, Peter. Das Mädchen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6A14-4