Zuruf

1841


Schaut der Sonne Auferstehn!
Strahlend blickt sie in die Runde,
Strahlend, wie zur ersten Stunde,
Und hat vieler Jahre Leid gesehn.
Wie's auch stürme, haltet stand,
Junge Herzen, unverdrossen!
Der ihn einstens ausgegossen,
Hat den Geist uns abermals gesandt.
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Bald erschallt in Ost und West
Jubel, millionentönig;
Freiheit heißt der letzte König,
Und sein Reich bleibt ewig felsenfest.
Nimmer schwingt in unsrem Haus
Der Kosake seine Knute,
Unsre deutsche Zauberrute
Schlägt noch manchen goldnen Frühling aus.
Junge Herzen, unverzagt!
Bald erscheint der neue Täufer,
Der Messias, der die Käufer
Und Verkäufer aus dem Tempel jagt.
Und die Götter nicht allein,
Schon der Mensch wird heilig leben,
Priester nur wird's fürder geben,
Und kein Laie mehr auf Erden sein.
Doch wie Donner ist sein Gang,
Und er naht nicht unter Psalmen,
Und man streut ihm keine Palmen,
Der Messias kommt mit Schwerterklang.
Darum legt die Harfen ab!
Laßt darin die Windsbraut spielen!
Unser warten Thermopylen,
Perser – und im Schatten manch ein Grab.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Herwegh, Georg. Gedichte. Lieder eines Lebendigen. Erster Teil. Zuruf. Zuruf. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-61D0-F