[213] XXXII.
Sokrates und der Wittwer.

Das frömmste Herz, der schönste Leib,
Das inniglich geliebte Weib,
Wird ihres jungen Mannes Küssen
Durch einen frühen Tod entrissen.
Untröstlich über den Verlust,
Zückt er den Dolch auf seine Brust,
Gehindert von getreuen Händen
Zerstößt er sich die Stirn an Wänden.
Kaum zähmen Bande seine Wuth,
Daß er sich nicht ein Leid anthut.
Auf Bitte wird er losgebunden,
Allein vom Schmerz ganz überwunden,
Begiebt er sich zu dem Sokrat,
Und bittet flehentlich um Rath.
Ach! sprach er, Weisester auf Erden,
Kann meiner Noth geholfen werden?
[214]
Ich soll nicht sterben, da das Licht
Mir dennoch tausend Geißeln flicht.
Der Weise schlug die Augen nieder:
Komm, sagt' er, nach acht Monden wieder.
Ja! nach acht Monden, welche Zeit!
Da hatt' er wiederum gefreyt.

von Hagedorn.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Heinse, Wilhelm. Erzählungen. Erzählungen für junge Damen und Dichter. Zweyter Band. 32. Sokrates und der Wittwer. 32. Sokrates und der Wittwer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4CEA-1