Zur Ollea

1.
Maultiertum

Dein Vater, wie ein jeder weiß,
Ein Esel leider war der Gute;
Doch deine Mutter, hochgesinnt,
War eine edle Vollblutstute.
Tatsache ist dein Maultiertum,
Wie sehr du dessen dich erwehrest;
Doch sagen darfst du guten Fugs,
Daß du den Pferden angehörest –
Daß du abstammst vom Bucephal,
Dem stolzen Gaul, daß deine Ahnen
Geharnischt nach dem Heil'gen Grab
Gefolgt den frommen Kreuzzugfahnen –
Daß du zu deiner Sippschaft zählst
Den hohen Schimmel, den geritten
Herr Gottfried von Bouillon, am Tag,
Wo er die Gottesstatt erstritten; –
Kannst sagen auch, daß Roß-Bayard
Dein Vetter war, daß deine Tante
Den Ritter Don Quixote trug,
Die heldenmüt'ge Rosinante.
Freilich, daß Sanchos Grauchen auch
Mit dir verwandt, mußt du nicht sagen;
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Verleugne gar das Eselein,
Das unsern Heiland einst getragen.
Auch ist nicht nötig, daß du just
Ein Langohr in dein Wappen setzest.
Sei deines eignen Werts Wardein –
Du giltst so hoch, wie du dich schätzest.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Heine, Heinrich. Gedichte. Neue Gedichte. Zur Ollea. 1. Maultiertum. 1. Maultiertum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4ACC-6