Lebensbrot

Gib es nicht den Vielen,
Sie verstehen's selten:
Flug zu feinsten Zielen
Lassen sie nicht gelten.
Plump ins Auge springen
Muß, wozu sie drängen,
An den Außendingen
Bleibt ihr Wille hängen.
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Messen alle Gabe
Nach der Gier der Meisten,
Wähnen, alles trabe
Nach gemeinem Leisten.
Mögen's nie erfassen,
Daß die Himmelskronen
Sich erringen lassen
Nur durch Höllenzonen.
Daß ein köstlich Winken,
Süß wie Frauenkosen,
Mild wie Sternenblinken,
Liegt im Absichtslosen.
Daß die tiefen Nornen
Höchstes ihm erlosen,
Dem aus schwarzen Dornen
Blühen weiße Rosen.
Daß zum seligen Grale
Führen mystische Weisen,
Aus der Schmerzensschale
Lebensbrot zu speisen.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Lebensbrot. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4DCE-A