8.

Dem Wildbach bin ich abends nachgegangen,
Der vom Gewitterregen lustig schwoll.
Aus dem verstärkten Flutgebrause klangen
Grundtöne, wie des Donners fern Gegroll.
Als so die Wasser schäumend niedersprangen,
War's, wie wenn frisch mir durch die Seele quoll,
Was ich in lustgeschwellten Torenstunden,
Durch Wald und Talschlucht schweifend, je empfunden.
Und mich durchrauschten dunkle Grundgefühle
Mit langentbehrter wonniger Gewalt ...
Da aus des Berggewässers Quellenkühle
Urplötzlich zitternd hebt sich die Gestalt,
Die wieder mein ist ... winkt vom feuchten Pfühle,
Mit einem Hauch gebietet sie mir Halt ...
Auf schmalem Brücklein bleib ich droben stehen,
Ins altvertraute Nixenaug zu sehen.
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Ein Blick so tief, ein Gruß so unergründlich –
Ich bin ein Kind in grüner Wellen Schoß:
Ich weiß nicht, was im Staube fortkriecht sündlich,
Ich weiß nicht, was ein elend Menschenlos.
Ich spüre nur, was rein und ewig kindlich,
Und wähne mich der Föhre gleich und groß,
Die von dem rötlich tropfenden Gesteine
Des Hangs aufragt im letzten Purpurscheine ...

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Lebens. Neues Leben. 8. [Dem Wildbach bin ich abends nachgegangen]. 8. [Dem Wildbach bin ich abends nachgegangen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4DE3-9