19. Für die Priesterehe
Mönchlatein

Von Walter Mapes, dem Verf. des Mihi est propositum: via lata gradior &c. Aus Camden's Remaines p. 333. Ich hoffe nicht, daß Jemand in deutschen Lettern das Lied zu frei finden werde, da es mit lateinischen Lettern in Wolf. lection. memorab. und (dünkt mich) selbst in Flacii poemat. de corrupto ecclesiae statu zu finden; die Hälfte von Strophen ist überdem weggeblieben und die andre mit Fleiß nur frei übersetzt. Weitere Nachricht von Mapes Gedichten giebt Leyser hist. poetar. et poemat. med. aevi p. 776. ;& c.


Auch der gute Priscian wird nicht respektiret!
Gar das Wort Sacerdos 84 nicht recht mehr dekliniret!
Voraus hieß es hic 85 und haec, 86 so wards durchgeführet;
Jetzo heißt es: armer hic! haec ist exsuliret.
Leider! so muß immer ja Gottes Kirche leiden,
Was er selbst zusammen gab, soll der Mensch nicht scheiden,
Was Gott bei der Schöpfung sprach, sprach er ja zu Beiden:
»Wachset und vermehret euch, mehrt die Welt mit Freuden.«
[349]
Aber Jammer jetzt und Weh, die verlassen müssen,
Die so sanft sich zu uns that, scheiden von der Süssen!
»O Pabst Innocentius, du wirst büssen müssen,
Daß du unser Leben uns halb hinweg gerissen.
Bist du Innocentius, der die Unschuld liebet?
Und was jung er selbst genoß, andern nicht mehr giebet.«
Andern nicht vergönnt als Greis, was er jung geübet –
Bitte Gott, Pabst Innocenz, daß ers dir vergiebet.
Was war Adams Lebenslauf? Söhn' und Töchter zeugen!
Und das alte Testament macht sich dies zu eigen,
Und den alten Bund will ja nicht der Neue beugen,
Patriarchen, Könige und Propheten zeugen.
Paulus, der Apostel, ward hoch hinauf entzücket,
Was er in drei Himmeln sah, wer hat das erblicket?
Und was spricht er, wenn er uns wieder näher rücket?
»Jeder, spricht er, hab sein Weib, hab es unzerstücket.«
Ich bleib auch bei Paulus Wort, bei der guten Gabe:
»Lieben Brüder, es ist gut, daß ein Weib man habe,
Jedermann sein eigen Weib und sich an ihr labe,
Und daß jeder Priester auch seine eigne habe.«
Denn mich dünket, es ist hart und nicht feine Sitte,
Daß ein armer Priester sich erst zu Gaste bitte,
Bei der Tochter, Nichte, Frau in des Nachbars Hütte,
Lieben Herren, das ist hart und nicht feine Sitte.
Darum, heilger Väter, hilf, hilf uns aus den Nöthen,
Daß das Paternoster wir bald selbander beten:
Priester denn und Priesterin werden mich vertreten,
Und für meine Sündenschuld Paternoster beten.
[350]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. Liedsammlung. Volkslieder. Zweiter Theil. Drittes Buch. 19. Für die Priesterehe. 19. Für die Priesterehe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5A7F-6