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Wie treibt man's mit Schleswig-Holstein schon zwölf Jahre lang? Was ist seit zehn Jahren für Kurhessens Volksrecht geschehen? Wie kommt es, daß die große teutonische Rasse von weder zahlreicheren noch zivilisierten Völkern in fortwährender Angst um ihre Freiheiten, ja um ihre Existenz erhalten wird?

Times


Deutschland ist ein romantischer Staat,
Der des Gedankens Mondschein
Vorzieht der klassischen Sonne der Tat –
Man muß halt alles gewohnt sein.
Den italienischen Stiefel nimmt
Und wird gestiefelter Kater
Herr Viktor – so was täte bestimmt
Kein deutscher Landesvater.
Die Strippen des Stiefels behält sich vor
Der kleine Sünder Hannes –
Was Karl nicht konnte, kann Franz Moor;
Doch Deutschland – sag, was kann es?
Kann lesen und schreiben, das ist wahr,
Auch sehr viel Tinte vergießt es.
Das Pulver hat's erfunden sogar;
Doch Deutschland – sag, wo schießt es?
Es blitzt des Krieges Wetterstrahl,
Doch Deutschland – sag, wo blitzt es?
Die Völker sitzen beim Friedensmahl,
Doch Deutschland – sag, wo sitzt es?
Zu sitzen wieder wie Anno acht
Und vierzig in Frankfurt dacht es;
Doch wenn es ein Parlament gemacht:
Das Parlament, was macht es?

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Herwegh, Georg. 2. [Deutschland ist ein romantischer Staat]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6106-8