Ursprung des Ideals

Nach dem Italienischen


In schönster Anmuth glänzten Mond und Sonne
Dem Sitze der Natur im Paradiese,
Als sie Dein Antlitz schuf, o Cölirosa,
Und es mit Reiz und allen Zügen schmückte.
Die Lust war heiter, wolkenlos der Himmel,
Und Heiterkeit mit allen Göttern schwebte
Zu Dir hernieder. Also wölbte sich
Die Stirn, das Auge; Pallas rührte sie,
Die Wange Kypris, und die Lippen Pitho,
Das Augenbran Aglaia, und Eros,
Er wiegte sich auf Deinen Augenlidern.
Und Zeus und Juno sahen freundlich an
Das ungesehne Werk voll süßer Einfalt
Und nannten's der Natur Idee und schenkten
Den Menschen es zum schönen Ideal.
Laß andre Künstler, Dichter schöne Glieder,
Der Eine dies, der Andre jenes preisen,
In Dir vereinte sich des Schönen Schönstes.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. Gedichte. Gedichte. Zweites Buch. Ursprung des Ideals. Ursprung des Ideals. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-575E-6